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Neandertaler-DNS bringt menschlichen Stammbaum ins Wanken

globalnewsEinem Forscherteam um den Evolutionsbiologen Matthias Mayer gelang eine bemerkenswerte technische Meisterleistung: Es sequenzierte die DNS von 300.000 bis 400.000 Jahre alten Fossilien in Spanien und stieß dabei auf einen Vorfahren – oder nahen Verwandten – der Neandertaler.


Die Kern-DNS ist die älteste jemals sequenzierte DNS eines menschlichen Lebewesens und könnte das Erscheinen der distinkten Vorfahren von Neandertaler und modernem Menschen weiter in die Vergangenheit datieren. Dies wurde auf dem fünften Jahrestreffen der European Society for the Study of Human Evolution (ESHE) dargelegt.

Die enge Verwandtschaft mit den Neandertalern – aber nicht mit den Denisova- oder modernen Menschen – legt nahe: Die zum Neandertaler führende Abstammungslinie trennte sich früher von anderen Urzeitmenschen, als die meisten Forscher bisher angenommen haben.

Die Vorfahren der modernen Menschen spalteten sich folglich ebenfalls früher als vermutet von den Vorfahren der Neandertaler und Denisovamenschen ab – diese waren näher miteinander verwandt als mit den modernen Menschen. Folglich gingen die Vorfahren des Menschen 100.000 bis 400.000 Jahre früher als angenommen ihren eigenen Weg, abseits der anderen auf der Erde lebenden Urzeitmenschen.

„Das klärt die Streitfrage, ob sie in die Neandertaler-Klade gehören“,

so der Paläoanthropologe Professor Chris Stringer vom Natural History Museum in London,

„aber das ist nicht nur gut. Aus meiner Sicht spaltet es den Ursprung des H. sapiens immer weiter von den Neandertalern und Denisovamenschen ab.“

Die Möglichkeit, dass die Menschen derart früh eine distinkte Gruppe waren, gestaltet den menschlichen Stammbaum um und verheißt eine erneute Debatte darüber, wann und wo die einzelnen Äste beginnen.

Quelle: ScienceMag.org, 11.09.2015, http://tinyurl.com/qxspybm