Geheimnisse der Eiszeit schmelzen

Die Gletscherforschung begann bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts, doch die Wissenschaft weiß immer noch nicht genau, warum es Eiszeitalter gibt oder wann die nächste Kaltzeit kommen wird.

Nach Hapgoods Meinung liegt die Ursache in der Zentrifugalkraft der Eiskappen, die nicht mittig zu den Polen liegen. Das Gewicht des Eises auf den Polen erzeugt ein Ungleichgewicht bei der Erdrotation. Dies führt schließlich zu einem Punkt, wo es einer Veränderung bedarf, um das Ungleichgewicht zu korrigieren. Hapgood stellte fest, dass nicht der gesamte Planet neu um seine Achse positioniert werden muss, um die Balance wiederzugewinnen. Lediglich die äußere Kruste musste sich bewegen, genauso wie die lose Schale einer Apfelsine um die Frucht herum bewegt werden kann. Er entwarf dabei das Bild einer dramatischen, folgenschweren Bewegung der gesamten äußeren Kruste, die dazu führte, dass die Eiskappen in ihrem neueren wärmeren Klima schmolzen. Danach habe sich neues Eis um die neuen Pole gebildet, bis es zur nächsten Wanderung kam. Die Konsequenz dieser schnellen Bewegungen der Erdkruste wären natürlich Naturkatastrophen gewesen. Wenn man sich vorstellt, dass die gegenwärtigen vulkanischen und seismischen Aktivitäten eine Folge von Plattenbewegungen zwischen einem und vier Zentimeter pro Jahr sind, dann ahnt man, welch katastrophale Auswirkungen weitaus schnellere Bewegungen nach sich ziehen würden.

In welche Richtung auch immer die Pole wanderten, überall hätte diese Verschiebung das Klima extrem stark verändert. Das verschobene Polareis wäre geschmolzen und hätte unvorstellbare Überflutungen ausgelöst. Die neuen Polarregionen wären dann relativ schnell zugefroren und hätten unvermittelt alles Leben vernichtet, das auf wärmeres Klima eingestellt war. Klimarandzonen wären gewandert, in Wüsten hätte es geregnet und Regenwälder wären zu Wüsten geworden. Die Tier- und Pflanzenwelt hätte sich an die neuen Gegebenheiten anpassen oder aussterben müssen. Die Indizien weisen zumindest darauf hin: In Alaska gibt es Moorerde mit gefrorenen Ablagerungen von Erde, Gestein, Pflanzen- und Tierüberresten. Professor Frank Hibben von der University of New Mexico erläutert:

„An vielen Stellen findet man in dieser Moorerde in Alaska tonnenweise Tierknochen und andere tierische Überreste. Die Knochen von Mammuts, Mastodonten, verschiedenen Arten von Bisons, Pferden, Wölfen, Bären und Löwen erzählen uns von der früheren Bevölkerung der Fauna […] In dieser gefrorenen Masse liegen die verkümmerten Überreste von Tieren und Bäumen, vermischt mit Schichten von Eis, Torf und Moos. Es scheint, als wäre die gesamte Tier- und Pflanzenwelt Alaskas vor 10.000 Jahren mitten im Leben durch eine plötzliche Katastrophe eingefroren worden, als sei dies alles eine grausiges Mimenspiel […] gespaltene, umgestürzte Bäume bilden riesige Haufen […] mindestens vier deutlich erkennbare Schichten Vulkanasche finden sich in diesen Gebieten, auch wenn diese sehr verzerrt und verformt sind.“13

In den Teergruben von La Brea in Südkalifornien fand man die Fossilien von mehr als 565 Tierarten, die seit etwa 10.000 Jahren in dem zähen Teer eingeschlossen sind. Bei der ersten Ausgrabung 1906 fanden Wissenschaftler die Schädel von über 700 Säbelzahntigern. Zusammen mit den Wolfschädeln lagern dort im Schnitt 20 Stück pro 0,76 Kubikmeter.14 Man entdeckte dort mehr Knochen als Teer, und sie waren „gebrochen, zerstoßen, verdreht und durcheinander gemischt zu einer äußerst heterogenen Masse“,15 ganz ähnlich wie die Funde in Alaska. Außerdem fand man 100.000 Vogelfossilien, unter denen 138 Arten vertreten waren, von denen 19 ausgestorben sind.

Im gleichen Zeitraum kamen auch die Mammuts auf ähnliche Weise zu Tode. John Massey Stewart schätzte in einem Artikel im Smithsonian Magazine, dass mehr als 500.000 Tonnen Mammutstoßzähne entlang der arktischen Küste Sibiriens im Boden liegen.16 Mehrere dutzend Mammutkadaver, deren Fleisch noch an den Knochen war, wie etwa das Jarkov-Mammut, wurden ebenfalls entdeckt.17 Sie starben sehr plötzlich und in ihren Mägen fand man unverdaute pflanzliche Nahrung wie Gras, Glockenblumen, wilde Bohnen und Butterblumen. Wissenschaftler ermittelten, dass einige der Tiere erstickt sind, doch bei den meisten ließ sich die Todesursache nicht feststellen.

Ein Wandern des Nordpols von der Hudson Bay zu seiner jetzigen Position im arktischen Meer würde das mysteriöse Massensterben erklären, das gegen Ende des Pleistozäns eintrat. Während sich der Nordpol in der Hudson Bay befand, hätte die nordsibirische Küste etwa auf dem gleichen Breitengrad wie das heutige Japan gelegen, also weit außerhalb des Polarkreises. Doch als sich die Pole verschoben, hätte sich das Klima sehr schnell verändert und wäre innerhalb von Tagen von einer Sommersavanne mit grasenden Mammuts zu einer gefrorenen Wüste geworden. In seiner Theorie erklärt Hapgood zudem die Kraft hinter der Heraushebung von Gebirgen als Folge der Gravitation. Auch wenn die Kräfte hinter solchen Ereignissen eindeutig sehr komplex sind, ist das Prinzip doch einfach zu erklären: Wenn eine Landmasse sich auf den Pol zu bewegt, reduziert sich die Oberfläche, auf der sie sich bewegen kann, da Radius und Umfang der Erde abnehmen. (Der nördliche Polarkreis und der Äquatorumfang weichen um 21 Kilometer voneinander ab.)

Es entsteht ein Überschuss an Oberfläche und diese faltet sich – von der Erdanziehungskraft nach unten gezogen – zusammen. Berge würden also nicht nach oben gedrückt, sondern die Erdoberfläche werde nach unten gezogen, auf den Erdkern zu. Die Schwerkraft zwinge also die Oberfläche eines kleinen Gebietes dazu, sich zusammenzufalten, um sich seiner neuen Position auf der Erde anzupassen. Im Gegenzug müsse sich Land, das sich vom Pol wegbewegt, ausbreiten. So entstünden große parallele Risse sowie kleinere, die rechtwinklig zu diesen angeordnet seien. Die Risse würden mit geschmolzenem Gestein aus der Tiefe gefüllt. Hapgood behauptet also, dass die Wanderungen von Landmassen in oder aus Richtung Äquator im Laufe von Jahrmillionen die Bergketten gebildet haben, die wir heute bewundern.18

Die Galaktische Superwelle

Eine weitere, neuere Theorie, vorgestellt von dem Physiker Dr. Paul LaViolette, erklärt die globale Erwärmung am Ende der letzten Eiszeit als Ergebnis eines kosmischen Phänomens, das unter dem Namen Galaktische Superwelle bekannt ist. LaViolette zufolge sendet das Zentrum des Universums (die Position, an der es enorm viele Sterne gibt) alle 13.000 bis 26.000 Jahre intensive kosmische Strahlung aus.19 Diese Strahlung besteht aus stark geladenen Elektronen und elektromagnetischer Strahlung (Funkwellen, Röntgenstrahlen und Gammastrahlen) und bewegt sich fast mit Lichtgeschwindigkeit vom Zentrum der Galaxie in einer „Superwelle“ vorwärts. Wenn diese Superwelle etwa 28.000 Lichtjahre vom Zentrum entfernt unser Sonnensystem erreicht, löst sie Veränderungen der Sonne aus.

Unser Sonnensystem wird von kosmischem Staub und Überresten umhüllt, die man als Oort‘sche Wolke bezeichnet. LaViolette behauptet, dass die Superwelle, wenn sie diese Wolke durchquert, jede Menge Staub aufsammelt, der, wenn er die Sonne erreicht, dieser als Brennstoff dient. Daher nehmen in einem solchen Fall die Sonneneruptionen zu, die die Korona und die Photosphäre vergrößern – was wiederum dramatischen Einfluss auf das Klima der Erde hat. Die verstärkte Sonnenaktivität verursacht eine Erwärmung des Erdklimas. Außerdem dringen bei dieser Gelegenheit, so LaViolette, kosmische Partikel in die Erdatmosphäre ein, die vom Magnetfeld der Erde eingefangen werden und in der äußeren Atmosphäre Strahlungsgürtel bilden. Die Energie, die dabei an einem einzigen Tag in die Erdatmosphäre gepumpt wird, entspricht der einer Eine-Milliarden-Tonnen-Wasserstoffbombe. Die klimatischen Auswirkungen in diesem Szenario würden mehrere tausend Jahre andauern.

LaViolette behauptet, dass eine solche Superwelle für die drastischen klimatischen Veränderungen auf unserem Planeten verantwortlich gewesen sei, die sich in einem Zeitraum vor 15.300 bis 14.150 Jahren abgespielt haben20 und schließlich die Eiszeit beendeten und zahlreiche Arten ausrotteten. Er glaubt zudem, die Beweise würden nahelegen, dass es zwei Phasen mit besonders intensiver Sonneneinstrahlung gegeben habe, einmal vor 12.840 und ein weiteres Mal vor 12.730 Jahren.21 Dabei hätten enorme Eruptionen in der Korona die Erde so plötzlich stark erwärmt, dass Gletscher sofort schmolzen und Kontinente überflutet wurden.

Ständige Eiszeit oder überhaupt keine?

Die verschiedenen Erklärungsmodelle in Bezug auf die Eiszeit erwecken den Eindruck, es handle sich um einen großen wissenschaftlichen Wühltisch, auf dem sich jeder etwas Passendes aussuchen könne. Jede Theorie wird durch Daten gestützt und hat ihre Schar von Anhängern. Jeder erzählt seine eigene Geschichte von der Vergangenheit der Erde und alle Versionen passen in eine von zwei Grundkategorien: Entweder postulieren sie langsame, allmähliche klimatische Veränderungen, oder sie beschreiben das plötzliche, durch eine Katastrophe ausgelöste Einsetzen einer Eiszeit. Hapgood allerdings behauptet im Rahmen seiner Polwanderungstheorie, dass es nie eine Eiszeit gegeben habe.

Das ist jedoch eine Frage der Interpretation, da aus geographischer Sicht in Polnähe immer eine Eiszeit existiert. Demnach lag Nordamerika einst nahe am Polarkreis und war aufgrund seiner Position natürlicherweise mit Schnee und Eis bedeckt, so wie die Polargegenden davor (und unser gegenwärtiger Nordpol) auch. Abgesehen von der Gebirgsbildung entspricht der Ablauf der Polwanderung dem der langsamen Kontinentaldrift, nur dass erstere viel schneller vor sich geht. Aus eben diesem Grund ist Hapgoods Theorie auch umstritten.

Unabhängig davon, ob die Eiszeit ein natürliches Phänomen war oder durch einen Besucher aus dem All ausgelöst wurde, die Folgen für die Lebewesen auf der Erde waren drastisch. Es ist eine geologische Tatsache, dass am Ende der letzten Eiszeit, etwa 10.000 Jahre vor Christus, viele nordamerikanische Arten ausstarben, unter anderem das Mammut, das Kamel, das Pferd, das Faultier, der Halsbandpekari (ein schweineähnliches Säugetier mit Hufen), die Antilope, der amerikanische Elefant, das Rhinozeros, das Gürteltier, der Tapir, der Säbelzahntiger und das Riesenbison. Welche Ursachen auch immer die Eiszeiten hatten, sie beeinträchtigten ebenso das Klima in südlicheren Breitengraden in Zentral- und Südamerika. Auch in diesen Ländern wurden Hinweise auf ein Massensterben gefunden. Warum diese Tiere sterben mussten, ist allerdings immer noch ein Rätsel.

Kommentare

01. Dezember 2018, 02:33 Uhr, permalink

Theodorus

es gibt einen gefühlten widerspruch zwischen den perioden, die laviolette nennt und wie sie heute im netz zu lesen sind. in den 90er jahren wurden aber die perioden, wie sie laviolette nennt, ebenfalls erwähnt und sind mittlerweile im freien netz verschwunden. in der esoterischen szene wird behauptet, dass mit der eiszeit ein kulturzeitraum beendet wird. ebenso wie lemurien und atlantis, wird unser zeitalter jetzt durch eine eiszeit beendet werden, die etwa 1600 jahre dauert. betrachtet man die entwicklung von der kultur zur zivilisation, macht es zumindest sinn, dass eine menschheit ohne kultur wieder zum ursprung zuruck geführt, und umweltschäden wieder egalisiert werden. dies ist allerdings eine frage des glaubens. wer wirklich glaubt, dass sich die geheimnisse des lebens per dna analysieren lassen, glaubt an die materie und lässt die rückseite der medaille, die energie, außer acht und wird immer irren. wenn der mensch mit seiner angeblich unabhängigen intelligenz so schlau wäre, warum ist ihm die natur so weit voraus mit ihren teils witzigen lösungen für technische probleme? ein system verbessert sich nicht von selbst ohne eine intelligenz. und überhaupt: wer kommt auf so eine blöde idee, dass es vor dem urknall nichts gab? aus nichts wird nichts. und wer kommt auf so ne blöde idee, dass das universum leer wäre? wie sollte das sonnenlichtkorpuskel mit gleichbleibender geschwindigkeit durchs weltall jagen, wenn es nicht mit dem äther interagieren würde und dadurch ständig energie aufnimmt?

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