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Weltgedächtnis und Wiedergeburt: Der Mechanismus der Reinkarnation

reinkarnationBrian Weiss, Jim Tucker und Ian Stevenson sind drei Forscher, die dem Thema Wiedergeburt mit wissenschaftlicher Methodik auf die Pelle gerückt sind. Sie alle konnten zweifelsfrei belegen: Menschen erinnern sich an frühere Leben, und zwar in einer Detailtiefe, die Einbildung ausschließt. Was  aber meinen wir, wenn wir von „früheren“ Leben sprechen? Die beiden Autoren haben selbst Rückführungen miterlebt, sind aber mit den einschlägigen Erklärungen nicht zufrieden. Anhand des Bilds vom Wassertropfen, der aus dem Ozean kommt und wieder zurückkehrt, tasten sie sich an modernen physikalischen Thesen entlang zu einer Hypothese, die den Mechanismus der Reinkarnation besser erklären könnte.


Ein Argonaut und ein altgriechischer Philosoph

Es ist mittlerweile fast 60 Jahre her, dass die waghalsigen Abenteuer von Jason und den Argonauten in einem Filmklassiker verewigt worden sind, der auf dem gleichnamigen altgriechischen Mythos von der Suche nach dem Goldenen Vlies basiert und inzwischen Kultstatus erreicht hat. Der antike Mythos, übrigens eine der ältesten Geschichten, die eine Heldenreise zum Gegenstand haben,1 soll fast allen modernen Erzählungen als Handlungsvorlage dienen.2

Ein weiterer, weniger gut bekannter Aspekt des Mythos ist ebenfalls erzählenswert: Unter der Mannschaft der Argonauten, die Jason auf seiner berühmten Suche begleiteten, befand sich Aithalides, der, wie die antike Mythologie berichtet, zur Zeit des Trojanischen Kriegs, also vor ungefähr 3.300 Jahren, lebte und starb. Stimmt das wirklich? Zumindest sein Tod verlangt nach so etwas wie einer Randbemerkung, denn einer unserer berühmtesten Philosophen, der sich außerdem auf den Gebieten der Mathematik, Astronomie und Musik auszeichnete, behauptete, er sei der wiedergeborene Aithalides. Bei diesem Philosophen, den manche für den überzeugendsten Denker aller Zeiten halten, handelt es sich um Pythagoras. Er lebte etwa 800 Jahre nach Aitha­lides, war ein Zeitgenosse von Buddha und Konfuzius (und möglicherweise auch von Zarathustra, wie manche glauben), und seine Lehren trugen maßgeblich zur Entwicklung des philosophischen und religiösen Denkens bei, das im 6. Jahrhundert v. Chr. in Eurasien aufblühte. In der westlichen Kultur gilt Pythagoras, der lange vor Sokrates, Platon und Aristoteles lebte und wirkte, noch immer als „Vater der Philosophie“.3

Der Glaube an die Reinkarnation

Pythagoras war das Konzept der Reinkarnation als Metempsychose bekannt. Der Begriff leitet sich von den altgriechischen Wörternmeta(in diesem Zusammenhang bedeutetmetaso viel wie „Veränderung“)4 und empsychos („beseelt, lebendig“)5 ab, wobei der dahinterstehende Grund­gedanke oft mit Bezeichnungen wie „Seelenwanderung“, „Wiedergeburt“, „Transmigration“ oder „frühere Leben“ wiedergegeben wird. Was uns angeht, so verwenden wir zwar gelegentlich das Wort „Reinkarnation“ (in der landläufigen Bedeutung), sprechen in diesem Artikel aber für gewöhnlich von „anderen Leben“. Wie an späterer Stelle aus unserer Untersuchung hervorgehen wird, glauben wir, dass es sich bei den Leben, an die wir uns unter Umständen erinnern können, ebenso um parallele oder zukünftige Inkarnationen handeln kann, nicht nur um frühere.

Pythagoras ist bei Weitem nicht der Einzige, der die Wiedergeburt für real hielt. Man trifft den Glauben daran in etlichen Kulturen auf der ganzen Welt an, und zwar sowohl in alten als auch in modernen. Die Wiedergeburt ist noch immer eine zentrale Lehre in vielen östlichen Religionen und war sogar Bestandteil der frühchristlichen Tradition – so übernahm beispielsweise Origenes, ein einflussreicher frühchristlicher Kirchenvater, den Glauben an die Reinkarnation. Und einer aktuellen Umfrage zufolge glaubt ein Drittel der US-amerikanischen Erwachsenen an die Wiedergeburt, unter Christen sind es immerhin 29 Prozent.6

Auch wir gehören zu den zahllosen Personen, die von der Reinkarnation überzeugt sind. Im Verlauf unserer spirituellen Reisen konnten wir uns zahlreiche frühere Leben in Erinnerung rufen. Menschen, die wie wir diese Realität kennen, benötigen keinen wissenschaftlichen Beweis zur Bestätigung. Wir akzeptieren jedoch, dass jemand, dem vergleichbare Erfahrungen fehlen, Beweise für das Phänomen einfordert. Angesichts unseres eigenen vernunftbetonten beruflichen Hintergrunds haben wir uns frühzeitig der Wissenschaft zugewandt, um den Sinn unserer Erfahrungen besser begreifen zu können.

Als wir das Phänomen erforschten, lernten wir allmählich die Vielfalt der Auffassungen zu schätzen, die Religionen, Kulturen, aber auch einzelne Menschen von diesem Konzept besitzen. Obwohl ein Großteil der Weltgemeinschaft ebenso wie wir an die Wiedergeburt glaubt, weichen die Vorstellungen darüber, wie diese Erfahrung einzuordnen ist, stark voneinander ab. Unsere Auffassung, die durch eigene Einsichten und unser spirituelles Erwachen geprägt wurde, ist mit Entwicklungen auf vielen Forschungsgebieten vereinbar. Der vorliegende Artikel soll sowohl unsere Auffassung als auch die erwähnten Entwicklungen darlegen. Wir hoffen, dass unsere Arbeit auf das Interesse von Personen stoßen wird, die ihre eigenen Einblicke in diesen faszinierenden Aspekt menschlicher Erfahrung erforschen.

Die Erinnerung an andere Leben ist real

Obwohl sie durchaus auf Kritik gestoßen sind, konnten die detaillierten Forschungsarbeiten solch angesehener Psychiater wie Brian Weiss, Jim Tucker oder des bereits verstorbenen Ian Stevenson höchst stichhaltige Belege dafür liefern, dass es sich bei der Wiedergeburt um eine Tatsache handelt. Unserer Ansicht nach sind diese Forschungsarbeiten so umfassend, dass es heutzutage weniger darum geht, ob Erinnerungen an andere Inkarnationen überhaupt möglich sind, sondern um die Frage, welcher Mechanismus dafür verantwortlich sein kann. Wir teilen die Schlussfolgerung der einflussreichen Physikerin Doris Kuhlmann-Wilsdorf, wenn sie meint: „Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass es tatsächlich eine Wiedergeburt gibt, ist so überwältigend […], dass die gesammelten Belege dem Beweismaterial für die meisten, wenn nicht für alle Zweige der Wissenschaft in nichts nachstehen,“7 sei es für Physik, Kosmologie oder die darwinsche Evolutionstheorie.

Da die objektive Realität der erwähnten Erfahrungen unserer Überzeugung nach hinlänglich belegt ist, bemühen wir uns darum, mit wissenschaftlichen Methoden den Mechanismus darzulegen, der das Phänomen erklären könnte. In Anbetracht unserer wissenschaftlichen Methoden möchten wir hervorheben, dass es sich bei diesem Artikel um kein akademisches Paper handelt und wir nicht danach trachten, unsere Forschungen und Analysen in aller Ausführlichkeit darzustellen. Dennoch glauben wir, dass sich in dem Schriftstück, das wir zur Diskussion stellen, weitgehende Übereinstimmungen in den Erklärungsansätzen herauskristallisieren, die sich mit unserer eigenen Auffassung decken. Ehe wir uns der Wissenschaft zuwenden, möchten wir daher unser eigenes bisher gewonnenes Verständnis schildern.

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