NEXUS Magazin: https://www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/die-sprache-der-organe


Die Sprache der Organe

OrganeDie Seele spricht – aber hören wir sie auch? Versteckt in Alltagsfloskeln teilen wir uns mehr über unsere inneren Zustände mit, als uns bewusst ist. Zeit, einen Wortschatz zu heben, der uns in einer uralten Zeitkapsel überliefert wurde.


Volksmund tut Wahrheit kund

Sokrates wusste es: Verletzungen der Seele werden durch den Körper sichtbar. Dieses Wissen entdecken wir mit der Universalbiologie gerade wieder und sind dabei auf einen biologischen Codex gestoßen, der sich innerhalb unserer Sprache manifestiert. Diese „Sprache der Organe“ drückt sich über Redewendungen aus, die aus uralten Zeiten stammen, durch den Volksmund weitergetragen wurden und bis heute verwendet werden. Es sind spezielle Termini, die sich direkt auf bestimmte Organe, Organteile und Gewebe beziehen. Das Interessante: Die alltäglichen Redewendungen, die die meisten Menschen direkt verstehen, stimmen treffsicher mit der hamerschen Germanischen Heilkunde® bzw. der Universalbiologie überein – es ist, als würde sich über sie eine Art Weltsprache offenbaren.

Die Organsprache entwickelte sich durch Beobachtungen, die unsere Vorfahren machten. Beispielsweise erkannten unsere Ahnen, dass jemand nach einem Wutausbruch gallig erbrechen musste („Mir läuft die Galle über“) oder eine Wunde am Ende der Heilung kribbelt („Wenns juckt, dann heilts“). Wir wissen auch: „Schlaf ist die beste Medizin“ – dementsprechend suchen sich verletzte Tiere ein ruhiges und sicheres Versteck zum Schlafen! Noch heute wissen wir, dass es das Dümmste ist, jemanden zu wecken, der krank ist. So etwas passiert normalerweise nur im Krankenhaus …

Wenn wir Wunden auf der Haut und der Seele haben, nicht atmen können und uns „Luft machen“ müssen, dann zieht es uns an die See oder in den Wald – eine Reha oder Kur können das oft nicht richten, dass wir uns wieder „wohl in unserer Haut fühlen“, denn meistens lenken diese Einrichtungen durch die Vielzahl an Therapien nur vom Kern unseres Befindens ab. Aus diesem Grund schmeißt es die Rückkehrer oft wieder in den heißen Kessel zurück.

Bis in die 1980er-Jahre wussten die Nachbarn der Mutter im Dorf, dass sie deshalb einen Knoten in der Brust hatte, weil ihr Kind gestorben war – sie sprachen von einem „Kummer-Krebs“ (Sorge-/Streit-/Nestkonflikt).

Mit dem Wissen der Universalbiologie können wir die Sprache der Organe auch als biologischen Redestil bezeichnen, da er erstaunlich passgenau Wiederherstellungsphasen („Es brennt unter den Nägeln“), hängende Heilungen (man hat „einen Kloß im Hals“) oder konfliktive Phasen („Es stößt mir sauer auf“) widerspiegelt.

Manchmal wirkt genau das: eine homöopathische Dosis an Worten. Literatur, die das beschreibt, worunter man leidet. Sätze, die enthalten, was das eigene Leben beschwert. Verdichtet, in hoher Konzentration der Organsprache liest man einen Satz, der die Verbindung schafft, und trifft auf Einverständnis – und damit auf das Zauberwort, das zum Weg in die Heilung führt.

In der biologischen Sprache der Organe tut nicht der Kindermund, sondern der Volksmund Wahrheit kund.

Das Herz

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Antoine de Saint-Exupery, „Der Kleine Prinz“

So wie wir materialisierter Geist sind, so stellen unsere Worte, Sätze und Redewendungen, die aus der Tiefe kommen, die Verbindung zwischen unserer Seele und dem Körper her. Sie stammen aus unserem Geist, der die Verknüpfung zwischen Verstand und Herz herstellt. Aus dieser Verbindung stammt die Sprache der Organe.

Manche Sätze, die aus Unachtsamkeit gesprochen werden, können mit einer Wucht auftreffen, dass man meint, sie würden einem Höllenkarussell entspringen, das unkontrollierbar im Kopf herumwirbelt. Sie können das Gegenüber erstarren lassen. Diese Sätze, die jemanden einfrieren, (ab-)spalten, entsetzen und empören, manifestieren sich in körperlichen Symptomen. Ein Buchstabe kann ein Wort verändern, ein Satz ein ganzes Leben. Es sind diese Worte, die unsere Psyche aufnimmt und die direkt im Herz landen – im negativen, aber auch im positiven Sinn. Ein Ausdruck, eine Situation kann uns „das Herz aufgehen lassen“ oder uns mit einem „Stich im Herzen“ zurücklassen.

Deutet man die Sprache der Organe im Rahmen der Universalbiologie, kann herausgefunden werden, welcher Konflikt samt der „festgehaltenen“ Emotion das Schockerlebnis nicht verarbeiten lässt.

Wir beginnen mit dem „springenden Punkt“, den schon Aristoteles so benannte: Er meinte damit jenen pulsierenden roten Fleck, der im befruchteten Hühnerei nach dem dritten Tag der Bebrütung mit bloßem Auge zu erkennen ist. Für ihn war es das erste Zeichen des Lebens: die Herzanlage. Doch was oder wer gibt den ersten Impuls für den Herzschlag? Hier sind sich alle Kulturen einig: Wenn die Seele in das Herz gelangt, beginnt das Herz zu schlagen.

Die Sprache des Herzens ist eindeutig. Sie sagt „Liebe mich, erhöre mich“, wenn es um die Revierbereiche geht. Ist unser Liebster, unsere Liebste zugegen, wird uns „warm ums Herz“, da es entzündet und entflammt wurde – es brennt in Liebe zu jemandem, an den wir unser „Herz verschenkt“ haben.

Warm ums Herz wird uns aber auch, wenn wir das machen können, was wir freudig angehen. Aus diesem Grund betrifft die Belastung des Revierverlustkonfliktes oder sexuellen Frustrationskonfliktes auch alle Engagements in verschiedenen Bereichen, die uns „lieb und teuer“ sind – die uns „ans Herz gewachsen“ sind, uns „am Herzen liegen“, weil unser „ganzes Herz dranhängt“. Das reicht von der Kunst über die Wohnung bis zum Beruf. Manchen Menschen „geht das Herz auf“, wenn sie nach der Arbeit endlich ihren Hund wieder drücken können. Auch der Vierbeiner ist dann voller Freude und überglücklich, sie zu sehen. Ein „Herz für Tiere“ fließt in beidseitiger Richtung!

Unser Herz kann aber auch „gebrochen“ werden – es „zerreißt uns das Herz“, wenn wir eine „lieb gewonnene“ Sache verlieren. Wir „erkranken“ an „Herzeleid“ und „Herzschmerz“; es geht uns „zu Herzen“, weil wir es uns zuvor „zu Herzen genommen“ haben.

Das Märchen vom „Froschkönig“ beschreibt solch ein Herzeleid und die Befreiung davon sehr eindrücklich:

„Heinrich, der Wagen bricht!“

„Nein, mein Herr, der Wagen nicht, es ist ein Band von meinem Herzen, das da lag in großen Schmerzen, als Ihr in dem Brunnen saßt, als ein Frosch Ihr wart.“

So endet das Märchen vom Froschkönig. Weil der junge Prinz in einen Frosch verzaubert wurde, meinte sein Diener, das Herz müsse ihm zerbrechen. Deshalb ließ er sich eiserne Bänder um sein Herz schmieden. Doch als der Zauber seine Kraft verlor und der Prinz mit seiner Braut auf sein Schloss fuhr, sprangen die Schutzbänder mit lautem Krachen vom Herzen Heinrichs. Er brauchte sie nicht mehr.

Man kann auch „sein Herz verlieren“ oder „sein Herz verschenken“. Einer ostasiatischen Weisheit zufolge sind Menschen, die dafür bestimmt sind, einander ohne Rücksicht auf Zeit, Ort oder Umstände zu begegnen, durch einen „roten Schicksalsfaden“ verbunden. Die Farbe Rot symbolisiert das Herz – man ist „ein Herz und eine Seele“. Der Faden mag sich dehnen oder verheddern, reißen aber wird er nie. Wir alle haben schon von greisen Lebenspartnern gehört, die wenige Tage nacheinander sterben. Viele denken, dass dies Krankenhaus-Seemannsgarn sei, doch die Praxis spiegelt genau dies wider: Verwitwete Menschen folgen ihrem Partner binnen kürzester Zeit ohne eindeutige medizinische Diagnose – aber aus einem großen Kummer heraus, der „das Herz zerbricht“. Da dies häufiger geschieht als gedacht, bezeichnen Mediziner dieses Geschehen als „Gebrochenes-Herz-Syndrom“ – fachsprachlich: Stress-Kardiomyopathie. Dieses Broken-Heart-Syndrom, das zunächst für einen Herzinfarkt gehalten wird, da die Symptome sich manchmal ähneln, entwickelt sich gewöhnlich in aller Stille, klammheimlich und sehr häufig sogar ohne Begleitsymptome.

Menschen mit einem „weichen Herzen“ fühlen sich dazu berufen, andere zu unterstützen, und helfen, wo sie nur können. Ein „Nein“ ist nicht in ihrem Wortschatz enthalten – niemand wird abgewiesen. Sie haben ein großes Herz für die Sorgen und Nöte ihrer Mitmenschen. Auf der organischen Ebene betrifft das weiche Herz die Kammermuskulatur, die konfliktiv tatsächlich „ausdünnt“ und somit etwas softer erscheint. Menschen mit „viel Herz“ können jedoch bei häufigen Rezidiven tatsächlich unter einem zu großen Herzen leiden, da das Myokard sich nach jeder Lösung etwas mehr verdickt (Luxusgewebe). Mit der Zeit und bei ständigen Wiederholungen stellt sich diese Charaktereigenschaft des weiten Herzens dann auch auf der körperlichen Ebene als Dilatation (Herzerweiterung) und Herzinsuffizienz dar. Je nach Ausmaß kann man dann unter Wassereinlagerungen (vorwiegend an den Füßen, die beim Hochlagern weniger werden), Atemnot, Müdigkeit und gegebenenfalls unter Bluthochdruck leiden.

Der Herzbeutel, der wie ein Schutzschild das Organ umschließt, hat die Aufgabe, es vor Angriffen zu schützen. Wenn beispielsweise ein Ehepartner einen Herzinfarkt erleidet, kann die Frau dies als Attacke auf ihr eigenes Corazón erleben. Solch ein leidendes Herz verdickt das Perikard, das es umschließt, aus Schutz vor der empfundenen Attacke. Wenn dieser Kummer nicht nachlässt und man ständig die Bedrohung bzw. die Sorge empfindet, dass der Partner einen erneuten Infarkt erleiden könnte, bildet sich ein Panzer um das Herz. Die Schulmedizin spricht von einem „Panzer-Herz“. Es ist vielleicht schwer vorstellbar, aber das alles geschieht, damit wir weiterleben können.

Hier noch ein paar weitere Perlen aus dem Wortschatz des Herzbereichs:

Die Kehle

Jedes Organ, jedes Gewebe ist ein Teil des Gesamtbewusstseins des Körpers, aber dennoch in einer Einheit – dem Individuum, dem „Unteilbaren“ – verbunden. Die drei Ebenen Psyche, Gehirn und Organ bilden in der Universalbiologie das Bewusstsein des Menschen und reagieren alle synchron in der Sekunde, in der uns ein Schock trifft: Über die Psyche nehmen wir das Unheil wahr, im Gehirn bildet sich der Hamersche Herd, und das korrelierende Gewebe reagiert mit Auf- oder Abbau oder Funktionsänderung.

Bei Unfällen, Vergiftungen und Mangelerscheinungen landet der erste Impuls im Gewebe bzw. Organ. Das bedeutet: Wenn man sich beispielsweise mit einem Messer in den Finger schneidet und keinerlei Bedenken hat, dass die Wunde verheilt, reagiert nur das Organ (Haut). Aber es gibt andere Beispiele: Hat man einen Unfall, bei dem man sich gleichzeitig abwertet – „Hätte ich mal lieber aufgepasst, dann wäre das nicht passiert“ –, reagieren Organ, Psyche und Gehirn unweigerlich synchron. Ein anderes Beispiel: Der Therapeut sagt, dass man zu viele Giftstoffe habe oder unter Nährstoffmangel leide – auch dann kann natürlich die Psyche mitreagieren, beispielsweise mit Entsetzen.

Bekommt man einen riesigen Schreck (Schreckangst- oder Revierangstkonflikt) und betrifft er auf der organischen Ebene den Kehlkopf, dann „bleibt uns vor Angst die Luft weg“. Solch ein Entsetzen „schnürt die Kehle zu“, und man meint, „nicht atmen zu können“. Oder es bleibt der „Kloß im Hals“ stecken. Mit einer extremen Furcht – wenn jemand einem „an die Kehle“ will – wird man sogar heiser.

Wird dieser Angstkonflikt gelöst, tritt Luftnot beim Einatmen auf. Betrifft die Schreckangst vorwiegend die Stimmbänder, können sich dort Polypen einstellen. Und wenn sich auf der gegenüberliegenden Seite im Bronchial-Relais ebenfalls ein Konflikt in der Heilkrise befindet, führt dies zu einer extremen Atemnot (Asthma mit inspiratorischem und exspiratorischem Stridor).

Weitere Beispiele aus diesem Bereich:

Revierärger/Identität

Der Revierärger-/Identitätskonflikt kann auf der organischen Ebene die kleine Kurvatur des Magens, die Leber-Gallen-Gänge, die Bauchspeicheldrüsenausführungsgänge und den Zwölffingerdarm betreffen. Die Redewendung „Mir ist eine Laus über die Leber gelaufen“ bedeutet genau das: Die Laus – eine Lappalie, die sich als Schiene manifestieren kann – kann der Nachbar sein, der die Grenzen nicht beachtet, unaufhörlich mit seinem Rasenmäher nervt und mit dem Lärm für Ärger sorgt. Auch eine nicht sorgsam in der Reihe aufgestellte Mülltonne kann für solch einen Groll verantwortlich sein, dass einem „die Galle überläuft“. Als Sekretvorstufe „läuft einem die Galle hoch“, bis man „Galle spuckt“ und sein Missbehagen äußert. So manch einer „schluckt auch seinen Ärger hinunter“.

Die Schulmediziner (ausgenommen manchmal die Psychosomatik) suchen vergebens nach der Laus, vor allem auf internistischem Feld. Sie ist zu einem Spruch geworden, von dessen Herkunft kaum jemand weiß, weil diese Art von Bonmots nur mit dem Wissen der Universalbiologie oder durch Selbstbeobachtung verstanden werden können.

Der Inhalt ist variabel, das Gefühl ist es nicht. Wenn man „vor Wut kocht“, „Gift und Galle spuckt“ oder die „beleidigte Leberwurst“ spielt, weil es Streit ums Geld gibt, die Frau oder der Mann nicht das macht, was man will, dann kann es gehörigen Ärger geben.

Wenn die Verärgerung und der Zorn wieder verdampfen und die Leber-Gallen-Gänge in der Wiederherstellungsphase anschwellen, kann es passieren, dass der Gallenfarbstoff (Bilirubin) sich im Blut staut: Dann wird man tatsächlich gelb (Gelbsucht; Hepatitis).

Den derben Ausdruck, der den Magen betrifft und gefühlsmäßig mit dem „Kampf um den eigenen Bereich“ verbunden ist, hat jeder schon im Munde getragen: „Ich finde das zum Kotzen“. Dementsprechend und in der Lösung kommt es zum Erbrechen. In der konfliktiven Phase hat man Sodbrennen („Es stößt mir sauer auf“) und Schmerzen („Mir schmerzt der Magen“, „Es liegt mir im Magen“) – und zwar so lange, bis man den Konflikt erfolgreich einem guten Ende zuführen konnte. „Stress schlägt auf den Magen“ bedeutet, dass zusätzliche Faktoren die aktive Phase des Revierärgers erhöhen.

Weitere Wortschätze aus diesem Feld:

Die Haut

Die Haut (Epidermis; Oberhaut) ist unser größtes Organ – sie ist sensibel und wird von der Sensorik gesteuert, die mit dem Großhirn verbunden ist. Etwa fünf Millionen Sinnesrezeptoren liegen in ihr. Sie sorgt für Temperaturbalance (Gänsehaut, Schwitzen) und ist ein wichtiges Atmungs- und Ausscheidungsorgan. Die auf der materiellen Ebene gebildete Grenze zwischen uns und der Umgebung ist aber nur scheinbar: Die Haut schottet uns nicht ab, sondern stellt die Verbindung, den Kontakt, zwischen uns und der Umwelt her. Deshalb können wir manche Menschen auch „gut riechen“ oder eben „nicht riechen“. Weil die Epidermis verbindet, gehen uns manche Sachen „unter die Haut“. Nicht nur für Säuglinge und Kinder ist Berührung lebensnotwendig – sie ist urmenschlich. Fehlen dem Kind Streicheleinheiten, kann es häufig keine große Resilienz aufbauen.

Man kann sich ein „dickes Fell“ zulegen, wenn man meint, dass man zu „dünnhäutig“ ist. Kein einfaches Unterfangen. Das dicke Fell entsteht tatsächlich aufgrund von Angriffen, die die unter der Epidermis liegende Lederhaut betreffen und die sich in der aktiven Phase zum Schutz verdickt. Wenn man „dünnhäutig“ ist und unter Trennungen leidet, wird die Haut rau und trocken – in der konfliktiven Phase lichtet sich die Epidermis dann tatsächlich aus. Menschen mit solch einem empfindsamen Gemüt nehmen schlechte Nachrichten fast ungefiltert auf, sie erscheinen durchlässig, ohne Schutz. In der Medizin werden sie als hochsensibel (HSP – „Highly Sensitive Person“) beschrieben. Im Gegensatz dazu gibt es Persönlichkeiten, die glaubhaft ausdrücken: „Das juckt mich nicht“.

Kontaktverluste bzw. Trennungen sind ein weites Feld – sie können ihren Ausgangspunkt bei und nach der Geburt nehmen oder in der häufig viel zu frühen „Abgabe“ der Kleinen in die Kita. Sie können aber auch durch das Flickwerk innerhalb einer Patchwork-Familie entstehen – oder durch streitende Eltern, die das Kleine empfinden lassen: „Ich gehöre nicht dazu.“ Trennung und kein stabiler Kontakt bilden hier das Hauptübel, unter dem die Menschen leiden. Die schulmedizinische Diagnose lautet: Neurodermitis, Ekzem oder Psoriasis.

Dennoch: Werden derartige Kontaktverluste (Trennungen) gelöst, fängt die Haut an zu jucken, sie wird rot und sieht nicht schön aus. Der Volksmund sagt: „Wenns juckt, dann heilts“. Manchmal bleiben Narben zurück – nicht nur in der Seele. Je nach Alter können weitere Gefühle durch die Symptome der Heilung einprasseln: Scham, Schuld, Hass, Wut usw.

Die Epidermis besteht aus mehreren Schichten, allesamt sind sie hauchzart. Wenn die unterste Schicht, in der sich die Melanozyten befinden, betroffen ist, erbleicht die Haut an der Stelle, wo man die ungerechte Trennung empfunden hatte – und zwar ziemlich flott und erst mal bleibend, bis der Konflikt gelöst werden konnte.

Die am schwersten verspürten brutalen Trennungen betreffen auf der organischen Ebene die Knochenhaut – sie gelangen noch bodenloser in unser Gemüt und Organ. In der konfliktiven Phase kann man dann kalte Füße bekommen (speziell bis zu den Waden), wenn einem „der Boden unter den Füßen zu heiß“ geworden ist. Man meint, dass die Kälte in den Füßen zu einem durchdringt.

Die Füße werden nicht mehr warm, auch wenn die Flucht über das Haff Jahrzehnte her ist und die mit Blut gefüllten Blasen längst verschwunden sind. Lauwarme Fußbäder lindern nur spärlich, wenn die Erinnerungen noch weiter jucken. Die Wiederherstellungsphase von diesem Sinnvollen Biologischen Sonderprogramm ist geprägt von fließenden Schmerzen („Weichteilrheuma“), die sehr unangenehm werden können.

Der rund um die Haut angelegte Wortschatz ist vielfältig; auch hier gibt es einiges freizulegen:

Ob man „gleich aus der Haut fährt“, sich einem „die Fußnägel hochrollen“, man sich „etwas unter den Nagel reißt“ oder sich einem „die Nackenhaare aufstellen“ – immer steckt hinter solchen Wendungen ein physiologisch-psychisches Geschehen, das im Rahmen der Universalbiologie deutbar ist, hinter dem sich aber auch eine tiefe Begriffs- und Erfahrungsgeschichte verbirgt.

Im Mittelalter etwa wurden nicht nur unehelich Geborene komplett ausgeschlossen und verstoßen, von der Kirche verurteilt „mit Haut und Haar verschlungen“ und ausgesetzt. Wurde man vor die Tore der Stadt gescheucht, kam das einem Todesurteil auf Raten gleich. Wenn man noch keinen Hautausschlag hatte, bekam man ihn spätestens jetzt: Aussatz, später als Lepra bezeichnet. Menschen, die vor der Pforte dahinvegetieren mussten und keinen Zutritt zur Gemeinschaft hatten, wurden gemieden „wie ein Aussätziger“ oder „die Pest“. Bei den Hautsymptomen der Lepra und der Pest handelt es sich um die hängende Heilung eines Verunstaltungs-, Besudelungs- und/oder Attackekonfliktes, der auf der organischen Ebene die Lederhaut betrifft. Die Religionsvertreter bestimmten damals, wen man meiden müsse „wie einen Aussätzigen“ (= jemand, der außen sitzen muss) und wen nicht.

Erst war es der religiöse Einfluss mit dem Handwerkszeug der mentalen Manipulation (Ekel, Verdammnis, Sünde), aus dem sich dann später die Idee der Infektion und Ansteckung mit der Emotion des Ekels (und Angst) entwickelte. Aus diesem Grund sagen wir heute noch: „Rück mir nicht zu nah auf die Pelle“. Oder: Den oder das „meide ich wie die Pest“.

Die Haut ist der Spiegel der Seele, und die sitzt bekanntlich im Herzen. Was die Haut zeigt, ist das, was im Herzen sticht: ungerechte, brutale Trennungen, Angriffe, Abwertungen, Kontaktverluste – sehen und hören Sie genau hin, es kann Ihnen die Augen öffnen.

Anmerkung der Redaktion

Der Text ist ein editierter und zusammengefasster Auszug von Ursula Stolls und Dr. Stefan Lankas Aufzeichnungen, die in einem eigenen Buch zur „Organsprache“ veröffentlicht werden. Vertiefen können Sie die hier angesprochenen Themen in den Ende 2025 stattfindenden NEXUS-Seminaren mit Frau Stoll und Frau Lüssi.