Magic Mushrooms: Neue Forschungsergebnisse zu den Auswirkungen von Psilocybin

muPsychoaktive Pilze gelten vielen immer noch als gefährliche Droge. Tatsächlich haben bereits in den 1960er Jahren medizinische Versuche ihr immenses Potenzial als psychisches Heilmittel erahnen lassen – und jüngere Forschungen scheinen das zu bestätigen.

Vergleichbar mit der sorgfältig organisierten Kampagne, die in den 1930er Jahren Cannabis für illegal erklärte, gab es einen ebenso einflussreichen wie irreführenden jahrzehntelangen Feldzug gegen psilocybinhaltige Pilze, der zu einer tief verwurzelten Angst und einer anschließenden öffentlichen Ablehnung dieser Substanz führte.

Cannabis wird inzwischen wieder mehr Vertrauen entgegengebracht, und den Pilzen könnte es bald ähnlich ergehen: Immer neue Studien liefern vielversprechende Ergebnisse, was die Anwendung von psilocybinhaltigen Pilzen bei Patienten anbelangt, die unter Angst und Depressionen leiden oder gegen Suchterkrankungen kämpfen. Gleiches gilt für unheilbar Kranke, deren Angst vor dem Tod mithilfe der Pilze gelindert werden kann.

Psilocybin kann ebenfalls sehr nützlich für Menschen sein, die nicht unter voll ausgeprägten Depressionen oder Angstzuständen leiden. Das Tempo und die Struktur des modernen Lebens rufen bei praktisch jedem Menschen Symptome dieser Erkrankungen hervor, und die Zahl der Betroffenen steigt stetig an.

Psilocybinhaltige Pilze sind derzeit in Kanada als Klasse-III-Betäubungsmittel vorgesehen. Bei harten Drogen muss stets der Manipulationsgrad der Substanzen durch den Menschen bedacht werden: Kokain wird beispielsweise aus der Kokapflanze hergestellt (bei etwa einem Prozent des Straßenkokains handelt es sich um reines Pflanzenmaterial), und Heroin wird aus der Mohnblume gewonnen, aber beide natürlichen Substanzen durchlaufen eine Reihe von Verfahren, darunter das Hinzufügen zahlreicher schädlicher Chemikalien, wodurch ein ungesundes und stark süchtig machendes Rauschgift entsteht.

Auf der anderen Seite bedürfen Substanzen wie Cannabis und Pilze keinerlei menschlicher Veränderungen, um ihre Wirkung zu entfalten, und werden gewöhnlich in ihrer natürlichen Pflanzenform konsumiert.

Bei Cannabis verursacht das THC-Cannabinoid die psychoaktiven Effekte, die wir beim Konsum erleben, und ist auch für viele seiner medizinischen Vorteile verantwortlich. Psilocybinhaltige Pilze haben ihre eigene chemische Verbindung, das namengebende Psilocybin.

Im folgenden Abschnitt werden wir uns etwas besser mit den psilocybinhaltigen Pilzen vertraut machen, bevor wir einen Blick auf die Studien werfen, die das umfangreiche therapeutische Potenzial der Pilze aufzeigen.

Psilocybinhaltige Pilze

Pilze bilden neben Tieren und Pflanzen ein eigenes Reich eukaryotischer Lebewesen. Sie zeichnen sich durch ihren fleischähnlichen Körper aus, der aus dem Stiel, dem Hut und den Lamellen besteht. Letztgenannte befinden sich auf der Unterseite des Huts, wo der Pilz mikroskopisch kleine Sporen bildet, seine asexuellen Fortpflanzungseinheiten.

Da wir uns nicht zu sehr in der Beschreibung des Pilzreichs im Allgemeinen verlieren möchten, konzentrieren wir uns nun auf die psilocybinhaltigen Arten.

Verwendungsgeschichte

Es existieren verschiedene prähistorische Felszeichnungen, die (höchstwahrscheinlich) die Wirkung psychoaktiver psilocybinhaltiger Pilze auf die Künstler zeigen, die sie gezeichnet haben.

Eine dieser Zeichnungen befindet sich in Spanien, in der Nähe von Villar del Humo, und ist etwa 6.000 Jahre alt. Eine andere in Tassili n’Ajjer (einem Nationalpark in der Sahara) entstand vermutlich vor 7.000 bis 9.000 Jahren.

Terence McKenna, ein berühmter Psychonaut, Autor und begeisterter Verfechter des verantwortungsvollen Umgangs mit natürlich vorkommenden psychedelischen Substanzen, untersuchte das Kunstwerk und die Kultur von Tassili n’Ajjer. Die Felsmalereien aus der Jungsteinzeit stellen domestizierte Rinder dar, und McKenna kam zu dem Schluss, dass psilocybinhaltige Pilze aus dem Kot der Tiere wuchsen, ein ganz gewöhnlicher Vorgang. Die psychoaktive Wirkung der Pilze könnte die spirituellen und religiösen Systeme der Menschen von Tassili n’Ajjer maßgeblich beeinflusst und vorangebracht haben – eine Entwicklung, die sich ohne die Domestizierung der Rinder so nicht ereignet hätte.

In Südamerika nutzten zahlreiche indigene Kulturen Psilocybin für spirituelle, religiöse und divinatorische Praktiken. Dem wurde selbstverständlich Einhalt geboten, als die spanischen Eroberer ihre Herrschaft auf dem Kontinent ausbauten. In abgelegenen Gebieten wurden die Methoden aber ununterbrochen weiter angewandt.

Das aztekische Wort für eine der Psilocybe-Arten war teōnanācatl, was so viel bedeutet wie „Fleisch der Götter“ oder „göttlicher Pilz“. Die katholischen Missionare hielten die Pilze für ein Mittel zur Kommunikation mit Dämonen und Teufeln und erzwangen den Übergang vom Teonanacatl zum Sakrament der Eucharistie.

Andere religiöse und divinatorische Vorgehensweisen wie die Einnahme von Peyote und Ayahuasca waren ebenfalls streng verboten. Dennoch überdauerten diese Praktiken die spanische Herrschaft glücklicherweise, was dem unüberschaubaren Regenwald und dem allgemein unwegsamen Gelände geschuldet sein dürfte.

Psilocybinhaltige Pilze in der heutigen Zeit

Im Jahr 1953 nahm ein New Yorker Bankier namens Gordon Wasson erstmals an einer velada teil, einem sorgfältig geplanten Pilzritual in Oaxaca, Mexiko. Es wurde von Maria Sabina geleitet, einer mazatekischen Heilerin oder curandera.

1954 und 1955 kehrte Wasson für weitere Teilnahmen an der Velada zurück, und zwei Jahre später wurde sein Artikel über seine Erfahrungen und die Bedeutung der psilocybinhaltigen Pilze im LIFE Magazine veröffentlicht, das sich als erstes Medium dieser Größe mit der Existenz und Wirkung der Pilze auseinandersetzte.

1958 wurde Psilocybin von niemand anderem als Albert Hofmann isoliert, der 1938 bereits unbeabsichtigt das halbsynthetische Lysergsäurediethylamid (LSD) entdeckte.

Zwei Jahre später begann Sandoz Pharmaceutical (heute eine Tochtergesellschaft von Novartis), der große Schweizer Pharmakonzern, in dem Hofmann damals arbeitete, mit der Produktion von reinem Psilocybin.

Den vollständigen Artikel können Sie in NEXUS 80 lesen. Die Ausgabe können Sie hier erwerben.

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