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Editorial Ausgabe 79

Daniel Wagner EditorialLiebe Leser,
was ist der Tod? Für die Anhänger der westlichen Religionen ist er etwas Endgültiges: Sie sehen darin das Ende der körperlichen Existenz, nach der der Sterbliche vor seinen Schöpfer tritt und – wenn er sein Sündenregister nicht überstrapaziert hat – auf ewig ins Himmelreich eingeht. Für die Jünger des modernen Materialismus ist sowieso Schluss: Ihnen zufolge gehen nach dem Tod die Lichter aus und unser Körper löst sich, zusammen mit allem, was als „Ich“ bezeichnet wurde, in seine Bestandteile auf.


Zwischen beiden Extremen gibt es unzählige Varianten, und gerade in jüngster Zeit hatten die Zurückgekehrten Konjunktur, doch im Grunde lassen sich sämtliche Spekulationen auf einen simplen Fakt herunterbrechen: Das, was wirklich geschieht, weiß nur der Sterbende selbst – und für die Menschen, die er zurücklässt, bleibt ein Fragezeichen.

Ich sitze in einem weißen Skoda Yeti, der die A9 hinunterbraust. Gesteuert wird das Auto von Amara, einem Deutschen, der sich vor 30 Jahren, einer inneren Eingebung folgend, nach Indien begeben und in eine vedische Priesterlinie einweihen lassen hat. Die acht Stunden, in denen wir im Auto sitzen, fliegen nur so vorbei: Wir unterhalten uns über die Kraft der alten Agnihotris, die mit ihren Homa-Feuern über Jahrtausende die Erinnerung an den geistigen Ursprung des Universums aufrechterhielten, über die echten Naadi-Palmblattbibliotheken, die seit Generationen von einer Familie betreut werden und zu denen er Führungen organisiert, über die Bescheidenheit wahrer Lehrer und das herrschende Kali-Yuga, in dem die Menschen von Gier getrieben und die Rechtschaffenheit wie der Glaube an Gott Stück für Stück korrumpiert werden, bis sie gänzlich in Vergessenheit geraten.

„Veda“, sagt er, „das heißt Wissen. Und dieses Wissen war einst auf der ganzen Welt verbreitet.“

„Einst“ meint die Zeit vor dem Kali-Yuga, vor der letzten großen Katastrophe. Die vedischen Texte behaupten von sich, archaische Überbleibsel dieses Wissens zu sein – und selbst dieser Bruchteil ist so tief und exakt, dass man ein ganzes Leben damit zubringen kann, ihn zu studieren. Je länger wir uns unterhalten, je mehr Sanskritbegriffe Amara mir auslegt, desto klarer wird mir: Diese uralten Texte sind ein magischer Spiegel der modernen Wissenschaft. Es ist eine hochrationale, fast technische Sprache – nur, dass diese eben nicht die materielle Welt beschreibt, sondern die geistige. Das Gespräch erinnert mich wieder daran, wie geschlossen das Weltbild der Veden ist, wie stimmig.

Wir unterhalten uns auch über Leben und Tod. Den Veden zufolge sind wir unzerstörbare Seelenfunken, ein Teil Vishnus, des Schöpfers aller Universen. Auch das haben wir vergessen, weil wir von der Raumzeit umhüllt und ins Spiel von Leben und Tod verstrickt sind: samsara, den karmischen Kreislauf. In diesem Kreislauf werden wir wieder und wieder geboren, bis alle karmischen Bindungen, die wir im Laufe unserer zahlreichen Inkarnationen angesammelt haben, aufgelöst sind.

Wenn ein Mensch stirbt, so lässt er den Veden zufolge nur sein Vehikel zurück, seinen Körper. Das sei wie mit diesem Auto, sagt Amara: „Ich steuere es, aber ich bin es nicht.“ Daher gibt es bei den vedischen Priestern auch kein Bestattungsritual, wie wir es kennen: Die Rituale, die durchgeführt werden, dienen der Transformation, der Lösung von der physischen Ebene. Sie sollen es den Zurückgebliebenen genauso wie dem Toten erleichtern, von der materiellen Welt und den Verhaftungen, die sich im körperlichen Leben angesammelt haben, loszulassen.

Ein solches apara prayoga – ein „Nachtod“-Ritual – ist der Grund, warum wir gemeinsam unterwegs nach Akams sind: Am 3. September ist Thomas Kirschner verstorben, der Mann, der NEXUS nach Deutschland brachte und über Jahre dieses Magazin war. Er selbst war Agnostiker und dogmenfrei, hatte aber in den Veden einen Schatz entdeckt, zu dem es ihn immer wieder zurücktrieb. Thomas wollte kein Gewese um seinen Tod, aber da er uns viel bedeutet hat, haben wir beschlossen, ihn im kleinen Kreis zu verabschieden.

Am nächsten Morgen sitze ich gegen 10:30 Uhr in einer familiären Runde aus Mitarbeitern und Freunden auf der Terrasse unseres Verlagsgebäudes. Amara hat seine rituelle Kleidung angelegt und sitzt im Schneidersitz vor kleinen Tischchen. Wir schauen nach Süden – nur Totenrituale werden in diese Richtung ausgeführt; sie sollen Yama, den Herrn des Todes, günstig stimmen, damit er den Verstorbenen aufnimmt und in die nächste Inkarnation geleitet. Das Tischchen säumen Messingschalen mit Sesam und Reis, Obst und Blumenköpfen, ein Kännchen Wasser steht dazwischen. Links und rechts auf dem Tisch stehen hohe Deepam-Lampen aus Messing, in die ich Sesamöl gefüllt habe – Sesam gilt als besonders rein, daher wird er vor allem bei Totenzeremonien verwendet. Zwischen den Lampen, im Hintergrund, lehnt ein Bilderrahmen, in dem Thomas lächelt.

Nachdem Amara rituell seine Hände gereinigt hat, ruft er Ganapathi Ganesh, den Herrn der Yogis an, der den Pfad für alle erleuchteten Wesen vorgibt. Er soll etwaige Hindernisse beseitigen und den Anwesenden die Tür in die höheren Sphären öffnen. Amara nennt astronomischen Zeitpunkt und Ort der rituellen Handlung sowie den Namen des Verstorbenen, um den Vorgang in die Akasha-Chronik einzutragen. So wird er bis zum Ende aller Zeiten gespeichert sein, und alle Anwesenden werden, so Amara, bis zu ihrem eigenen Tod einen Nutzen daraus ziehen. Thomas’ Frau zündet die Öllampen an, auch eine kleinere vor dem Bild, das für Thomas steht.

Dann nimmt Amara ein Muschelhorn in die Hände und bläst hinein: Dreimal schallt ein klarer Ton in die Allgäuer Berge und kehrt zu uns zurück. Der Ton ist ein weiterer Schutz: Er baut ein Feld auf, um störende Einflüsse fernzuhalten.

Das Glöckchen, das der Priester als Nächstes schwingt, und die Mantren, die er dazu aus den heiligen Texten rezitiert, versetzen mich in Trance. Es ist ein diffuser Flashback, aus dem sich die Kernerinnerungen pellen – meine eindrücklichsten Begegnungen mit Thomas. Ich stehe wieder, geführt von einer schrägen Verquickung und dem Wunsch, beim jungen deutschen NEXUS mitzumachen, in der Paul-Neumann-Straße in Potsdam an der Tür und klingele. Thomas öffnet, bittet mich herein, hört sich meine Geschichte an, und drückt mir, weil ich so aufgekratzt bin, zwei Goldstäbe in die Hand – ein Frequenzgerät, das mich beruhigen soll. Er dreht es auf, mich durchzuckt ein Schlag … Ich bin in einem Seminarraum, irgendwo in Berlin. Es ist eines der letzten Feldenkrais-Seminare, die Thomas durchführt, bevor er sich endgültig und ausschließlich dem Verlag widmet. Vor Kurzem habe ich angefangen, für NEXUS zu übersetzen – es ist ein Text von Steven Greer. Thomas fleddert mir meine Übersetzung auf den Tisch, die mit roten Anmerkungen übersät ist: „Ist nicht dein Ernst, oder? Das nennst du Übersetzung?“ Ich bin wie vor den Kopf gestoßen, und beginne, mir die wichtigsten Stilbücher reinzuziehen … Ich liege im Garten des Potsdamer Verlagshauses, die Druckfahne des „Organischen Universums“ von Giuliana Conforto in der Hand, als Thomas aufgeregt auf die Terrasse stürmt und meint, er hätte gerade das Buch eines verrückten Typen aus dem Internet geladen: der heiße Jim Humble, sei ein alter Goldgräber und habe ein Wundermittel gegen Malaria entdeckt …

Die Erinnerungen verschmelzen. Das Gefühl, das in mir hochkommt, kenne ich von den christlichen Begräbnissen, die ich bisher erlebt habe: Da ist diese Trauer über das unwiderruflich Vergangene, die Erinnerungen an die Erlebnisse mit einer Person, die nie wieder da sein wird. Gleichzeitig ist da aber auch ein Schauer von Freiheit, Grenzenlosigkeit, Freude. In solchen Situationen kann ich nie sagen, ob ich weine oder lache. Amara reißt mich aus meinen Gedanken.

„Daniel, kannst du mal den Weihrauch holen? Der ist in so einer gelben Kiste.“

Mit dem Duft des Weihrauchs, der vom Altar wabert, kehrt meine Fassung zurück. Wir sind in dem Teil des Rituals angekommen, in dem Amara das Wasser, mit dem das Haus gereinigt werden soll, mit lösenden Mantren „auflädt“. Die Kupferamphore mit dem Wasser reicht er Thomas’ Frau, dazu ein längliches Bündel Kushagras. Das Ritual sieht vor, dass sie, nachdem sie unsere kleine Runde gesegnet hat, durch das gesamte Haus geht und jeden Raum besprenkelt. Ihr Sohn folgt ihr mit einer Schüssel Sesam, den er in die Ecken streut. Beides soll dabei helfen, die Anhaftungen zu lösen, die die Lebenden und Toten noch in diesem Haus haben.

Während die beiden unterwegs sind, ploppen die nächsten Erinnerungskerne auf. Mir fällt ein, wie ich frohgemut aus einem Urlaub zurück nach Potsdam komme, und Thomas gerade auf seinem Nibiru-Tripp ist: Ein ganzes Heft im Zeichen der dräuenden Katastrophe, und ich sitze am Rechner wie Falschgeld. „Ist das der Grund, warum ich hier beim NEXUS gelandet bin“, frage ich mich – „um den Weltuntergang zu verkünden?“ … Ich denke an die Besessenheit, mit der Thomas auf das Jahr 2012 zusteuerte. Es war ein innerer Drang, eine Besorgnis über den Zustand der Welt, die ihn schließlich in die Sicherheit und Abgeschiedenheit des Allgäus trieb. Dass das Haus einen Bunker hatte, war ein Entscheidungsgrund für den Kauf … Mir geht durch den Kopf, wie wir hier auf engstem Raum anfingen, und ich die erste Zeit im Bunker schlief – und wie dann, als der 21.12.2012 ohne große Vorkommnisse vorüberging, seine unterschwellige Furcht von etwas ganz Realem abgelöst wurde: seiner Krankheit. Sie wurde zu seiner Nemesis, seinem persönlichen Nibiru: Welche Strategie, wie viele Therapien er auch ausprobierte – am Ende konnte er ihrer nicht Herr werden …

Es grunzt. Am unteren Ende der Wiese steht Elsbeth, das Hausschwein, und nagt an den Brettern zum Hag. Ich muss schmunzeln, denn auch sie erinnert an Thomas, seine Eigenarten … und ein paar Anekdoten. Als die Hausherrin und ihr Sohn zurückgekehrt sind, fährt Amara mit dem Ritual fort:

„Jetzt ist der Zeitpunkt“, wendet er sich an uns, „an dem man dem Verstorbenen noch ein paar letzte Dinge sagen kann, die einem auf dem Herzen liegen. Falls es noch Ungesagtes gibt, oder Dankesworte – das alles kann jetzt geäußert werden.“

Es sind private Erinnerungen, die in der Runde aufkommen, Worte, aus denen vor allem eins herausklingt: Respekt. Als ich an der Reihe bin, fällt mir das Wort „Lehrer“ ein, mit allen Konnotationen. Ich bin dankbar für alles, was ich von Thomas gelernt habe – und dazu gehört eben auch zu erkennen, was mich von ihm unterscheidet, was ich nicht bin. Aber ich weiß, dass ein Großteil von dem, was meine öffentliche Persönlichkeit ist, von ihm geprägt wurde. Er hat mir eine Form gegeben, eine Richtung.

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Über die Wege des Schicksals haben schon viele bedeutende Menschen viele bedeutende Worte gesagt. Meines kommt mir inzwischen vor wie eine Bobbahn: Irgendwann habe ich die Karre angeschoben, und seitdem geht es mit ziemlichem Karacho einen Weg entlang, der mich in den Kurven ab und zu aus der Ideallinie trägt, aber doch immer wieder auf eine Spur zurückbringt, die ich selbst nicht gefertigt habe. Und auf dieser Spur liegt – fragen Sie mich nicht, warum – dieser Mensch, dieses Magazin.

Ich weiß nicht, ob es ohne einen Thomas Kirschner ein deutsches NEXUS-Magazin geben würde. Ob Sie ohne ihn von David Icke, John Bedini oder Project Camelot erfahren, mit Rife-Frequenzgeräten, Beck-Pulsern oder alchemistischen Instrumenten experimentiert hätten. Ob Sie je den Gedanken gehegt hätten, dass wir alle nur ein Zoo von Entitäten sind, die sich an unseren Ängsten laben. Oder wüssten, was eine Drop-dead-Distance ist. Ich weiß nicht, ob Sie diese Zeilen lesen würden. Vielleicht – aber es wären ganz gewiss andere gewesen.

Das Ritual entfaltet seine Wirkung: Mitten in unseren Erinnerungen beginnen wir zu lachen. „Wer weiß?“, witzeln wir. „Wahrscheinlich ist Thomas schon auf der nächsten Ebene unterwegs, um deren Geheimnisse klarzumachen. Und wenn wir ihm dann wiederbegegnen, wird er uns brühwarm erzählen, was er schon alles entdeckt hat.“ In unseren Witzeleien klingt auch der Dank mit, einen solchen Menschen kennengelernt zu haben: einen mit Ecken und von einer Schroffheit, die langsam ausstirbt. Einen eigenwilligen Macher, immer von etwas getrieben, immer auf der Suche. Einen Zündfunken, der Menschen anstecken konnte.

Bevor wir uns zum Homa-Feuer begeben, dem letzten Teil des Rituals, nimmt sich jeder von uns ein paar Blumenköpfe aus der Schale und wirft sie auf den Altar vor das Bild, um seinen Dank auszudrücken. Hinter der Glasscheibe lächelt er. Nein, Thomas hätte das alles hier nicht gewollt: keinen Nachruf, kein Brimborium. Aber ich kann mich, als ich meine Blumen auf den Altar schnippe und ihn noch einmal ansehe, des Gefühls nicht erwehren, dass er ein bisschen stolz auf uns ist.

Wir begeben uns zur Feuerstelle im Garten, um die wir zuvor Blütenblätter gestreut haben. Alle nehmen darum Platz, den Blick weiter in Richtung Süden. In den bereitgestellten Topf mit frisch gekochtem Reis rühre ich schwarzen Quinoa und Sesam. Amara streut Kampfer über die Holzscheite, wirft ein paar Brocken Kuhdung hinein, öffnet ein großes Glas mit Ghee. Als das Feuer entzündet ist, chantet ershlokas aus dem Rigveda, einem der ältesten Texte der Erde. Bei jedem svaha, mit dem die Verse enden, opfert Thomas’ Frau einen Teil der Reismischung, bis alles aufgebraucht ist. Unsere Runde ist still und friedlich, wir lächeln. Zum Schluss bittet Amara uns, gemeinsam ein Mantra zu intonieren. Eine Schale Reis geht herum, von der sich jeder eine Hand voll nimmt. Dann stimmen wir an: Om … namo … narayanaya … svaha.

Acht Mal wiederholen wir das Mantra, aus jeder Hand wandert beim svaha ein wenig Reis ins Feuer. Es lodert auf.

Danke, Mann. Du hast unser Leben verändert.

Jetzt sitze ich also hier, an der Position, in der ich ihn so oft von außen gesehen habe, und brüte über den Sätzen des Editorials, mache mir Gedanken um die weitere Entwicklung der alternativen Szene und sinniere, wie ich zusätzlich zu den Artikeln des englischen Hefts knackige Autoren und Themen an Land ziehen kann. Die Kollegen und Freunde, mit denen ich meine Entwicklung und Pläne besprochen habe, haben mir immer wieder signalisiert: Mach, das ist der richtige Schritt. Es wird weitergehen, mit neuen Themen, neuen Gesichtern, neuen Impulsen.

Was ich an Thomas immer bewundert habe, das war sein Instinkt für das Neue, seine Forschheit, sein Drang, Dinge anzupacken und bekannt zu machen. Genauso klasse fand ich, dass er die Leser an seinem eigenen Erkenntnisprozess hat teilhaben lassen. Die Inder haben da einen schmucken Spruch, der auf das vedische Wissen zurückgeht: Wenn jemand stirbt, dann gibt er seine Eigenschaften weiter – die schlechten an seine Feinde … und die guten an seine Freunde.

Mag sein – mir hat er schon im Leben genug weitergegeben.

Herzlich
Ihr Daniel Wagner


Kommentare

Kommentar von Abrasax (03. Oktober 2018, 04:53 Uhr)

Vielen Dank Thomas Kirschner für ihre Arbeit an NEXUS und eine gute Reise wünsche ich ihnen. Es gab hier tatsächlich immer wieder sehr interessante Artikel zu lesen, die eine ganz eigene Farbe hatten und sich wohltuend irgendwie von anderen alternativen Blättern unterschieden haben. Darum schaute ich immer wieder bei NEXUS rein.

Ihnen Daniel Wagner wünsche ich nochmals viel Erfolg hier bei NEXUS.
Auch Sie haben schon sehr gute Artikel hier veröffentlicht. Der eindruckvollste für mich war bislang der über die seltsamen Hintergründe der ersten PopRockMacher.

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Sehr spannend zu lesen war jetzt die Beschreibung der Abschieds-Zeremonie durch einen Veden-Priester. Ich möchte dem Respekt zollen, die Menschen auf dem Planeten Erde haben viele Rituale entwickelt um mit den verschiedenen Ereignissen eines Planet-Erde-Menschen-Lebens umzugehen. Gefühle, Empfindungen, Gedanken, Vorstellungen und vieles mehr formten diese Rituale. Doch diese Rituale sind für mich nur eine Form und eine Struktur, welche die daran teilnehmenden Menschen anleiten und begleiten sollen, auf eine ganz bestimmte Art und Weise noch einmal ganz intensiv und gemeinsam für und mit dem Weiterreisenden zu fühlen, empfinden, denken, sprechen und tun.

Die Beschreibung der vedischen Zeremonie hat mich bereichert.
In den letzten Monaten war ich auf zwei katholischen Beerdigungen.
Nicht alles was die katholischen Kleriker dort tun ist falsch ......
Die Vielfalt der vedischen Priester, was diese alles bedenken, gefällt mir, auch wenn mir noch viele Verbesserungsvorschläge einfallen.

Wir Planet-Erde-Menschen heute sind leider zu spirituellen Analphabeten geworden, schlimmer noch, wir sind schon auf dem Weg, zu mechanistischen Bio-Roboter zu werden. Das ist nicht nur eine traurige, sondern auch eine gefährliche Entwicklung, die mir ganz und gar nicht gefällt und der ich mich voll und ganz entgegenstelle.

Zurück zu Thomas Kirschner, der nun seinen Weg weitergeht, was sehr gut und sehr wünschenswert ist:

Erzählen die alten Veden nicht von Phänomenen, die erklären, daß die Entfernung zwischen zwei Punkten oder Orten nur eine bedingte Rolle spielt? Raum und Zeit spielen beide nur eine bedingte Rolle und können mühelos überwunden werden. Sogar die verschiedenen Dimensionen des Seins spielen nur eine bedingte Rolle und können ebenfalls mühelos überwunden werden. Die Gesetze dazu müssen wir kennen und auf die richtige Art und Weise anwenden, dann gibt es nur noch bedingte Barrieren für das Sein des Menschen.

Was hat mich an den Beerdigungen - ein schreckliches Wort - am meisten mitgenommen? Ich musste bei der letzten Beerdigung nahezu weinen, nicht wegen dem Verlust des wirklich sehr lieben Verwandten, sondern weil mich die große und tiefe Trauer der betroffenen Familie so sehr traurig gemacht hat, darum habe ich fast geweint. Und ich habe auch desshalb fast geweint, weil ich erkannt habe, daß ich mich zu wenig darum bemüht hatte, diesen Menschen wirklich kennenzulernen, was ich zu diesem Zeitpunkt vielleicht ein wenig zu sehr emotional empfunden habe, weil so viele Menschen dort getrauert haben. Jeder Mensch hat eine unglaublich tiefe Persönlichkeit zu bieten und es ist gar nicht möglich, auf der Erde diese tiefe Persönlichkeit ganz zu erkennen und das ist auch gar nicht notwendig hier.

Wenn ein Mensch eine Reise unternimmt, so wird es ihm immer helfen, wenn gerade jene Menschen, die mit diesem Menschen eine innigere Verbindung haben, gute, freundliche, liebevolle, helfende, freie Gedanken an diesen Menschen haben und manchmal darüber sprechen. Egoistische Gedanken gegenüber diesem Reisenden sind für niemanden hilfreich, das sollten die Menschen verstehen lernen. Jeder Mensch will und muß seinen Weg gehen und wir sollten keinen Menschen mit einem fesselnden Band an uns binden. Auch Gedanken sind Bänder und können fesselnd sein und das ist zutiefst egoistisch und absolut nicht hilfreich, weder für den Denkenden, noch für den Menschen, an den gedacht wird.

Zeremonien, die einen bindenden Charakter haben, und für mich ist das die katholische Zeremonie zum Beispiel, sind absolut zu vermeiden! Ich finde die vedische Zeremonie viel besser, das habe ich hier aus diesem Artikel gelernt.

Danke für diesen Artikel Daniel Wagner


Kommentar von Landerun (04. Oktober 2018, 17:06 Uhr)

Dankeschön für Deinen Artikel, lieber Daniel. Es war ein liebe-, würde- und respektvolles Lebewohl. Kein Abschied für immer. Leben in jeglicher Form ist Veränderung ein Hüllenwechsel. Wachsen, werden, lernen, loslassen und erinnern.
Alles Gute
Heidi


Kommentar von Joachim (09. Oktober 2018, 19:54 Uhr)

Lieber Daniel, ich danke dir von Herzen, dass du dem neuen Heft soviel Raum für den Abschied von Thomas gegeben hast. Deine Worte empfand ich als sehr tröstend und ich wünsche dir alles Glück bei deiner großen Aufgabe das Magazin auch im Sinne von Thomas weiterzuführen. Die aktuelle Ausgabe ist sehr gelungen. Vor allem die Fortsetzung zur Heilung von der Wetiko Psychose sollte viele Menschen erreichen.

Lieber Thomas, wo und wie du auch immer diese Zeilen empfangen magst, es gebührt dir ein außerordentlicher Dank für alles, was du geschaffen hast. Das war großartig und hilfreich. Alle Liebe und alles Licht auf deiner weiteren Reise wünsche ich dir mit allem was ich bin.


Kommentar von Wanderer im irdischen Sein (20. Oktober 2018, 22:52 Uhr)

Der Herr sprach, wer mich sucht, der findet mich. Lieber Thomas, mit bedauern habe ich so eben davon erfahren, dass Du nun auf dem Weg bist, ich wünsche Dir auf Deiner Reise alles Gute und GOttes Segen, gleichfalls Danke ich Dir für deine vielen Artikel, die auch mir halfen den Weg des Lebens begehen zu können. Ein Leitsatz meinerseits ist dieser: Memento Mori, bedenke das Du sterben mußt, Du lieber Thomas hast uns sehr geholfen, hab Dank und man sieht sich. GOtt sei mit Dir JEsus CHristus behüte Dich.


Kommentar von Daniel Kälin (24. Oktober 2018, 14:44 Uhr)

"Danke, Mann. Du hast unser Leben verändert."
Genau dem möchte ich mich auch anschliessen und mich gleichzeitig post mortem nochmals dafür entschuldigen, dass ich nach meiner Auswanderung vor sechs Jahren das Nexus-Abonnement aus Asien nicht mehr weiter bezahlen konnte und mich relativ kurzfristig ohne feste Zieladresse und ohne eine fristgerechte korrekte, schriftliche Kündigung des Magazins abgeschickt zu haben vom Schweizer Acker gemacht hatte. Möge er mir verzeihen und ruhen in Frieden und das ewige Licht leuchte ihm. Amen.


Kommentar von Iris (15. September 2022, 16:02 Uhr)

Ich habe es gerade gelesen. 2006 oder 07 in Potsdam lernte ich Thomas Kirschner ke und seine Arbeit schätzen.

Danke lieber Daniel für deine ausführliche Beschreibung des vedischen Abschiedsrituals.
So konnte ich auch gedanklich Abschied nehmen.