Ein neues Ich

Ein neues IchEin neues Ich
Wie Sie Ihre gewohnte
Persönlichkeit in vier
Wochen wandeln können
Dr. Joe Dispenza
KOHA Verlag
395 Seiten.
ISBN: 978-3-86728-196-6
€ 18,99

Dr. Joe Dispenza ist spätestens seit dem Film „What the bleep do we know?“ einem größeren Publikum bekannt. Auch in seinem aktuellen Buch widmet er sich der Funktionsweise des Gehirns und wie wir diese für unsere Zwecke ausnutzen können. Seine Überlegungen gehen dabei vom Quantenfeld aus, in dem es keinen wesentlichen Unterschied zwischen bloß Gedachtem und physisch Realem gibt. Wer etwas will, muss es (bloß) manifestieren. Damit steht Dispenza praktisch in einer Reihe mit der „Wünsch dir was“-Bewegung à la „Bestellungen beim Universum“, der nicht zu Unrecht vorgeworfen wird, es sich erheblich zu einfach zu machen. Allerdings hebt sich Dispenza mit der Weitgespanntheit und Klarheit seines Denkens wohltuend von allzu schlichten Ansätzen ab. Im Gegenteil: Er liefert eine sehr fundierte theoretische Abhandlung über das Quantenfeld, die Funktionen der einzelnen Gehirnregionen und die Bedeutung der verschiedenen Frequenzen der Gehirnwellen.

Zusätzlich verknüpft er das mit einer überzeugenden Analyse menschlicher Emotionen und Charakterzüge und fügt schließlich alles zu einem ganzheitlichen Meditationsansatz zusammen, mit dem man sich so umprogrammieren können soll, dass man sich nicht mehr selbst im Wege steht, sondern vielmehr die Dinge erreicht, die man sich wünscht. Ob dieser letztendlich hält, was er verspricht, kann ich noch nicht abschließend bewerten. Jedenfalls muss man sich die geführten Meditationen, sofern man nicht mit einer gelesenen Anleitung vorlieb nehmen möchte, für 3,99 Euro extra downloaden.

Liest man sich die Kommentarspalten durch, stößt man dabei schnell auf erboste Statements, denenzufolge es erhebliche Differenzen zwischen den MP3s und dem Buch gäbe, von denen die wichtigste ist, dass es im eigentlichen Sinne keine Meditation zur Modifikation des eigenen Betriebssystems gäbe. Das ist natürlich ein harter Vorwurf, erklärt er Dispenza doch indirekt zum Aufschneider. Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass während der zwei Male, in denen ich, inspiriert von der Lektüre, meditiert habe, fantastisch viel passiert ist. Ungeachtet dessen, dass da vielleicht noch andere Faktoren aus meiner gegenwärtigen Lebenssituation hineinspielen, hat mir die Meditation Schalter meines Bewusstseins vor’s innere Auge treten lassen, an denen es seit zwei Jahrzehnten gehakt hat und an die ich mit anderen Methoden bisher nicht herangekommen bin, woraufhin in den anschließenden Nächten intensivste Heilträume einsetzten.

Doch selbst wenn man mit der Meditation weniger Glück haben sollte, lohnt sich die Lektüre immer noch. Einfach, weil Dispenza die Quantenfeldtheorie und die Funktionsweise des Gehirns so anschaulich erklärt, dass man hinterher Bescheid weiß. So wie die Vertreter des Quantenfelds ja eher seichte Esoteriker sind, hängen Neurowissenschaftler eher einem reduktionistischen Materialismus an. Beide Bereiche so zu kombinieren, dass eine stimmige Synthese dabei herauskommt, die frei von den Überspitzungen und Plattheiten der an sich verfeindeten Lager ist, ist eine Leistung, die man nicht zu niedrig einschätzen sollte. Ich jedenfalls habe Dispenzas Buch mit großem Gewinn gelesen.

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