NEXUS Magazin: https://www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/kornkreise-2025-seltsame-zeiten
Nachdem eigentlich weithin akzeptiert wurde, dass es auf den Feldern etwas ruhiger geworden ist, scheint das Interesse am Phänomen paradoxerweise neu erwacht zu sein. Aber mit neuer Aufmerksamkeit kommen neue Kontroversen. Man könnte meinen, es wäre fast wie in den guten alten Zeiten – nur mit etwas weniger Formationen. Doch die spektakuläre Schönheit der Kornkreise bleibt unverändert.
Seit Jahren fragen wir uns, ob der Rückgang der Kornkreiserscheinungen nur ein vorübergehendes Phänomen oder doch ein Trend ist. Mittlerweile können wir mit Sicherheit sagen, dass wir uns in einer Übergangsphase befinden. In diesem Jahr gab es kaum Überraschung bei einer Handvoll eher gemäßigter Muster. Das heißt jedoch nicht, dass das Geheimnis der Kornkreise entzaubert wurde oder nicht mehr für heftige Diskussionen sorgt. Tatsächlich stechen außergewöhnliche Beispiele allein durch ihre Seltenheit noch stärker hervor, und der Kampf um die Wahrheit hinter dem Rätsel hat sich nach Jahren der allgemeinen Gleichgültigkeit merklich verschärft.
Das neu aufgeflammte Interesse an Kornkreisen haben wir führenden Ufo-Podcasts zu verdanken, die sich mittlerweile einer großen Anhängerschaft erfreuen und das Thema für sich entdeckt zu haben scheinen. Einerseits ist diese Aufmerksamkeit zu begrüßen, aber bei aller Begeisterung für die Gegenwart werden gern die Erkenntnisse aus früheren – und wesentlich umtriebigeren Jahren – übersehen, was nicht gerade zu einem breiten Verständnis des Phänomens beiträgt. Daher wurde in diesem Sommer das Crop Circle Research Archive (CCRA) ins Leben gerufen, um die wichtigsten Studien verschiedener Forscher aus den letzten Jahrzehnten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, nachdem diese viel zu lange in staubigen Aktenordnern und auf Festplatten vor sich hin geschimmelt haben. Archivar Barry Reynolds hat es sich mit meiner Unterstützung zur Aufgabe gemacht, diese verfügbaren Materialien zusammenzutragen. Bislang haben wir nur Beispielmaterialien auf CircleResearchArchive.com online gestellt, aber nach und nach soll dort eine der umfassendsten Datenbanken zum Thema Kornkreise entstehen, die für alle frei zugänglich ist.
Ein merkwürdiger Nebeneffekt dieses neuen Fokus auf die mysteriösen Kreisformationen war das Auftauchen neuer Gesichter: Leute, die behaupten, die Erschaffer der Kreise zu sein, in der Absicht, sich das Phänomen in gewisser Weise anzueignen und sich damit einen Namen zu machen. Ein vermeintlicher Kreisschöpfer im Ruhestand teilte sogar öffentlich Onlineberichte über seine angeblichen früheren Aktivitäten und kündigte ein Buch an, in dem er seine eigenen paranormalen Begegnungen auf den Feldern hervorheben werde – ein interaktiver Aspekt, der offenbar auch nach Meinung einiger menschlicher Kreisbauer zu wenig Aufmerksamkeit erfährt.
Über die Frage, wie viele Kornkreise von Menschenhand erschaffen werden, wird seit Jahren diskutiert, und in den sozialen Medien kommt es mitunter zu heftigen Auseinandersetzungen. Diese erneut hochkochenden gegenseitigen Anschuldigungen erinnern an die Blütezeit der bekannten „Hoaxer“ der 1990er- und 2000er-Jahre (die sich selbst wohl eher als Künstler bezeichnen). Zur damaligen Zeit spielte sich ein ähnlicher Zirkus in der Welt der Croppies ab, bis alle von dem ständigen Gezänk nur noch gelangweilt waren. Mit dem Blick auf die wahren Probleme der Welt sind diese Nischenkonflikte nicht mehr als ein Sturm im Wasserglas, aber gleichzeitig auch ein interessantes Zeichen, dass das Thema wieder an Relevanz gewinnt.
Dass neue Amateurkreisbauer, deren minderwertiges Werk von erfahrenen Beobachtern überhaupt keine Beachtung findet, plötzlich wie Pilze aus dem Boden schießen, wirft eine wichtige Frage auf: Warum halten sich die weniger offensichtlichen Schöpfer (wer oder was sie auch immer sein mögen – außerirdische, physische oder natürliche Kräfte aus anderen Dimensionen) in dieser neuen Normalität, in der Kornkreise selten geworden sind, so sehr zurück? Über den ganzen Sommer des Jahres 2025 wurden weltweit nur 19 Kreise gemeldet, von denen einige bekanntermaßen oder mit hoher Wahrscheinlichkeit auf menschliche Künstler zurückzuführen sind. Ist dies die Zeit großer Veränderung, wie in einigen Artikeln bereits vorhergesagt, weil der Zweck des Phänomens im Wesentlichen erfüllt wurde, oder handelt es sich nur um die Ruhe vor dem Sturm eines erneuten Aufbäumens? Werden die Kreise durch noch verrücktere paranormale Ereignisse ersetzt? Einige gehen davon aus, dass das derzeit aufflammende Interesse an Ufos/UAPs und die Spekulationen um eine offizielle Offenlegung auf eine derartige Entwicklung hindeuten.
Aber das Phänomen der Kornfeldmuster ist noch nicht Geschichte. Sofern es nicht bekannt ist oder zumindest stark vermutet wird, dass ein Kreis von Menschenhand geschaffen wurde, halte ich mich in den folgenden Berichten über die Meldungen dieses Jahres an die üblichen Regeln: nur das zu beobachten, was auf den Feldern zu sehen ist, und die jeweiligen Eigenschaften zu beschreiben. Darüber hinaus müssen meine Leser selbst entscheiden, bei welchen Mustern sie eine übernatürliche Herkunft vermuten. Allen Kontroversen zum Trotz inspirieren und begeistern diese bemerkenswerten Formen die Menschen weiterhin, und einige denken seit Langem, dass die Existenz der Kornkreise unabhängig von ihrem Ursprung allein dadurch gerechtfertigt ist.
Hinweise darauf, dass es für die Kornkreis-Community ein zänkisches Jahr werden könnte, zeigten sich bereits mit dem ersten Kunstwerk der Saison, das am 11. April in Wimborne Minster, Dorset, entdeckt wurde. Es handelte sich um einen einfachen, dünnen Ring rund um einen kleinen zentralen Kreis in einem gelben Rapsfeld, der auf den ersten Blick recht ordentlich wirkte. Da schnell Vorwürfe aufkamen, er wäre von Menschenhand geschaffen worden, wurde er von einigen der wichtigsten „Croppie“-Websites nicht erwähnt oder auf obskure Seiten verbannt, wie es im Laufe des Jahres 2025 noch mehrere Male passieren sollte. Schaut man sich beispielsweise die Hauptliste des Crop Circle Connectors an, könnte man meinen, es hätte dieses Jahr nur sechs Formationen gegeben. Über die fehlende Berichterstattung zu Kreisen, die einzelnen Personen nicht zusagen, wird in der Community seit Langem gestritten, wobei sich auch die Gegenposition, dass jedes einzelne Vorkommnis dokumentiert werden sollte, lautstark Gehör verschafft.
Gerüchte über ein neues Team von Kornkreisgestaltern im Raum Dorset und Somerset schürten bei jeder einzigen Formation, die im Laufe des Sommers in diesen Grafschaften auftauchte, augenblicklich Misstrauen – insbesondere, wenn Mitglieder besagter Gruppe Entdeckungen in Gegenden meldeten, die zuvor nicht durch rege Kornkreisaktivität in Erscheinung getreten waren. Zwar ist das kein Beweis dafür, dass jeder einzelne Kreis in Dorset oder Somerset von Menschen gestaltet wurde, aber solche Umstände führen unweigerlich zu Streitigkeiten.
Das nächste Ereignis stieß jedoch auf ganz andere Reaktionen und wurde insgesamt als „echt“ erachtet, was immer das heißen mag. Am 15. Mai tauchte in Sutton Veny, Wiltshire, ein dünner Ring auf, in dessen Zentrum sich ein Kreis mit einem wunderschönen keltischen Knoten befand, der sich in Form von vier Blütenblättern um ein Quadrat aus stehendem Getreide wickelte. Der Kreis zeichnete sich durch klare Linien aus und schien mit den Traktorspuren zu harmonieren, die sich an Baumgruppen auf beiden Seiten des Feldes ausrichteten. Mit seinem herrlichen Anblick weckte er die Hoffnung auf weitere Kreise derselben Qualität.
Apropos Bäume: Am 18. Mai wurde Dorset erneut ein Besuch abgestattet, diesmal in der Nähe des Culliford Tree Barrow bei Weymouth. Nicht weit entfernt von den alten runden Grabhügeln, die diesem Ort seinen Namen geben, tauchte ein komplexes Vesica-piscis-Muster auf (zwei sich überschneidende Kreise), das durch zwei Rautenformen und dünne, strahlenförmige Pfade rund um einen dreieckigen abgeflachten Bereich auf einer Seite ergänzt wurde und den Eindruck erweckte, man würde durch das Ende eines Rohrs schauen. Die Formation war allerdings etwas unbeholfen in die Ecke eines Feldes gequetscht worden.
Avebury in Wiltshire ist seit Jahren das weltweite Epizentrum der Kornkreisaktivitäten. Dieses Jahr gab es jedoch nur eine einzige Meldung am 8. Juni: ein zehnteiliges Mandala aus Kreisen, die durch dünne Pfade mit einem zehnzackigen Stern rund um einen stehenden Kreis in der Mitte verbunden waren. Die ganze Formation war von einem dünnen Ring umgeben. Jeder zweite Kreis hatte einen etwas kleineren Durchmesser. Aus der Luft betrachtet wirkte dieses Muster durch die strukturierten Erhebungen und Getreidenester besonders plastisch.
Zwei Tage später, am 10. Juni, konnte Wiltshire erneut mit einer Formation an einer historischen Stätte aufwarten, dem geheimnisvollen, 30 Meter tiefen Wilsford Shaft in der Nähe von Winterbourne Stoke. Dieses Ereignis wurde jedoch unweigerlich als Scherz abgetan, da es sich um eine Art kunstvolles, lächelndes Narrengesicht mit zwei seitlich abstehenden Hörnern handelte. Es bestand größtenteils aus dünnen Linien anstatt aus großen Flächen geplätteten Getreides und zeichnete sich durch seine effiziente Gestaltung aus. Allerdings gingen einige merkwürdige Details und unkonventionell angelegte Wege über das hinaus, was man bei einem bloßen Streich erwarten würde. Kreise, die Gesichter darstellen, sind seit jeher umstritten; im Laufe der Jahre gab es einige haarsträubende Smileys, aber auch schon ambitioniertere, alienhafte Gesichter, deren Unerklärlichkeit von vielen Forschern anerkannt wurde.