Der Untergang des amerikanischen Imperiums und seiner Wirtschaft

„Kreative Finanzierungsmodelle“ mit Credit Default Swaps und Derivatehandel haben die Vereinigten Staaten und fast den gesamten Rest der Welt an den Rand der wirtschaftlichen Katastrophe gebracht – und das Scheitern des Kapitalismus aufgezeigt.

„Ich glaube, dass Banken unsere Freiheit stärker gefährden als stehende Heere.“

Thomas Jefferson (1743–1826), Präsident der Vereinigten Staaten

Amerika liegt im Sterben. Es zerstört sich selbst und reißt den Rest der Welt mit in den Abgrund. Der durch die Subprime-Immobilienkrise ausgelöste Kurssturz verschleiert die wahre Ursache für den Zusammenbruch. Konkrete Fakten wie zum Beispiel wertlose, geplatzte Hypotheken werden als „reale“ Ursachen für das Massaker vorgeschoben. Dabei handelt es sich jedoch um einen Mythos. Das Finanzsystem konnte nur deshalb in dieser Größenordnung kollabieren, weil es ausschließlich aus heißer Luft bestand.

Das Bankgewerbe hat Versicherungs-Wettgeschäfte in „Credit Default Swaps“ und riskante Glücksspieleinsätze in „Derivate“ umbenannt. Geldverwalter und Bankdirektoren drehten der ganzen Welt ihre Schwindelgeschäfte an, so wie einst die Quacksalber des 18. Jahrhunderts. Im Oktober 2008 war der Finanzmarkt eine Billiarden-Dollar-Industrie (das sind 1.000 Billionen US-Dollar), deren Details kaum mehr jemand verstand.

Amerika wurde nur noch von falschen Hoffnungen aufrechterhalten – und bricht jetzt zusammen wie ein Kartenhaus.

Wie konnte es so weit kommen?

Es begann Anfang des 20. Jahrhunderts. 1907 lancierte der New Yorker Privatbankier J. P. Morgan das Gerücht, dass eine ungenannte, aber große Konkurrenzbank kurz vor dem Bankrott stünde. Das war zwar eine Lüge, doch viele Menschen eilten dennoch an die Schalter, um ihr Geld abzuheben – nur für den Fall, dass es ihre Bank wäre, der der Zusammenbruch bevorstand. Durch die massiven Abhebungen verloren die Banken ihre Bargeldeinlagen und waren gezwungen, ihre Darlehen einzufordern. Um den Banken ein Einkommen zu verschaffen, mussten die Leute nun ihre Hypothekenkredite zurückzahlen und gingen dabei pleite. Die Panik des Jahres 1907 löste einen Bankencrash aus, der zur Gründung der US-Notenbank Federal Reserve führte – ein privates Bankenkartell, das sich den Anstrich einer unabhängigen Regierungsorganisation gibt. Der Coup einer Bankierselite, die die Kontrolle über die gesamte Branche übernehmen wollte, war somit  erfolgreich.

Seit das System durch den Federal Reserve Act aus dem Jahr 1913 Gesetzeskraft erlangte, darf die Notenbank den USA Geld leihen und zur Verfügung stellen – aber natürlich mit Zinsen. Je mehr Geld die Federal Reserve druckte, desto mehr „Einkünfte“ erwirtschaftete sie für sich selbst. Sie musste also immer mehr Schulden erzeugen, um am Leben bleiben zu können. Sie konnte den Geldbestand Amerikas nach Belieben drucken und seinen Wert lenken. Um die Bewertung der Währung steuern zu können, musste allerdings die Inflation unter Kontrolle gehalten werden.

Innerhalb von nur fünf Jahren verdoppelte die Federal Reserve den amerikanischen Geldbestand. 1920 forderte sie dann einen hohen Prozentsatz ihrer Darlehen ein, und mehr als 5.000 Banken gingen über Nacht pleite. Ein Jahr später erhöhte die Federal Reserve das Geldvolumen um 62 Prozent, nur um 1929 wieder eine Unmenge Darlehen zurückzufordern. Das führte zur Wirtschaftskrise von 1929, die diesmal mehr als 16.000 Banken zum Aufgeben zwang und einen Börsensturz mit Wertverlusten von 89 Prozent auslöste. Die privaten und bestens geschützten Bankinstitute innerhalb des Federal-Reserve-Systems konnten die ruinierten Banken für einen Bruchteil ihres Wertes aufkaufen, und das Land stürzte in die „Große Depression“.

Im April 1933 erließ Präsident Roosevelt eine Verfügung, mit der sämtliches Gold der Bürger konfi sziert wurde. Wer sich weigerte, sein Gold abzugeben, dem drohten zehn Jahre Gefängnis. Am Ende desselben Jahres wurde der Goldstandard abgeschafft. Die Banknoten, die bisher gegen Gold einlösbar gewesen waren, wurden zum „gesetzlichen Zahlungsmittel“. Gold konnte nun auch nicht mehr gegen Bargeld eingetauscht werden.

1971 gab Präsident Nixon den Goldstandard endgültig auf, wodurch der Handel zum international festgesetzten Goldpreis von 35 US-Dollar unmöglich wurde. Von diesem Zeitpunkt an bestimmte die amerikanische Regierung den Wert des Dollars – weil er ja ohnehin „so gut wie Gold“ war. Da es kein Wertmaß mehr für ihn gab, wurde er zum weltweiten Zahlungsmittel. Schatzanweisungen (Wertpapiere mit kurzer Laufzeit) und Staatsanleihen (meist mit langer Laufzeit) ersetzten Gold als Wertanlage, sind aber nichts als Schuldscheine der amerikanischen Regierung, für die der Steuerzahler aufkommt. Zudem war Gold von den Meldesystemen für finanzielle Transaktionen ausgenommen, weshalb seine Bewegung nicht verfolgt werden konnte – im Gegensatz zu den treuhänderischen (das heißt auf Vertrauen basierenden) Geldsystemen der westlichen Welt. Das war nicht im besten Interesse der USA.

Nach der Großen Depression scheuten Privatbanken noch davor zurück, Eigenheimkredite zu vergeben, also gründete Roosevelt Fannie Mae (die Federal National Mortgage Association). Das war eine staatseigene Hypothekenbank, die Bundesmittel zur Finanzierung von Hypothekenkrediten für erschwingliche Häuser und Wohnungen zur Verfügung stellte. 1968 privatisierte Präsident Johnson Fannie Mae, und ein Jahr später wurde Freddie Mac (Federal Home Loan Mortgage Corporation) als Konkurrenzgesellschaft gegründet. Beide Institute kauften Hypotheken von Banken und anderen Kreditgebern und verkauften sie an neue Investoren weiter.

Abstieg in die Verschuldung

Der wirtschaftliche Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg hatte dazu geführt, dass die Vereinigten Staaten reich an Geld und Vermögenswerten waren. Amerikaner konnten sich sämtliche modernen Annehmlichkeiten leisten und exportierten ihre Industriegüter in alle Welt.

Als militärisch-industrieller Komplex profitierten die USA immer mehr vom Krieg und entwickelten sich schneller als jedes Imperium zuvor zur Supermacht. Dabei vergaßen die Vereinigten Staaten jedoch, dass – historisch gesehen – jedes Imperium nach seinem Aufstieg einen ebenso steilen Fall erlebt.

Nach dem Vietnamkrieg setzte in den USA ein wirtschaftlicher Niedergang ein. Trotz des Verlusts von Arbeitsplätzen und zunehmender Verlagerung der Produktion ins Ausland waren die Menschen unwillig, ihren hohen Lebensstandard aufzugeben. Selbsttäuschung und das Gefühl, einen Anspruch auf Luxus zu haben, führten dazu, dass die Amerikaner bis zur Erschöpfung weiterkonsumierten.

1987 ereignete sich an einem einzigen Tag [dem 19. Oktober] ein Börsensturz um ganze 22 Prozent. Schuld daran waren hochriskante Termingeschäfte, auch „Derivate“ genannt.

Kommentare

06. Juni 2010, 22:10 Uhr, permalink

Ade...

Na, dann ... nutzen wir die Chance zur Ablösung der Wirtschaftsvormacht, die ja eh nur ergaunert wurde!!! Ade, Amerika. Ein Land ohne Geschichte und eigene Kultur ist doch zum Untergang verdammt. Besinnung auf die guten alten Werte ... gibt es leider nicht.

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