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Reviews / BücherDie unerlaubte Krankheit | Was Sie schon immer über das Impfen wissen wollten | Die Sprache der Pflanzenwelt | JFK – Staatsstreich in Amerika | Sozialismus | Richtigstellung! | Die Biosphäre der heißen Tiefe | 2024 – Das andere Jahrbuch | Kleopatras Wunderlampe | Das Erwachen der Flüsse | Klaus Volkamers wertvolles Vermächtnis

Deutsche Bücher

Die unerlaubte Krankheit

Renate Haidlauf
diagnose:funk
368 Seiten
ISBN: 978-3-9820585-2-8
€ 16,90

Unerlaubte Krankheit

Ich kann mich vage an einen Vorfall aus meiner Kindheit erinnern: eine Leukämieerkrankung in einer Familie, die in der Nähe einer Hochspannungsleitung lebte und damals schon eine Verbindung zwischen diesen Umständen herstellte. Das Ganze ist über 25 Jahre her; damals war Mobilfunk in Hintertupfingen noch eine Zukunftsvision. Heute gehöre ich zu den Glücklichen, die anscheinend mit einer Abschirmfolie ums Hirn auf die Welt gekommen sind. Drei Stunden lang Handyspiele zocken und innerhalb von zwei Minuten einschlafen? Kein Problem! Kopfschmerzen, Nervosität, Übelkeit – was soll das sein? Aber immer mehr, allein in Deutschland mittlerweile etwa 1,2 Millionen Menschen, beklagen genau diese Symp­tome und führen sie auf die wachsende Belastung durch elektromagnetische Felder in Form von Funkmasten, WLAN, Bluetooth und dergleichen zurück. Sie leiden unter Elektrohypersensibilität, kurz EHS.

Als Krankheit sind diese Beschwerden noch nicht anerkannt. Was nicht sein darf, darf schließlich nicht sein – eine Strategie des Augenverschließens, die wir auch vom Umgang mit Asbest oder PCB kennen. Das Bundesamt für Strahlenschutz beruft sich nach wie vor auf die Grenzwerte für Funkstrahlung, obwohl in verschiedenen Studien die Karzinogenität und fruchtbarkeitsschädliche Wirkung von Mobilfunk bereits nachgewiesen wurde.

Aber was tun als EHS-Betroffener in einer Welt, die ums Goldene Kalb Digitalisierung tanzt, in der es quasi unmöglich geworden ist, auf Funktechnologie zu verzichten, und in der sich Politik und Medien in der Verharmlosung der dadurch hervorgerufenen Probleme die Hand reichen?

In dem vorliegenden Buch von Renate Haidlauf kommen 50 Betroffene zu Wort, die ihre Leidensgeschichten schildern. Die Berichte sind zu verschiedenen Themenbereichen zusammengefügt und widmen sich schwerpunktmäßig etwa den Krankheitssymptomen selbst, den Auswirkungen auf Familie, Partnerschaft oder Freundschaft, extremen durch EHS hervorgerufenen Notlagen, aber auch den ergriffenen Maßnahmen, mit denen der Einfluss elektromagnetischer Felder eingedämmt werden kann.

Wer selbst vermutet, unter EHS zu leiden, wird in diesem Buch nicht nur auf Menschen stoßen, die dasselbe Schicksal teilen, sondern auch praktische Lösungswege finden. Und auch nicht betroffene Leser erhalten mit diesem Buch viele erschreckende Informationen, die zum Nachdenken anregen.

ab

Was Sie schon immer über das Impfen wissen wollten

Bert Ehgartner
Klarsicht Verlag
548 Seiten
ISBN: 978-3-98584-240-7
€ 29,99

Impfen

Noch nie zuvor wurde eine Generation so massiv geimpft wie aktuell. Kinder erhalten heute zwei- bis dreimal so viele Impfungen wie noch in den 1980er-Jahren; es ist kaum mehr möglich, einen Überblick zu behalten. Und wer denkt, der eigene Hausarzt steht einem neutral und informiert zur Seite, der wird meist enttäuscht: Viele Ärzte spulen eine routinierte Mischung ab aus Angstmache vor den Krankheiten und einem Herunterspielen von Nebenwirkungen – und wenn das noch nicht reicht, dann wird an das elterliche Pflichtgefühl appelliert. Eltern, die Fragen haben, sind frustriert und fühlen sich allein gelassen.

Impfentscheidungen sind eine Herausforderung. Umso wichtiger ist ein aufklärendes Buch wie dieses hier, das nicht polarisiert, sondern versucht, alle Aspekte unvoreingenommen einzubeziehen. Doch so einfach ist das nicht: Wissenschaftliche Studien untersuchen fast ausschließlich die positiven Effekte von Impf­aktionen, da Impfungen nach wie vor als „größte Errungenschaft der Medizin“ gelten. Dabei wird übersehen, dass es „das Impfen“ schlichtweg nicht gibt – jede Impfung ist ein Kind ihrer Zeit. Und doch gibt es heute noch Impfungen, die unverändert so hergestellt werden wie vor 100 Jahren; noch immer warten Kritiker auf die Goldstandard-Studie, in der verblindet die Gesundheit von Geimpften und Ungeimpften auf lange Sicht verglichen wird.

Das Buch gibt einem die Möglichkeit, sich eigenverantwortlich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Nach einem eröffnenden Exkurs in die Geschichte des Impfens geht es vor allem um die umstrittenen Fragen, welche Nebenwirkungen Impfungen haben und wie groß dieses Risiko ist. Im zweiten großen Teil werden die gebräuchlichen Impfungen im Detail aufgeführt: Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Polio, Hepatitis, Masern, Mumps, Röteln, FSME und einige andere mehr. Auch dem Coronavirus und der mRNA-Technologie ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Bei jeder einzelnen Impfung werden folgende Punkte geklärt: Wie gefährlich ist die Krankheit? Wie wahrscheinlich ist es, dass man diese Krankheit ungeimpft bekommt? Wie wirksam ist die Impfung und wie lange hält sie vor? Was sind die möglichen Nebenwirkungen?

Der Autor ist weder Impfgegner noch kritikloser Befürworter von Impfungen. Bei jedem von ihm angeführten fachlichen Argument ist die Quelle genannt. Seine Auffassung, die sich durch das gesamte Buch zieht: Der gesundheitliche Nutzen sollte stets überwiegen, nach der Impfung sollte man genauso gesund sein wie davor. Druck oder Drohungen sind auf jeden Fall das Letzte, was das Impfwesen braucht.

Das Buch enthält eine Unmenge an Details und Fakten. Es gibt gerade jungen Eltern ein gutes Werkzeug an die Hand, sich vor dem Impfen ihres Kindes umfassend zu informieren.

aka

Die Sprache der Pflanzenwelt

Svenja Zuther
at Verlag
440 Seiten
ISBN: 978-3-03902-230-4
€ 39,–

Sprache Pflanzen

Unsere neuen Nachbarn möchten ein Beet mit heimischen Heil- und Zauberpflanzen im Garten anlegen. Und sie kannten Svenja Zuther nicht – bis ich ihnen das vorliegende Buch vermacht habe. Das avanciert gerade zum Klassiker: Erstmals 2010 erschienen, ist es Ende 2023 in die dritte überarbeitete Auflage gegangen.

Zuther wagt darin einen Spagat: Einerseits trumpft die Phytotherapeutin und Naturwissenschaftlerin mit detaillierten Fach­informationen zu den vorgestellten Heilpflanzen auf. Aber sie lässt ihre Leserschaft auch teilhaben an einer anderen Seite: In ihren Pflanzeninterviews gibt sie den vorgestellten Gewächsen eine Stimme und zeichnet ein Bild ihrer Seele, das sie in der „Schule der Pflanzengeister“ von den Sträuchern, Bäumen, Kräutern und Blumen selbst eingegeben bekommen haben will. Klingt komisch? Soll es auch. Und knüpft doch an eine jahrtausendealte Selbstverständlichkeit an – Schamanen aller Kulturen erklären bis heute, dass ihre Vorfahren das komplexe und detailliert tradierte Pflanzenwissen ihres Stammes einst von den Devas, den Pflanzengeistern selbst, empfangen haben.

Ob Sie daran nun glauben oder nicht – Zuthers Buch enthält einen Wissensschatz, der für alle von Wert sein dürfte, die sich in der Tiefe mit heimischen Heilpflanzen auseinandersetzen möchten. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Kommunikation der Gewächse untereinander und mit ihrer Umwelt – etwa mittels chemischer Signale, durch den Austausch von Nährstoffen, mit Duftstoffen und elektrischen Impulsen. Immer wieder legt Zuther den Finger auf die Komplexität des pflanzlichen Daseins und vermittelt ein vielschichtiges Verständnis für ihre Rolle in der Natur. Den zweiten Buchteil machen umfangreiche Pflanzenporträts aus, die kaum eine Frage zur traditionellen und naturmedizinischen Verwendung und Charakteristik offenlassen.

Meine Nachbarn sind begeistert. Pflanzenbücher haben sie schon viele gelesen, aber das hier sei „absolut erste Sahne“. Dass das nicht nur leere Worte sind, habe ich heute erfahren: Die beiden haben sich soeben für ein Seminar in Svenja Zuthers Kudra-Insti­tut angemeldet.

In diesem Sinne: Gönnen Sie sich und den Chlorophyll-Geschöpfen in Ihrem Garten dieses Buch. Den Preis ist es wert.

rc

JFK – Staatsstreich in Amerika

Mathias Bröckers
Westend
295 Seiten
ISBN: 978-3-86489-921-8
€ 14,–

JFK

Vergangenen November jährte sich das Attentat auf den US-Präsidenten John F. Kennedy zum 60. Mal. Zu diesem Anlass erschien Mathias Bröckers’ Sachbuch „JFK – Staatsstreich in Amerika“ in einer aktualisierten Neuausgabe.

Bröckers geht zum Glück weder vom häufig verbreiteten Bild des Präsidenten als edlem Ritter aus Camelot aus noch von den Skandalgeschichten, die man immer wieder über die Mafiakontakte und die vielen Affären von JFK lesen kann. Das Werk beginnt vielmehr mit informativen Zusammenfassungen über die Geschichte der CIA, der Mafia und der kubanischen Revolution. Bröckers erzählt auch von Kennedys Vater Joe, der zur Zeit der Prohibition mit Alkoholschmuggel reich wurde und beste Kontakte zum organisierten Verbrechen hatte, und beschreibt dann den Einstieg des berühmten Sohns in die amerikanische Politik und seine Wahl zum Präsidenten. Drei Tage vor Kennedys Amtsantritt warnte der scheidende Präsident Eisenhower in seiner berüchtigten Rede vor der Gefahr des „militärisch-industriellen Komplexes“, der die Demokratie nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern weltweit bedrohe. John F. dürfte sich diese Warnung zu Herzen genommen haben und wandelte sich im Amt bald vom kalten Krieger zu einem Politiker, der auf Frieden setzte. Nach dem Debakel in der Schweinebucht, als ein von Insidern im US-Staatsapparat geplanter Staatsstreich in Kuba ein katastrophales Ende fand, war Kennedy nicht mehr bereit, auf seine Berater aus dem Tiefen Staat zu hören. Er wollte die Macht der CIA und des militärisch-industriellen Komplexes brechen, die USA aus dem Vietnamkrieg heraushalten und die imperialistische Kriegspolitik seines Landes beenden – und das sollte ihm schließlich zum Schicksal werden.

Am 22. November 1963 wurde Präsident Kennedy im texanischen Dallas durch mehrere Schüsse getötet. Der angebliche Täter Lee Harvey Oswald war schnell gefunden – und wurde praktischerweise zwei Tage nach dem Attentat, obwohl er sich in Polizeigewahrsam befand, vom zwielichtigen Barbesitzer Jack Ruby erschossen. Für die Behörden und Medien war der Fall trotzdem schnell geklärt: Oswald, ein Mann mit höchst undurchsichtiger Vergangenheit als Kommunist und/oder Antikommunist, soll aus relativ großer Entfernung und mit einem alten Gewehr drei Schüsse auf den in einem Autokorso vorbeifahrenden Präsidenten abgegeben haben, dann geflohen sein und auf der Flucht noch einen Polizisten erschossen haben. Diese offizielle Version, die auch im von der Regierung bestellten und gebilligten Bericht der Warren-Kommission festgeschrieben wurde, zerpflückt Mathias Bröckers nach allen Regeln der journalistischen Kunst. Er schildert, wie man Oswald schon lange vor dem Attentat auf die Rolle des Sündenbocks vorbereitet hatte, welche anderen Anschläge auf Kennedy geplant waren, wie das Attentat und die Ergreifung des Täters in Dallas einem perfiden Drehbuch folgten – und warum die „magische Kugel“, die den Präsidenten getötet und Gouverneur John Connally verletzt haben soll, unmöglich all diese Kunststücke vollbracht haben kann.

Mittlerweile glauben viele Amerikaner nicht mehr daran, dass Oswald der verrückte Einzeltäter war, als der er von der Geschichtsschreibung porträtiert wird. Bröckers präsentiert in seinem Buch diverse Alternativtheorien über die „wahren“ Schuldigen; die Auswahl reicht von der Mafia über Exilkubaner bis hin zu Illuminaten und Aliens. Er zerpflückt alle diese Theorien und erläutert daran, warum seines Erachtens nur ein gut geplanter Staatsstreich von Geheimdiensten und Big Business die Ereignisse erklären kann.

ph

Sozialismus: Die gescheiterte Idee, die niemals stirbt

Kristian Niemietz
FinanzBuch Verlag
320 Seiten
ISBN: 978-3-95972-440-1
€ 22,99

Sozialismus

Dass die Anhänger des Sozialismus ihre Ideen und Forderungen heutzutage auf einer riesigen öffentlichen Bühne kundtun können und dafür sogar weitreichenden Zuspruch erhalten, sollte kaum jemandem entgangen sein. Kristian Niemietz veranlasste dies, in seinem Werk mit dem Titel „Sozialismus“ der Frage nachzugehen, warum diese Idee niemals zu sterben scheint, obwohl sie doch etliche Male krachend in der praktischen Umsetzung gescheitert ist. Dazu betrachtet der Autor von der stalinistischen Sowjetunion über das maoistische China bis hin zu Albanien, der DDR oder Venezuela sämtliche Vorhaben, sozialistische Ideen zu verwirklichen. Niemietz zeigt auf, dass in keinem der Fälle eine in der Realität funktionierende, geschweige denn prosperierende Art des gesellschaftlichen Zusammenlebens realisiert werden konnte. Vielmehr mündeten all diese Versuche in Not, Elend und der Eliminierung wirtschaftlicher Freiheiten.

Zu den wirtschaftstheoretischen Aspekten des Sozialismus hält der Autor treffend fest: „Der Kapitalismus ist dem Sozialismus nicht deswegen überlegen, weil wir nicht altruistisch genug sind, sondern weil wir nicht genug wissen, um eine Volkswirtschaft steuern und planen zu können.“

Staatliche Interventionen, die in sozialistischen Ländern ein Höchstmaß erreichen, verfälschen nämlich Preise. Diese jedoch spiegeln das Wissen aller Marktteilnehmer wider und sind nicht durch Bürokraten-Kommandos reproduzierbar. Es ist unmöglich, die sich im Minutentakt ändernden Bedürfnisse eines jeden einzelnen Marktteilnehmers vorherzusagen oder zu erfassen, welches Bedürfnis sich im Kaufverhalten und somit der Preisbildung niederschlägt. Auch der von Sozialisten stets verteufelte Wettbewerb ist für eine funktionierende, das heißt die Bedürfnisse der Bevölkerung befriedigende Wirtschaft essenziell: Er schafft nicht nur Leistungsanreize und dient als Innovationsmotor, sondern stellt auch ein unschätzbares Wissen darüber bereit, welche Geschäftsideen, Konzepte und Herangehensweisen in einem gegebenen Kontext funktionieren oder eben nicht.

Der Autor erkennt, dass Sozialismus-Befürworter ein andauerndes Experiment gern für eine gewisse Zeit hoffnungsvoll gutheißen, es spätestens nach seinem Scheitern jedoch als „unechten“ Sozialismus deklarieren (No-true-Scotsman-Argument). Sozialisten bedienen sich dieser Argumentationsweise ständig und stellen damit unter Beweis, dass sie ideologisch argumentieren, weil sie eine Utopie verwirklicht sehen wollen, die in der Realität das genaue Gegenteil von dem kreiert, was sie sich erhoffen. Niemietz zeigt diese Dynamik in seinem Buch wunderbar auf, weshalb ich die Lektüre uneingeschränkt empfehlen kann.

fp

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