NEXUS Magazin: https://www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/jesu-rivalen-16-legenden-gekreuzigter-weltenretter
Quizfrage: Wer wurde am 25. Dezember geboren, war ausgesandt von einem Vatergott, wirkte Wunder und aß mit seinen zwölf Anhängern zu Abend, bevor er am Kreuz getötet wurde, um die Sünden der Welt zu tilgen? Die Antwort: Mitras, der römische Sonnengott. Überrascht? Es kommt noch dicker: Gleich 16 Legenden über gekreuzigte Weltenretter lernen Sie in unserem Artikel kennen, deren Leben und Wirken im Orient teils frappierende Ähnlichkeiten zu Jesus von Nazaret aufweisen – und das teils Jahrtausende vor der Geburt des Christentums. Hat die Kreuzigung Jesu überhaupt stattgefunden? Und falls nicht: Woher stammt der dahinterliegende Mythos?
Die Kernaussagen des „Jesus-Narrativs“ lauten, dass Gottes Sohn durch unbefleckte Empfängnis gezeugt und am 25. Dezember geboren wurde. Er wirkte zahlreiche Wunder, predigte von Nächstenliebe, wurde gekreuzigt und ist drei Tage später auferstanden. So einzigartig und detailgetreu das auch klingen mag, gab es in der Geschichte mehr als 30 bekannte Persönlichkeiten – die mehrere Tausend Jahre vor Jesus lebten –, in deren Lebensgeschichte viele dieser Punkte ebenfalls vorkommen. 1875 schrieb Kersey Graves das Buch „The World’s Sixteen Crucified Saviors“, das Sie vollständig im Internetarchiv (t1p.de/graves)finden. Der Text beschreibt 16 „Weltenretter“ aus verschiedenen Perioden und Kontinenten, deren Legenden frappierende Ähnlichkeiten zu Jesu Leben aufweisen. Für diesen Artikel wurden die wichtigsten Passagen des Textes zusammengefasst und redigiert; die eigenwilligen Namensschreibungen aus dem Original aber großteils beibehalten. Nicht alle Namen halten modernen Analysen stand oder sind heute noch einordenbar, da Graves und die von ihm zitierten Forscher zum Teil sehr synkretistisch mit den Quellen umgingen.
Forschungen zur Geschichte des Orients enthüllten die bemerkenswerte Tatsache, dass Legenden über Mensch gewordene Götter, die der wundertätigen Figur „Jesus Christus“ entsprechen, in den meisten, wenn nicht sogar allen großen heidnischen Glaubensgemeinschaften ein Leitmotiv bilden. Die Belege und Legenden zu einigen dieser göttlichen Inkarnationen weisen eine derart verblüffende Ähnlichkeit mit jener des christlichen Glaubens auf – nicht nur in groben Zügen, sondern bis in die kleinsten Details, von der Legende der unbefleckten Empfängnis bis zur Kreuzigung und dem darauffolgenden Aufstieg in den Himmel –, dass man eine leicht mit der anderen verwechseln könnte.
Mehr als 20 solche Behauptungen – Behauptungen, mit göttlichen Eigenschaften ausgestattet (vergöttlicht) zu sein – wurden den Augen der Welt mitsamt ihren Zeugnissen präsentiert, um gegen das von der Christenheit gefällte Urteil anzutreten, Jesus Christus sei „der einzige Sohn Gottes und wurde von ihm gesandt“. 20 Messiasse, Weltenretter und Söhne Gottes stiegen laut Geschichtsschreibung oder Überlieferung in der Vergangenheit vom Himmel herab und nahmen menschliche Gestalt an, sie lebten in menschlichen Körpern und erbrachten den Nachweis ihrer göttlichen Natur durch zahlreiche Wunder, mildtätiges Wirken und außergewöhnliche Tugenden; schlussendlich legten alle diese „Jesus Christusse“ (der Name steht hier für die Figur) den Grundstein für die Erlösung der Welt und stiegen wieder in den Himmel auf.
Alle Genannten besaßen göttliche Eigenschaften, fast alle wurden als Gott oder Sohn eines Gottes verehrt, die meisten wurden als Heiland, Weltenretter, Messias oder Mediator geboren und nicht wenige davon angeblich von Jungfrauen. Einige verkörperten Charaktere, die fast identisch zu der Beschreibung von Jesus Christus in der Bibel waren; viele davon wurden wie Jesus laut den Berichten gekreuzigt. Nimmt man alle diese Charaktere zusammen, liefern sie eine Vorlage und Parallele für beinahe jedes wichtige Ereignis oder Wunder, jede Lehre und jedes Gebot, das dem christlichen Heiland im Neuen Testament zugeschrieben wird. Mit so vielen Rettern kann – oder sollte – die Welt wohl nicht verloren sein.