Dystopie Brainphone: Will-kom-men im Kol-lek-tiv

BrainphoneElon Musk kündigte bereits vor mehr als einem Jahr seine Pläne mit dem „Neuralink“ an – einem Gehirnimplantat, das Gedankensteuerung ebenso ermöglichen wird wie Gedankenkontrolle. Das Gerät ist die Vorstufe zum Brainphone, mit dem unsere Gedanken und Gefühle für alle zugänglich werden … auch für Unternehmen und Behörden. Wird die Zukunft ein dauervernetztes digitales Paradies? Hmm.

In nicht allzu ferner Zukunft wird die neueste Version Ihres Smartphones eine ganz spezielle Schutzhülle haben – ihren Schädel. Warum? Weil die Menschen Schlange stehen werden, um sich ihre soeben erworbenen Kommunikationsgeräte ins Gehirn implantieren zu lassen.

Ganz recht: In nur wenigen Jahren werden auch Sie die Möglichkeit haben, ein Smartphone-artiges Gerät direkt in Ihrem Gehirn herumzutragen. Weil viele Ihrer Freunde sich diesem Eingriff unterziehen werden und Sie sich nicht ausgeschlossen fühlen wollen, wird der soziale Druck zur Implementierung dieser neuen Erfindung enorm sein. Vielleicht wird ja auch Ihr Arbeitgeber verlangen, dass Sie mit einem solchen Gadget ausgestattet sind. Schließlich eröffnet Ihnen das „Brainphone“ jede Menge Möglichkeiten: Sie können ohne Bildschirm auf das Web zugreifen; sich mit Ihren Freunden über Gedanken verständigen, ohne sprechen zu müssen; eine Fremdsprache wie Italienisch oder Japanisch in Ihr Gehirn herunterladen, um sie sofort verstehen und sprechen zu können; ein Videospiel spielen, bei dem Sie in eine lebensechte virtuelle Welt eintauchen können; Ängste oder Sorgen umgehend beheben lassen. Das ist doch mehr als cool – oder?

Na ja, vielleicht doch nicht. Leider hat das Brainphone auch ziemlich negative Seiten. Wer es sich hat implantieren lassen, ist dauernd mit dem Web, den sozialen Medien und den Gedanken anderer Leute verbunden – sogar nachts im Schlaf. Zudem wird man dauernd kollektiv beurteilt und bewertet, von der Familie, Freunden, dem beruflichen Netzwerk, Firmen und wahrscheinlich auch der Regierung. Sind Gedanken und elektronische Daten einmal verknüpft und nicht mehr voneinander unterscheidbar, dann können Machthaber und Institutionen Ihre Gedanken auch löschen oder ändern, falls sie ihnen nicht ins Konzept passen. Sie werden aller Wahrscheinlichkeit nach kein eigenes Leben mehr haben, sondern im Prinzip nur noch Teil eines Kollektivs sein.

Im Sommer 2019 gab der Hightech-Milliardär Elon Musk ohne viel Trara – und praktisch ohne jede kritische Reaktion – seine Pläne bekannt, demnächst mit Chips seiner Firma Neuralink Experimente an Menschen durchführen zu wollen. Bei diesen Neurochips handelt es sich um Gehirnimplantate, die alle möglichen Verbesserungen bei der Informationsverarbeitung im Gehirn und eine direkte Verbindung ins Internet ermöglichen sollen. Mit ihrer Hilfe soll man auf einen Schlag eine neue Sprache erlernen, eine Parkinson- oder Alzheimerkrankheit mittels Gehirn-Neuprogrammierung heilen und schlechte Angewohnheiten beseitigen können, indem man die dahinterstehenden zwanghaften Neigungen einfach löscht.

Sie und Ihre Freunde stehen damit vor einer bedeutenden Entscheidung, die die gesamte Menschheit verändern könnte: Sind Sie von Smartphones so hypnotisiert, dass Sie sich die Geräte auch ins Gehirn einpflanzen und damit Ihre Identität und Ihren Charakter ein für alle Mal umbauen lassen würden? Oder sind Sie fest entschlossen, der zu bleiben, der Sie sind, und dem Reiz der Technologie zu widerstehen? Noch einmal: Dies ist keine Entscheidung, die sich in der Science-Fiction oder einer fernen Zukunft abspielt. Wenn die aktuellen Entwicklungen weiter so rasant voranschreiten, steht die Menschheit in Kürze an diesem existenziell wichtigen Scheideweg. Werden die Menschen voll Begeisterung zulassen, dass man Technik in ihre Gehirne implantiert, durch die ihr Verstand ganz anders (vielleicht besser, vielleicht aber auch nicht) funktioniert? Oder werden sie sich von dieser technischen Entwicklung abwenden und vielleicht sogar Gesetze gegen die Verschmelzung von Mikrochips und Gehirngewebe erlassen? Werden wir eine Grenze zwischen Mensch und Maschine ziehen?

Den vollständigen Artikel können Sie in NEXUS 92 lesen. Die Ausgabe können Sie hier erwerben.

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