Kornkreise des Jahres 2023: Die Sonne geht auf

Kornkreise23Im Jahr 2023 stieg die Anzahl der Kornkreisformationen in England wieder an, wobei einige Symbole an Glyphen früherer Jahre erinnerten. Wird das Phänomen inmitten offizieller Enthüllungen über Ufos und angesichts des öffentlichen Interesses, das stärker zu sein scheint, als die Mainstreammedien vermuten lassen, wieder seine Sonnenstunden erleben?

Eine bescheidene Renaissance

Wenn in den Massenmedien überhaupt von Kornkreisen die Rede ist, dann wird oft der Eindruck erweckt, dass es sich bei diesem „Mysterium“ um eine altmodische Belanglosigkeit handelt, die (wahrscheinlich) längst als Werk cleverer menschlicher Künstler entlarvt wurde und der heute kaum noch jemand Beachtung schenkt. Seltsam also, dass eine Episode der beliebten YouTube-Sendung „The Why Files“ diesen Sommer mit dem reißerischen Titel „Aliens & Espionage: Crop Circles and the CIA Coverup“ innerhalb eines Tages über zwei Millionen Mal aufgerufen wurde. CIA-Vertuschung hin oder her, angesichts des vermutlich jüngeren Alters vieler Zuschauer der Sendung war das eine beachtliche Zahl für eine Nische, mit nicht einem einzigen „Daumen nach unten“. Tatsache ist, dass viele dieser verlockenden Formen unerklärt bleiben und dass es offensichtlich Menschen gibt, deren Faszination durch jahrzehntelange, faule Erklärungen nicht gebremst wurde.

Vielleicht ist das der Grund, warum sich das Phänomen hartnäckig hält. Obwohl es nicht mehr so aktiv ist wie früher, sorgt es dennoch still und leise dafür, dass es für diejenigen, die dafür aufgeschlossen sind, weiterhin sichtbar ist. In meiner Bewertung der Kornkreisformationen von 2022 stellte ich fest, dass die Zahlen so niedrig waren wie seit fast 40 Jahren nicht mehr, und ich fragte mich, ob die Kreise vielleicht in eine Art „Dämmerzustand“ rutschen: Zwar wird es weiter hervorragende Kreationen geben, allerdings werden es zu wenig sein, um größere Aufmerksamkeit zu erregen. Diese Beobachtung hat sich im Jahr 2023 im Wesentlichen bewahrheitet. Es gab mehrere Beiträge von gemeinhin guter Qualität, die in gemäßigtem, aber stetem Tempo in den Feldern auftraten. Die Zahlen – und das ist ermutigend – stiegen leicht, wenn auch die Aktivität außerhalb der Kerngebiete in England weiterhin verschwindend gering war. Was auch immer hinter diesen Wunderwerken steckt: Sie rufen nach wie vor Debatten über ihre Macher und das Wesen der Realität hervor, die an die Grenzen des Verstandes reichen. Für Neulinge sei hier auf die üblichen Verdächtigen verwiesen, die seit Langem als Urheber der Glyphen diskutiert werden: Außerirdische, Wesen anderer Dimensionen, Naturgewalten, übersinnliche Kräfte, der menschliche Faktor … und alles, was dazwischen liegt. Vor diesem Hintergrund bleibt die alljährliche Dokumentation von Kornkreisen, wie sie in diesen Artikeln seit Jahrzehnten erfolgt, ein sinnvolles und ehrenwertes Unterfangen.

Die Saison ist eröffnet

Das Jahr begann am 28. Mai in Broad Hinton, Wilt­shire, mit einem Rad aus sechs säbelartigen, im Kreis angeordneten Armen innerhalb eines geplätteten Kreises, später als einige Saisoneröffnungen, aber früher als andere. Das von oben schaumig wirkende Getreide fügte dem präzisen und für das Auge gefälligen Bild interessante Texturen hinzu. Die Spekulationen im Internet widmeten sich bald dem bunten und zuweilen erfreulich exzentrischen Geschäft der Interpretation und sahen in dem Rad alles Mögliche, von einer Demonstration der Physik über paddelnde Enten (ernsthaft) bis hin zu astronomischen Prophezeiungen. Bislang sind die bevorstehenden himmlischen Katastrophen, vor denen die Glyphen angeblich warnen sollen, glücklicherweise nicht eingetreten, sodass ich es den Lesern überlasse, anderweitige Interpretationen zu finden, solange es keine unwiderlegbaren visuellen Hinweise gibt.

Leider traten in diesem Jahr in anderen Ländern nur selten Kornformationen auf, aber in Norditalien wurde am 30. Mai in Capriano del Colle in der Lombardei zumindest ein einfaches, aber ansprechendes stehendes Ring- und Halbmondmotiv in einem abgeflachten Kreis geschaffen, und auch in Frankreich sollte sich bald etwas tun. Zwei weitere Formationen ganz anderer Art (einschließlich Quadrate) sollten im Juni in der italienischen Region Piemont von dem Landschaftskünstler und Skeptiker Francesco Grassi geschaffen werden, der dort im Laufe der Jahre mehrere Werke gefertigt hat, während Kanadas einzige Pseudo-Formation ein riesiges „Maislabyrinth“ in La Pocatière, Québec, im Juli war, das im Rahmen des Kunstprojekts „Grand labyrinthe Kamouraska“ entstand.

Das Muster, das am 4. Juni in Winterbourne Bassett, Wiltshire, entstand, war ein klarer Rückgriff auf den Stil der Piktogramme der frühen 1990er-Jahre: Eine Reihe von Kreisen und Ringen, aus denen „Schlüssel und Krallen“ hervortraten, die kurzzeitig ein fester Bestandteil des Phänomens waren. Die Ausführung war etwas grob, aber ein deutliches Vorzeichen für eine noch eindrucksvollere Verbindung zur Vergangenheit, die im Juli folgen sollte (siehe unten).

Die Sonnenblume

Die nächste Erscheinung spielte in einer anderen Liga. Am 7. Juni zeigte sich auf dem Potterne Hill in der Nähe von Devizes, Wiltshire, die eleganteste Formation des Jahres in Form einer wahrhaft schönen 36-blättrigen Blume oder Darstellung der Sonne (daher die unvermeidliche Bezeichnung „Sonnenblume“). Mit zwei Reihen von je 18 Blütenblättern, die geschickt um die Außenseite eines dünnen Rings angeordnet waren, führten ihre geometrische Komplexität und Präzision paradoxerweise zu etwas von großer ästhetischer Einfachheit, das irgendwie das Herz ansprach und dem Betrachter ein strahlendes, hoffnungsvolles Gefühl gab. Einigen ist es nicht entgangen, dass diese Glyphe im selben Feld und an fast denselben Koordinaten wie die „Virus“-Glyphe im Jahr 2020 auftauchte, die inmitten der Kontroverse und Frustration einer eingesperrten Welt entstand. Nach den Wolken war nun vielleicht endlich die Sonne herausgekommen.

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