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Trink Meer! | 101 Gründe Cannabis zu lieben | Was uns Netzbetreiber nicht erzählen | Achtung Finanzdiktatur! | Geheime Depots im Wismut-Schacht
Vera Wagner
Amadeus Verlag
216 Seiten
ISBN: 978-3-98562037-1
€ 21,–
Anfang der 1900er-Jahre wies René Quinton nach, dass Meerwasser die gleiche mineralische Zusammensetzung hat wie die inneren Flüssigkeiten des menschlichen Körpers. Meerwasser liefert die Mineralien in perfekt ausgewogener Weise und enthält alle basischen Stoffe, die wir brauchen, um die Säure zu neutralisieren, die unser Körper aufgrund unserer Lebensweise (Stress, moderne Ernährung, Sport) in zu großen Mengen produziert.
Quintons Meerwassertherapie ist die Basis für dieses gut aufbereitete und leicht verständliche Buch. Meerwasser zu trinken gilt in Ländern wie Frankreich, Spanien und in Südamerika als Insidertipp – in Deutschland ist die Praxis leider nahezu unbekannt.
Unser Körper kann nicht alle Mineralien, die er für seine Funktionsfähigkeit benötigt, aus der täglichen Nahrung extrahieren. Auch Nahrungsergänzungen bergen Risiken, da sie von keiner Behörde auf Sicherheit, Qualität und Wirksamkeit geprüft werden. Zudem werden immer mehr synthetische Vitaminverbindungen zugelassen, die es in der Natur überhaupt nicht gibt. Meerwasser dagegen ist das einfachste und effektivste Ausgleichsmittel unserer inneren extrazellulären Umgebung, das uns die Natur gegeben hat: Durch die Wiederherstellung des Mineralstoffgehalts wird die elektrische Leitfähigkeit des Mediums verbessert. Meerwasser wirkt energetisierend, ist ein Superfood und ein Heilmittel.
Da es auf diesem Planeten nichts gibt, was nicht auch giftige Substanzen enthalten würde, sollte man auch Meerwasser nicht ungefiltert trinken. Ebenso wenig nützt es, Meersalz mit Wasser zu vermischen und zu verwenden. Meerwasser kann nicht künstlich hergestellt werden! Der im Buch zitierte Andreas Kalcker bringt es auf den Punkt: „Wenn Sie Blut trocknen und danach wieder mit Wasser vermischen, wird diese Flüssigkeit nicht mehr als Blut verwendbar sein. Sie wird nicht die gleiche lebensspendende Wirkung haben.“ Gute und seriöse Anbieter gereinigten Meerwassers sind im Buch erwähnt.
Meerwasser ist zur inneren und zur äußeren Anwendung geeignet und kann sogar subkutan injiziert werden. Beginnt man mit der Therapie, so sollte man behutsam und ganz langsam vorgehen, denn Meerwasser entgiftet, und das kann zu anfänglichen Nebenwirkungen führen.
Die Autorin lässt ihre Leser nicht allein mit der praktischen Umsetzung der Therapie: Neben zahlreichen Tipps zur Anwendung finden sich im Buch viele Erfahrungsberichte.
Meerwasser ist ein Elixier mit großem Heilungspotenzial, da es den Körper dabei unterstützt, in die Selbstheilung zu kommen. Wenn die Zellen wieder miteinander agieren, trägt das entscheidend zu einem gut funktionierenden Immunsystem bei. Immer mehr Menschen sehnen sich nach einer ganzheitlichen Heilkunde. Die hier zusammengetragenen Informationen über Wasser, Salz und Sauerstoff sind die Bausteine des Lebens – und dieses Leben kommt aus dem Meer.
ak
[Anm. d. Red.: Beachten Sie auch den ausführlichen Artikel der Autorin zum Thema in NEXUS 117.]
Michael Carus, Dr. med. Franjo Grotenhermen
Nachtschatten Verlag
240 Seiten
ISBN: 978-3-03788-697-7
€ 24,80
Warum ist Cannabis eigentlich legal – nicht nur als Medikament, sondern auch als Rauschdroge? Der Physiker Michael Carus und der Arzt Franjo Grotenhermen haben die 101 besten Gründe dafür zusammengetragen, weshalb Patienten, Konsumenten und Wissenschaftler die Pflanze und ihre Wirkstoffe schätzen. Für die bessere Übersicht gehen sie alphabetisch vor und handeln Fakten, Mythen und Anekdoten rund um Cannabis ab – von Abhängigkeit, ADHS und Ägypten bis Wilhelm Busch, Yoga und Zeitwahrnehmung. Herausgekommen ist ein unterhaltsames Lexikon, in dem die Leserschaft einiges Bekanntes und beachtlich viel Unbekanntes aus den Kategorien Wirkung, Medizin, Psyche, Geschichte, Biografien, Chemie, Kultur und Religion erfährt.
Hätten Sie etwa gewusst, dass Cannabis dabei helfen kann, sich besser auf Mathematik einzulassen? Dass Cannabis-Konsum empathischer macht? Warum Menschen überhaupt kiffen – und welche guten Witze es darüber gibt? Sogar einen zweiteiligen Mini-Reiseführer mit Urlaubszielen für Cannabis-Freunde haben die Autoren herausgearbeitet – und natürlich genügend warnende Worte, um die potenziell glückbringende Pflanze nicht zu missbrauchen oder anderweitig an ihr Schaden zu nehmen.
Die beiden Autoren kennen sich aus: Carus ist seit Jahrzehnten Hanfexperte und Mitgründer der European Industrial Hemp Association, Grotenhermen einer der bekanntesten Mediziner für therapeutische Cannabis-Anwendungen. Das merkt man: Gerade die medizinischen Kapitel sind fundiert und zeigen, dass Cannabis so viel mehr ist als nur ein Joint im Park.
Wer glaubt, schon alles über Cannabis zu wissen – oder auch grundsätzlich in die Materie einsteigen will –, ist mit diesem unterhaltsamen ABC gut beraten. Es ist facettenreich wie die Pflanze selbst, macht Spaß und lässt staunen – auch beim nüchternen Konsum. Ein Buch, das nicht überzeugen will, sondern erklären.
rc
Maik Lindner
Eigenverlag / Tredition
436 Seiten
ISBN: 978-3384-45297-9
€ 23,–
Das günstige Smartphone, das es zum neuen Vertrag gab, wollen wir nicht missen. Das merken wir spätestens, wenn wir in einem Funkloch gelandet sind. Wie gut, dass es so etwas mit dem rasanten Ausbau des Mobilfunks bald nicht mehr geben wird! Wirtschaftliche und andere Interessen, die mit der flächendeckenden Mikrowellenbestrahlung verbunden sind, interessieren uns kaum. Auch dass sich Mobilfunk mit wachsender Intensität und Verbreitung immer klarer als schädlich erweist, wischen wir beiseite. Man spürt ja nichts davon – Hauptsache endlich wieder Netz!
Seit Anfang des letzten Jahrhunderts gibt es Belege für die gefährlichen Wirkungen elektromagnetischer Wellen auf alles Lebendige, die jedoch auf ihrem Weg in Mainstreamwissenschaft und -bewusstsein massiv behindert wurden und werden. Die rasant wachsende Elektrosensibilität wird verschwiegen und verleugnet; dabei gibt es inzwischen anerkannte Studien, sogar Gerichtsurteile über die krank machende Wirkung des Mobilfunks auf Menschen und die gesamte Natur. Alle Lebewesen leiden darunter: Vögel finden ihre Routen nicht, Bienen verhungern, Rinder kalben nicht mehr, Fehlgeburten nehmen zu. Mobilfunk und andere menschengemachte elektromagnetische Wellen beeinflussen (teilweise gezielt) Wasserkreisläufe, Wetter und Klima. Selbst die Ozeane bleiben nicht verschont, auch sie werden zunehmend funkvernetzt.
Um mögliche Langzeitfolgen oder zumindest vorsichtigere Grenzwerte kümmern sich nur die Besorgten, während der Rest begeistert im Mikrowellenmeer schwimmt.
Mit dem flächendeckenden Funknetzausbau geht aber noch viel mehr einher: Wenig bekannt sind etwa die militärischen Anwendungen der Technologie – dafür aber umso mächtiger und unheimlicher. Der Autor greift hierbei auf relativ altes Material zurück – man mag sich gar nicht ausdenken, welche Höllentechnik seither entwickelt worden sein könnte.
Auf das Internet der Dinge (IoT) wird das Internet von Allem (IoA) folgen, das Menschen und andere Lebewesen digital verbindet. Aus der Industrie 4.0 entwickeln sich unsere Welt 4.0 und unsere Leben 4.0. Betrieben und gesteuert wird das Ganze durch wachsende, immer stärkere Funknetze, die zunehmend mächtige Technokraten und ihre KI nutzen, um die Welt im Kleinen wie im Großen zu lenken. Für selbstbestimmtes, freies Leben bleibt kein Platz mehr.
Das Verhalten der Netzbetreiber und assoziierter Interessengruppen gegenüber den Betroffenen oder schon Geschädigten kann man getrost Gaslighting nennen: Seriöse Information oder Mahnungen zur Vorsicht im Umgang mit neuen Technologien? Fehlanzeige! Darüber hätte man gerne noch mehr erfahren, vor allem auch, wie man sich dagegen wehren kann.
Ganz allein lässt einen der Autor aber nicht: Er beschreibt Mittel und Wege, mit denen man sich vor den elektromagnetischen Strahlen schützen kann, und gibt Adressen von Vereinigungen an, die sich mit dem Thema befassen. Es scheint sogar Wege zu geben, das gesamte Funknetz mit relativ geringem Aufwand so umzugestalten, dass es nicht mehr schädlich wirkt – auf das für 2026 angekündigte Buch des Autors zu diesem Thema („Bio 5G“) darf man gespannt sein.
Insgesamt ist „Was uns Netzbetreiber nicht erzählen“, trotz einer teilweise struppig-originellen Verwendung der deutschen Sprache, eine empfehlenswerte Lektüre – wenn man das Smartphone gerade einmal weggelegt hat.
hjo
Michael Brückner, Jessica Horn
Kopp Verlag
237 Seiten
ISBN: 978-3-98992-126-9
€ 20,–
Beim Erfinden neuer Abkürzungen sind die Bürokraten der Europäischen Kommission fleißig. Hinter dem Akronym AMLA verbirgt sich die Anti-Money Laundering Authority, eine Anti-Geldwäsche-Behörde. Obwohl sie seit dem 1. Juli 2025 ihre Arbeit aufgenommen und in Frankfurt am Main ihren Sitz bezogen hat, dürften sich bislang nur wenige Bundesbürger näher mit der Institution beschäftigt haben.
Offiziell sollen sich die Überwachungsmaßnahmen der neu geschaffenen Aufsichtsbehörde gegen kriminelle Geldwäsche-Netzwerke richten: superreiche russische Oligarchen und ausländische Mafiabanden, die über Firmenverflechtungen horrende Summen über Länder und Konten hinweg in den regulären Wirtschaftskreislauf einsickern lassen. Doch das Autorenduo Michael Brückner und Jessica Horn belegt in seiner Veröffentlichung, dass gerade der Durchschnittsbürger mit seinen Kontoverbindungen ins Visier der Behörde gerät und sie auch noch über Steuergelder und Bankgebühren finanzieren muss.
Die juristisch und wirtschaftlich hochkomplexe Materie wird von den Verfassern äußerst anschaulich erklärt. Während sie im ersten Kapitel die vier Rechtsgrundlagen der Geldkontrolle beschreiben, stellen sie im zweiten Kapitel das „Herzstück der AMLA“ vor: ein kommendes europäisches Vermögensregister, das neben herkömmlichen Bankkonten, Immobilien und Wertpapierdepots auch Edelmetalle, Kunstwerke, Kryptowährungen sowie private Sammlungen von Briefmarken und Münzen umfassen soll. In diesem Zusammenhang warnen die Autoren vor einem neuen Lastenausgleich zur Finanzierung der Euro-Schuldenpolitik.
Bei der Vorstellung der Strukturen und Kompetenzen der neuen Behörde im dritten Buchabschnitt thematisiert das Autorenduo die Unverhältnismäßigkeit der Überwachungsmaßnahmen, den Verlust nationaler Souveränität sowie die gezielte Verdrängung des Bargeldes durch den digitalen Euro. Schließlich entzieht es dem Bürokratiemonster, das bis 2027 rund 120 Millionen Euro aus dem EU-Haushalt erhalten soll, im vierten Kapitel die argumentative Grundlage und entlarvt es als „Placebo für empörte Bürger“.
Anschaulich vergleichen Brückner und Horn die präventive Überwachung aller Geldkonten durch KI-Programme mit der dystopischen Gedankenkontrolle im Film „Minority Report“ und arbeiten heraus, dass die Diskrepanz zwischen den propagierten und den tatsächlichen Zielen der AMLA eine clevere Täuschung ist – ähnlich den wahrgenommenen und tatsächlichen Höhendimensionen eines Ames-Raums. In einem Sonderkapitel behandeln die Autoren die vollständige Erfassung von Finanzbewegungen im Kryptobereich (Virtual Assets).
In erster Linie ist dieses Buch für Leser geeignet, die sich zielgerichtet, sachlich und kritisch über die neue EU-Behörde AMLA informieren möchten. Von Interesse im weiteren Sinne dürfte die Veröffentlichung auch für alle sein, die sich allgemein mit (über-)staatlicher Überwachung, der Einschränkung von Bürgerrechten und umfassender Finanzkontrolle beschäftigen.
Ernüchternd sind die Tipps zur Vermeidung der AMLA-Restriktionen und zum Umgang mit Geldwäschevorwürfen oder Kontokündigungen im letzten Kapitel. Im Nachwort wagen die Autoren noch einen Vergleich mit der sowjetischen Zentralbank und dem KGB, was wenig Gutes für die Zukunft erahnen lässt.
sb
Mario Ulbrich
Kopp Verlag
144 Seiten
ISBN: 978-3-98992-020-0
€ 18,–
Die Wismut AG – ab 1954 SDAG Wismut – war ein Bergbauunternehmen in der DDR, das sich zwischen 1946 und 1990 zum weltweit viertgrößten Produzenten von Uran entwickelt hatte.
Seit 1991 wurden die vom Uranerzbergbau geschädigten Regionen in Sachsen und Thüringen durch die Wismut saniert. Schacht 371 ist der Hauptschacht des stillgelegten Bergbaubetriebes. Das Bergwerk war mit einer Gesamttiefe von mehr als 1.800 Metern bis zur Schließung das tiefste Deutschlands.
Von Interesse ist jedoch Schacht 311. Dort sollen still und heimlich alte DDR-Banknoten, ungültig gewordene Verträge, ausgediente Formulare und fehlgedruckte Pässe versenkt worden sein.
Irgendwann im Jahre 1990 sah man Lastkraftwagen bei Nacht und Nebel durch die erzgebirgischen Dörfer Hartenstein und Wildbach fahren, die kurz vor Schneeberg links in den Wald abbogen. Ihr Ziel soll der Wismut-Schacht 311 gewesen sein. Der war schon ein Jahr zuvor, im Frühjahr 1989, geöffnet worden, weil die DDR-Staatsbank – wie schon 1984 – alte Banknoten entsorgen wollte. Die Laster aber, so munkeln die Leute in den Dörfern, kamen nicht von der Staatsbank. Stasi-Akten seien damals klammheimlich durch die Metallröhren des Betondeckels in den 500 Meter tiefen Schacht geworfen worden. Akten, die so geheim waren, dass sie niemals mehr jemand in die Hände bekommen durfte. Spinnerei?
Mario Ulbrichs Buch liegen mehr als 500 Seiten Stasi-Akten sowie einige Dokumente der Wismut zugrunde. Hinzu kommen Zeitzeugen, doch davon gibt es nicht mehr viele. Der Autor ist dem Thema akribisch nachgegangen – sehr aufschlussreich sind die alten Fotos und Dokumente, die reichlich im Buch vorhanden sind.
Heute wächst über dem Schacht ein Wald. Das Wasser, das im kilometerlangen Geflecht der Wismut-Schächte unaufhörlich steigt, hat auch den Schacht 311 erreicht und alles zerfressen, was in ihm seit Jahren ruht. Über dem Geld und allem, was dort verborgen liegt, steht eine Wassersäule von 330 Metern.
ak
Rezensenten
ak – Angelika Katterbach
rc – Renan Cengiz
sb – Sascha Bach