Im Labyrinth der Körperchemie: Das große Gesundheitsinterview

KoerperchemieKeto, Paläo oder Low Carb? Vitamin- und Mineralstoffergänzung – ja oder nein? Wenn ja: Wie viel, wovon und in welcher Menge? Haben den Hormonumbruch in den Wechseljahren nur Frauen? Und wie war das mit der Schwer­metallausleitung?

H. C. Fricke stand vor einem Wust an Fragen, als sein Körper nicht mehr ganz so wollte wie er. Studie um Studie, Molekül um Molekül, Selbstversuch um Selbstversuch hat er sich an die Antworten herangetastet.

Von dem, was er herausgefunden hat, kann womöglich auch Ihr Arzt oder Heilpraktiker noch etwas lernen. Wir haben seine Erkenntnisse in einem Interview zusammengefasst.

Bei verarbeiteten Lebensmitteln sieht es nicht besser aus. Das hatte bereits der deutsche Ernährungsforscher Prof. Dr. Werner Kollath vor gut 80 Jahren thematisiert. Regionale Frischkost ist besser als Lebensmittel, die mit langen Lieferketten von sonst wo kommen – selbst wenn sie als frisch deklariert werden. Tiefkühlkost ist ein Kompromiss, jedoch keine Vitaminbombe mehr.

Was viele nicht bedenken: Durch Millionen von neuen chemischen Substanzen, die es vor dem Industriezeitalter nie zuvor auf der Erde gab, durch Umweltverschmutzung, Verkehr, Elektrosmog, synthetische Kleidung, Wasch- und „Pflege“-Mittel, Sonnencremes, Farb-, Aroma-, Konservierungs- und andere Zusatzstoffe in der Nahrung, aber auch durch pharmazeutische Medikamente, (MRT-)Kontrastmittel und Amalgamplomben sind wir heute zusätzlich Belastungen ausgesetzt, die es vorher nie gab.

Letzteres bedeutet, dass die biochemische Fabrik in unserem Körper ganz viel zu tun hat, den Müll zu neutralisieren und wieder aus dem System herauszubefördern – soweit das überhaupt möglich ist. Eine biochemische Fabrik funktioniert aber nicht ohne Rohstoffe. Diese Rohstoffe sind neben den Makronährstoffen insbesondere die Mikronährstoffe, also Mineralien, Vitamine, Vitaminoide, Coenzyme und alles andere in unserer Nahrung, von dem wir nicht einmal richtig wissen oder verstanden haben, was es macht. Insofern gehe ich davon aus, dass wir heute viel mehr Mikronährstoffe benötigen als vor 100 Jahren.

Wer so etwas wie die „Nationale Verzehrsstudie II“ liest, der weiß, dass die meisten Menschen in Deutschland nicht einmal die mickrigen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) erreichen. Das sind ganz offizielle und gut dokumentierte Daten! Wer dann noch weiß, wie die Empfehlungen der DGE zustande kommen, der staunt noch mehr. Dabei könnte man zumindest diese (mickrigen) Empfehlungen der DGE erreichen, wenn man pro Tag 400 Gramm Gemüse ist – und selbst das schaffen die meisten Menschen nicht.

Auch ich hatte einmal die Hybris, dass ich dachte, alles über die Ernährung wuppen zu können. Heute habe ich diese Hybris nicht mehr. Ich kenne zudem einige meiner genetischen und im Leben erworbenen Defizite und ergänze dort gezielt – und nicht nur Mikronährstoffe.

NEXUS: Wenn man bedenkt, mit wie vielen Umweltgiften der menschliche Körper im Vergleich zur vorindustriellen Zeit quasi bombardiert wird, grenzt es ja an ein Wunder, dass wir überhaupt noch leben. Meinen Sie nicht, dass wir da übertreiben und die Selbstregulierungs- und Entgiftungskräfte des Körpers unterschätzen? Was ist zum Beispiel mit der Umweltverschmutzung und verpesteten Luft oder der Hygiene am Anfang des industriellen Zeitalters?

HCF: Ich denke, dass unsere Lebenserwartung und auch die Gesundheitsspanne heute deutlich höher ist als die der Arbeiter am Anfang des industriellen Zeitalters. Was davor war, das wissen wir nicht wirklich. Allerdings sinkt die reale und prognostizierte Lebenserwartung in einigen Industrieländern bereits wieder. Die Menschen, die aktuell über 100 werden, sind zudem mit weniger Umweltbelastung, Mikroplastik, hormon­aktiven Substanzen und auch weniger (adjuvantierten) Impfungen aufgewachsen.

Die Frage ist letztlich, was man erreichen möchte. Biologisch gesehen müssen wir uns vermehren, den Nachwuchs aufziehen sowie beschützen – und wenn wir dann „unsere Kalorien nicht mehr wert sind“, sind wir, zumindest darwinistisch-evolutionstechnisch gesehen, grundsätzlich entbehrlich. Wem im Schnitt 50 gute Jahre reichen, der kann sich zurücklehnen. Wer länger gut leben will, speziell nach den Wechseljahren der Hormonumstellung, der oder die sollte sich aus meiner Sicht heutzutage Gedanken machen.

NEXUS: Wie gehen Sie selbst mit den von Ihnen beschriebenen modernen Umweltgiften um? Kann man die bei entsprechend guter Ernährung völlig ignorieren?

HCF: Mein erster Grundsatz ist: Der Müll, der nicht aufgenommen oder zugeführt wird, muss nicht ausgeschieden werden. Vermeidung hat bei mir die oberste Priorität. Biokost, biologische Pflege- und Waschprodukte, emissionsarme Baumaterialien, all das lohnt sich netto unter dem Strich, wenn all die Folgekosten beachtet werden.

Die biochemische Entgiftung des Körpers ist ein komplexes Thema. Einige Menschen haben (epi-)genetische Defekte, die die Entgiftungsleistung mindern. Die HPU/KPU ist ein solches Thema. Andere Themen sind zum Beispiel Genpolymorphismen bei PEMT oder GST/GPX – Enzymen bzw. Enzymgruppen, die wichtige Rollen bei der biochemischen Entgiftung des Körpers spielen. All das reduziert die Detoxfähigkeit des Körpers. Wenn man weiß, dass da irgendwo etwas suboptimal läuft, kann man einiges machen.

Eine andere Sache, die ich oft beobachtet habe, ist beispielsweise ein Molybdänmangel, speziell bei Menschen, die viel Wein und Alkohol trinken. Um Sulfite (Wein) und Alkohol zu „entgiften“, brauchen die zuständigen Enzyme Molybdän. Fehlt es, dann vertragen viele keinen Wein mehr oder haben einen Kater am nächsten Morgen.

Das aktuell größte Umweltgift ist jedoch unsichtbar und wirbelt im Körper sehr viel durcheinander: Elek­tro­smog, insbesondere aus WLAN, Mobilfunk, Bluetooth und DECT-Schnurlostelefonen. Die negativen Auswirkungen sind umfassend, weswegen das Thema in meinem Blog ein Schwerpunkt ist. Ich selbst – als ehemaliger ITler – nutze seit Jahren kein WLAN und kein Mobiltelefon mehr. Zudem habe ich Netzabkoppler in meinem Haus installiert, um den Elektrosmog aus dem 230-V-Netz zu reduzieren.

NEXUS: Über das Thema HPU/KPU stolpert man auf Gesundheitswebsites und auch auf Ihrem Blog häufiger. Worum handelt es sich dabei? Und ist dieses Krankheitsbild so verbreitet, dass sich jeder vor etwaigen Entgiftungsversuchen daraufhin untersuchen sollte?

HCF: Eine HPU, ausgeschrieben Hämopyrrollaktam­urie, scheint häufig bei Menschen vorzukommen, die von allerlei Problemen geplagt sind. Dabei kommt es unter anderem zu einer fehlerhaften bzw. ineffizienten Bildung von Häm, einem Baustein von Hämoglobin. Hierdurch entstehen, so weit die Theorie, bei den Betroffenen relative Mängel, die einen Mehrbedarf an Zink und Vitamin B6 in der Form von aktivem Pyridoxal (B6-P5P) zur Folge haben. Werden diese beiden Mikronährstoffe nicht ergänzt, dann hat das Folgen für alle von Zink und speziell von Vitamin B6abhängigen Prozesse, was vor allem Neurotransmitter und auch die biochemische Entgiftung betrifft. Woher die HPU kommt und wie diese erworben oder vererbt wird, ist unklar – sie ist jedoch bei Menschen mit gesundheitlichen und auch psychischen Problemen oft anzutreffen. Ohne dass hier sinnvoll mit Mikronährstoffen ergänzt wird, treten meiner Erfahrung nach viele auf der Stelle.

NEXUS: Ein Thema, bei dem Sie selbst einen intensiven Lernprozess hinter sich haben, ist die Zahngesundheit. Es gibt einige kritische Ärzte und Heilkundige, die marode Zähne oder Entzündungen im Mundbereich als die Wurzel aller gesundheitlichen Probleme ausmachen. Dann gibt es noch die Fraktion, die Amalgam verteufelt und zur umgehenden Entfernung rät, während eine andere sagt, dass man feste Plomben lieber drin lassen soll, weil eine Entfernung mehr Quecksilber freisetzt als eine Plombe über Jahrzehnte. Welche zentralen Erkenntnisse haben Sie auf Ihrem eigenen Weg mitgenommen?

HCF: Die größten Probleme sind Wurzelbehandlungen, chronisch apikale Parodontitis (CAP) – ein Abszess an der Wurzelspitze, der nicht wehtut, bis alles zu spät ist – sowie NICOs. NICOs sind im Deutschen als Kieferostitis oder fettig degenerative Osteolyse im Kiefer (FDOK) bekannt und führen zu Entzündungen im Kieferknochen, die diesen auflösen. Sie entstehen vor allem durch die unfachmännische Extraktion von Zähnen – sind also sehr häufig, speziell auch nach der Extraktion von Weisheitszähnen, und werden häufig nicht diagnostiziert. Die mit all diesen Problemen einhergehenden chronischen Entzündungen nehmen das Lymphsystem dauerhaft in Anspruch. Das belastet den Körper konstant und kostet speziell im Alter viel Lebenskraft.

Der deutsche (Krebs-)Arzt Joseph Issels, Lothar Hirneise, Autor von „Chemotherapie heilt Krebs und die Erde ist eine Scheibe“, sowie der Parasitenspezialist und Arzt Simon Yu sind sich einig: Die geschilderten Zahn- und Kieferprobleme sind in den Top-3-Gründen, warum Patienten keine Heilung erfahren, unter anderem bei Krebs und Parasitenbefall. Allerdings ist es nicht einfach, gute Zahnärzte zu finden, die von all diesen Themen nicht nur gehört haben, sondern auch wissen, wie man sie professionell behandelt. Für meinen Blog plane ich gerade eine vertiefende Artikelserie, in der es um Implantate, Teleskopversorgung, Amalgamentfernung, das Plasma-Heilungsverfahren PRGF, Biokompatibilität der Materialien und vieles mehr gehen wird.

Das Thema Amalgam bzw. Quecksilber ist ein ganz übles. Im Mund würde ich alte Plomben nicht lassen. Auch 50 Jahre alte gezogene Zähne mit Füllung dampfen noch Quecksilber aus! Das elementare Quecksilber (Hg0) diffundiert als Gas leicht in die Gewebe und das Gehirn und wird dort dann zum „fiesen“ anorganischen Quecksilber (Hg2+).

NEXUS: Was ist daran so fies? Kann der Körper nicht über seine normalen Entgiftungssysteme diese Substanzen entsorgen?

Kommentare

13. Februar 2024, 12:38 Uhr, permalink

Ilka Fischer

Vielen Dank für das wunderbare Interview, HC! Die ganze Familie ist stolz auf dich und dankbar für deine langjährige Unterstützung. Deine Schwester aus Hamburg!

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