China in Gefahr: Wie die angloamerikanische Elite die neue eurasische Großmacht ausschalten will

ChinaF. William Engdahl
Kopp Verlag
302 Seiten
ISBN: 978-3-86445-099-0
€ 19,95

Unlängst gerieten die sowohl von Japan als auch von China beanspruchten Senkaku-Inseln in die Schlagzeilen, da dort mächtig mit dem Säbel gerasselt wurde: Die Japaner wollen die Insel verstaatlichen, die Chinesen reklamieren eine Sicherheitszone und die Amerikaner schicken demonstrativ Kampfflugzeuge auf Patrouille. So heiß ging es in unseren Breiten schon lange nicht mehr her. Schlagartig wurde einem da bewusst, wie brenzlig die geopolitische Lage infolge des chinesischen Aufstiegs schon geworden ist und wie wenig man über die Hintergründe dieses Konfliktes eigentlich weiß. Da kommt das neue Buch von Engdahl wie gerufen, auch wenn er die neuesten Entwicklungen rund um die Senkaku-Inseln natürlich nicht mehr berücksichtigen konnte.

Doch davon abgesehen zeichnet Engdahl ein umfassendes Bild nahezu aller Ebenen der chinesisch-amerikanischen Beziehungen und vermag den strategischen roten Faden klar zu akzentuieren. In elf Kapiteln verhandelt er so unterschiedliche Themen wie die Auseinandersetzung um den Wechselkurs des Renminbi; den Konflikt im Südsudan – im Hinblick auf die chinesischen Lieferverträge für Erdöl –; und das Wirken amerikanischer Agrarkonzerne wie Monsanto, deren einjähriges Saatgut als Waffe beziehungsweise Druckmittel konzipiert ist, um unbotmäßigen Staaten den Nahrungshahn abdrehen zu können. Auch die Geschäfte der Pharmaindustrie und anderer chemischer Industrien in der Region verweisen seiner Meinung nach auf eine Strategie, mit der langfristig die chinesische Verteidigungsfähigkeit untergraben werden soll. Das mag sich zunächst einmal weit hergeholt anhören, doch leider ergeben einige ansonsten rätselhaft bleibende Fakten in diesem Kontext erschreckend viel Sinn.

Andererseits gibt es auch Bereiche, in denen Engdahls Analyse über das Ziel hinausschießt: Beispielsweise bedroht die neue Öl- und Gasfördertechnik des Frackings nicht zuvorderst China – sondern die USA selber. Dort wird für einen kleinen und kurzen Boom nachhaltig das Trinkwasser in weiten Gebieten vergiftet. Alles in allem liefert Engdahl aber eine Fülle interessanter Informationen aus den verschiedensten Bereichen, die mir teils wirklich neu waren. Ein Beispiel gefällig? Engdahl berichtet, dass Bayer über eine neue Klasse von Schädlingsbekämpfungsmitteln – Neonicotinoide – verfüge, die offenbar für das weltweite Bienensterben verantwortlich ist. Wenn dem so sein sollte: Wo bleibt dann die Kampagne gegen Bayer?

Nur China gerät dabei manchmal ein wenig aus dem Blick und man hätte sich mehr authentische Informationen aus erster Hand aus dem Reich der Mitte gewünscht. Erst die letzten drei Kapitel sind der chinesischen Gegenstrategie gewidmet, so den Bemühungen um den Ausbau der transeurasischen Eisenbahnen, deren geostrategische Bedeutung Engdahl sehr gut herausstellt. Ein letzter Punkt, der noch kritisch angemerkt werden muss, da er wiederholt bei Publikationen aus dem Hause Kopp auftritt, ist, dass auch Engdahls Buch eine ärgerliche Häufung von Wiederholungen aufweist. Teils wird eine ganze Seite wiederholt – und der einzige Unterschied besteht darin, dass sie zuerst fett und dann normal gedruckt ist. Noch aber sind die Leser hierzulande keine degenerierten Monsanto-Mutanten, die unter schweren Gedächtnisstörungen leiden. Vielmehr sind wir gewillt, unser hohes Niveau kritischen Denkens zu halten. Nicht zuletzt durch die Lektüre von Büchern, wie Engdahl jetzt eines vorgelegt hat.

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