BIZ: Der Turmbau zu Basel

baselJanne Jörg Kipp
Kopp Verlag
239 Seiten
ISBN: 978-3-86445-117-1
€ 19,95

Der Börsenexperte und ausgebildete WirtschaftsjournalistJanne Jörg Kipp, der schon vor zehn Jahren die sich anbahnende US-Immobilienkrise und den Staatsbankrott in Griechenland hatte kommen sehen, beschäftigt sich in diesem Buch mit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Diese in der Öffentlichkeit wenig bekannte, international agierende Bank wurde 1930 von den Vorsitzenden der Bank of England und der Reichsbank gegründet, um die Reparationszahlungen an die Alliierten nach dem Ersten Weltkrieg abzuwickeln.

Auf relativ vielen Seiten fasst Kipp die Geschichte der Bank zusammen, die im Laufe der Jahre mehrmals ihre Aufgabenbereiche wechselte oder ergänzte und über Gremien wie den Basler Ausschuss für Bankenaufsicht verfügt. Mittlerweile diene sie laut Autor als informeller Treffpunkt für die Vorsitzenden zahlreicher Banken aus aller Welt, die sich alle zwei Monate in dem unscheinbaren Gebäude in der Nähe des Basler Hauptbahnhofs zu einem Glas Wein versammeln und ihre zukünftige Zinspolitik aufeinander abstimmen. Er kritisiert, dass diese Treffen ohne jegliche demokratische Legitimation stattfinden und durchaus als konspirative Sitzungen zu werten seien. In den Medien wird die Bank übrigens kaum erwähnt, was für sich genommen schon Bände spricht.

Während des Zweiten Weltkriegs diente die BIZ als Transaktionsmechanismus an den internationalen Finanzmärkten, akzeptierte Naziraubgold und half bei Umbuchungen fragwürdiger Summen auf andere Konten, um Verbrechen zu vertuschen. Nach 1945 trieb sie die Einführung des Euros voran. Eigentlich wollten die US-Amerikaner sie nach dem Krieg auflösen, weil sie den damals neu geschaffenen Organisationen IWF und Weltbank nicht in die Quere kommen sollte, aber sie blieb der Finanzwelt erhalten.

Im Laufe der Jahre entwickelte die Bank eine erstklassige statistische Abteilung, und wo sie nur kann, warnt sie in Fachpublikationen vorFehlentscheidungen in der internationalen Geldpolitik. Der Autor allerdings hat entlarvt, dass sie selbst es ist, die die Entwicklungen, vor denen sie warnt, durch ihre informelle Absprachenpolitik vorantreibt. Er meint, dass der nächste Wirtschaftscrash definitiv komme, entweder in Form einer Währungsreform oder als teilweise Reduzierung der immensen Staatsschulden per Schuldenschnitt.

Kein wirtschaftsfokussiertes Buch kommt ohne Daten und Grafiken aus. Auch in diesem 239 Seiten starken Werk findet man davon hinreichend. Als Leser spürt man, dass dem Autor sehr an Transparenz gelegen ist, allerdings lesen sich manche Stellen ein wenig mühsam, da sie sich teilweise an die trockenen Originalwortlaute der Statuten der BIZ halten. Wenn man nicht selber Wirtschaftsexperte ist, wird man ohnehin kaum ohne Recherchearbeit auskommen, um gewisse Fachtermini verstehen zu können, denn auch hiervon gibt es mehr als genug. Trotzdem kann man als interessierter Laie die groben Zusammenhänge gut verstehen, lernt den sehr pointierten Standpunkt des Autors kennen und ist nach der Lektüre auf jeden Fall für die Thematik sensibilisiert.

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