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Zeitbombe Jonastal

jonastalSeit 20 Jahren beschäftigen sich Edgar Mayer und Thomas Mehner mit der Frage, ob das Dritte Reich im Besitz der Atombombe war. Nach intensiver Recherche, aufschlussreichen Gesprächen mit Zeitzeugen und Konfrontationen mit Behörden sind sich die Autoren sicher: Während des Zweiten Weltkriegs verfügten deutsche Ingenieure über alle nötigen Kenntnisse zur Produktion von Atomwaffen, und tief unter der Erde in Thüringen lagert geheimes Wissen, das bis heute erfolgreich vertuscht wird.


„Zeitbombe Jonastal“ ist eine Kombination aus Sachbuch und persönlichem Erlebnisbericht. Auf eine vollständige Darstellung der Sachlage muss man allerdings verzichten – das Buch enthält vielmehr Ergänzendes zu ihren früheren Werken:

Update 1, mit Berichten des Neffen von Nazi-General Reinhard Gehlen, bezieht sich auf den Kleinst­atomtest bei Ohrdruf.

In Update 2 erhält man aus einem anonymisierten Bericht und Protokollen von Befragungen Albert Speers Informationen über das nicht näher erforschte Auschwitz-Experiment, bei dem angeblich 20.000 Juden durch den Einsatz von Nuklearwaffen ums Leben kamen.

Update 3 beschreibt die Angst vor einem Giftgas­einsatz der Alliierten, die verhinderte, dass die Deutschen während des Kriegs Atomwaffen einsetzten.

Es folgen Kapitel über die Faktenresistenz der Print- und Telemedien sowie – informativ aber off topic – das deutsche und weltweite Energieproblem, inklusive vergangener Experimente zu revolutionären Energiegewinnungstechnologien.

Eine etwa 30-seitige Zusammenfassung des bisherigen Forschungsstandes gewährt zwar einen oberflächlichen Einblick in Mayers und Mehners Recherche zur deutschen Atombombe und bildet mit dem umfangreichen Bild- und Kartenmaterial sowie Zitaten aus den früheren Büchern der Autoren ein insgesamt verständliches Gesamtwerk. Jedoch dürften die Updates vor allem für Leser von Interesse sein, die schon mit dem Thema und der Arbeit der Autoren vertraut sind. Ohne Vorwissen über die deutschen Atombomben­experimente ließen mich die zahlreichen Bezüge auf die Vorgängerbücher gelegentlich ratlos zurück.

„Zeitbombe Jonastal“ kann ich daher eher als ergänzende Lektüre für Leser empfehlen, die sich bereits mit den früheren Werken von Mayer und Mehner beschäftigt haben. Wer mit dem Thema noch nicht vertraut ist, sollte sich zunächst in den Vorgängerbüchern des Autorenduos oder dem Dokumentarfilm „Geheimsache Deutsche Atombombe“ über die Nuklearwaffenforschung im Dritten Reich informieren.

Bis ich das nachgeholt habe, halte ich mich an den Rat der Autoren:

„Sollten Themen-Neueinsteiger versuchen wollen, sich aus all den zwischenzeitlich veröffentlichten Behauptungen und Gegenbehauptungen eine eigene Meinung zu formen, so wird das ein sehr schwieriges Unterfangen werden. Die Fronten […] sind verhärtet, jede Seite beharrt auf ihrer ,Wahrheit‘. Bevor man einen Nervenzusammenbruch erleidet oder ein Fall für die Psychiatrie wird, empfehlen wir an dieser Stelle, wie die Briten meinen, die weiteren Entwicklungen abzuwarten und Tee zu trinken.“

E. Mayer, T. Mehner
Kopp Verlag
255 Seiten
ISBN: 978-3-86445-678-7
€ 19,99