Das kleine ABC der Strahlenwaffen

StrahlenwaffenEs gibt Erfindungen, von denen will man lieber nur gelesen haben. Bei den hier geschilderten Todesstrahlwaffen wünscht man sich womöglich noch mehr: nämlich, dass sie tatsächlich mit ihren Erfindern das Zeitliche gesegnet haben – aber wer weiß das schon?

Im Laufe des 20. Jahrhunderts gab es zahlreiche Zeitungsberichte über Erfinder, die ihre sogenannten „Todesstrahlen“ der Öffentlichkeit präsentierten. Ein Großteil davon entpuppte sich als Fälschung. Die Konstruktionsdetails der wenigen Ausnahmen, die tatsächlich existierten, sind zu unser aller Glück in den vergangenen Jahren verloren gegangen oder gut unter Verschluss gehalten worden. Manche dieser Strahlen sollten angeblich imstande sein, elektronischen Geräten den Garaus zu machen, andere sollten Tiere töten und wieder andere sogar beides.

In diesem Übersichtsartikel führe ich mehrere Beispiele für solche Geräte, deren Erfinder und die bekannten Fakten auf.

Giulio Ulivi

Im Jahr 1913 erlangte der Italiener Giulio Ulivi (1881 – 1948) Berühmtheit, als er behauptete, sogenannte „F-Strahlen“ entdeckt zu haben – Strahlung im Infrarotbereich, die Schießpulver aus mehreren Kilometern Entfernung zur Explosion bringen könne. Der französische General Joseph Joffre ermöglichte eine Demonstration vor der Küste in der Nähe von Le Havre, im Zuge derer Ulivi laut der ZeitungL’Eclairzehn Minen explodieren ließ, die in einem Abstand von 600 Metern deponiert waren. Ein weiterer erfolgreicher Test mit Schießpulver und Munition wurde abgeschirmt in einer Festung durchgeführt. Ulivi war jedoch nicht in der Lage, seine Erfindung zu erklären, und verstrickte sich bei Fragen häufig in Widersprüche. Aufgrund eines angeblichen Defekts an der Apparatur ergab sich aus diesen Testungen nichts Weiteres.

Ulivi stellte seine Entdeckung auch der italienischen Marine vor, indem er zwei Torpedos im Fluss Arno zur Explosion brachte. Experten beschuldigten ihn des Betrugs, aber da ihm nichts eindeutig nachgewiesen werden konnte, starb Uli­vis Geheimnis mit ihm – wenn es denn je eines gegeben hat.

Edgar Hollingshead

Vor nicht allzu langer Zeit gab es noch technische Schwierigkeiten, Energie in Form eines Strahls durch die Atmosphäre zu schicken, sodass die Entwicklung von Todesstrahlen nicht möglich war. Edgar L. Hollingshead folgte mit dem von ihm entdeckten „odischen Strahl“ jedoch einem anderen Ansatz. Er konnte nicht nur Levitation erzeugen, sondern auch Materie zersetzen.

Ein Artikel im Syracuse Journal vom 3. Januar 1922 zeugt von der Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwurde:

„Ein Instrument, das, wie man sagt, ein unsichtbares Projektil verschießen könne, das stärker sei als jeder bekannte Sprengstoff, bescherte Edgar L. Hollingshead und seiner ‚Strahlenkanone‘ internationale Aufmerksamkeit.

Bei der Waffe handelt es sich um den sogenannten odischen Prozessstrahl, den Hollingshead nach eigenen Angaben erstaunlich genau fokussieren und lenken kann. Er ist in der Lage, so der Erfinder, die grundlegende physikalische Ordnung des uns bekannten Universums zu stören, und kann sowohl kommerziell als auch militärisch eingesetzt werden.

Obwohl sie sich noch in der Versuchsphase befinde, habe die ‚Strahlenwaffe‘ zur Zufriedenheit von Hollingshead und seinen Mitarbeitern gezeigt, dass Materie ohne Explosion zersetzt werden könne und weder Asche noch Rauch oder sonstige Rückstände zurücklasse.

Wasser könne augenblicklich in seine Bestandteile zerlegt werden.“

Das weitere Schicksal von Hollingsheads odischer Strahlenwaffe ist unbekannt, aber darüber sollten wir möglicherweise froh sein.

Constantin Vaideanu

Im Jahr 1919 erhielt Constantin Vaideanu das französische Patent FR524839 für eine „Vorrichtung zur Entladung der Elektrizität der Atmosphäre in einem Umkreis von fünf Kilometern“. Er entwarf einen fokussierenden Reflektor, der die UV-Strahlung bündelte, was die für den Betrieb des Geräts notwendige Leistung beträchtlich reduzierte.

Später erhielt Vaideanu das Patent FR36728 für eine „Vorrichtung zur Übertragung von Hochleistungs­energie über große Entfernung“:

„Bei der Erfindung handelt es sich um einen modulierten Hochfrequenzstrahl (-) und einen Ultraviolettstrahl (+), die eine Photoionisation der Partikel in der Atmosphäre bewirken und sie einfangen, wodurch der ursprüngliche Strahl über enorme Entfernungen verstärkt wird. Wenn der Strahl auf das Ziel trifft, wird eine gewaltige elektrische Entladung mit thermischen und photischen Effekten erzeugt. Bei geringerer Leistung heizt dies die Atmosphäre auf und verursacht klimatische Störungen (Tornados, Regen usw.).“

Harry G. Matthews

Nachdem er im Jahr 1923 Zeitungsberichte über französische Flugzeuge gelesen hatte, die bei einem Flug über Bayern abgestürzt waren, stellte Harry Grindell Matthews (1880 – 1941) erste Überlegungen zu seinem Todesstrahl an:

„Mir wurde bewusst, dass die Deutschen einen unsichtbaren Strahl entdeckt haben mussten, der die Zündmagnete von Flugzeugen außer Betrieb setzen kann. Ich setzte alles da­ran, dieses Rätsel zu lösen, und ich glaube, dass es mir mit dem elektrischen Strahl, der mir nun zur Verfügung steht, gelungen ist.“

Matthews führte mehreren Journalisten einen Prototyp seiner Erfindung vor, indem er den Motor eines Motorrads aus 15 Metern Entfernung stoppte. Er sagte:

„Ich bin zuversichtlich, dass ich Flugzeuge während des Fluges stoppen kann, wenn man mir die Möglichkeit gibt, diesen Strahl zu entwickeln. Ich glaube sogar, dass er stark genug wäre, ein Flugzeug gänzlich zu zerstören, Pulvermagazine zu sprengen und alles zu vernichten, was ihm in den Weg kommt.“

Den vollständigen Artikel können Sie in NEXUS 110 lesen.

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