Twilight Zone: Die Verbrannte Stadt – Zeuge einer matriarchalen Vergangenheit

veIn den südöstlichen Ebenen der iranischen Provinz Sistan und Belutschistan liegt eine mysteriöse Hinterlassenschaft: die Verbrannte Stadt, Wiege einer opulenten matriarchalen Kultur, die vor mehr als 5.200 Jahren ihren Anfang nahm. Den Namen „Verbrannte Stadt“ – persisch Schahr-e Suchte – trägt die zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärte Ausgrabungsstätte allerdings erst seit 300 Jahren, nachdem dort an mehreren Stellen Asche gefunden wurde.

Die archäologischen Funde zeigen, dass mit dem Bau der prähistorischen Siedlung um 3200 v. Chr. begonnen wurde, diese jedoch aus unbekannten Gründen mehr als ein Jahrtausend und vier Bauperioden später – um 1800 v. Chr. – verlassen wurde. Die Stadt wurde am Ufer des Helmandflusses errichtet; heute führt hier die Verbindungsstraße zwischen Zahedan und Zābol vorbei.

Anders als es ihr Name vermuten lässt, wurde die Stadt nicht wegen eines Feuers verlassen: Bei den namengebenden Ascheresten handelt es sich vermutlich um die Rückstände der von den Bewohnern verwendeten Öfen.

Einigen Theorien zufolge wurde Schahr-e Suchte aufgrund des Klimawandels und der Trockenheit aufgegeben, doch die wahren Gründe für den Untergang der Zivilisation, von der sie errichtet wurde, sind noch immer unklar. Spekuliert wurde auch, dass diese bronzezeitliche städtische Siedlung im Osten des prähistorischen Persien handfeste Beweise dafür liefert, dass ihre Bewohner von Mesopotamien unabhängig waren.

Weiterhin legen die Funde nahe, dass die Verbrannte Stadt ein Knotenpunkt von Handelswegen war, der Mesopotamien und den Iran mit Zentralasien, den indischen Kulturen als auch China verband.

Die Stadt umfasst verschiedene Überreste aufwendig konzipierter Gebäude aus Lehmziegeln, darunter ein großer Palast sowie eigenständige Stadtteile mit Wohnanlagen, Gewerbegebieten und Produktionsstätten für die lokalen Güter.

Eine prächtige Zivilisation

Seit 1967 finden auf der 151 Hektar umfassenden antiken Stätte kontinuierlich Ausgrabungen statt. Obwohl bis heute gerade einmal rund vier Prozent freigelegt wurden, belegen die Fundstücke aus diesem bronzezeitlichen archäologischen Schatz, wie fortschrittlich die dort ansässige Zivilisation war.

Die Funde lassen erkennen, dass die Weberei eine der wichtigsten handwerklichen Tätigkeiten in der prähistorischen Stadt war, deren Einwohner verschiedene Webereiprodukte wie Teppiche, Körbe und andere Haushaltsutensilien herstellten.

Wie die Ausgrabungen in der Verbrannten Stadt außerdem nahelegen, waren die Bewohner Bauern und Handwerker und pflegten eine zivilisierte Lebensweise. Dass diese friedfertig waren, lässt sich daraus schließen, dass bisher keinerlei Waffen gefunden wurden.

Der Boden ist übersät mit zerbrochener Töpferware, was zur Annahme führt, dass diese in der Stadt in großer Zahl produziert wurde. Unter den Funden befand sich auch ein Tonkelch mit der ersten bekannten Darstellung einer Bewegungsabfolge, der zurzeit im iranischen Nationalmuseum in der Hauptstadt Teheran zu bewundern ist.

Eine matriarchale Kultur

Der archäologische Befund stützt die These, dass in der Verbrannten Stadt eine der wenigen matriarchalen Kulturen der menschlichen Geschichte lebte, in der Frauen für die Familienfinanzen verantwortlich zeichneten und Mütter sozial bevorzugt wurden.

So fanden sich bei Ausgrabungen an verschiedenen Stellen – vor allem in den Gräbern weiblicher Verstorbener – Eigentumssiegel, die vermuten lassen, dass die Frauen für die Produktion und den Nahrungsvorrat zuständig waren.

Auch wurden in den Gräbern einiger Stadtbewohnerinnen Insignien gefunden, die allem Anschein nach den höhergestellten Bürgern der Stadt vorbehalten waren. Deren Eigentümerinnen, so einige Paläoanthropologen, verwendeten ihre Insignien, um wertvolle Dokumente zu siegeln, oder wollten mit dem Siegel zeigen, dass sie einen gehobenen gesellschaftlichen Status innehatten.

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