Die Welt - eine Computersimulation?

Digit Bew IconLeben wir in einer virtuellen Wirklichkeit? Tatsächlich häufen sich in der Philosophie und den Naturwissenschaften Indizien für diese Annahme: Die Realität scheint sowohl digitaler Natur zu sein als auch von unserem Bewusstsein generiert zu werden.

Warum ist das alles so bedeutsam?

Falls wir tatsächlich in einer bewusstseinsgesteuerten digitalen Realität leben sollten – und viele Indizien scheinen darauf hinzudeuten –, dann brächte dies Implikationen von erheblicher Bedeutung mit sich.

Erklärungspotenzial

Wie ich bereits weiter oben angedeutet habe, können die unzähligen, bereits eingehend untersuchten Anomalien aus so unterschiedlichen Bereichen wie Physik, Philosophie, Geologie, Anthropologie und Psychologie allesamt allein durch ein bewusstseinsgesteuertes Realitätsmodell erklärt werden. Zu diesen Phänomenen gehören auch Anomalien in der Quantenmechanik und bei Anlage-Umwelt-Studien zu eineiigen Zwillingen, der „Abend-Effekt“ der Gesellschaft, der feinabgestimmte Charakter des Universums, paranormale Erlebnisse, Nachtoderlebnisse und viele mehr. Eine so umfangreiche Erklärungskapazität bietet keine andere Theorie.18

Unsterblichkeit

Die Annahme eines externen, separaten Bewusstseins impliziert die Weiterexistenz desselben nach dem physischen Tod. Die Erfahrungen von Wissenschaftlern wie Thomas Campbell oder Eben Alexander deuten darauf hin, dass diese Existenz von Dauer ist – im Prinzip ewig. Bedenken Sie, wie eine solche Weltsicht die Entscheidungen und Prioritäten der Menschen verändern würde. Die Gelder und Anstrengungen, die man heute für die Verlängerung des Lebens aufwendet, könnten dann unmittelbar dem Leben selbst zugutekommen. Die medizinische Industrie würde vielleicht zu der Erkenntnis gelangen, dass es nicht das Ziel der Evolution ist, eine höhere Lebenserwartung zu erlangen. Mit dem Wissen um die Unsterblichkeit des Bewusstseins könnten wir unsere Bemühungen vielmehr auf die Heilung von Krankheiten und die Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität ausrichten – anstatt in der Gesundheit der Menschen eine profitable Wartungsmaschinerie zu sehen, mit der man das Leben auch über die angemessene Grenze hinaus verlängert.

Lebenssinn

Die digitale Bewusstseinsphilosophie verleiht dem Leben weitaus mehr Bedeutung und Sinn, als es der wissenschaftliche Materialismus vermag. Der einzelne Mensch kann daraus neue Perspektiven auf sein eigenes, individuelles Leben gewinnen. Der Zweck unseres Daseins liegt im Lernen und der Entfaltung unseres Bewusstseins – und nicht im Gewinnen eines hedonistischen Überlebensspiels, das auf Angst und Ressourcenmangel basiert. Sobald wir das verstehen, wird der Schritt zu einer beträchtlich großzügigeren Einstellung gegenüber unseren Mitmenschen und zur wahren Achtung anderer Lebensformen auf unserem Planeten möglich. Wenn man das als „Gefangenendilemma“ bekannte mathematische Spiel in einem unendlichen, iterativen Modus ausführt, stellt man fest, dass die besten Ergebnisse durch Kooperation erzielt werden.19 Übertragen auf einen sich fortlaufend wiederholenden Lebensprozess, würde man erwarten, dass sich der Charakter der Menschheit als Ganzes immer weiter verbessert und die Fixierung auf die Eigeninteressen verschwindet.

Prioritäten

Mit dem Anwachsen der Weltbevölkerung geht eine immer schnellere Vereinnahmung und Zerstörung des Lebensraumes unzähliger Arten von Lebewesen einher. Auch für grausame medizinische Experimente werden diese bewussten Lebensformen benutzt. Die Erkenntnis, dass tierisches Bewusstsein demselben System entstammt, das auch das menschliche Bewusstsein hervorbringt, würde sehr wahrscheinlich dazu beitragen, dieser Ausbeutung ein Ende zu setzen.

Eine materialistische Sicht impliziert, dass wir uns in einem ständigen Kampf um Ressourcen befinden, wodurch es zu Konflikten und letztlich zu Kriegen kommt. Wenn wir aber um die Tatsache wissen, dass wir alle miteinander verbunden sind – würden dann Kriege zwischen Personengruppen, die sich in Religion, Nationalität oder politischer Gesinnung unterscheiden, noch einen Sinn ergeben?

Die Kraft der Absicht

Die digitale Natur des Bewusstseins bewirkt, dass das System einen Wahrscheinlichkeitscharakter hat (der durch die Quantenmechanik eindeutig nachgewiesen worden ist). Die Vorgänge innerhalb dieses Systems können durch Intention beeinflusst werden können. Wenn die Menschen überzeugt sind, dass sie durch den „geschickten Einsatz ihrer Absicht“ ihr Leben, ihre Gemeinschaft und ihre Welt verändern können, dürfte es ihnen leichter fallen, falsche Glaubenssätze zu überwinden und tatsächlich eine positive Veränderung zu bewirken.

Zusammenfassung

Mit den sich mehrenden Hinweisen darauf, dass wir in einer bewusstseinsgesteuerten digitalen Realität leben, wird auch die kollektive Akzeptanz dieser Idee wachsen. Das Verständnis dieses Realitätsmodells kann zu einer neuen, ganzheitlichen Perspektive in der Wissenschaft beitragen; noch wichtiger ist jedoch sein Potenzial, ein friedvolleres, harmonischeres, gerechteres und ausgewogeneres Weltbild zu etablieren.

Endnoten

  1. Tegmark, M.: „Our Mathematical Universe: My Quest for the Ultimate Nature of Reality“ (New York, NY: Knopf, 2014)
  2. Hossenfelder, S.: „Minimal Length Scale Scenarios for Quantum Gravity“ in Living Rev. Relativity, 2013, 16(2)
  3. Foschini, L.: „Where the ,it from bit‘ come from?“, 04.06.2013, online auf fqi.org; http://bit.ly/simul-1 (aufgerufen: Januar 2016)
  4. Bostrom, N.: „Are You Living in a Computer Simulation?“ in Philosophical Quarterly, 2003, 53(211):243–255
  5. Lee, C.: „The dark side of light: negative frequency photons“, 24.08.2012, online auf arstechnica.com; http://bit.ly/simul-2 (aufgerufen: Januar 2016)
  6. Für seine Forschungen auf diesem Gebiet erhielt Einstein im Jahr 1921 den Physiknobelpreis.
  7. Roebke, J.: „The Reality Tests“ in Seed Magazine, 04.06.2008, online auf seedmagazine.com; http://bit.ly/simul-3 (aufgerufen: Januar 2016)
  8. Schwartz, G.: „The Afterlife Experiments: Breakthrough Scientific Evidence of Life After Death“ (New York, NY: Atria Books, 2003)
  9. Alexander III, E.: „Proof of Heaven: A Neurosurgeon’s Journey into the Afterlife“ (New York, NY: Simon & Schuster; 1. Auflage 2012)
  10. van Lommel, P.: „Consciousness Beyond Life: The Science of the Near-Death Experience“ (New York, NY: HarperOne, 2010); dt.: „Endloses Bewusstsein: Neue medizinische Fakten zur Nahtoderfahrung“ (München: Knaur MensSana, 2013)
  11. Ring, K.: „Mindsight: Near-Death and Out-of-Body Experiences in the Blind Paperback“ (New York, NY: iUniverse, 2. Auflage 2008)
  12. University of Virginia School of Medicine: „Department of Psychiatry and Neurobehavioral Sciences“ auf med.virginia.edu; http://bit.ly/simul-4 (aufgerufen: Januar 2016)
  13. Edwards, P.: „Reincarnation: A Critical Examination.“ (Amherst, NY: Prometheus Books, 1996), S. 253
  14. Radin, D.: „The Conscious Universe: The Scientific Truth of Psychic Phenomena“ (New York, NY: HarperOne, 1997)
  15. Radin, D.: „Feeling the future“ auf deanradin.blogspot.com, 05.09.2010; http://bit.ly/simul-5 (aufgerufen: Januar 2015)
  16. Hibbard, W.; Worring, R.; Brennan, R.: „Psychic Criminology: A Guide for Using Psychics in Investigations“ (Springville, IL: Charles C. Thomas Pub. Ltd., 2002)
  17. Campbell, T.: „My Big TOE – The Complete Trilogy“ (Huntsville, AL: Lightning Strike, 2007)
  18. Elvidge, J.: „The Universe – Solved!“ (Santa Monica, CA: AT Press, 2008); dt.: „Die Rätsel des Universums – Gelößt!” (Immenstadt: Mosquito Verlag, 2016)
19 Nowak, M.; Sigmund, K.: „A strategy of win-stay, lose-shift that outperforms tit-for-tat in Prisoner’s Dilemma“ in Nature, 1993, 364:56–58

Kommentare

18. Februar 2016, 13:26 Uhr, permalink

Buntes Papier

Als Informatiker kenne ich natürlich diese Überlegungen, die als Modellüberlegung sehr wichtig sind und tatsächlich ernst genommen werden müssen. Dennoch wehre ich mich mit Händen und Füßen dagegen, daß diese Modellüberlegung besonders viel mit unserem realen Leben zu tun haben soll. Mit einem Gedankenmodell oder einem mathematischen Modell können wir uns behelfen, Strukturen und Zusammenhänge die wir in unserer Erfahrungswelt wahrnehmen, besser zu verstehen. Die Realität kann dennoch ganz anders aussehen.

Als Informatiker ist es mir theoretisch möglich, ein so komplexes Computerprogramm zu schreiben, daß man meinen könnte, dieses Programm sei intelligent und bewußt. Das Programm selbst könnte dabei tatsächlich auf die Idee kommen, daß es eine bewußte und komplexe Persönlichkeit repräsentiert.

Es ist sogar möglich, diesen Algorythmus so zu entwerfen, daß er einen irrationalen, also einen sich nie wiederholenden beliebig komplexen Programmablauf ermöglicht. Wir können theoretisch sogar einen Algorythmus entwickeln, der eine Kosmologie abbildet, die um ein vielfaches komplexer ist, als die Kosmologie, in der wir Menschen leben. Wir könnten sehr leicht auf die Idee kommen, daß dies eine echte kosmische Schöpfung darstellt.

Das kann menschliche Eitelkeiten ganz schön faszinieren, aber auch schwer deprimieren.

Solche Gedankengänge entstehen leicht, weil wir einerseits nicht vor den Anfang der kosmischen Schöpfung blicken können und andererseits nicht über das "Ende" des Kosmos hinausschauen können. Das verursacht zwei Brüche in allen Weltbildern die wir uns immer wieder neu zusammenzimmern.

Ich kann mir die Unendlichkeit sehr gut vorstellen. Aber das was vor dem Anfang war und das was nach dem Ende sein wird, das kann ich mir derzeit überhaupt nicht vorstellen.

In einer modellhaften Abstraktion des Lebens kann ich mir also vorstellen, daß wir eine Simulation sind.
Dies steht im Einklang einer elitären philosophischen Ströung, die eine dehumanisierung der Menschheit vertritt.
Wir können dies auch als eine satanische Strömung bezeichnen, weil sie meiner Meinung nach der gesunden und aufbauenden Entwicklung des Menschen großen Schaden zufügen kann.

Ein nicht definierbares Gefühl sagt mir, daß unser Leben etwas völlig anderes ist.
Auch wenn ich nicht weiß, was Leben ist.
Und was fangen wir nun damit an?

Lasst uns gemeinsam lebend das Leben immer wieder neu entdecken!

11. März 2016, 17:48 Uhr, permalink

Gerechtigkeit

Sehr gut kommentiert!!

06. April 2016, 12:21 Uhr, permalink

Thomas Kirschner

@Buntes Papier:
Ich kann deine Bedenken bez. potentieller satanistischer Strömungen im sog. Transhumanistischen Bewegung gut nachvollziehen. Aber wir sollten deshalb nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Wie Frank Tipler schon vor langer Zeit in seinem noch immer sehr, sehr lesenswerten Buch "Die Physik der Unsterblichkeit" darlegt, dürfte eine überlegene Intelligenz sehr bald entdecken, dass altruistisches Verfahren schon allein aus Gründen der Spieltheorie dauerhaft lohnender und daher "besser" ist, als eine unkooperative (und daher auch eine satanistische) Spielweise.
D.h. wahre Intelligenz wird letztlich immer zu Gott finden. Für mich besteht kein Widerspruch in der gleichzeitigen Annahme eines Gottes und der Hypothese, dass dieser Gott seine Schöpfungen in einem digitalen Universum verwirklicht.

23. November 2017, 12:33 Uhr, permalink

Martin

Ein hervorragender Artikel und zu 99% das, woran ich mittlerweile glaube. Der Beweis fällt schwer, vielleicht ist er sogar unmöglich. Denn wenn die Simulation absolut perfekt ist, kann sie nicht als Simulation enttarnt werden.

Meine Theorie ist, dass diese "Software", aus der alles besteht, die alle Realitäten simuliert, sogar das große Ganze ist - etwa, das schon immer da war und immer da sein wird. Wenn es überhaupt Zeit gibt, was ich nicht glaube - in meinen Augen ist Zeit ein Hilfskonstrukt, das uns dabei hilft, die Dinge einzuordnen und das unabdingbar für unser Bewusstsein ist, damit es innerhalb der Simulation funktionieren kann.

Somit folgere ich, dass alles, was existiert, ein Teil des "Großen Ganzen" ist, kein Produkt dessen. Verkürzt gesprochen, sind wir alle ein Bestandteil dessen, was gerne mal als "Gott" bezeichnet wird.

Einige Überlegungen fand ich sehr gut, z.B. die des RLL. Es würde sogar ansatzweise den Sinn des "Lebens" erklären. Auch die Theorie, dass Dinge erst beim Beobachten detailliert ausgearbeitet werden und so zu der Gestalt finden, als die wir sie wahrnehmen und erforschen können, klingt für mich einigermaßen plausibel.

Nur eine einzige Frage habe ich noch: wer hat sich das alles ausgedacht? Und warum? Ich frage schon gar nicht, seit wann es das alles geben könnte, denn Zeit habe ich ja schon fast ausgeschlossen in meinen Überlegungen.

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