Am Vorabend des Dritten Weltkrieges - Was Hellseher für unsere nahe Zukunft prophezeien und was politische Fakten bestätigen

Peter Orzechowski
Kopp Verlag
252 Seiten
ISBN: 978-3-86445-094-5
€ 19,95

Nachdem am 21.12.2012 der Maya-Kalender ausgelaufen ist, war es eine Zeitlang ruhig um die Auguren des Untergangs. Denn wer für den 21.12 tatsächlich eine globale Katastrophe erwartet hatte, hat zweifelsohne ein kleines Waterloo erlebt, wie man ohne falsche Rücksichten konstatieren muss. Umso neugieriger darf man jetzt auf das erste Buch sein, das sich dem Fiasko zum Trotz erneut an das heikle Thema heranwagt. Orzechowski, ausgewiesener Politologe und Hypnotiseur, wählt dabei einen interessanten Ansatz. Er geht davon aus, dass nach Ablauf des Maya-Kalenders tatsächlich eine neue Zeit angebrochen ist, wobei er allerdings leider darauf verzichtet zu präzisieren, wodurch genau sie sich auszeichnet. Durch diesen Kunstgriff wird es ihm möglich, einige der am 21.12 nicht eingetretenen Vorhersagen wie die eines Sonnensturms, einer Polverschiebung und ähnlicher Klassiker erneut aufzuwärmen und in sein Szenario eines Dritten Weltkrieges zu integrieren. Allerdings räumt er am Ende des Buches ein, dass er selber nicht so recht daran glauben kann. Der enttäuschte Leser wird dann damit getröstet, dass er wenigstens ein paar Verhaltenstipps bekommen hat, falls wider Erwarten doch der Ernstfall eintreten sollte.

Obwohl der grobe Argumentationsrahmen also hanebüchen ist, schafft es Orzechowski zwischendurch, eine gewisse Stringenz zu wahren, was die Lesbarkeit des Buches sicherstellt. Zunächst widmet er sich den gegenwärtigen Weltkrisen, geht dann zu verschiedenen Prophezeiungen über (Volksseher, Nostradamus, Cayce) und breitet schließlich das Panorama des Dritten Weltkrieges aus. Dieser werde vor allem von Russland ausgehen und mit einer Entscheidungsschlacht zwischen Russen und Chinesen in Bayern, Böhmen und Österreich zu Ende gehen, ehe ein Meteoriteneinschlag in Tschechien womöglich zu einer Polverschiebung und dem Auf- bzw. Untertauchen alter und neuer Kontinente führen und auf jeden Fall endgültig für Ruhe sorgen werde. Zum Glück verzichtet Orzechowski dabei auf eine Exegese der christlichen Apokalyptik, da ihm diese zu unplausibel ist, zitiert aber gleichwohl an einer Stelle zustimmend einen brasilianischen Historiker, der in Wladimir Putin den Antichristen erkannt haben will. Nun sind gerade Putin und Russland für ihr neu erwachtes Christentum bekannt und auch sonst sind bei den verschiedenen Prophezeiungen der Volksseher stets die jeweiligen Stadien der Ost / West-Konfrontation erkennbar. Bei den Prophezeiungen von 1920 rollt die Revolution, später drohen dann russische Panzerarmeen ins Ruhrgebiet vorzustoßen und ein andermal beginnt alles mit einem Marsch auf Belgrad, das unter Tito ja auf Distanz zu den Sowjets gegangen war. Insofern sind diese verschiedenen Prophezeiungen wohl eher ein Beleg für die seit nunmehr hundert Jahren anhaltende Dämonisierung Russlands. Jeder, der das Land ein bisschen kennt, wird genervt abwinken: Antirussische Berichterstattung kennen wir aus den Mainstreammedien ja schon zur Genüge. Wer aber Angst vor Russen und Chinesen hat und dazu vielleicht noch in Bayern oder Österreich wohnt und sich im Detail ausmalen will, wie die asiatischen Horden über ihn herfallen werden, wird einen kurzen Kick von diesem Buch bekommen. Ansonsten sollte sich aber das Niveau der Prophezeiungsliteratur ganz erheblich steigern, wenn es mehr als ein Pausenfüller zwischen den großen Kataklysmen des Weltenlaufes sein will.

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