Hier noch ein paar weitere Perlen aus dem Wortschatz des Herzbereichs:
- Wir haben „etwas“ oder „viel auf dem Herzen“: etwas belastet uns, kann aber gelöst werden, wenn wir unser „Herz öffnen“ oder „ausschütten“, unserem „Herzen Luft machen“.
- Wer sein „Herz auf dem rechten Fleck“ hat oder ein „offenes Herz“, der macht daraus keine „Mördergrube“ und ist meist ein Mensch, der fest auf dem Boden steht und sich keine Angst einjagen lässt.
- „Nimm dir das nicht so zu Herzen“ – ein wohlgemeinter Rat, der aber über den Verstand selten greift, da die Ursachen für dieses „Nahegehen“ tiefer liegen. Liegt ein Konflikt zugrunde, kann man ihn nur lösen, wenn man ihn rekonstruiert und in der Tiefe seines Herzens erkennt und fühlt.
- Ein großes Unheil kann „das Herz zusammenziehen“, man trifft Entscheidungen „schweren Herzens“ und „gibt seinem Herzen einen Stoß“, „fasst sich ein Herz“ oder „nimmt sein Herz in die Hand“.
- Wenn man jemanden „in sein Herz schließt“ oder zwei Menschen „ein Herz und eine Seele“ sind, dann lässt sich das physiologisch über eine synchronisierte Herzfrequenz messen.
- Wer „sein Herz verschließt“ oder ein „Herz aus Stein“ hat, wie in der Novelle „Das kalte Herz“ von Wilhelm Hauff, der schließt alle menschlichen Gefühle aus – erst wenn „der Stein vom Herzen fällt“, wird einem wieder „warm ums Herz“.
Die Kehle
Jedes Organ, jedes Gewebe ist ein Teil des Gesamtbewusstseins des Körpers, aber dennoch in einer Einheit – dem Individuum, dem „Unteilbaren“ – verbunden. Die drei Ebenen Psyche, Gehirn und Organ bilden in der Universalbiologie das Bewusstsein des Menschen und reagieren alle synchron in der Sekunde, in der uns ein Schock trifft: Über die Psyche nehmen wir das Unheil wahr, im Gehirn bildet sich der Hamersche Herd, und das korrelierende Gewebe reagiert mit Auf- oder Abbau oder Funktionsänderung.
Bei Unfällen, Vergiftungen und Mangelerscheinungen landet der erste Impuls im Gewebe bzw. Organ. Das bedeutet: Wenn man sich beispielsweise mit einem Messer in den Finger schneidet und keinerlei Bedenken hat, dass die Wunde verheilt, reagiert nur das Organ (Haut). Aber es gibt andere Beispiele: Hat man einen Unfall, bei dem man sich gleichzeitig abwertet – „Hätte ich mal lieber aufgepasst, dann wäre das nicht passiert“ –, reagieren Organ, Psyche und Gehirn unweigerlich synchron. Ein anderes Beispiel: Der Therapeut sagt, dass man zu viele Giftstoffe habe oder unter Nährstoffmangel leide – auch dann kann natürlich die Psyche mitreagieren, beispielsweise mit Entsetzen.
Bekommt man einen riesigen Schreck (Schreckangst- oder Revierangstkonflikt) und betrifft er auf der organischen Ebene den Kehlkopf, dann „bleibt uns vor Angst die Luft weg“. Solch ein Entsetzen „schnürt die Kehle zu“, und man meint, „nicht atmen zu können“. Oder es bleibt der „Kloß im Hals“ stecken. Mit einer extremen Furcht – wenn jemand einem „an die Kehle“ will – wird man sogar heiser.
Wird dieser Angstkonflikt gelöst, tritt Luftnot beim Einatmen auf. Betrifft die Schreckangst vorwiegend die Stimmbänder, können sich dort Polypen einstellen. Und wenn sich auf der gegenüberliegenden Seite im Bronchial-Relais ebenfalls ein Konflikt in der Heilkrise befindet, führt dies zu einer extremen Atemnot (Asthma mit inspiratorischem und exspiratorischem Stridor).
Weitere Beispiele aus diesem Bereich:
- Der „Kloß im Hals“ kann vorübergehend sein oder wiederkehrend (Schiene) auftreten. Zugrunde liegen spezielle Konstellationen, die in therapeutischen Gesprächen erschlossen werden können.
- Wenn es „einem die Sprache verschlägt“ oder „einem die Worte fehlen“, hat das immer mit einer motorischen Teillähmung der Kehlkopfmuskulatur zu tun. Die Ursache ist ein Schreckangstkonflikt.
Revierärger/Identität
Der Revierärger-/Identitätskonflikt kann auf der organischen Ebene die kleine Kurvatur des Magens, die Leber-Gallen-Gänge, die Bauchspeicheldrüsenausführungsgänge und den Zwölffingerdarm betreffen. Die Redewendung „Mir ist eine Laus über die Leber gelaufen“ bedeutet genau das: Die Laus – eine Lappalie, die sich als Schiene manifestieren kann – kann der Nachbar sein, der die Grenzen nicht beachtet, unaufhörlich mit seinem Rasenmäher nervt und mit dem Lärm für Ärger sorgt. Auch eine nicht sorgsam in der Reihe aufgestellte Mülltonne kann für solch einen Groll verantwortlich sein, dass einem „die Galle überläuft“. Als Sekretvorstufe „läuft einem die Galle hoch“, bis man „Galle spuckt“ und sein Missbehagen äußert. So manch einer „schluckt auch seinen Ärger hinunter“.
Die Schulmediziner (ausgenommen manchmal die Psychosomatik) suchen vergebens nach der Laus, vor allem auf internistischem Feld. Sie ist zu einem Spruch geworden, von dessen Herkunft kaum jemand weiß, weil diese Art von Bonmots nur mit dem Wissen der Universalbiologie oder durch Selbstbeobachtung verstanden werden können.
Der Inhalt ist variabel, das Gefühl ist es nicht. Wenn man „vor Wut kocht“, „Gift und Galle spuckt“ oder die „beleidigte Leberwurst“ spielt, weil es Streit ums Geld gibt, die Frau oder der Mann nicht das macht, was man will, dann kann es gehörigen Ärger geben.
Wenn die Verärgerung und der Zorn wieder verdampfen und die Leber-Gallen-Gänge in der Wiederherstellungsphase anschwellen, kann es passieren, dass der Gallenfarbstoff (Bilirubin) sich im Blut staut: Dann wird man tatsächlich gelb (Gelbsucht; Hepatitis).
Den derben Ausdruck, der den Magen betrifft und gefühlsmäßig mit dem „Kampf um den eigenen Bereich“ verbunden ist, hat jeder schon im Munde getragen: „Ich finde das zum Kotzen“. Dementsprechend und in der Lösung kommt es zum Erbrechen. In der konfliktiven Phase hat man Sodbrennen („Es stößt mir sauer auf“) und Schmerzen („Mir schmerzt der Magen“, „Es liegt mir im Magen“) – und zwar so lange, bis man den Konflikt erfolgreich einem guten Ende zuführen konnte. „Stress schlägt auf den Magen“ bedeutet, dass zusätzliche Faktoren die aktive Phase des Revierärgers erhöhen.
Weitere Wortschätze aus diesem Feld:
- Stress „schlägt auf den Magen“ – zusätzliche Faktoren erhöhen die aktive Phase des Revierärgers
- „Mir bleibt die Spucke weg“ – ein Zeichen der Sympathikotonie
- „Diesen Brocken muss ich erst mal verdauen“ – je nach individueller Konstitution hat man „einen guten Magen“ oder „an einer Geschichte zu kauen“
- Natürlich „geht Liebe durch den Magen“ und intensiviert Zuneigung und Verbindung
Die Haut
Die Haut (Epidermis; Oberhaut) ist unser größtes Organ – sie ist sensibel und wird von der Sensorik gesteuert, die mit dem Großhirn verbunden ist. Etwa fünf Millionen Sinnesrezeptoren liegen in ihr. Sie sorgt für Temperaturbalance (Gänsehaut, Schwitzen) und ist ein wichtiges Atmungs- und Ausscheidungsorgan. Die auf der materiellen Ebene gebildete Grenze zwischen uns und der Umgebung ist aber nur scheinbar: Die Haut schottet uns nicht ab, sondern stellt die Verbindung, den Kontakt, zwischen uns und der Umwelt her. Deshalb können wir manche Menschen auch „gut riechen“ oder eben „nicht riechen“. Weil die Epidermis verbindet, gehen uns manche Sachen „unter die Haut“. Nicht nur für Säuglinge und Kinder ist Berührung lebensnotwendig – sie ist urmenschlich. Fehlen dem Kind Streicheleinheiten, kann es häufig keine große Resilienz aufbauen.
Man kann sich ein „dickes Fell“ zulegen, wenn man meint, dass man zu „dünnhäutig“ ist. Kein einfaches Unterfangen. Das dicke Fell entsteht tatsächlich aufgrund von Angriffen, die die unter der Epidermis liegende Lederhaut betreffen und die sich in der aktiven Phase zum Schutz verdickt. Wenn man „dünnhäutig“ ist und unter Trennungen leidet, wird die Haut rau und trocken – in der konfliktiven Phase lichtet sich die Epidermis dann tatsächlich aus. Menschen mit solch einem empfindsamen Gemüt nehmen schlechte Nachrichten fast ungefiltert auf, sie erscheinen durchlässig, ohne Schutz. In der Medizin werden sie als hochsensibel (HSP – „Highly Sensitive Person“) beschrieben. Im Gegensatz dazu gibt es Persönlichkeiten, die glaubhaft ausdrücken: „Das juckt mich nicht“.
Kontaktverluste bzw. Trennungen sind ein weites Feld – sie können ihren Ausgangspunkt bei und nach der Geburt nehmen oder in der häufig viel zu frühen „Abgabe“ der Kleinen in die Kita. Sie können aber auch durch das Flickwerk innerhalb einer Patchwork-Familie entstehen – oder durch streitende Eltern, die das Kleine empfinden lassen: „Ich gehöre nicht dazu.“ Trennung und kein stabiler Kontakt bilden hier das Hauptübel, unter dem die Menschen leiden. Die schulmedizinische Diagnose lautet: Neurodermitis, Ekzem oder Psoriasis.
Dennoch: Werden derartige Kontaktverluste (Trennungen) gelöst, fängt die Haut an zu jucken, sie wird rot und sieht nicht schön aus. Der Volksmund sagt: „Wenns juckt, dann heilts“. Manchmal bleiben Narben zurück – nicht nur in der Seele. Je nach Alter können weitere Gefühle durch die Symptome der Heilung einprasseln: Scham, Schuld, Hass, Wut usw.
Die Epidermis besteht aus mehreren Schichten, allesamt sind sie hauchzart. Wenn die unterste Schicht, in der sich die Melanozyten befinden, betroffen ist, erbleicht die Haut an der Stelle, wo man die ungerechte Trennung empfunden hatte – und zwar ziemlich flott und erst mal bleibend, bis der Konflikt gelöst werden konnte.
Die am schwersten verspürten brutalen Trennungen betreffen auf der organischen Ebene die Knochenhaut – sie gelangen noch bodenloser in unser Gemüt und Organ. In der konfliktiven Phase kann man dann kalte Füße bekommen (speziell bis zu den Waden), wenn einem „der Boden unter den Füßen zu heiß“ geworden ist. Man meint, dass die Kälte in den Füßen zu einem durchdringt.
Die Füße werden nicht mehr warm, auch wenn die Flucht über das Haff Jahrzehnte her ist und die mit Blut gefüllten Blasen längst verschwunden sind. Lauwarme Fußbäder lindern nur spärlich, wenn die Erinnerungen noch weiter jucken. Die Wiederherstellungsphase von diesem Sinnvollen Biologischen Sonderprogramm ist geprägt von fließenden Schmerzen („Weichteilrheuma“), die sehr unangenehm werden können.
Der rund um die Haut angelegte Wortschatz ist vielfältig; auch hier gibt es einiges freizulegen:
- „Vor Neid erblassen“: Beginn einer sympathikotonen Phase, meist mit Ausgang im Revierärger-Relais
- „Ich bekomme die Krätze“, „Es juckt mir in den Fingern“: beim zugrunde liegenden Groll können vermehrt Hautschichten absterben und das Milieu für kleine Insekten bieten, die helfen, totes oder defektes Gewebe abzubauen
- „Da bekomme ich Herpes!“: Ausgangspunkt kann hier ein Wortgefecht sein – man nimmt im Streit „kein Blatt vor den Mund“, es kommt einem „alles über die Lippen“ … und der Lippenherpes taucht auf, wenn man sich wieder verträgt
- Wenn man keine Lösung für ein Problem findet, kann man sich „die Haare raufen“ oder „graue Haare bekommen“: Es ist bekannt, dass traumatische Ereignisse mit einer als brutal empfundenen Trennung das Haar über Nacht weiß werden lassen
Ob man „gleich aus der Haut fährt“, sich einem „die Fußnägel hochrollen“, man sich „etwas unter den Nagel reißt“ oder sich einem „die Nackenhaare aufstellen“ – immer steckt hinter solchen Wendungen ein physiologisch-psychisches Geschehen, das im Rahmen der Universalbiologie deutbar ist, hinter dem sich aber auch eine tiefe Begriffs- und Erfahrungsgeschichte verbirgt.
Im Mittelalter etwa wurden nicht nur unehelich Geborene komplett ausgeschlossen und verstoßen, von der Kirche verurteilt „mit Haut und Haar verschlungen“ und ausgesetzt. Wurde man vor die Tore der Stadt gescheucht, kam das einem Todesurteil auf Raten gleich. Wenn man noch keinen Hautausschlag hatte, bekam man ihn spätestens jetzt: Aussatz, später als Lepra bezeichnet. Menschen, die vor der Pforte dahinvegetieren mussten und keinen Zutritt zur Gemeinschaft hatten, wurden gemieden „wie ein Aussätziger“ oder „die Pest“. Bei den Hautsymptomen der Lepra und der Pest handelt es sich um die hängende Heilung eines Verunstaltungs-, Besudelungs- und/oder Attackekonfliktes, der auf der organischen Ebene die Lederhaut betrifft. Die Religionsvertreter bestimmten damals, wen man meiden müsse „wie einen Aussätzigen“ (= jemand, der außen sitzen muss) und wen nicht.
Erst war es der religiöse Einfluss mit dem Handwerkszeug der mentalen Manipulation (Ekel, Verdammnis, Sünde), aus dem sich dann später die Idee der Infektion und Ansteckung mit der Emotion des Ekels (und Angst) entwickelte. Aus diesem Grund sagen wir heute noch: „Rück mir nicht zu nah auf die Pelle“. Oder: Den oder das „meide ich wie die Pest“.
Die Haut ist der Spiegel der Seele, und die sitzt bekanntlich im Herzen. Was die Haut zeigt, ist das, was im Herzen sticht: ungerechte, brutale Trennungen, Angriffe, Abwertungen, Kontaktverluste – sehen und hören Sie genau hin, es kann Ihnen die Augen öffnen.
Anmerkung der Redaktion
Der Text ist ein editierter und zusammengefasster Auszug von Ursula Stolls und Dr. Stefan Lankas Aufzeichnungen, die in einem eigenen Buch zur „Organsprache“ veröffentlicht werden. Vertiefen können Sie die hier angesprochenen Themen in den Ende 2025 stattfindenden NEXUS-Seminaren mit Frau Stoll und Frau Lüssi.
Kommentar schreiben