Intelligente Messverfahren helfen bei der Erstellung genauer Konsumentenprofile

messAus einem jüngst von Fachleuten überprüften Artikel ergeben sich Fragen hinsichtlich der Privatsphäre der „Endverbraucher“ von Elektrizität durch die Anwendung intelligenter Messverfahren. „Konventionelle Messgeräte waren nur dazu fähig, den Gesamtverbrauch zu messen und anzuzeigen. Die Daten wurden in Intervallen manuell durch das für die Abrechnung zuständige Versorgungsunternehmen erhoben. Jedoch sind intelligente Messgeräte in der Lage, Informationen mit höheren Frequenzen zu sammeln, z. B. alle 15 Minuten.“

Bei Versuchen in Ontario, Kanada, wurden zu Beginn der Messungen durch eine erweiterte Messtechnik in Intervallen von fünf bis 60 Minuten Ablesungen durchgeführt … Aktuelle Technologien ermöglichen Messungen pro Minute … Die Analyse der durch intelligente Messgeräte erhobenen Daten ermöglicht die Erstellung von Konsumentenprofilen mit einer alarmierend hohen Genauigkeit. Die Beispiele reichen von der Anzahl der Mitbewohner in einem Haus, der Mietdauer, der Art der Haushaltsgeräte, der vorhandenen Sicherheits- und Alarmsysteme bis hin zur Ableitung besonderer Bedingungen wie medizinischer Notfälle oder der Feststellung, ob sich ein neugeborenes Baby im Haushalt aufhält. „Die Erhebung von Profilen erlaubt die Erfassung der Verhaltensweisen der Bewohner, ohne dass künstliche Algorithmen und computergestützte Hilfsmittel angewendet werden.

Murill und Kollegen […] haben gezeigt, dass durch die Analyse eines nur 15-minütigen Untersuchungsintervalls der Gebrauch von Haushaltsgeräten festgestellt werden kann. Molina-Markham und andere haben gezeigt, dass mithilfe der aktuellen statistischen Untersuchungsmethoden die Verbrauchsgewohnheiten durch intelligente Messgeräte erfasst werden können, sogar ohne detaillierte Überprüfungen oder besondere Vorkenntnisse.“1

Ungeachtet obenstehender Informationen hinsichtlich der Art und Weise, in der intelligente Messverfahren in die Privatsphäre eindringen, und der Artikel, die ich persönlich zu dem Thema auf dieser Website verfasst habe, zitiere ich jetzt die Aussagen von Steve Kurmas, dem stellvertretenden Vorsitzenden von DTE Energy, die er am 21. Februar im Rahmen einer Anhörung in Michigan zu diesem Thema gemacht hat:

„Wir glauben, dass intelligente Messverfahren die Privatsphäre der Verbraucher besser schützen […] Die Informationen, die wir erhalten beziehen sich, trotz allem, was von hier heute berichtet wird, ausschließlich auf den Verbrauch – die exakt gleiche Information, die wir durch den Einsatz der intelligenten Messverfahren erhalten, bekommen Sie auch, wenn Sie sich neben ein analoges Messgerät stellen und auf die Messungen schauen. Wir können nicht sagen, welcher Typ eines Haushaltsgerätes läuft oder welcher Typ ein- oder ausgeschaltet ist oder wer zu Hause ist und wer nicht, noch sind wir in irgendeiner Art und Weise daran interessiert, das zu erfahren.“2

Im Fall dass die obigen Worte so unglaublich sein sollten, dass Sie denken, ich habe sie heute nur so dahingesagt, zeige ich Ihnen einen Videoausschnitt vom Hearing in Michigan [das Video sehen Sie hier: http://tinyurl.com/hltf24v]. Es ist schwer zu glauben, dass ein Geschäftsführer eines Großunternehmens entweder so ignorant sein oder eine so falsche Willensbekundung machen könnte – und die klaren und eindeutigen Risiken für die Privatsphäre verneint, die mit der Sammlung grober Daten durch die intelligenten Messtechniken einhergehen.

Zuerst einmal ist festzustellen, dass die Äußerungen der Führungskraft von DTE Energy wahrscheinlich buchstäblich falsch sind, denn die meisten intelligenten Messsysteme sind in der Lage, zusätzliche energiebezogene Daten zu sammeln, unabhängig vom Verbrauch in Kilowattstunden, z. B. der Blindleistung und Spannung. Diese Parameter können mit analogen Messverfahren nicht beobachtet werden. Der Hauptunterschied jedoch zwischen einem analogen und einem intelligenten Messverfahren besteht in der Frequenz der Datenfeststellung. Niemand steht vor meinem Haus und erfasst mit einem Messgerät alle 15 Minuten meinen Verbrauch, und wenn doch, würde ich denjenigen wegen unbefugten Betretens verhaften lassen.

Mit einem intelligenten Messverfahren passiert aber genau dies, sodass die gewonnenen Daten analysiert werden können, entweder durch eine durchgängige Beobachtung oder durch eine algorithmische Software, die das Verbraucherverhalten offenbaren. Unzählige von Experten erstellte Untersuchungen und verfasste Artikel haben das gezeigt.

Nur um die Behauptung des Geschäftsführers von DTE Energy zu widerlegen, dass „wir nicht sagen können […] wer zu Hause ist oder nicht“, verweise ich Sie auf meinen Artikel aus dem Jahr 2014 „Utilities Can Monitor Home Occupancy Using Smart Meters“. (3) Vielleicht sollte der DTE-Energy-Geschäftsführer das kürzlich erschienene Buch lesen „Big Data: A Revolution That Will Transform How We Live, Work, and Think“ [Seiten 152–153]: „Energieversorger in den Vereinigten Staaten und Europa wenden ‚intelligente‘ elektrische Messverfahren an, die ganztägig Daten erfassen, vielleicht mit einer Frequenz von 6 Sekunden – weit mehr als die Messverfahren bezüglich der Gesamtenergie, die herkömmliche Messgeräte erfassen.

Wichtig ist, dass die Art und Weise, wie elektrische Geräte Strom verbrauchen, eine für das Gerät einzigartige Signatur hinterlässt. Die Signatur eines Heißwassererhitzers ist eine andere als die von einem Computer, die sich wiederum von der einer Marihuana-Gewächshauslampe unterscheidet. Auf diese Weise verrät die Nutzung der Energie in einem Haushalt private Informationen, seien es alltägliche Gewohnheiten, Gesundheitsverfassungen oder illegale Aktivitäten.“4

Letztendlich ist einer der Gründe, warum ich fortfahre, über das Thema der intelligenten Messverfahren zu schreiben, in der jüngsten juristischen Veröffentlichung der Naperville Smart Meter Awareness (NSMA) zusammengefasst [Seite 52]:

„… der wahrscheinlich größte staatliche Gebrauch von intelligent gewonnenen Verbrauchsdaten – für die gesetzliche Durchsetzung von intelligenten Messverfahren – kann für die Bürger den Verlust ihrer Privatsphäre bedeuten, insofern ihre häuslichen Aktivitäten ansonsten unentdeckt bleiben würden. Die Verwendung der Daten auf dem Marktplatz, die wahrscheinlich unvermeidlich ist, wird zu ungewollten Marketingkommunikationen führen sowie zu Kollateralschäden, die entstehen, wenn kommerziell erhältliche Daten in die Hände von Kriminellen, Betrügern und anderen Tätern gelangen.“5

Die in diesem Artikel zitierten Äußerungen des Geschäftsführers von DTE Energy sind ein Beispiel für die Propaganda, die die Bürger der USA zum Verlust ihrer Freiheit in ihren eigenen vier Wänden führt, wie oben beschrieben. Außerdem: Wenn ein Geschäftsführer eines Versorgungsbetriebs im Rahmen einer vorbereiteten Zeugenaussage keine realen Fakten vorlegen kann, verschwendet er jedermanns Zeit nur darin, um sie zu täuschen.

Endnoten

1 http://tinyurl.com/zgjhe2y

2 Aussage von Steve Kurmas, Vizevorstand DTE Energy, vor einer Anhörung des Michigan House Energy Policy Committee, 21.02.2017

3 http://tinyurl.com/hxzfc6j

4 http://tinyurl.com/gq2plp4

5 http://tinyurl.com/zsksc49

Quelle: SmartGridAwareness.org, 25.02.2017, http://tinyurl.com/hltf24v

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