Ich selbst bestimme mein Lebensglück

lebensglueckGisela Krahn
Frankfurter Literaturverlag
276 Seiten
ISBN: 978-3-83721-164-1
€ 19,80

Gisela Krahn bezeichnet sich selbst als „leidenschaftliche Oma“. Aus voller Überzeugung und mit viel Temperament hat sie einen Ratgeber verfasst, der in ihren Augen jedem Menschen helfen kann, ein glückliches Leben im Einklang mit der Natur und ihren Gesetzen zu führen.

In 20 Kapiteln fühlt Frau Krahn der Medizin- und Ernährungsindustrie auf den Zahn, philosophiert über eine sinnhafte Weltanschauung und Lebensführung, rechnet ab mit blindem Glauben und den Scheuklappen der Wissenschaft – kurzum: Sie betrachtet die Gepflogenheiten des modernen Lebens, kreist ein, was ihr falsch und krank erscheint und zeigt auf, wie es besser gehen kann – und eigentlich muss.

Was ihr Buch einzigartig macht, ist Dreierlei. Zum Ersten schreibt Frau Krahn, wie ihr der Schnabel gewachsen ist: unkonventionell, ungeniert und energisch – aber doch versöhnlich. Zum Zweiten beruft sie sich neben ihrem reichen Erfahrungsschatz fast ausschließlich auf „alternative“ Zeitschriften und Bücher – ein Dr. Bruker oder ein Sepp Holzer dürften aus Sicht der meisten Menschen noch zu ihren „seriöseren“ Quellen zählen –; und zum Dritten schlägt sie Brücken zwischen den unterschiedlichsten Themen und Lebensbereichen. So kommen bei ihr Naturgeister ebenso wenig zu kurz wie Limonadengetränke; Heilgebete kommentiert sie genauso selbstverständlich wie Olivenöle; der Fluch und Segen technischer Haushaltsgeräte hat seinen Platz neben Brotbackrezepten, Öko-Landwirtschaft und okkulten Symbolen auf dem Personalausweis.

Bei alledem rät die Autorin immer wieder zu einfachen Lösungen, die sich an der Natur orientieren. Sie plädiert für ein genügsames, dankbares und liebevolles Leben und betont gewissenhaft, ihr bloß nicht einfach zu glauben, sondern alles nachzuprüfen, was sie zusammenträgt.

Das allerdings ist angesichts der Fülle der Themen gar nicht so einfach. Noch weniger, wenn sie esoterische Konzepte und Verschwörungstheorien aufgreift oder unkritisch Bücher zitiert, die ich nicht ohne Weiteres als Fackeln der Wahrheit hinstellen würde.

Gewiss, das Lesen dieses Buchs hat mir Spaß gemacht, ich habe einige wertvolle Impulse mit in meinen Alltag nehmen können und ich bin von der Aufrichtigkeit der Autorin und ihrem Willen zu helfen vollauf überzeugt. Dennoch hätte ich mir von einem solch umfassenden Ratgeber mehr Bedächtigkeit gewünscht, mehr Frage- und weniger Ausrufezeichen, und – nebenbei bemerkt – ein ordentliches Lektorat. So, wie es jetzt ist, erreicht dieses Buch sicher viele, die ohnehin schon den Weckruf alternativer Lebenskonzepte vernommen haben – ihrem Wunsch, auch „schlafende“ Menschen wachzurütteln und eine möglichst breite Masse zu erreichen, steht die Autorin aber mitunter selbst im Weg.

So würde auch ich Krahns Ratgeber jenen weiterempfehlen, von denen ich weiß, dass sie kritisch denken, selbstbestimmt handeln und offen dafür sind, neue, mitunter ungewohnte Informationen an sich heranzulassen und für sich zu prüfen. Lieschen Müller und dem deutschen Michel drücke ich aber lieber ein Buch in die Hand, das ihrer Realität näher liegt.

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