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Twilight Zone: Almas – russischer Bigfoot oder uralter Neandertaler?

Almas altayHans Schiltberger ist der Erste, der von ihnen berichtet. Der bayerische Adelige wird im 15. Jahrhundert von marodierenden Türken gefangen, einem mongolischen Prinzen als Sklave übergeben und entkommt schließlich. In seinem Reisebericht, den er 1430 verfasst, schreibt er von „Waldmenschen“, die am ganzen Körper mit Haaren bedeckt sind und in der Wildnis hausen. Einen davon soll der Prinz gefangen haben.

Auch sowjetische Zoologen machen sich im 18. und 19. Jahrhundert ins asiatische Hinterland auf und sammeln Berichte über diese Hybriden zwischen Mensch und Affe – mal erzählen ihnen Dorfbewohner aus dem Hinterland Geschichten, mal sichten sie die Wesen selbst.


Es ist eine faszinierende Geschichte: Ein Einsiedler, der mitten in einem Park in Portland, Oregon, in einem Verschlag hauste, blieb zehn Jahre lang völlig unentdeckt. Dabei war es nicht einmal ein allzu großer Park. Wenn jemand auf derart beengtem, stark bevölkertem Raum in einer großen, geschäftigen Stadt so lange unentdeckt bleiben kann – wie leicht könnte dann ein schwer fassbares, listiges Wesen in der grenzenlosen Weite der nach wie vor vielen unbebauten Regionen unseres Planeten der Aufmerksamkeit der Menschen entgehen?

Die Schulwissenschaft glaubte, dass der primitive Fisch namens Quastenflosser seit 70 Millionen Jahren ausgestorben sei, bis ein afrikanischer Fischer im Jahr 1938 ein Exemplar fing. Das scheue Okapi, eine mit der Giraffe verwandte Tierart aus dem Kongo, das Riesenwaldschwein aus Kenia und der zottelige Berggorilla aus dem vulkanischen Hochland im Äquatorgebiet von Zentralafrika wurden alle erst Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt. Sogar der nordamerikanische „ausgestorbene“ Elfenbeinspecht tauchte wieder auf, nachdem ihn viele Jahre lang niemand gesehen hatte. Was könnte sich in der unerforschten Wildnis unserer Welt noch alles verbergen?

Viel weniger prosaisch als übergroße Schweine und prähistorische Fische sind die rätselhaften menschenähnlichen Wesen, über die immer wieder aus Zentral- und Ostasien berichtet wird. Bereits im Jahr 200 v. Chr. wurde in einem während der Zhou-Dynastie verfassten Wörterbuch vom gefürchteten feifei berichtet – einer behaarten Kreatur, die aussah wie eine Kreuzung aus Mensch und Orang-Utan und angeblich gern Menschenfleisch aß. In jüngerer Zeit gab es aus der riesigen Region, die sich vom Kaukasus bis nach China erstreckt, ständig Berichte über Wesen namens „Almas“.

Für die Einheimischen sind diese Hominiden in vielen Gegenden ein ganz normaler Teil der Tierwelt, sodass sie auch kaum Platz in Aberglauben oder Mythen finden. In einem aus dem 19. Jahrhundert stammenden mongolischen Buch über Erfahrungsheilkunde wurde die Gallenblase eines Almas sogar als Heilmittel gegen Gelbsucht empfohlen. Dennoch sind die Almas in der westlichen Zivilisation fast unbekannt, was wahrscheinlich daran liegt, dass sich die meisten kryptozoologischen Forschungen über hypothetische menschliche Unterarten auf den amerikanischen Sasquatch und den Yeti aus dem Himalaja­gebiet konzentrieren. Dabei gibt es wesentlich glaubwürdigere Hinweise, die für die Existenz der Almas sprechen.

Die ersten Berichte von Europäern über diese Wesen stammen aus überraschend früher Zeit. Hans Schiltberger, ein bayrischer Adeliger aus dem 15. Jahrhundert, wurde von marodierenden Türken gefangen gesetzt und dem mongolischen Prinzen Edigi als Sklave übergeben. Der Mongole nahm seinen Gefangenen in eine Gegend mit, bei der es sich wahrscheinlich um das Tienschan-Hochgebirge im Westen der Mongolei handelte. Schiltberger konnte schließlich entkommen, kehrte nach Europa zurück und verfasste 1430 einen faszinierenden Bericht, in dem es hieß:

„Dort gibt es Waldmenschen, welche nicht mit anderen Menschen zusammenwohnen, am ganzen Leibe rauh und nur im Gesicht und an den Händen mit Haaren unbewachsen sind. Sie laufen gleichwie wilde Thiere in dem Gebirge umher, fressen Laub und Gras, und in Weise der Thiere alles, was ihnen beim Herumstreifen aufstößt, und dem sie beikommen können. Der Beherrscher des Landes schickte dem Edigu solch einen wilden Mann und eine wilde Frau, welche in diesen Gebirgen gefangen wurden, ein wildes Pferd, das nicht größer als ein Esel, und andere wilde Thiere mehr.“

Man könnte diese Passage für die typische Sensationshascherei damaliger Reisender halten, würde darin nicht das wilde Pferd erwähnt, „das nicht größer als ein Esel“ war; das macht Schiltbergers Zeilen glaubwürdiger. Dieses Wildpferd, das heute unter dem Namen Przewalski-Pferd bekannt ist, kannte man im Westen bis 1871 nicht – erst in diesem Jahr kehrte der russische Entdecker Nikolai Przewalski mit einigen Exemplaren der Tierart aus der Mongolei zurück. Wie hätte Schiltberger mehr als 400 Jahre vorher vom Przewalski-Pferd wissen sollen, wenn er seinen Lebensraum nicht wirklich aufgesucht hätte? Przewalski sammelte für sein Reisetagebuch übrigens auch Berichte über „wilde Menschen“.

1913 verwundete und fing eine Gruppe chinesischer Jäger in der Provinz Xinjiang ein seltsames Tier. Die Jäger brachten ihre Beute in die Stadt Patang [Ortsangabe lässt sich schwer verifizieren, evtl. handelt es sich um die Stadt Batang in der Provinz Sichuan, Anm. d. Red.], wo sie öffentlich ausgestellt war. Die Kreatur war mit silberblondem Haar bedeckt, hatte schwarze Füße, die Menschenfüßen stark ähnelten, ein schwarzes Gesicht und war etwa 1,50 Meter groß. Sie grunzte zwar und gab gutturale Geräusche von sich wie ein Affe, verhielt sich aber sonst ganz und gar nicht affenhaft. Die meiste Zeit brachte sie damit zu, ihre Lippen zu schürzen und ein schrilles Pfeifen durch ihre Zähne auszustoßen, wie ein männlicher Mensch, der einer Stripperin bei ihrem Auftritt zusieht.

Den vollständigen Artikel können Sie in NEXUS 120 lesen.

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