Von wegen erregen: Der schwache Nährboden der Infektionstheorie

InfektionstheorieWenn wir etwas wirklich verstehen wollen, müssen wir einen Blick in die Geschichte werfen. Erst wenn wir wissen, wo und wann etwas begonnen und wie es sich im Laufe der Zeit entwickelt hat, erhalten wir ein klareres Bild von der aktuellen Situation. Um herauszufinden, wie Viren zu den Killermaschinen der modernen Gesellschaft werden konnten, müssen wir genauso vorgehen. Auch diese Geschichte hatte einen Anfang, durchlief einen Entwicklungsprozess und wird ohne Zweifel irgendwo enden.

Bei der Geschichte der Virusinfektionen geht es darum, uns zu erzählen, wie etwas, das in unserer Umwelt vorkommt, in unseren Körper eindringt, dessen Funktionen stört und uns erkranken oder vielleicht sogar sterben lässt. Dieses Narrativ wurde nicht eigens für Viren geschaffen, sondern einfach kopiert. Es existierte bereits im 19. Jahrhundert und stammte aus der Feder der Mediziner.

Im Laufe der Zeit war offensichtlich geworden, dass Gewebe verfallen und Zellstrukturen sich auflösen können, wodurch Menschen krank, manchmal sogar sehr krank werden oder in Lebensgefahr geraten. Dieser Prozess wurde sowohl bei äußeren Wunden am Körper als auch bei inneren Organen und Geweben beobachtet. So kam die Idee auf, dass ein lebender, für das bloße Auge unsichtbarer Organismus dafür verantwortlich sei. Dieser Organismus konnte angeblich von außen in den Körper eindringen und die normalen Zellfunktionen stören. Den so erkrankten Zellen drohte infolgedessen der Zelltod. Wenn eine genügend große Anzahl Zellen abgestorben war, geriet auch das Leben des Menschen selbst in Gefahr. Im Falle einer Infektion – eine Bezeichnung, die für diese Situation geschaffen wurde – von bestehenden Wunden war offensichtlich, dass die äußere Hülle des Körpers bereits aufgebrochen war. Man konnte sich also leicht vorstellen, dass sich eine winzige, unsichtbare Kreatur in den durch das Trauma entstandenen Trümmern einnisten würde.

Dieses Konzept weitete man noch aus und wendete es auf andere Teile des Körpers an, deren Struktur noch intakt war und in die ein solcher Organismus angeblich eindringen konnte. Diesem unbekannten Organismus schrieb man besondere Kräfte zu, die es ihm ermöglichten, die normale Körperabwehr zu überwinden, in die inneren Welten einzudringen, sich an bestimmte Stellen zu bewegen und dort mit der Zerstörung von Geweben zu beginnen. Die medizinischen Forscher bezeichneten diese Organismen als Bakterien.

Die Geburt einer wissenschaftlichen Theorie

In der Zunft der Mediziner wurde Einigkeit darüber erzielt, dass Infektionskrankheiten durch das Eindringen fremder lebender Organismen in den menschlichen Körper entstanden. Es handelte sich dabei um eine wissenschaftliche Theorie. Das Hauptargument dafür war die Tatsache, dass man Bakterien unter dem Mikroskop beobachten konnte. Diese „unsichtbaren“ Kreaturen existierten also nicht nur, sie waren auch im Überfluss in erkrankten Geweben anzutreffen. Ihre Anwesenheit unter den gegebenen Umständen führte zu der Behauptung, dass sie für die entsprechenden Verwüstungen verantwortlich sein mussten. Schließlich kamen sie in gesunden Geweben entweder überhaupt nicht oder nur in sehr geringer Anzahl vor. Die Tatsache ihrer bloßen Anwesenheit ließ sie bereits verdächtig erscheinen.

Und so setzten sich zwei wichtige Aussagen in den Köpfen der Mediziner fest:

  1. Bakterien verursachen Infektionen.
  2. Bakterien greifen den Körper von außen an.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu zwei äußerst wichtigen Entwicklungen, die die Ärzteschaft bis zum heutigen Tag prägen sollten.

Zum einen zeigten wissenschaftliche Experimente, dass die Theorie, wonach die in kranken Geweben anzutreffenden Bakterien von außen eingedrungen sein sollen, nicht stimmen konnte. Mehrere Experimente, die viele Male in zahlreichen Universitätslaboren wiederholt wurden, bewiesen, dass es sich bei den in erkrankten Geweben anzutreffenden Bakterien um ein natürliches Phänomen der Krankheit selbst handelte. Wie sich herausstellte, entstanden diese Bakterien infolge der Erkrankung im Inneren der befallenen Gewebe selbst. Es handelte sich also nicht um irgendeine Art von Invasion. Mit anderen Worten: Die Bakterien waren zwar vorhanden, sie verursachten aber nicht die Krankheit. Die Krankheit bestand bereits vorher, und das führte in einigen Fällen dazu, dass sich in dem von der Krankheit hinterlassenen Zellabfall Bakterien bildeten.

Zum anderen versuchte die Ärzteschaft ein Protokoll zu finden, das Ursache und Wirkung erklärte, um so einen Kausalzusammenhang zwischen einem möglicherweise krank machenden Faktor und der Krankheit selbst festzustellen. Professor Koch schrieb vier Postulate nieder, die sich in der wissenschaftlichen Welt etablierten. Sie sollten helfen, einen Kausalzusammenhang zwischen einem lebenden Organismus und einer bestimmten Krankheit herzustellen. Obwohl diese Postulate heute noch bestehen und wissenschaftlich fundiert sind, wich sogar Professor Koch selbst von ihnen ab. Er begann, diese Postulate herunterzuspielen, weil es ihm nicht gelingen wollte, auch nur einen einzigen Kausalzusammenhang zu finden. Rasch verkümmerten die Koch’schen Postulate zu einer bloßen Fußnote in den Annalen der Medizingeschichte, denn bis heute ist es niemandem gelungen, einen Kausalzusammenhang zwischen irgendeinem angeblich krank machenden Bakterium und einer bestimmten Krankheit herzustellen. Wenn man eine fundierte Methode gefunden hat, um Schuld von Unschuld zu unterscheiden, und wenn sich dann herausstellt, dass ein Schuldspruch nicht gelingen will, dann kann man sich das Leben sehr erleichtern, wenn man die Methode schlichtweg ignoriert und einfach weitere Verurteilungen ausspricht.

Den vollständigen Artikel können Sie in NEXUS 92 lesen. Die Ausgabe können Sie hier erwerben.

Kommentar schreiben

Folgende Art von Kommentaren sind unerwünscht und werden von uns entfernt:

  • (Schleich-)Werbung jedweder Art
  • Kommentare die nichts zum Thema beitragen
  • Kommentare die der deutschen Sprache nicht gerecht werden
  • Geplänkel mit anderen Kommentarschreibern
  • Kontaktanfragen an die Redaktion (benutzen Sie hierfür bitte das Kontaktformular)

Bitte beachten Sie unsere Datenschutzhinweise