Fettleibigkeit: Suche nach neuen Erklärungen

Fettleibigkeit und Gewichtszunahme bekommt man nicht unter Kontrolle, indem man weniger isst und sich mehr bewegt. Viel wichtiger ist es, die richtigen Lebensmittel zu konsumieren, die nicht durch moderne Landwirtschaftsmethoden und industrielle Verarbeitungsprozesse verändert wurden.

Psychische und spirituelle Aspekte der Fettleibigkeit

Eine der größten psychischen Komponenten der Fettleibigkeit ist die Sucht. Menschen essen aus völlig verschiedenen Gründen: zur Unterhaltung, zum Trost, als Ersatz für Sex oder was auch immer. Wenn sich dieses Verhalten bis ins Extrem steigert, fördert es die Selbstzufriedenheit und damit das Unvermögen, Risiken einzugehen und etwas anderes auszuprobieren. Mit der Fettleibigkeit geht ein Gefühl spiritueller Leere einher, wobei viele Menschen diese Leere auf die eine oder andere Art mit Essen füllen wollen. Es scheint, als ob jeder von uns mit unterschiedlichen inneren Belastungen und Konflikten zu kämpfen habe, deren Lösung man nur mit Selbstbetrachtung näher kommt. Aber so lange wir von schlechter Nahrung und den in ihr enthaltenen Medikamenten betäubt sind, ist es schwierig, mit diesen tieferen, grundlegenden Themen in Berührung zu kommen. Die Natur der Sucht hält uns in einem Zustand gefangen, in dem wir beständig mit dem Schmerz fertig werden müssen, der von etwas Tiefem und Unergründlichem in uns hervorgerufen wird. Solange wir nicht beginnen, ein wenig von der Sucht abzulassen, werden wir den wahren Grund unserer Leere und unseres Schmerzes nie erfassen.

Die Esssucht kann sogar noch von etwas übertroffen werden: der gewohnheitsmäßigen Befriedigung durch selbstzerstörerische Gedanken und Gefühle. Wenn wir uns mit schlechten Gefühlen wie geringem Selbstvertrauen, Hilf- und Hoffnungslosigkeit vollstopfen, verbessert das nicht unbedingt die Ausgangslage. Für einige Personen unterstützt der depressive Zustand die Fettleibigkeit durch die Sucht nach tröstender Nahrung. Diese Beobachtung basiert auf dem Gedanken, dass unglückliche Menschen mehr essen, um sich besser zu fühlen. Eine andere Möglichkeit ist, dass der depressive Zustand selbst zur Fettleibigkeit beiträgt, indem er die Effizienz der Körperfunktionen herabsetzt. Das Schwimmen in unangenehmen Emotionen erzeugt Stillstand und Blockaden in den Organen und beeinträchtigt ihre Funktionsfähigkeit.

Um die Sucht zu besiegen, müssen wir als ganze Menschen leben. Wir sollten alle verschiedenen Aspekte des Lebens integrieren und uns an ihnen erfreuen. Wir müssen uns, zumindest bis zu einem gewissen Maß, aller inneren Prozesse bewusst werden – physische, emotionale, mentale und spirituelle. Wenn wir einen dieser Teile von uns vernachlässigen, ist eine Degeneration unvermeidlich. In unserer modernen Gesellschaft neigen wir dazu, nur die physischen Teile unserer Körper zu beachten. Alles, was den Geist und die Gefühle betrifft, wird auf das Gehirn und das höhere Nervensystem geschoben. Doch es gibt in jedem einzelnen Organ eine Verbindung zwischen diesen verschiedenen Ebenen. Viele traditionelle Systeme der Medizin erkennen die Intelligenz an, die dem Gewebe und jedem Teil des Körpers innewohnt. Innerhalb jedes Organs existieren Gefühle und Gedankenmuster. Diese Energien sind, wie die physische Substanz, ein untrennbarer Teil des Organs. Und die energetischen Anteile können genauso krank und dysfunktional werden. Unsere Entscheidungsfindung bei der Ernährung hat nicht nur Folgen für das physische Gewebe, sondern ebenso auf unsere mentale wie emotionale Gesundheit.

Wenn wir psycho-spirituelle Störungen wie die Depression mit der Fettleibigkeit in Verbindung bringen, nehmen wir manchmal an, dass das Problem nur bei den Essgewohnheiten zu suchen sei. Die östliche Medizin hingegen verbindet Emotionen direkt mit der richtigen Funktionsweise des Organsystems. Nach dieser Denkungsart könnte die Gewichtszunahme eine direkte Folge depressiver Gefühle sein, ungeachtet irgendwelcher Veränderungen im Essverhalten. Immer wieder die gleichen gewohnten Gefühle und Gedanken zu haben, kann die optimale Funktionsweise der inneren Organe herabsetzen. Nicht nur unsere Gefühle können niedergeschlagen sein, sondern ebenso all die verschiedenen Teile unseres Körpers. Sind die Organe in ihrer Funktionsweise beeinträchtigt, aufgrund einer Kombination aus falscher Ernährung und bedrückten Gefühlen, ist eine Krankheit unvermeidlich. Emotionale Traumata, unterdrückte Emotionen oder emotionale Exzesse haben auch negative Folgen für die inneren Organe. Das physische Gewebe und die emotionalen und geistigen Sphären des Bewusstseins stehen in engerem Zusammenhang als bisher gedacht.

Immer wieder wird die Wichtigkeit der körperlichen Bewegung betont. Es ist zwar wahr, dass Menschen spazieren gehen und sich Bewegung verschaffen sollten, um gesund zu werden, doch das allein ist nicht genug. Genauso wichtig ist die Bewegung auf geistiger und emotionaler Ebene. Menschen müssen auch denken und fühlen, um ganzheitliche, vollständige Wesen zu sein. Unser moderner Lebensstil unterdrückt nicht nur unser Vermögen, körperliche Bewegungen auszuführen, sondern auch unsere Fähigkeit zu denken und zu fühlen. Unsere festgelegten Tagesabläufe lassen uns wenig Raum, um über – und für – uns selbst nachzudenken. Es scheint so, als ob wir uns nicht den Raum eingestehen, den wir benötigen, um unsere Gefühle loszulassen. Wir neigen viel lieber zu Lösungsansätzen, die mit Fehlfunktionen zu leben lernen, als sie zu überwinden.

Fettleibigkeit überwinden

Wie dieser Artikel aufgezeigt hat, wird Fettleibigkeit von vielfältigen Faktoren hervorgerufen. Wir haben ein Bild gezeichnet, das sich bedeutend von den akzeptierten Mythen und Fehlkonzepten unterscheidet. Fassen wir zusammen:

  1. Fettleibigkeit ist ein Zustand, der mit falscher Ernährung und Nährstoffmängeln einhergeht.
  2. Fettleibigkeit entsteht aus Fehlfunktionen des Verdauungssystems aufgrund einer längerfristigen ungesunden Ernährung.
  3. Fettleibigkeit wird von einem Ungleichgewicht des endokrinen Systems unterstützt, das durch die Aufnahme industrieller pflanzlicher Öle, Zucker, exogener Hormone und Umweltgiften nicht mehr funktioniert.
  4. Die Wurzeln der Fettleibigkeit ankern in Sucht, Depressionen und dem Stillstand des persönlichen geistigen und emotionalen Horizonts.
  5. Fettleibigkeit steht in Verbindung mit dem Vermeiden von Lebensmitteln, die wirklich hilfreich sind, wie gesunde tierische Fette und Proteine.

Die allgemein vorgeschriebene Lösung des „weniger Essens und mehr Bewegens“ stellt keine Lösung dar, weil sie nicht einen dieser Schlüsselpunkte berührt.

Wenn wir das Problem der Fettleibigkeit als Volkskrankheit überwinden wollen, muss jeder Einzelne von uns seine Wahlfreiheit in die Hände nehmen und erneut entscheiden, wie er leben möchte. Mehrmals täglich haben wir die Möglichkeit, zwischen einem gesunden und einem kranken Leben zu wählen.

Die Verantwortung für diese Macht zu tragen und sie in vollstem Maß zu gebrauchen, ist das, was wir verzweifelt benötigen.

Endnoten

  1. Super Size Me. Regie: Morgan Spurlock, Showtime Independent Films und andere, 2004
  2. Fettleibigkeit wird definiert als Body Mass Index (BMI) von 30 und mehr, ein BMI von 25 und mehr wird als Übergewicht betrachtet. Um Ihren BMI zu ermitteln, nehmen Sie Ihr Gewicht in Kilogramm und teilen es durch das Quadrat ihrer Größe in Metern; z.B. BMI = Gewicht (kg) / Größe (m2).
  3. WHO: Global Strategy on Diet, Physical Activity and Health: Obesity and Overweight. www.who.int/dietphysicalactivity/publications/facts/obesity/en/.
  4. CDC/NCHS: Prevalence of Overweight and Obesity Among Adults: United States, 1999-2002. www.cdc.gov/nchs/products/pubs/pubd/hestats/obese/obse99.htm
    4a EU-Aktionsplattform für Ernährung, körperliche Bewegung und Gesundheit, International Obesity Task Force in Zusammenarbeit mit der Europäischen Gesellschaft zum Studium der Fettleibigkeit; http://ec.europa.eu/health/ph_determinants/life_style/nutrition/documents/iotf_en.pdf
    4b Obesity Surgery in Russia. Obesity Surgery, Februar 1999, 9(1):40-3
  5. Proietto, J.: “Can the obesity epidemic be stopped?” in Asia Pac J Clin Nutr, 2005, 14:32
  6. The Global Challenge of Obesity and the International Obesity Task Force. www.iuns.org/features/obesity/tabfig.htm#Figure%201
  7. CDC/NCHS: Prevalence of Overweight and Obesity Among Children and Adolescents: United States, 1999-2002. www.cdc.gov/nchs/products/pubs/pubd/hestats/overwght99.htm
  8. WHO: Controlling the global obesity epidemic. www.who.int/nutrition/topics/obesity/en
  9. Zu diesem Thema sollte man zwei Punkte beachten. Zunächst normalisierte sich Morgan Spurlocks Körpergewicht auf ein gesundes Maß, nachdem er die McDonalds-Ernährung einstellte. Zweitens gibt es einen Stamm in Afrika, der eine Art „Fettwettkampf“ durchführt. Die Teilnehmer kämpfen darum, in kürzester Zeit das meiste Gewicht zuzulegen. Während des Wettkampfs sitzt jeder Teilnehmer in einem kleinen Kreis mit einem Durchmesser von 1,5 Metern, und bleibt bis zum Ende darin sitzen. Freunde bringen der Person große Mengen Milch, mit denen sie sich volllaufen lässt. Wie voherzusehen war, nehmen die Personen gewaltige Ausmaße an. Nach dem Wettkampf allerdings kehren alle Personen zum normalen Tagesablauf zurück und schrumpfen wieder auf normale Größe.
  10. Fallon, Sally und Enig, Mary G.: Nourishing Traditions. New Trends Publishing, Inc., Washington, DC, 2001 (zweite überarbeitete Auflage), S. 7
  11. Putnam, Judy und Gerrior, Shirley: Trends in the US Food Supply, 1979-97. USDA/ERS, www.ers.usda.gov/publications/aib750/aib750g.pdf
  12. Petrescu, O. et al.: “Long-chain fatty acid uptake is upregulated in omental adipocytes from patients undergoing bariatric surgery for obesity.” in Int J Obes, London, Februar 2005, 29(2):196-203
  13. Ichinose, Y. et al.: “Formatioin of experimental obesity by Crisco.” in Nippon Yakurigaku Zasshi, 1984, 83(4):309-15

Kommentar schreiben

Folgende Art von Kommentaren sind unerwünscht und werden von uns entfernt:

  • (Schleich-)Werbung jedweder Art
  • Kommentare die nichts zum Thema beitragen
  • Kommentare die der deutschen Sprache nicht gerecht werden
  • Geplänkel mit anderen Kommentarschreibern
  • Kontaktanfragen an die Redaktion (benutzen Sie hierfür bitte das Kontaktformular)

Bitte beachten Sie unsere Datenschutzhinweise