Wie Frankreich seine ehemaligen Kolonien plündert

FrankreichIn den 1960er Jahren gab Frankreich den Forderungen seiner damaligen afrikanischen Kolonien nach und entließ sie in die Unabhängigkeit; aber erst, nachdem es für sie ein durchdachtes System „verpflichtender Solidarität“ geschaffen hatte: die Afrikanische Finanzgemeinschaft Communauté Financière Africaine (CFA). Wenn Präsidenten von CFA-Ländern versucht haben, die CFA-Zonen zu verlassen – und damit die westafrikanische Währungs- und Wirtschaftsgemeinschaft UEMOA und die zentralafrikanische Währungs- und Wirtschaftsgemeinschaft CEMAC –, sind sie von der französischen Regierung politisch und finanziell unter Druck gesetzt worden.

Daran hat sich auch nach Regierungswechseln in Frankreich nichts geändert. Während der französischen Wahlen werden die CFA-Zonen angehalten, für französische Politiker Möglichkeiten privater Wahlkampffinanzierung ausfindig zu machen.

Durch den Kolonialpakt [Verträge, die 1961 abgeschlossen wurden] wurde der CFA-Franc als gemeinsame Währung für die französischsprachigen Länder eingeführt. Der Pakt fordert, dass jedes der 14 Mitgliedsländer (zwei davon ehemalige portugiesische und spanische Kolonien) 65 Prozent seiner Fremdwährungsreserven auf ein „Transaktionskonto“ beim französischen Finanzministerium in Paris einzahlen muss; dazu weitere 20 Prozent für finanzielle Verpflichtungen, also insgesamt schwindelerregende 85 Prozent. Die Länder können somit immer nur auf 15 Prozent ihres eigenen Geldes zugreifen. Wenn sie mehr brauchen, müssen sie sich ihr eigenes Geld von den Franzosen zu handelsüblichen Zinsen leihen.

Der Kolonialpakt fordert auch ein Vorkaufsrecht für Frankreich an allen Bodenschätzen der französischsprachigen Länder. Deshalb dürfen die afrikanischen Länder auch dann nicht einfach verkaufen, wenn sie woanders bessere Preise erzielen könnten – das dürfen sie erst, wenn Frankreich sagt, dass es die Bodenschätze nicht haben will.

Des Weiteren fordert der Kolonialpakt, dass bei der Vergabe von Staatsaufträgen in den CFA-Ländern zuerst Angebote französischer Unternehmen einzuholen sind. Erst danach dürfen sich die afrikanischen Mitgliedsländer woanders umsehen. Es ist egal, ob die Afrikaner anderswo mehr für ihr Geld bekommen können: Französische Unternehmen stehen an erster Stelle – und erhalten meistens die Aufträge.

Davon zeugt ein peinlicher Vorfall in Abidjan, einem Distrikt der Elfenbeinküste: Vor den Wahlen [im Jahr 2010] wollte die Regierung des damaligen Präsidenten Laurent Gbagbo eine dritte große Brücke bauen. Sie sollte den zentralen Geschäftsbezirk (genannt Le Plateau) mit dem Rest der Stadt verbinden, von dem er durch eine Lagune getrennt ist. Gemäß der Tradition des Kolonialpakts musste der Auftrag an ein französisches Unternehmen vergeben werden; und das veranschlagte beiläufig einen astronomischen Preis – zu bezahlen in Euro oder US-Dollar.

Damit unzufrieden, holte Gbagbos Regierung eine zweite Offerte von den Chinesen ein. Die boten an, die Brücke für die Hälfte des vom französischen Unternehmen veranschlagten Preises zu bauen; und – man höre und staune – als Bezahlung würden Kakaobohnen akzeptiert. Die Elfenbeinküste ist deren weltgrößter Produzent. Aber, wie nicht anders zu erwarten, sagte Frankreich: Non; das dürft ihr nicht.

Insgesamt haben die Franzosen durch den Kolonialpakt eine beherrschende und privilegierte Stellung im französischsprachigen Afrika. In der Elfenbeinküste, dem Juwel unter Frankreichs ehemaligen Besitzungen in Afrika, sind die Franzosen beinahe allesbeherrschend. Fast alle wichtigen Versorgungsleistungen – Wasser, Elektrizität, Telefon, Transport, Häfen und große Banken – werden von französischen Unternehmen durchgeführt oder an französischen Interessen ausgerichtet. Das Gleiche spielt sich in Handel, Bau und Landwirtschaft ab.

Quelle: ThisIsAfrica.me,24.01.2013, http://tinyurl.com/lnb4kbc

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