Geheimsache „Paul Is Dead“? Eine Deutung der „auffällig“ versteckten Hinweise zum angeblichen Tod von Paul McCartney

paulSelbst begeisterte Fans von Verschwörungstheorien halten die Geschichte vom angeblichen Tod Paul McCartneys im Jahr 1966 für, na ja, sagen wir einmal: ziemlich daneben. Andererseits: Die Beatles, bei denen McCartney Bassist und vor allem einer von zwei Hauptsongwritern war, sind nach wie vor die erfolgreichste Band der Musikgeschichte – folglich muss man diese Theorie als wichtigen Teil der Popkultur einstufen. Außerdem ist sie recht elegant gestrickt und steckt voller amüsanter Einzelheiten.

Der Legende zufolge soll Paul McCartney im Herbst 1966 bei einem Autounfall ums Leben gekommen sein, dem Aufnahmen im Abbey Road Studio und ein bandinterner Streit vorangegangen waren. Nun ist es an sich nichts Ungewöhnliches, dass Pop- und Rockmusiker sterben – nur befanden sich die Beatles zu diesem Zeitpunkt auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs und verdienten nicht nur selbst viel Geld, sondern brachten auch Plattenbossen, Managern und Merchandise-Anbietern hohe Gewinne ein. Also musste ein Ersatz für Paul gefunden werden. Am besten einer, der ihm äußerlich sehr ähnlich war, ebenso gut Bass spielen sowie singen konnte und bereit war, auf sein eigenes Leben zu verzichten, um in die Rolle des damals erst 24-jährigen schwerreichen Stars zu schlüpfen.

Bereits im Herbst 1969 begannen sich amerikanische Beatles-Fans darüber Gedanken zu machen, ob einer der „Fab Four“ verstorben und durch einen Doppelgänger ersetzt worden sei. Man fragte sich auch, ob es diesen Doppelgänger bereits vor dem kolportierten Sterbetermin gegeben habe, weil die Beatles ohnehin schon immer eine Retortenband gewesen seien, gesteuert von Mächten im Hintergrund.

Sei dem, wie es sei: Die Paul-is-dead-Theoretiker spürten nun überall Hinweise auf – sowohl in Songtexten, auf Plattencovers, in Bemerkungen der Musiker bei Pressekonferenzen oder in Interviews, als auch im Verhalten und in der Musik der Band, die plötzlich von leichtfüßigem Pop zu tiefgründiger Psychedelik gewechselt hatte. Gelegentlich musste sogar die bewährte Methode herhalten, LPs rückwärts abzuspielen, um so vermeintliche kryptische Bemerkungen („Turn me on dead man“) zu hören …

Das alles – und noch viel mehr – ist im Buch „Geheimsache ‚Paul Is Dead‘?“ zusammengefasst. Der Autor schreibt unter dem Pseudonym Joseph Holder, ist selbst Musiker und beschäftigt sich seit mehr als 40 Jahren mit der Geschichte der Beatles. Zudem spielte er in mehreren Tribute-Bands selbst die Rolle des Bassisten Paul McCartney. Im Zuge seiner Musikerlaufbahn will der hauptberufliche Jurist auf Informationen gestoßen sein, die ihn zu den Recherchen für das vorliegende Werk veranlasst hatten.

Ob Holders Biografie und die Geschichten um Pauls Tod nun wahr sind oder nicht: Das Buch ist unterhaltsam und flüssig geschrieben, führt eine Unmenge Indizien an, ist besonders für Beatles-Freunde sehr gut lesbar und offenbart jenen, die schon einmal ansatzweise von der Todestheorie gehört haben, garantiert neue Informationen.

Der wahre Skandal ist ja nicht, dass man Mr. McCartney möglicherweise durch einen anderen ersetzt hat, sondern dass so viele junge Menschen heute gar nicht wissen, wer die Beatles überhaupt waren. Wenn die Lektüre daher jemanden dazu bringt, ein paar alte Beatles-Platten aufzulegen, ist die Welt schon wieder ein kleines Stückchen besser.

Joseph Holder
Osiris

209 Seiten
ISBN: 978-3-949500-00-8
€ 22,95

Kommentar schreiben

Folgende Art von Kommentaren sind unerwünscht und werden von uns entfernt:

  • (Schleich-)Werbung jedweder Art
  • Kommentare die nichts zum Thema beitragen
  • Kommentare die der deutschen Sprache nicht gerecht werden
  • Geplänkel mit anderen Kommentarschreibern
  • Kontaktanfragen an die Redaktion (benutzen Sie hierfür bitte das Kontaktformular)

Bitte beachten Sie unsere Datenschutzhinweise

NEXUS Suche

Weitere Artikel dieser Ausgabe

NEXUS Magazin Artikel Feed

Alle Artikel-Veröffentlichungen auf nexus-magazin.de

 RSS-Feed abonnieren