Musik im Blut: Eine 2.500 Jahre alte Hypothese auf die Probe gestellt

musikEigentlich doch ganz einfach: Man nimmt ein paar Erythrozyten aus einer Vollblutprobe, behandelt sie nach standardisierten Labor­methoden und füllt sie in zwei Ampullen. Von denen beschallt man die eine in einem Inkubator mit einem Musikstück, während man die andere in einem fara­dayschen Käfig ohne Geräusch­pegel stellt. Das Ganze wiederholt man nun mit Klängen und Musik aller Genres, mit 432-, 440- und 444-Hz-Stimmung, und anschlie­ßend misst man die Anzahl der viablen roten Blutkörperchen in der beschallten und der Kontroll­ampulle. Was kommt wohl dabei heraus? Sie ahnen es vielleicht schon – ei­nige Überraschungen halten John Stuart Reids Experimente den­noch bereit.

Bei der Durchführung einiger akustischer Experimente in der Großen Pyramide im Jahr 1997 geschah etwas, das wie ein Wunder wirkte. Als ich die Pyramide betrat (oder vielmehr in sie hineinkroch), hatte ich starke Schmerzen, da ich mir drei Wochen vorher eine Rückenverletzung zugezogen hatte. Doch bereits 20 Minuten nach Beginn der akustischen Experimente – während der wir unter anderem die Königskammer beschallten1 – waren alle Schmerzen verflogen. Sie kehrten auch nie mehr zurück.

In diesem Artikel soll es nicht um diese akustischen Experimente gehen, sondern um die phänomenale Heilung meines unteren Rückens. Dieses Erlebnis schickte mich nämlich auf eine Forschungsreise, die bis heute andauert. Einen wichtigen Aspekt meiner Erkenntnisse möchte ich hier präsentieren.

Seit Jahrzehnten setzt man in Krankenhäusern und Sportkliniken weltweit2–5 therapeutischen Ultraschall (einen besonders hochfrequenten Schall) ein, um die Heilung von Gewebeverletzungen zu fördern, wenngleich man über die zugrunde liegenden biologischen Wirkmechanismen bis heute nur sehr wenig weiß.6

Die Anwendung therapeutischer Klänge in einer Klinikumgebung steckt noch in den Kinderschuhen. Allerdings gibt es bereits einige kommerzielle Klangtherapie-Instrumente, die sich bei der medikamentenfreien Behandlung einer Vielzahl von Erkrankungen als nützlich erwiesen haben.7–11

Eine im hörbaren Klangspektrum angesiedelte klinische Disziplin, die bereits vor 2.500 Jahren von Pythagoras aus Samos empfohlen wurde, ist die Musiktherapie, die sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Pythagoras glaubte, dass man Arzneimittel durch Musik ersetzen und damit die Gesundheit in hohem Maß fördern könne.12

Die Musiktherapie zielt beispielsweise darauf ab, depressiven Patienten Erleichterung zu verschaffen oder Patienten vor oder nach einer Operation und während eines Klinikaufenthalts zu entspannen. Eine solche Intervention wird herkömmlicherweise wie folgt definiert:

„Der Therapeut unterstützt den Genesungsprozess des Patienten, indem er sich Musikerlebnisse und die dadurch entstehende Beziehung [zwischen dem Patienten und Therapeuten] zunutze macht.“ 13

Die Wirksamkeit der Musiktherapie 14 wurde bereits in zahlreichen Studien nachgewiesen, doch heute wächst auch das Interesse an der sogenannten Musikmedizin, die sich, wie der Name schon sagt, mit den nachweislichen Vorzügen einer Musikbehandlung bei bestimmten gesundheitlichen Problemen befasst. Definitionsgemäß geht es darum, „ohne die Gegenwart eines Therapeuten [zu Heilungszwecken] Musik zu hören.“ 15 Mit anderen Worten: Die Musik alleine erzeugt heilsame Wirkungen, unabhängig davon, ob während der Behandlung ein Therapeut anwesend ist oder nicht.

Das Cochrane-Netzwerk, ein internationaler Zusammenschluss von Wissenschaftlern und Ärzten, analysierte unter dem Arbeitstitel „Musik zur Stress- und Angstreduktion bei Patienten mit koronaren Herzkrankheiten“ 26 musiktherapeutische klinische Versuche, an denen insgesamt 1.369 Personen teilnahmen. Wie sich herausstellte, „kann sich Musikhören bei Menschen mit koronaren Herzerkrankungen positiv auf den systolischen Blutdruck und die Herzfrequenz auswirken, und es scheint bei Herzinfarktpatienten die Ängstlichkeit abzubauen“. In demselben Bericht heißt es: „Musikhören kann Schmerzen lindern, die Atemfrequenz verringern und nach kardiologischen Eingriffen oder Operationen die Schlafqualität der Patienten verbessern.“ 16

Die medizinische Fakultät der Johns Hopkins Universität erkennt die Rolle, die Musik bei der Behandlung von Krankheiten spielen kann, an und nennt als Beispiele die Huntington-Krankheit, die Parkinsonkrankheit und die Demenz, bei denen man sich durch eine solche Therapie Erfolge verspricht.17 Auch die McGill-Universität in Montreal führt Studien über Musikmedizin durch. Nach einer Metaanalyse von 400 Studien kamen Dr. Daniel J. Levitin und Dr. Mona Lisa Chanda zu dem Schluss, dass Musik das Immunsystem stärkt, Stress abbaut und sich bei der Linderung von Ängsten als erfolgreicher erweist als verschreibungspflichtige Arzneimittel. Die Forscher stellten auch fest, dass Musikhören und Musikspielen die Produktion des Antikörpers Immunglobulin A und der natürlichen Killerzellen stimuliert. Diese Zellen attackieren eindringende Viren, stärken die Abwehrkräfte des Immunsystems und senken gleichzeitig den stressbedingten Cortisolspiegel.18

Weltweit laufen derzeit weitere Studien über Musikmedizin, darunter auch eine von der Allgemeinen Gesellschaft der Autoren und Verleger Spaniens (SGAE) in Madrid initiierte wissenschaftliche Untersuchung. Dieser Gesellschaft gehören Tausende von Musikern an. Durch die Studie soll bewiesen werden, dass Musik heilt. Das Forschungsprojekt nahm auf drei Stationen des Madrider Universitätsklinikums seinen Anfang: der Intensiv-, der Neugeborenen- und der Rehabilitationsstation. In Kürze sollen auch die neurologischen, hämatologischen und kardiologischen Abteilungen einbezogen werden. Es geht darum, genauer herauszufinden, auf welche Weise Musik die physiologischen und biologischen Parameter positiv beeinflussen kann.19

Zwar wird die Musikmedizin, wie oben erwähnt, typischerweise als Methode definiert, bei der man „ohne die Gegenwart eines Therapeuten Musik hört“, doch könnte es aufgrund der derzeitigen Studie, in deren Rahmen individuelle Körperteile musikalischen Klängen oder bestimmten Schwingungen mit einem festgelegten Schalldruckpegel ausgesetzt werden, erforderlich werden, diese Definition der Musikmedizin noch zu erweitern und zu verfeinern.

Eine solche Schallimmersion kann spürbare physiologische Vorteile bringen, die über die bloßen Musikhörens über Kopfhörer oder Lautsprecher oder bei Livemusik hinausgehen. Es ist leicht nachvollziehbar, dass Livemusik in Krankenhausstationen die Patienten aufmuntern und spürbare biologische Wirkungen hervorrufen kann. Allerdings mag eine solche „Behandlung“ im geschäftigen Krankenhausalltag nicht immer praktikabel sein. Aufgezeichnete Musikstücke oder individuell auf den Patienten abgestimmte Klangfrequenzen sind dagegen vergleichsweise enorm anwenderfreundlich.

In-vitro-Experimente zu den Auswirkungen von Musik auf die Langlebigkeit von Zellen

Inspiriert von meiner Erfahrung in der Großen Pyramide und Pythagoras’ Überzeugung, dass Musik Arzneimittel ersetzen kann, was meine gesundheitlichen Verbesserungen klar bestätigten, konzipierte ich einige Experimente, um diese 2.500 Jahre alte Hypothese zu testen.20 Ich führte unter anderem In-vitro-Experimente durch, um die Auswirkungen von Musik auf die Lang­lebigkeit von Zellen zu untersuchen.

Den vollständigen Artikel können Sie in NEXUS 85 lesen. Die Ausgabe können Sie hier erwerben.

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