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Wer ist das Volk? Gemeinsam auf der Straße

volkZwei Großdemos in Berlin gegen die Corona-Maßnahmen haben weltweite Aufmerksamkeit erregt und ein Medienecho verursacht, das, nun ja, zu erwarten war. Doch wer war da alles auf der Straße? Und geht es wirklich nur um Corona? Der Versuch einer Einordung.


Daniel Wagner (DW): Chris, lass mich dich kurz vorstellen. Ich habe dich als auffällig klaren Menschen kennengelernt, der einem inneren Plan zu folgen scheint. Einen Abriss deines Lebens und wie sich dieser Plan für dich manifestiert hat, hast du im Vorwort des ersten Teils deiner Trilogie „Generation Mensch“ aufgeschrieben, in dem du nichts weniger als den gegenwärtigen Zustand der Welt analysierst. Viele der Abgründe, die du in deinem Buch teils bis in die letzte Ecke beleuchtest, werden unseren Lesern bekannt sein: das Fiatgeld, die Korporatokratie und die Manipulation der Massen über die Medien. Mich interessieren vor allem die Lösungsansätze, die zwischen den Zeilen immer wieder durchscheinen. Ein paar davon hattest du ja schon in deinen Artikeln in den Heften 64 und 65 dargestellt. Du bezeichnest dich als Libertärer, und ich muss sagen, dass mich dein Buch und dein Auftreten neugierig auf diesen Ansatz gemacht haben. Allerdings hatte ich schon beim Lesen deines Buchs einige offene Fragen. Über all das will ich mit dir sprechen. Ein Grund ist, dass die gegenwärtige Situation recht unübersichtlich ist und sich sicher viele unsere Leser fragen, wo es gesellschaftlich hingehen soll. Du bist für mich ein geeigneter Gesprächspartner, der mir all das durchdacht zu haben scheint. Daher will ich mit dir eine Karte über den Stand der Dinge entwerfen, um danach vielleicht klarer sehen zu können, was noch vor uns liegt.

Beginnen möchte ich im ersten Teil dieses Interviews mit der aktuellen Situation. Du warst ja wie ich auf den Großdemos am 1. und 29. August in Berlin, aber im Gegensatz zu mir bist du von Anfang an auf die viel kleineren Hygienedemos gegangen. Ich glaube, über den Grund, gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße zu gehen, brauchen wir nicht groß zu diskutieren. Mich würde vielmehr interessieren, was du seit den ersten Demos beobachtet hast. Für mich hat es den Anschein, als ginge es da um mehr als nur Corona – inzwischen sind da neben Friedensaktivisten, Hippies, Schülern und Ärzten auch QAnon-Anhänger, Reichsfahnenschwenker und Nationalisten auf der Straße. Schildere doch einmal deine persönlichen Erfahrungen: Wie waren so die ersten Demos? Wen hast du getroffen, wie war dein Eindruck?

Christian Stolle (CS): Was ich von Anfang an gesehen habe, war ein bunter Querschnitt der Gesellschaft. Alle einte der Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Corona-Maßnahmen. Das war auch mein Beweggrund, auf die Straße zu gehen. Ein paar Tage vor der ersten Hygienedemo am 28. März hatte ich einen knapp einstündigen Podcast mit dem Titel „Die neue Corona-Weltordnung“ (https://youtu.be/YDh8EdUEXAU) veröffentlicht, in dem ich meine Recherchen zum Thema zusammenfasste. Es ging um die übertriebenen Gefahren von Corona, reale Gefahren eines Lockdowns, Zensur und Polizeistaatstendenzen, Hintergründe zur WHO und Stellungnahmen von prominenten Denk­fabriken, die eine Krise zur Neuordnung der Welt herbeisehnen. Interessanterweise hatte ich in dem Podcast sogar noch empfohlen, Masken zu tragen, weil mir das als einfaches und effektives Mittel schien, die Pandemie schneller hinter uns zu bringen. Als die Maskenpflicht dann einen Monat später kam, war jedoch schon klar, dass sie nicht notwendig ist.

Die Initiatoren der Hygienedemos in Berlin waren Anselm Lenz und Hendrik Sodenkamp von der „Kommunikationsstelle Demokratischer Widerstand“. Sie sehen sich ganz klar als Linke, kommen aus der Theaterszene – klassische intellektuelle Bildungsbürger, könnte man wohl sagen. Lenz hatte bis dahin für die taz geschrieben. Der Hintergrund der Initiatoren war also eindeutig links, dennoch kam direkt Widerstand von Antifa-Gruppen. Zum einen, weil die Antifa aus mir unerfindlichen Gründen die mediale und politische Panikmache zur Corona-Pandemie unkritisch wiederkäut und jeden zum Feind erklärt, der widerspricht. Zum anderen, weil auf den Hygienedemos auf dem Rosa-Luxemburg-Platz tatsächlich schon früh vereinzelte Vertreter der völkischen Szene auftauchten.

Einer von ihnen war Nikolai Nerling, bekannt als der „Volkslehrer“. Er war mal Grundschullehrer, wurde aber 2018 entlassen, weil er auf YouTube und anscheinend auch in der Schule mit Holocaust-Revisionismus aufgefallen war. Abgesehen davon behandelt er viele Themen der Wahrheitsbewegung und zeigt ein besonderes Faible für Identitätspolitik in Bezug auf Rasse, Nation und Religion. Beispielsweise warnt er davor, Mischlingskinder in die Welt zu setzen. Als ich ihn auf dem Rosa-Luxemburg-Platz traf, konfrontierte ich ihn mit dieser Aussage. Ich fragte ihn, wie er zu dieser Ansicht kommt, und er sagte mir, Menschen von Eltern mit verschiedenen Hautfarben hätten ihm von ihren negativen Erfahrungen im Zusammenhang mit ihrem gemischten ethnischen Hintergrund berichtet, sie fühlten sich hin- und hergerissen und nirgends richtig zu Hause. Ich antwortete, vielleicht kann es sein, dass gerade diejenigen zu ihm kommen, die solche Probleme haben, weil sie wissen, dass er ihnen dankbar zuhören wird. Außerdem gibt es überall Menschen, die Probleme mit ihren Wurzeln haben, egal was diese Wurzeln sind. Wer keine Probleme damit hat, Multikulti-Eltern zu haben, wird wohl kaum auf ihn zugehen. Nerling ließ sich für mich doch etwas überraschend auf dieses Argument ein und sagte: „Das kann schon sein, ein Arzt kennt auch immer nur kranke Menschen.“

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