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Unsere Leser schreiben: Orbs am Frankfurter Nachthimmel

Der Nachthimmel und die Sterne haben mich schon während meiner Schulzeit fasziniert. Damals belegte ich das Wahlfach Astronomie, doch es brauchte ein paar Jahre und neue Impulse, um mein Interesse daran wiederzuerwecken und den Himmel mit neuen Augen zu sehen. Nicht zuletzt war es die 1994 ausgestrahlte ARD-Dokumentation „Ufos – und es gibt sie doch“, die mich zu meinem jetzigen Hobby inspirierte.


Anfang der 1990er Jahre kochte das Thema Ufos in den Medien gerade hoch, weil es weltweit zu einigen bedeutenden Sichtungen gekommen war. Gleich mehrere davon gab es während der Sichtungswelle in Mexiko, die mit der Sonnenfinsternis am 11. Juli 1991 eingesetzt hatte und bei der zahlreiche Augenzeugen mitgefilmt hatten. Im selben Jahr fand auch zum ersten Mal der von Bob und Teri Brown organisierte jährliche internationale Ufo-Kongress IUFOC statt, zunächst in Mesquite, später dann in Laughlin, beide im US-Bundesstaat Nevada.

Da mein Interesse an diesen Phänomenen weiter wuchs, flog ich im März 2000 schließlich selbst nach Laughlin, wo der Kongress nun zum 9. Mal stattfand. Über sieben Tage gab es ein volles Vortragsprogramm mit zahlreichen bekannten Referenten, doch was für mich am meisten herausstach, war das, was ich dort zusammen mit vielen Teilnehmern mit eigenen Augen beobachten konnte.

Am Donnerstagabend, als die Konferenzwoche sich ihrem Ende näherte, erfuhr ich von einigen Teilnehmern, dass sie nächtliche Exkursionen zu in der Nähe gelegenen Petroglyphen – indianischen Felszeichnungen in der Mojave-Wüste – gemacht und dort Lichterscheinungen wahrgenommen hatten. Kurz darauf, während eines Nachtspaziergangs am Ufer des Colorado River, an dem das Konferenzhotel lag, sah ich selbst einen hellen Lichtpunkt tief am Horizont, der sich rasend schnell in horizontaler Flugrichtung fortbewegte – geschätzt zehnmal so schnell wie ein Flugzeug.

Am Samstagabend fand das Abschlussbankett statt, und als einige Teilnehmer, die sich außerhalb des Hotels am Flussufer aufhielten, aufgeregt riefen und kreischten, konnte ich diese Erscheinungen ebenfalls mit bloßem Auge sehen: Lichtbälle in großer Höhe, am Rande der Wahrnehmung.

Was ich dort sah, hat mich bis heute nicht mehr losgelassen, denn nach dieser persönlichen Erfahrung hatte ich die Gewissheit, dass es „sie“ wirklich gibt: Orbs – kleine, oft kaum wahrnehmbare Lichtbälle, die geräuschlos in großer Höhe schweben. Seitdem verbringe ich viel Zeit mit der Recherche zu diesem Thema und mit meinem Hobby, dem Skywatching.

Skywatching – Ausrüstung und Tipps

Inspiriert von Ed Grimsley, der das Skywatching in den USA populär machte und berichtete, seit seiner Jugend mit Nachtsichtgeräten Ufos beobachtet zu haben, kaufte ich mir zunächst ein Bresser-Nachtsichtgerät mit Videoausgang und einer noch relativ geringen Auflösung. Mit dem permanenten Fortschritt der digitalen Fototechnik kamen dann immer bessere Kameras auf den Markt, und als 2014 die Sony A7S mit ISO-Werten bis 409.600 erschien, setzte das einen neuen Standard. Es ist die Kamera, mit der ich bis heute arbeite. Diese kombiniere ich meist mit lichtstarken Teleobjektiven (z. B. das Samyang 135mm F2.0), manchmal auch mit einer Videobrille (z. B. Sony HMZ-T3W-H).

Aber das beste technische Equipment nützt nichts, wenn die Wetterbedingungen nicht mitspielen: Der Himmel muss wolkenfrei sein und am besten eigenen sich mondlose Nächte. Mit Apps wie „Planetdroid“ kann man sich über die aktuellen Auf- und Untergangszeiten von Mond und Sonne informieren und so seine Sichtungen planen.

Was die Aufnahme und das Beobachten selbst betrifft, kann ich Ihnen folgende Anfängertipps mit auf den Weg geben:

  1. Filmen Sie immer während der gesamten Beobachtungszeit, denn wenn Sie etwas Interessantes entdecken und erst dann die Aufnahmetaste drücken, ist es meist zu spät.
  2. Stellen Sie den Fokus manuell auf unendlich, mit dem Autofokus lässt sich hier nicht arbeiten.
  3. Bringen Sie Geduld mit. Meiner Schätzung nach investiere ich 30 bis 40 Beobachtungsstunden pro interessanter Sichtung.

Einschätzen der Beobachtungen

Wenn man mit der beschriebenen empfindlichen Optik arbeitet und Streifzüge durch den Nachthimmel macht, stößt man auf allerlei sich bewegende Objekte. In den meisten Fällen handelt es sich um Satelliten, Flugzeuge oder mittlerweile auch Drohnen, die anhand ihrer eindeutigen Flugbahn und langen Wendekurven sehr klar identifiziert werden können. Bei nachtaktiven Vögeln oder auch Zugvögeln wird es schon interessanter, gerade wenn man wie ich vom Standort Frankfurt aus den Himmel betrachtet, da hier eine der europäischen Zugvogelrouten entlangführt. Vögel bewegen sich aber ebenfalls weitgehend linear, einzeln oder als Schwarm, ihre Wendemanöver sind gleichförmig oder folgen längeren Kurven. Kleinere Vogelarten können allerdings zum Teil erstaunliche Flugmanöver vollführen, sodass deren Abgrenzung zu den Orb-Erscheinungen oft nicht einfach ist und die Sichtung abgewogen werden muss.

Wenn sich ein Objekt aber nach mehreren Richtungswechseln bei wolkenfreiem Himmel im Nichts auflöst oder in zwei Objekte aufspaltet, kann es kein Vogel gewesen sein. Genauso wenig wird es wohl ein Kleinvogel auf Insektenfang sein, wenn das Objekt sich aufgrund einer sehr niedrigen Winkelgeschwindigkeit in mehreren Kilometern Höhe befinden muss.1

Für die Abgrenzung von bekannten und unbekannten Lichterscheinungen am Himmel gibt es daher im Allgemeinen kein einzelnes und eindeutiges Kriterium, sondern es fließen mehrere Faktoren in die Beurteilung ein, darunter:

Die Übergänge zur Erscheinungsform von natürlichen Objekten können allerdings auch fließend sein, da sich die unbekannten Lichterscheinungen auch als solche zu tarnen scheinen. Diese sogenannte Mimikry-Hypothese von Dr. Johannes Fiebag besagt,2 dass sich Ufos in ihrer Erscheinungsform der Kultur einer Zeitepoche anpassen können und somit etwa den Menschen des Mittelalters in einer anderen Form erschienen sein könnten als den Menschen der heutigen Zeit. So berichten manche Beobachter beispielsweise auch von Wolken, die eine Metamorphose durchlaufen.

Insgesamt sind Sichtungen konventioneller Objekte aber die Regel, denn auch bei einer Beobachtungszeit von einer Stunde bekommt man meist nicht mehr als nur Satelliten und nachtaktive Vögel zu sehen. Wenn man aber die Geduld nicht verliert, kann man in einigen Nächten interessante Beobachtungen machen, die nicht herkömmlich erklärt werden können.

Drei ausgewählte Beobachtungen

Nachfolgend präsentiere ich eine Auswahl von drei meiner Sichtungen in einer rekonstruierten und kartografierten Form. Zum besseren Verständnis habe ich Einzelbilder in festen Zeitabständen aus den Videoaufnahmen anhand von Sternkarten zugeordnet. Im Einzelbild, wie in Abbildung 1 dargestellt, sieht man das Objekt als Lichtpunkt – ganz so, wie man auch Satelliten oder hoch fliegende Vögel sehen würde.

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Abb. 1: Objektposition in einem Einzelbild der Videoaufnahme

Das entscheidende Kriterium für die Analyse sind aber die Bewegungsmuster. Um das Ganze zu veranschaulichen, habe ich zusätzliche Positionsmarker in Abständen von fünf Sekunden gesetzt, sodass Geschwindigkeitsänderungen durch die sich ändernden Abstände der Positionsmarker verdeutlicht werden. Eine gestrichelte Linie steht für allmähliches Ausblenden beziehungsweise Verschwinden des Objekts (Fade-out). Das beispielhaft dargestellte Sichtfeld von fünf Grad entspricht etwa dem zehnfachen Monddurchmesser.

1. Sichtung am 20. Juni 2010, 3:36 Uhr, Dauer ca. 2 min

Dieses Objekt zog eine größere Schleife, bewegte sich dann deutlich verlangsamt in Richtung auf die Himmelsposition des Polarsterns, änderte von dort aus abrupt seine Richtung und blendete sich dann aus.

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Abb. 2: Sichtung vom 20. Juni 2010

2. Sichtung vom 19. Juni 2011, 3:12 Uhr, Dauer ca. 2 min

Ausgehend von der Position des Deichselsterns des Großen Wagens (Megrez) zog das Objekt mäandernd über den Himmel, änderte mehrmals abrupt die Flugbahn und verschwand schließlich über dem Sternbild.

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Abb. 3: Sichtung vom 19. Juni 2011

3. Sichtung vom 20. September 2018, 23:38 Uhr, Dauer ca. 8 min

Fast wie eine Biene, die sich bei einigen Blüten länger aufhält, zog dieses Objekt acht Minuten lang mäandernd und geräuschlos über den Himmel. Dabei vollführte es zahlreiche Richtungsänderungen (mehr als 25 Richtungswechsel in einem Winkel von über 90 Grad), änderte mehrmals seine Geschwindigkeit und verblieb stellenweise an einigen Positionen für längere Zeit.

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Abb. 4: Gesamtansicht der Sichtung vom 20. September 2018

Einen anderthalbminütigen Ausschnitt des Flugs sehen Sie hier:

Sie können das Video auch auf meinem YouTube-Kanal unter https://youtu.be/zgcm6a8DXKU ansehen.

Spekulationen

Bei der Suche nach möglichen Zusammenhängen dieser Erscheinungen mit geologischen, politischen, historischen oder astronomischen Ereignissen, konnte ich keinen eindeutigen Zusammenhang finden. Der Zeitpunkt und die Absicht hinter den Flugmanövern bleiben unergründlich. Bei den drei hier dargestellten, besonders prägnanten Sichtungen könnte man allerdings meinen, dass die zeitliche Nähe zur Sonnenwende beziehungsweise den Tagundnachtgleichen einen begünstigenden Einfluss hat. Die Sichtung vom 20. Juni 2010 fand einen Tag vor der Sommersonnenwende 2010 statt, die vom 19. Juni 2011 zwei Tage vor der Sonnenwende 2011 und die vom 20. September 2018 wiederum fand drei Tage vor dem Herbst-Äquinoktium 2018 statt. Eine weiterführende Frage wäre dann, ob es feinstoffliche Wirkungskräfte dieser astronomischen Konstellationen gibt, die derartige Erscheinungen begünstigen.

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Abb. 5: 1. Teilabschnitt der Sichtung vom 20. September 2018

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Abb. 6: 2. Teilabschnitt der Sichtung vom 20. September 2018

Die Frage, ob es sich in diesen Fällen um eine eigene Gattung von Orbs handelt, ist noch ungeklärt. Aufgrund meiner Beobachtungen und der irregulären Flugbahn würde ich sie als „mäandernde Orbs“ bezeichnen. Doch den tieferen Sinn dieser Flugbahnen und Erscheinungen – für mich erwecken sie intuitiv den Eindruck, etwas zu scannen oder abzuschöpfen – zu ergründen, bleibt eine herausfordernde Aufgabe.

Weiterführende Links

Endnoten

  1. Winkelgeschwindigkeiten von unter 0,5 Grad / Sekunde, die in manchen Fällen zu beobachten sind, entsprechen dem Durchschreiten des Mondscheibendurchmessers in mehr als einer Sekunde.
  2. Vgl. z. B.: „Die Mimikry-Hypothese“ auf Ufos-Co.de, 31.03.07; https://bit.ly/2S9GLEY