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Was steckt hinter WikiLeaks? Erste Indizien

Wenn wieder einmal eine mediale Sau durchs globale Dorf gehetzt wird, schrillen hier in der Redaktion gewohnheitsmäßig die Alarmglocken. Die massenmediale Aufregung um WikiLeaks erinnert stark an das altbekannte Schema Problem-Reaktion-Lösung und lässt an marktschreierische Aktionen wie den 11.09., die Globale Erwärmung und die Schweinegrippe denken. Was für ein Netzwerk, welche Geldgeber und welches Ziel stecken hinter den allgegenwärtigen "Leaks"?


Anm. d. Red.: Bitte beachten Sie, dass inzwischen der vollständige Artikel aus der Printversion online zur Verfügung steht.

Die Weihnachtsbescherung kam in diesem Jahr etwas früher als sonst. Und der Weihnachtsmann brachte auch keine Süßigkeiten und Spielzeuge, sondern ganz andere Geschenke: Er scheint wütend auf die Machthaber zu sein und beschenkt uns mit Enthüllungen über das Treiben der bösen Jungs hinter den Kulissen. Seinen Sack hat er gegen Laptop und Handy ausgetauscht, und statt des Schlittens jettet er mit Flugzeugen von Land zu Land, um den Bösewichten zu entkommen. Seine Elfen haben programmieren und hacken gelernt und helfen ihm dabei, der Welt die Geheimnisse der Tyrannei zu offenbaren, und die bösen Behörden zittern um ihre Laufwerke.

So zumindest die offizielle Version. Wie eh und je will der Weihnachtsmann alle Menschen glücklich machen, also tut er sich mit den weltgrößten Tageszeitungen zusammen, um sicherzugehen, dass die Informationen professionell verpackt an die Öffentlichkeit gelangen. Seit Monaten nun haben wir Geschenk um Geschenk geöffnet, aber hat der Weihnachtsmann unsere Wunschliste erfüllt? Dass der Iran daran schuld ist, dass der Krieg im Irak verlorengeht, dass Krieg niemals gerecht und immer blutig ist oder dass Putin zäh und Berlusconi verdorben ist wussten wir eigentlich schon.

Laut Mainstream-Medien ist WikiLeaks eine Art Rebellenorganisation aus Whistleblowern und anarchistischen Freaks, die plötzlich auftauchen, um das Antlitz des unabhängigen Journalismus für immer zu verändern. Warum aber nur gibt es keine wirklichen Überraschungen in den "Leaks", und warum scheinen die Dokumente ausgerechnet die bereits bekannte amerikanische Außenpolitik zu bestätigen?

Laut den Dokumenten lebt Bin Laden lebt noch immer und versteckt sich in irgendeiner Höhle, der Iran ist die größte Gefahr im Nahen Osten und Pakistan unterstützt die Taliban sowie Al Q'aida, die nationalen Regierenden und Diplomaten sind entweder egozentrische Strolche oder inkompetente Idioten - der US-Regierung bleibt also keine andere Wahl, als mühsam etwas Ordnung in das ganze Chaos zu bringen.

Julian Assange behauptet in einem Interview über die Wahrheitsbewegung zum 11. September:

"Ich ärgere mich immer wieder darüber, dass die Menschen sich von falschen Verschwörungen wie die um 9/11 ablenken lassen, wo wir doch Beweise für die wirklichen Verschwörungen liefern, bei denen es um Kriege und massiven Finanzbetrug geht."1

Assange scheint also falsche von echten Verschwörungen unterscheiden zu können, zumindest scheint nur sein Material echte Beweiskraft zu haben. Falls Sie also ein paar heikle Dokumente zu veröffentlichen haben - Assange wird sich darum kümmern und dafür sorgen, dass diese auf dem effizientesten Weg an die Öffentlichkeit gelangen.

All diese Dinge ließen mich stutzig werden, und ich begann, das Internet nach Hinweisen zu durchforsten, was WikiLeaks eigentlich genau ist, wer WikiLeaks finanziert und wer dahintersteht. Vor allem wollte ich herausfinden, warum dieser Hype so stark an die ganze Medienpropaganda erinnert, die uns schon zu Al Q'aida, den Massenvernichtungswaffen im Irak und H1N1 aufgetischt wurde. Rasch stieß ich auf stapelweise Zeitungs- und Blogartikel, die andeuteten - oder gerade heraus postulierten -, dass WikiLeaks eine CIA- oder Mossad-Fassade sei. Dabei fielen häufig folgende Argumente:

  1. In den "Leaks" finden sich keine wirklich neuen, prekären Informationen.
  2. Die "Leaks" bestätigen im Allgemeinen die US-Außenpolitik und die offiziellen Nachrichten.
  3. Israel ist das einzige Land im Nahen Osten, das in den "Leaks" nicht kompromittiert wird.
  4. Julian Assange hält nichts von der Wahrheitsbewegung zum 11.09.
  5. Eine Enthüllungskampagne dieser Größenordnung kann unmöglich vonstatten gehen, ohne von höherer Stelle geduldet zu werden, es sei denn, es handelt sich um einen "Inside Job", eine geheimdienstliche Aktion zu Propagandazwecken.

In diesem Artikel möchte ich versuchen, dem ökonomischen und personellen Netzwerk von WikiLeaks auf den Grund zu gehen, um mittels dokumentierter Belege eventuell auf das "Wie" und "Warum" schließen zu können.

Die Spur des Geldes

John Young war im Jahr 2006 einer der Mitbegründer von WikiLeaks. Er stieß dazu, weil er auf seiner eigenen Website, Cryptome.org, verschiedenste sensitive Dokumente zum Thema Geheimdienste und weltweite Menschenrechtsverletzungen veröffentlicht. Young verließ WikiLeaks nach nur wenigen Wochen und behauptete, WikiLeaks sei eine CIA-Front. Er begann, interne Emails von WikiLeaks-Mitgliedern zu veröffentlichen.

"Irgendwer meinte, das Anfangsziel seien fünf Millionen Dollar. Das ließ mich aufhorchen. Einerseits, weil ich derartige Informationen niemals aus finanziellen Gründen veröffentlichen würde. Denn das vergiftet die Glaubwürdigkeit und lässt es zu einer geschäftlichen Unternehmung werden, mit Verrat, Lügen und allem was dazugehört."2

WikiLeaks behauptet, es gründe sich auf die Arbeit von Freiwilligen, brauche aber Spenden "für Computer, professionelle Programmierer und andere Rechnungen". Auch wenn der Paypal-Spendenbutton von WikiLeaks entfernt wurde, so gibt es noch ein paar andere Wege, um WikiLeaks Geld zukommen zu lassen.

Island und die Privatisierung der Gesetzgebung

Der erste ist eine Überweisung an Sunshine Press Productions in Island. Diese Firma wurde von WikiLeaks im November diesen Jahres gegründet,3 um "Kapital aufzubringen und Informationen zu sammeln", gestützt durch neue isländische Gesetzesänderungen, die investigative Journalisten und deren Quellen schützen sollen. Diese Gesetzesänderungen wurden mit Hilfe der Icelandic Modern Media Initiative (IMMI) in den Kongress eingebracht und werden nun nach und nach verabschiedet. Unterstützt wurde und wird die IMMI von Eva Joly, einem Mitglied des Europäischen Parlaments, und auch von WikiLeaks, das unmittelbar von diesen Gesetzesänderungen profitiert.

Es ist nicht bekannt, wie viel Geld WikiLeaks via Sunshine Press erhält, doch können wir Vermutungen anstellen, wer WikiLeaks unterstützt, wenn wir uns die Menschen anschauen, die mit der IMMI in Verbindung stehen. Die IMMI hat viele Unterstützer im isländischen Parlament, doch auch eine Gruppe "zusätzlicher öffentlicher Befürworter", die auf der IMMI-Website aufgelistet sind und einige Überraschungen bereithalten. Bei diesen privaten Sponsoren handelt es sich um gemeinnützige Stiftungen namens Global Voices, La Quadrature du Net, New Deal of the Mind, eXgae, Free Knowledge Institute und P2P Foundation.

Hinter dem Vorhang von Global Voices, die mit dem Slogan "Stärkung der Regierung durch Mitbestimmung" wirbt, sitzt Damon J. Hemmerdinger, ehemaliger Mitarbeiter des Stabchefs des Weißen Hauses unter Bill Clinton (1993-94) und im Verteidigungsministerium (1994-95), heute Geschäftsführer von ATCO Advisory Services, einer Immobilien-Beratungsfirma in New York.

La Quadrature du Net wird vom Open Society Institute finanziert, der Stiftung von George Soros, dem berühmten Börsenmogul und Philanthropen.

New Deal of the Mind steht dem Clore Leadership Programme nahe, einem Stipendiengeber, der von der unsichtbaren Hand Sir Mark Aubrey Weinbergs geführt wird, der gemeinsam mit Lord Rothschild St. James's Place Wealth Management aus der Taufe hub.

eXgae ist der spanische Zweig der Free Software Foundation, die einzig echte gemeinnützige Stiftung in diesem Kreis, soweit mir bekannt ist.

Das Free Knowledge Institute wird bemerkenswerterweise von Sun Microsystems und dem Internet Institute unterstützt, das die "organisatorische Heimat der Gruppen [ist], die für die Standards der Internet-Infrastruktur zuständig sind, darunter auch die Internet Engineering Task Force (IETF)". An der Spitze der IETF findet sich Russ Housley, der vier Jahre als Sicherheitsbereichsleiter diente, bevor er zum Vorstand avancierte. Russ Housley ist übrigens "einer der Autoren des SDNS Message Security Protocol (MSP), dem dem wichtigsten Sicherheitsbaustein des amerikanischen Verteidigungs-Nachrichtensystems (DMS)."

Die P2P Foundation hängt über ein Netzwerk von Investmentfirmen mit TVM Capital zusammen, einer Risikokapitalsfirma mit "zeitweise 50 Firmen im Portfolio, die an Börsen in Europa und der USA gelistet waren (darunter NASDAQ, Londoner Börse, Frankfurter Börse, NASDAQ Europe und die Schweizer Börse)."

WikiLeaks hat schon einen recht illustren Freundeskreis. Ungeachtet der privaten Investoren in diesem Kreis stellt sich auch die Frage, warum ausgerechnet Russ Housley, nachdem er Verschlüsselungscodes für das amerikanische Verteidigungsministerium programmierte, plötzlich mit einer Organisation sympathisieren sollte, die behauptet, ebendiese knacken zu wollen. Zudem klingt es auch verwunderlich, dass Nichtregierungsorganisationen öffentlich an einem staatlichen Gesetzesänderungsprozess beteiligt sind. Einige Informationen deuten darauf hin, dass dies mit der Wirtschaftskrise 2008 in Island zusammenhängt, die zur Schwächung der isländischen Regierung beitrug und hungrige Privatinvestoren ins Land lockte.

Ein Blick auf die "zusätzlichen" Unterstützer der IMMI zeigt, welche gemeinsamen Interessen sich hinter den Anstrengungen verbergen. Damon J. Hemmerdinger, als ehemaliger Mitarbeiter im Weißen Haus und im Verteidigungsministerium, hat allem Anschein nach keine Kehrtwende vollzogen und ist der derzeitigen demokratischen US-Regierung noch immer wohlgesonnen. George Soros, der sich gern als Philanthrop ausgibt, fördert alle möglichen Propaganda-Medienstrukturen, die die militärischen und strategischen Ziele der NATO unterstützen. Sein Netzwerk aus NGOs hat schon Regimekritiker in Russland während des Kalten Krieges unterstützt und tut dies noch heute in China und anderen Ländern. Soros' Aktivitäten scheinen nur auf den ersten Blick philanthropisch, doch vertritt er und sein Organisationsnetzwerk ebenjene typische liberale demokratische Ideologie, die auch CNN kolportiert, um die Präsenz der NATO in Irak, Afghanistan und überall dort zu rechtfertigen, wohin die USA und ihre Verbündeten Truppen schicken. Soros ist ein Globalist aus dem linken Flügel, ein skrupelloser Geschäftsmann, ganz zu schweigen von seinem Einfluss auf die Weltbank und seinen Beziehungen zur CIA - aber das würde an dieser Stelle zu weit führen. Eine tiefgründige Analyse seiner Aktivitäten und über die Rolle, die er in Island spielte, können im Wayne-Madsen-Report nachgelesen werden, der allerdings mit Vorsicht zu genießen ist.4

Auch TVM Capital teilt mit der amerikanischen Regierung gemeinsame Interessen, da die Firma hauptsächlich in Gesundheitsfirmen investiert und so direkt von der Gesundheitsreform Obamas profitiert.5 Die Beteiligung der Rothschilds und ihrer Handlanger lässt ebenfalls an den Wayne-Madsen-Report denken, laut dem George Soros ein Frontmann der Rothschilds ist und diese dabei unterstützt, ihre globalen Projekte in Zusammenarbeit mit den Geheimdiensten der NATO zu erreichen.

Kurz zusammengefasst: Eine Gruppe einflussreicher Schlüsselfiguren, darunter linientreue Ex-Regierungsmitarbeiter und Programmierer für das Verteidigungsministerium sowie einige der reichsten Menschen der Welt haben vorsätzlich daran mitgewirkt, Gesetze zu etablieren, durch die WikiLeaks ein Presseunternehmen in Island gründen konnte, das niemandem in Bezug auf die Quellen Rede und Antwort stehen muss.

Es sei noch einmal betont, dass diese Gruppen WikiLeaks nicht direkt finanziell unterstützten, jedoch die legalen Rahmenbedingungen schufen, durch welche WikiLeaks nicht mehr verklagt oder anderweitig belangt werden kann. Die IMMI wäre nicht ohne monetäre Unterstützung und politischen Druck von außen zustande gekommen, allerdings deutet nichts darauf hin, dass WikiLeaks direkt Geld von diesen Gruppen bekam.

Dennoch befinden sich einige zwielichtige Personen im Umfeld der Unterstützer, die bisher nicht unbedingt durch ihre Transparenz und ihren Einsatz für die Pressefreiheit bekannt sind.

Deutsche Hacker und das englische BIJ

Der zweite Weg, WikiLeaks auf deren Website Geld zu spenden, führt über die Wau Holland Stiftung (WHF). Mit Sitz in Deutschland präsentiert sich die Stiftung auf ihrer Seite als "im Umfeld des Chaos Computer Clubs", der berühmt-berüchtigten Gruppe politischer Hacker. In einem Interview mit Wired6 vom Juli diesen Jahres erklärt Hendrik Fulda, der zweite Vorsitzende der Stiftung, dass die WHF die Spenden über den Paypal-Button (der derzeit inaktiv ist) und direkte Banküberweisungen koordiniert, und er glaube, dass seine Stiftung den größten Teil der Spenden an WikiLeaks bereitstellt, er aber nichts von den anderen Spendenmethoden wisse. Eine Botschaft auf der Startseite der Stiftung besagt, dass sie "keine Aussagen zu Vorgängen um WikiLeaks oder damit verbundener Personen machen kann". Zur Zeit des Wired-Artikels (vor einem guten halben Jahr) lagen die Gesamtspenden bei 400.000 Euro, von denen aber nur 30.000 Euro in Anspruch genommen wurde. Diese Differenz kommt dadurch zustande, dass WikiLeaks jede Ausgabe gegenüber den deutschen Behörden zu rechtfertigen hat.

Während die deutschen Gesetze für jede Ausgabe eine Beleg fordern, gilt dies nicht für Island, wo Sunshine Press dank der IMMI quasi vogelfrei agiert. In einer internen Email an die WikiLeaks-Mitglieder,7 datiert auf den 3. Juli 2010, betont John Young, dass die Geldspur bei Julian Assange endet, dem einzigen Mitglied mit Zugang zu allen Geldern.

Es gibt noch mehr über die Wau Holland Stiftung und den Chaos Computer Club zu sagen, doch folgen wir zunächst weiter der Spur des Geldes.

Diese führt uns als Nächstes nach England, wo das Bureau of Investigative Journalism (BIJ) gemeinsam mit WikiLeaks die Irak-Dokumente bearbeitet hat,8 um diese später in den Massenmedien zu verbreiten. Iain Overton, leitender Redakteur des BIJ, ließ erkennen, dass die großen Medienorganisationen zu den Produktionskosten beitrugen, verweigerte aber klarzustellen, ob diese tatsächlich finanziell an WikiLeaks beteiligt sind. Erinnern wir uns, dass WikiLeaks stets behauptet hat, nicht an Geld interessiert zu sein und die Dokumente kostenlos an die Medien weitergegeben habe, Monate, bevor diese im Internet veröffentlicht wurden. Es ist anzunehmen, dass das BIJ gemeinsam mit WikiLeaks und den Medienorganisationen an den derzeitigen (und zukünftigen?) Veröffentlichungen arbeitet, da das BIJ eine Zusammenfassung der Inhalte diplomatischer Telegramme veröffentlicht hat.9

Interessanterweise ist das BIJ wiederum eine gemeinnützige Organisation, die im April 2010 mit Hilfe einer Zwei-Millionen-Pfund-Spende der Potter Foundation gegründet wurde, die allerdings nichts mit einem jungen Kerl mit Narbe zu tun hat, der gegen Drachen und Bösewichte kämpft.

"Die Stiftung wird von David Potter, der sein Vermögen als Gründer, Geschäftsführer und nun als Vorstandsvorsitzender des Computerherstellers Psion machte, und seiner Frau Elaine betrieben - einer ehemaligen Journalistin bei der Sunday Times, die nun im Vorstand des Centre [sic] for Investigative Journalism sitzt [...] Google hat sich bereiterklärt, das Büro mit Softwarelösungen und technischem Training zu unterstützen."10

Nun hilft auch noch Google ... Unzweifelhaft braucht das Büro für die Unmengen an Rohdaten technische Hilfestellung - aber warum gerade von Google? Hier sei an die Partnerschaft von Google und der NSA erinnert,11 auf die ich zurückkommen werde, wenn ich die Zusammenhänge mit den Geheimdiensten und anderen Spionageorganisationen durchleuchte. Die Spur des Geldes führt uns zu guter Letzt nach Schweden.

Ein Atomschutzbunker und schwedische Piraten

Die letzte Möglichkeit, WikiLeaks Geld zukommen zu lassen (solange man kein Bargeld nach Australien schicken will), läuft über Flattr.com, einem Zahlungssystem mit Sitz in Schweden, das von Peter Sunde ins Leben gerufen wurde, der ebenfalls Mitbegründer der Pirate Bay ist, einer Torrent-Downloadplattform.12 Die Pirate Bay wird von einer Gemeinschaft von P2P-Enthusiasten unterstützt, politisch durch die Piratenpartei repräsentiert und unterstützt WikiLeaks dadurch, dass sie deren Dokumente auf zwei schwedischen Servern hostet: PRQ und Pionen (wobei die Website selbst separat auf dem französischen Server OVH gehostet wird).13,14

Die Pirate Bay wurde von einer Gruppe von Filesharing-Aktivisten ins Netz gestellt, mit Hilfe finanzieller Zuwendungen eines gewissen Carl Lundström, Geschäftsinhaber einer schwedischen Telekommunikationsfirma und eigenartigerweise ein berüchtigter Unterstützer verschiedener Parteien aus dem rechtsextremen Spektrum, bis er sich nach einigen Niederlagen aus der Politik zurückzog. Diese seltsame Bekanntschaft wurde von den Gründern der Pirate Bay ungern erwähnt, doch gelangte ihre Existenz nach einem Prozess im April 2009 an die Öffentlichkeit, bei dem Lundström und die Pirate Bay schuldig gesprochen wurden, Copyrightverletzungen begangen zu haben.15,16,17

Der Server, den PRQ nutzt, gehört Lundström, der diesen an PRQ vermietet, der im Gegenzug wiederum Pirate Bay und WikiLeaks hostet,18,19 während der Pionen-Server einer anderen schwedischen Telekommunikationsfirma namens Bahnhof gehört.20 Pionen befindet sich in einem unterirdischen Atomschutzbunker, der während des Kalten Krieges in Stockholm gebaut wurde,21 einem der bestverbundenen Orte in Nordeuropa, von dem aus Glasfaserkabel zu zahlreichen Großstädten der Welt führen. Es ist ein Ort, der einem James-Bond-Schurken auf den Leib geschneidert sein könnte, mit brillanter futuristischer Architektur, High-End-Technologie und einem gigantischen Salzwasseraquarium. Der Eigentümer, Jon Karlung, hat seine Unterstützung für WikiLeaks öffentlich bekräftigt.22

An dieser Stelle endet die schwedische Spur offenbar. Wir haben einen Haufen junger idealistischer Computerfreaks, einen alten Nazi-Milliardär und die Höhle eines verrückten James-Bond-Schurken direkt unter Stockholm. Riechen Sie etwas? Das müssen die Fische sein ...

Zusammenfassung

Die Spur des Geldes zeigt, dass WikiLeaks seine Einnahmen auf sehr undurchsichtige Weise generiert. Geldüberweisungen an WikiLeaks werden zum Zeitpunkt dieses Artikels von folgenden Organisationen getätigt:

Trotz dieser offiziell erkennbaren, jedoch schwer zu durchschauenden Kanäle, dürfte klar sein, dass WikiLeaks inzwischen eine Menge an Spendengeldern aquiriert, allein schon wegen der weltweiten medialen Aufmerksamkeit. Viel interessanter als die reine Geldspur aber ist das komplexe Netzwerk aus privaten und staatlichen Organisationen - teils legal, teils nahe an der Grenze zur Kriminalität und zum Teil völlig undurchsichtig -, das WikiLeaks unterstützt, aber im Gegensatz zur Person Julian Assange  wenig mediale Aufmerksamkeit erhält.

Ohne Zweifel benötigt WikiLeaks eine enorme Infrastruktur und muss unter dem derzeitigen Druck auch viel Aufwand leisten, um weiterhin existieren zu können. Zumindest ist deutlicher geworden, von welchen Firmen WikiLeaks technische Unterstützung erhält und wie WikiLeaks - zumindest offiziell - seine Einnahmen generiert. Dabei sind wir einem interessanten Kreis aus Befürwortern begegnet, die seltsamerweise mit der Regierung assoziiert sind, deren Geheimnisse WikiLeaks angeblich an den Pranger stellt. Und auch Julian Assange selbst hat eine mehr als interessante Vergangenheit.

Anm. d. Red.: Der Artikel wird noch weiter ausgebaut, und Antoine Kopij nimmt gerne weitere Informationen und Merkwürdigkeiten im Zusammenhang mit WikiLeaks in den Kommentaren entgegen. Der vollständige Artikel wird in der nächsten Nexus-Ausgabe Nr. 33 erscheinen.

Endnoten

  1. http://www.belfasttelegraph.co.uk/lifestyle/features/wanted-by-the-cia-wikileaks-founder-julian-assange-14880073.html
  2. http://news.cnet.com/8301-31921_3-20011106-281.html
  3. http://www.newstatesman.com/digital/2010/11/iceland-wikileaks-raisep
  4. http://arthurzbygniew.blogspot.com/2010/03/soros-co-back-wikileaks-kosher-mob-oval.html Wayne Madsen äußert sehr aggressive anti-israelische Ansichten, die ich keinesfalls befürworte, aber sein Verständnis des Spiels, das hier gespielt wird, machen seinen Artikel wertvoll. Ich glaube, dass ihn sein konservativer amerikanischer Standpunkt dazu verleitet, die Korruption außerhalb der "wahren amerikanischen Regierung" zu suchen. Meines Erachtens kennt Korruption traurigerweise keine Grenzen.
  5. http://www.tvm-capital.com/pages/aboutus.php
  6. http://www.wired.co.uk/news/archive/2010-07/14/wikileaks-cash-flows-in-drips-out
  7. http://cryptome.org/0001/wikileaks-buck.htm
  8. http://www.wired.co.uk/news/archive/2010-09/10/wikileaks-iraq-docs
  9. http://thebureauinvestigates.com/2010/11/29/wikileaks-publishes-us-embassy-cables-2/
  10. http://www.pressgazette.co.uk/story.asp?storycode=43986
  11. http://news.cnet.com/8301-1009_3-10447279-83.html
  12. http://www.media-business.biz/content/why-tech-startup-flattr-may-be-key-wikileaks’-future-funding
  13. http://thenextweb.com/eu/2010/08/30/wikileaks-now-hosted-from-an-underground-nuclear-bunker/
  14. http://www.lemonde.fr/international/article/2010/12/01/amazon-cesserait-d-heberger-le-site-wikileaks_1447706_3210.html
  15. http://torrentfreak.com/the-pirate-bay-trial-the-verdict-090417/
  16. http://en.wikipedia.org/wiki/The_Pirate_Bay#cite_ref-8
  17. http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,480972,00.html
  18. http://en.wikipedia.org/wiki/Carl_Lundström
  19. http://www.va.se/nyheter/2007/04/23/hogerextremistbakompirateb/index.xml
  20. http://www.bahnhof.net/
  21. http://royal.pingdom.com/2008/11/14/the-worlds-most-super-designed-data-center-fit-for-a-james-bond-villain/
  22. http://blogs.forbes.com/andygreenberg/2010/12/03/despite-attacks-wikileaks-swedish-host-wont-budge/

Kommentare

Kommentar von Andrea (22. Dezember 2010, 21:58 Uhr)

1.) Wikileaks veröffentlicht schon seit 3 Jahren genug Informationen, die die USA festnageln könnten

2.) in den neuen Cables werden die USA und Israel ganz klar als kriegstreibende Nationen dargestellt

3.a) Selbst wenn Assange diese Aussage zu 9/11 tatsächlich so gesagt hat gibt es genügend andere Beweise, die die korrupten Machenschaften der USA aufdecken.

3b) Assange hat selbst gesagt, dass er nicht ALLE Geheimnisse verraten darf, da er sonst strafrechtlich verfolgt werden könnte.

3c) wer sich mit 9/11 beschäftigt weiß zwar, dass mit ziemlicher Sicherheit kein Flugzeug in die Tower stürzte und mit Sicherheit eine Hightech-Explosion dafür verantwortlich war aber WER das letztendlich inszeniert hat und WARUM bleibt weiterhin absolute Spekulation.


Kommentar von Ein Bürger (23. Dezember 2010, 07:32 Uhr)

Es ist eigentlich völlig egal, wer hinter Wikileaks steckt.

Eines der größten Geschenke, die sie uns machen, ist, endlich wieder ein Stück Demokratie zu schaffen. Unsere Regierungen und auch die Wirtschaft haben sich seit Jahrzehnten in ein eigenes Reich zurückgezogen und gehen dort ihren ureigenen und selbstdienlichen Geschäften nach und wir dürfen wieder und wieder dafür bluten, egal in welcher Hinsicht. Es wird höchste Zeit, dass das endlich mal offengelegt und die betreffenden Personen genannt werden.

Die Regierung in einer Demokratie ist vom Volk gewählt und soll die Interessen des Volkes vertreten. Es möge mir hier und jetzt bitte jemand sagen, was davon in den "großen" Demokratien der Welt übrig geblieben ist.

Wikileaks ist eine Waffe, sicher. Noch ist es die Waffe des kleinen Mannes, hoffen wir, dass es so bleibt. Der Fakt, dass die Staaten zittern vor der Wahrheit, spricht Bände und ich bin wirklich gespannt, was wir sonst noch alles erfahren werden.

Ich wünsche Julian Assange und seinen Mitstreiten ein langes Leben und ich hoffe, dass seine Enthüllungen viel bewirken und das Fassaden eingerissen werden. Es ist oft von Zivilcourage die Rede. Dies ist gelebte Zivilcourage.

Danke, Mr. Assange!


Kommentar von Jackw (28. Dezember 2010, 00:49 Uhr)

Das Video-Material von Leaks hat mein Weltbild seinerzeit ins rechte Licht gerückt. Als Ablenkungsmannöver vor 9/11 würde das Sinn machen.

Wenn man bedenkt, dass es andere Quellen gibt, die wesentlich krasseres Material als Wikileaks veröffentlichen, die nun außerhalb des öffentlichen Interesses bleiben, muss man Wikileaks schon als relativ governments-treu sehen.

Erinnert sei hier an gechlortes Wasser, sowie die jodierung von Lebensmitteln, die der Unterstellung unterliegen, höhere geistige Funktionen zu unterdrücken. Die Tragweite dessen - sollte da was dran sein - ist sicher wesentlich weitreichender als die Tragweite der bisher veröffentlichten Cables! Auch eine Chemtrail-Disskusion scheint in den Cables komplett nichtexistent zu sein - sollte da was dran sein, ist auch hier die Tragweite wesentlich größer als in den bisher veröffentlichten Cables!

Es bleibt abzuwarten, ob WikiLeaks wirklich wie angekündigt Material veröffentlichen wird, das Banken zu Fall bringen wird. Hiermit würde die Glaubwürdigkeit sicher in ein neues Licht gestellt! Wenn nicht, scheint offensichtlich viel Gerede um nichts gemacht worden zu sein und die Medienkampange größer als der Informationsgehalt zu sein - und dann wäre WikiLeaks ganz offensichtlich ein reines Ablenkungsmannöver!

LG Jackw


Kommentar von Frank H. (03. Januar 2011, 15:11 Uhr)

Assange bewegt die bisher rechts orientierte Presselandschaft weg vom rechten Flügel der Hochfinanzeliten, die aus religiösen Fundamentalisten der Staatskirchen des Westens samt Islamisten und Zionisten und frühkapitalistischen Konzerndiktatoren (Neoliberalismus), die nach bisherigem Muster, in den agierenden Machtzirkeln auch Old.World.Order.genannt, alles belassen will und den Planeten ausplündern möchte, besteht, hin zum linken radikalen Flügel der Hochfinanzeliten die eine neue N.W.O. anstrebt, mit Geoengineering, Zwangsverstaatlichung wichtiger Industriezweige und humaner Eugenik, und Multikultiethnien, auch New Commonwealth oder Philantrophen auch genannt.

Jede neutrale Gruppe, die beiden ringenden Systemen derzeit im Weg steht, wird von beiden mit sich selber im Untergrundkampf stehenden extremen Weltanschauungen plattgewalzt. Wer ist der Vater dieser 2 Gruppen: der deutsche Philosoph Hegel, aus dessen Schule die linken und die rechten Radikalen hervorgingen.

Ja, die Menschheit steht real am Tor einer neuen Zeitepoche: der Diktatur der Eliten, entweder links oder rechts, wobei rechts mehr Anhänger hat, finanziell am Abgrund durch das marode Bankenkreditsystem (Schneeballeffekt), die Linke scheinbar im freien Fall durch Prestigeverluste in der New Economy (Blair, Schröder; beides Idioten) aber dafür backstage noch gut organisiert mit der letzten Waffe WikiLeaks am Drücker.

Fazit: LINKE wie RECHTE streben einen Globalismus einer eine-Welt-Regierung an, die sich aber laufend vakuumisieren. Dies schafft dank Internet endlich einen Raum für alternative Kritiker beider Systeme und hilft den Naturalisten und Puristenden den Weg als Vordenker zu ebnen. Beispiel Nexus Magazin etc.


Kommentar von Ma`Rar (04. Januar 2011, 13:27 Uhr)

Jap, da gibt es gaaaaaanz andere Informationen, gerade für Deutsche, die die Welt verändern würden. Aber man geht ja ins Gefängnis, wenn man die Wahrheit sagt, denn um Lügen zu schützen braucht man Gesetze, Wahrheit bedarf derer nicht.
Z.B. die illegale BRD und alles, was damit zu tun hat.


Kommentar von Thosch (18. Januar 2011, 21:17 Uhr)

Ja, da muss man wirklich aufpassen, welchen Infos man welches Gewicht gibt; sicher, einige Infos von Leaks sind für manch einen neu, jedoch haben diese bisher nichts zum Sturz gebracht. Aber, steter Tropfen ...

Und aller Anfang ist schwer ... so kann auch Leaks durchaus ein Schritt in eine bessere Welt werden, ohne, dass dies ursprünglich gewollt war.

Für weitergehende Infos empfehle ich Prof. Dr. Peter Yodas "Ein medizinischer Insider packt aus". Ein Dokumentarroman - weil es kein Sachbuch werden durfte.

Beste Grüße, TS


Kommentar von Nur so (19. Januar 2011, 14:17 Uhr)

Hier ein wichtiger Hinweis zu Peter Yoda alias Lothar Hirnreise:

www.esowatch.com/index.php?title=Lothar_Hirneise

(Anm. d. Red.: Bezieht sich auf Thoschs Kommentar, s.o.)


Kommentar von einheitskanzler (03. Februar 2011, 13:20 Uhr)

Interessanter Artikel. Bei der Gelegeheit bitte ich die Autoren, die Seite tunileaks.org mal unter die Lupe zu nehmen. Die sind seit 11/2010 online, mit einer sehr professionellen Seite, die jene Depeschen veröffentlicht und kommentiert hat, die sich mit Ben Ali & co. beschäftigen. Folgende Fragen stellen sich hoffentlich nicht nur mir:

Wer hat die Seite aufgebaut?

Warum konnte der tunesische Inlandsgeheimdienst diese Seite nicht vom Netz nehmen oder hacken (vergl. Hackerattacken auf Facebook in Tunesien --> www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,742961,00.html)?

Wie kommt die Seite an die Depeschen aus Tunis? Wurden die von WikiLeaks bereits im November 2010 veröffentlicht?

Kurzum, die brisanz dieser seite muss den Mächtigen in Tunis bewusst gewesen sein. Trotzdem konnte die Seite von der ersten Sekunde an bis zum Sturz des Diktators die Informationen verbreiten, in einem Land, das eigentlich kein Problem haben dürfte, so eine Aktivistenseite zu schließen. Wird Tunileaks von einer noch mächtigeren Kraft vor dem tunesischen Geheimdienst abgeschirmt / geschützt?

Wenn WikiLeaks bewusst oder unbewusst der Handlanger des CIA ist, dann würde tunileaks.org da reinpassen wie Arsch auf Eimer.

Auch die Tatsache, dass ägyptische Regimegegner von den USA im Jahr 2008 unter Bush auf einen Diktatorensturz eingeschworen (und ausgebildet?) wurden, spricht für die These des Artikels (es gibt dazu eine Depesche, die über Verhaftungen der ägyptischen Teilnehmer dieses Treffens berichtet: www.telegraph.co.uk/news/worldnews/africaandindianocean/egypt/8289698/Egypt-protests-secret-US-document-discloses-support-for-protesters.html)


Kommentar von BildDung (10. Februar 2011, 13:14 Uhr)

www.xup.in/pic,14551608/cia_department_wikileaks.jpg


Kommentar von A.Kopij (17. Februar 2011, 19:21 Uhr)

Vielen Dank!

Entschuldigung für mein schlechtes Deutsch, ich muss in Englisch schreiben:

Thank you einheitskanzler, this is very interesting, we haven't been looking deep in the Wikileaks implication in the recent events in Tunisia and the Arab countries, but your reasoning is very likely to be right.

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Kommentar von A.Kopij (17. Februar 2011, 19:24 Uhr)

BildDung , Ihr Link ist kaputt ... Was ist das ?