Mit ET in die Technokratur: Das „Jenseitige“ als strategische Gefahr

technokratDie Engel sind gefallen: Sie sind zu Außerirdischen umgedeutet, Wesen aus Fleisch und Blut, die von anderen Welten kommen und die Erde infiltrieren. Dagegen hilft nur ein technokratischer Weltstaat, oder? Ein Auszug aus dem aktuellen Buch „Invoking the Beyond“, das nachzeichnet, wie das „Jenseitige“ vom Tiefen Staat als Hebel der Weltpolitik genutzt wird.

Das Jenseitige

Nichts macht so leicht gefügig wie die Angst – und wenige Ängste sind mächtiger als die Angst vor dem Unbekannten. Wenn sich der menschliche Verstand mit ontologisch und epistemologisch überwältigenden Kräften konfrontiert sieht, neigt er dazu, seine Freiheit gegen Sicherheit einzutauschen, was ansonsten für ihn undenkbar wäre. Das Heraufbeschwören solcher Kräfte kommt daher Möchtegern-Oligarchen sehr zupass. Diese Kräfte, so unterschiedlich und unähnlich sie auch sein mögen, lassen sich alle unter einem plakativen Begriff zusammenfassen: das Jenseitige. Was diese Kräfte eint, ist ihr Ursprung auf der anderen Seite der Realität, die man willkürlich als unerkennbar einzuschätzen pflegt. Die Bewohner dieser Terra incognita gehören ontologisch und epistemologisch dem Reich des Nicht-Menschlichen an. Jede dieser angeblich unbekannten Kräfte stellt daher eine individuelle Manifestation aus dem Reich des Jenseitigen dar.

Vom Prinzip her scheint das Jenseitige wie eine Art Rorschach-Tintenklecks zu funktionieren, und ehrgeizige Oligarchen können ihre eigenen pragmatisch konzipierten Gottheiten und schwarzmagischen Gestalten auf diese undefinierbare Leinwand projizieren. Wenn legitime staatliche Regierungen mit dem Jenseitigen konfrontiert werden, sind sie epistemologisch und ontologisch hoffnungslos überfordert. Die Welt der Politik versinkt in einen inkohärenten Zustand der Malaise, der die staatliche Entscheidungsfindungsmaschinerie (das heißt Parlamente, Kongresse und andere Repräsentationsgremien) kaum etwas entgegenzusetzen hat. Das Jenseitige will gemanagt werden, ansonsten werden die staatlichen Regierungen den Kräften der globalen Anarchie unterliegen. So lautet zumindest die Argumentation derjenigen, die das Jenseitige in der politischen Arena ins Gespräch bringen. In allen Fällen ist das für diese Thematik vorgeschlagene Modell zumindest in gewisser Weise antidemokratisch und totalitär. Es erübrigt sich zu sagen, dass sich das Jenseitige als vorteilhaftes Konzept für oligarchische Kräfte erwiesen hat, deren aufdringliche starke Hand in den Angelegenheiten der Menschheit sich an den bändefüllenden Fallstudien über totalitäre Regime des 20. Jahrhunderts ablesen lässt. Im vorgeblichen Besitz einer nebulösen Gnosis machen sich aufstrebende Hegemonen ans Werk und definieren die Welt „da draußen“ und deren verschiedene Bewohner. Zu der Vielzahl dieser Bewohner zählen auch außerirdische „Götter“.

Außerirdische: die neuen Engel

Von allen Heraufbeschwörungen des Jenseitigen ist keine so fantastisch wie die, bei der es um außerirdische „Götter“ geht. Nach den meisten in der Ufologen- und der Science-Fiction-Szene verbreiteten Narrativen gelten Außerirdische als Produkte biologischer Evolution. Wie alle anderen Lebensformen auch sollen sie aus einer Ursuppe entstanden sein, genau wie das gesamte Leben auf der Erde. Ein solches Narrativ findet im hauptsächlich materialistisch und atheistisch ausgerichteten Westen natürlich Anklang.

Doch oftmals werden Außerirdische auch als ätherische und spirituell hoch entwickelte Wesen betrachtet. Ein Beispiel dafür wäre Steven Spielbergs unterschwellig engelhafte Darstellung interplanetarer Besucher in „Unheimliche Begegnung der dritten Art“.1 Das Motiv des Engelhaften stammt vermutlich von Jacob Ilive, einem Drucker und Verfasser von Schriften aus der Zeit der Aufklärung, der in den Jahren zwischen 1730 und 1750 eine eigenartige neognostische Geschichte verbreitete.2 Über diese „neognostische Philosophie“ schreibt James Herrick:

„In Werken wie ,The Layman’s Vindication of the Christian Religion‘ (1730) ‚enthüllte‘ Ilive einen neuzeitlichen interplanetaren Gnostizismus, der durchaus spätere radikal-religiöse Bewegungen wie die des Religionsgründers Joseph Smith beeinflusst haben könnte und der auch in den Werken des Scientology-Gründers L. Ron Hubbard nachhallt.

In seiner umfangreichsten Abhandlung zu diesem Thema, ,The Oration Spoke at Joyner’s Hall‘ (1733), gab Ilive seine überraschenden Überzeugungen zum Besten: ‚Der Mensch ist ein gefallener Engel mit einem Körper‘ und die Erde, ‚dieser Globus, den wir bewohnen, ist die Hölle, das heißt der Ort unterhalb des Himmels‘. Unser Planet wurde als Strafkolonie für ‚rebellische Engel‘ geschaffen. In Abweichung von der üblichen Auslegung der Schöpfungsgeschichte wurden also ‚nicht extra neue Wesenheiten geschaffen, um diesen Ort zu besiedeln‘. Menschen sind somit nicht Abbilder Gottes, denen er diese Erde als Geschenk und Zuhause übergeben hat, vielmehr sind wir gefallene Engel und die Erde ist ein Strafplanet: ‚Die gefallenen Engel leben in einem manifestierten [sic] Gefängnis; der Mensch ist also ein gefallener Engel und ein Körper.‘ Jesus sagte: ‚Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen‘, eine Aussage, die Ilive als Beweis dafür ansieht, dass Gott auch auf anderen Planeten intelligentes Leben angesiedelt hat. Die Menschen als spirituell aufstrebende Engelswesen werden diese fernen Planeten eines Tages bewohnen und beherrschen. Trotz einiger dubioser Aspekte ist für ihn ‚unleugbar und unbestreitbar offenkundig, dass wir eben diese gefallenen Engel sind und dass dieser Ort, den wir bewohnen, die Hölle ist und kein anderer Ort‘.“ 3

Den vollständigen Artikel können Sie in NEXUS 94 lesen. Die Ausgabe können Sie hier erwerben.

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