Unsterbliche HeLa-Zellen und Viren-Voodoo

Ein schwarzmagischer Scifi-Thriller: Die Krebsforschungszelllinie, die einem malignen Tumor einer einzigen Person – Henrietta Lacks – entstammt und in der Medizinforschung Geschichte geschrieben hat, wurde mit einem Hexengebräu aus Tier-Embryonenblut und menschlicher Plazenta genährt und wuchert sich inzwischen zu einer eigenen Art aus.

Henrietta Lacks: „Die Patin der Virologie“

Ende Januar 2010 erschienen erste Rezensionen über Rebecca Skloots neues Buch mit dem Titel „Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks“. Die Autorin recherchierte zehn Jahre lang über die Milliarden Dollar schwere Industrie, die sich um die HeLa-Zellen herum entwickelt hat, und führte lange Interviews mit Henriettas noch lebenden Familienmitgliedern. Die Familie der Henrietta Lacks erfuhr erst 20 Jahre nach dem Tod der Frau von ihrer „Unsterblichkeit“, als Wissenschaftler Henriettas Mann und ihre Kinder für ihre Forschungen zu benutzen begannen, ohne sie davon in Kenntnis zu setzen. Und obwohl die Zellen eine Industrie ins Leben gerufen haben, die mit dem Verkauf menschlichen Biomaterials Abermilliarden Dollar umsetzt, hat Henriettas Familie nie auch nur einen Cent der Gewinne abbekommen.

Eric Roston, Buchkritiker der Washington Post, schrieb in seiner Rezension vom 31. Januar 2010:

„Fast 60 Jahre später haben Lacks’ Gewebezellen geschätzte 50 Tonnen HeLa-Zellen hervorgebracht. Naturwissenschaftler und Mediziner verfassen etwa 300 mit HeLa im Zusammenhang stehende Studien im Monat; bisher existieren an die 60.000 solcher Studien. Die heute noch lebenden Familienmitglieder der Henrietta Lacks haben mittlerweile erfahren, was da passiert – und sind selbst zu begehrten Studienobjekten der Forscher geworden.“

In ihrer Rezension in der New York Times vom 5. Februar 2010 schrieb Lisa Margonelli:

„Nach Henrietta Lacks’ Tod wurden die HeLa-Zellen sozusagen ein virales Phänomen – und sie selbst wurde zur Patin der Virologie und später der Biotechnologie, von der praktisch jeder Mensch profitiert hat, der je etwas Stärkeres als Aspirin eingenommen hat. […] HeLa hat tausende Karrieren gefördert und mehr als 60.000 wissenschaftliche Studien inspiriert. Und täglich werden fast zehn weitere Studien publiziert, in denen mit ihrer Hilfe Geheimnisse gelüftet werden: vom Altern über Krebserkrankungen und die Paarungsgewohnheiten von Moskitos bis hin zu den Auswirkungen der Kanalisationsarbeit auf die menschliche Zelle. Deborah (Henriettas Tochter) wird zur treibenden Kraft des Buches, indem Skloot ihren ,lebenslangen Kampf verfolgt, ihren inneren Frieden mit der Existenz dieser Zellen zu schließen – und mit der Wissenschaft, die ihr Bestehen möglich gemacht hat‘. Auf der Suche nach der Mutter, die sie nie kennenlernen durfte, hat Deborah hunderte Artikel zum Thema HeLa-Forschung gelesen und ist zum Schluss gelangt, dass ihre Mutter wegen all der Versuche mit ihren Zellen ,in Ewigkeit leiden werde‘.“

Horizontaler Gentransfer: Genübertragung über Artgrenzen hinweg

Zu der Zeit, als sich die HeLa-Zellen über die ganze Welt auszubreiten und Zellkulturen zu kontaminieren begannen, gab es nur wenige Forschungen darüber, wie Organismen miteinander in Beziehung stehen. Heute hat die Wissenschaft schon genauere Erkenntnisse, wie zum Beispiel Viren eine „Rekombination“ mit anderen Viren eingehen können. Und nicht nur das – sie können auch Bakterien und menschliche Zellen infizieren.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten befassten sich Molekularbiologen immer intensiver mit dem Genaustausch zwischen verschiedenen Organismen, von den kleinsten Lebensformen bis zu den größten. Dieser Prozess ist als „horizontaler“ oder „lateraler Gentransfer“ bekannt. Bekannter ist natürlich der „vertikale Gentransfer“, bei dem die Nachkommen eines Organismus die Gene ihres bzw. ihrer Vorfahren erben.

Der horizontale Gentransfer stellt für die Krebs- und Impfstoff-Forschung allerdings eine ernsthafte Gefahr dar, weil durch Gentechnikexperimente die Übertragung gefährlicher transgener DNS von einer Spezies zur anderen ermöglicht wird. Wenn Viren zwischen verschiedenen Tierarten hin- und herwandern und sich gelegentlich sogar an menschliche Zellen anpassen, hat das wiederum schwerwiegende Folgen – sowohl für die Evolutionstheorien als auch für die Onkovirenforschung. Während des „Kriegs gegen den Krebs“, einer 1971 von US-Präsident Richard Nixon gestarteten Initiative, befassten sich die Forscher hauptsächlich mit solchen Gentransfer-Experimenten – und 1981 brach dann die Aids-Epidemie aus (siehe dazu auch mein Buch „Aids and the Doctors of Death“). Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, brauchen Sie bei Google nur die Begriffe „dangerous lateral gene transfer“ einzugeben.

HeLa-Zellforschung: Wissenschaft oder Wissenschafts-Wahnsinn?

Vor einem halben Jahrhundert machte ich meinen Abschluss an einer medizinischen Fakultät. Heute bin ich über meinen Berufsstand ziemlich enttäuscht. Ich habe 40 Jahre damit zugebracht, die bakteriellen Ursachen für Krebserkrankungen zu erforschen und den Nachweis für das Vorhandensein von Bakterien in Tumorgewebe zu erbringen (wo es nach Meinung der Krebsexperten keine geben sollte). Meine Forschungen haben das Interesse meiner Kollegen kaum bis gar nicht geweckt. Ich habe mich ein Vierteljahrhundert lang bemüht, die Öffentlichkeit auf die Beweise aufmerksam zu machen, dass Aids eine vom Menschen gemachte Krankheit ist – und keine ernstzunehmende Stellungnahme von all den Aids-Experten erhalten, die den Leuten einreden wollen, dass HIV aus dem afrikanischen Dschungel gekommen sei und Aids verursacht habe.

Was ich wirklich über HeLa-Zellen denke? HeLa-Zellen sind Krebszellen, infiziert mit dem heute als krebserregend bekannten Papillomavirus, denen Blut aus einer menschlichen Plazenta, Embryo-Extrakt vom Mastrind und Hühner-Blutplasma aus dem Blut eines lebenden Hühnerherzens hinzugefügt wurden. Ein solches Gebräu würde ich von einem Hexenmeister erwarten, aber nicht von jemandem, der solide Forschung betreibt. HeLa-Zellen als Grundlage, Fundament und Schablone für Virenstudien einzusetzen kommt mir eher vor wie Viren-Voodoo.

Wie kann denn eine infizierte Zellkultur wie HeLa bei der Krebs- und Impfstoff-Forschung hilfreich sein? Abgesehen davon vielleicht, dass sie bekannte und unbekannte Viren, Mykoplasmen, Bakterien und weiß Gott welche anderen möglichen Infektionserreger verbreitet, die in Henriettas Zellen und der neuen Spezies Helacyton gartleri stecken.

Kommentare

02. August 2016, 17:51 Uhr, permalink

Cynthia

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