Psychopharmaka und die Priesterschaft der Gehirnwäsche

Früher Pharmasetzte die Psychopharmaka-Industrie auf Überredung und Glauben, um ihre Diagnosen und Tabletten zu verkaufen. Heute jedoch verfolgt sie, unterstützt von Gesundheitsbehörden und dem neuen Handbuch der amerikanischen psychiatrischen Vereinigung (APA), eine Strategie von Zwang und Verordnungen, um neue Krankheiten zu erfinden, für die noch mehr Medikamente benötigt werden.

Die CDC merken an anderer Stelle an, dass sich die

„Wichtigkeit, die Behandlungsraten bei Depressionen im Interesse der öffentlichen Gesundheit zu erhöhen, in dem Programm ,Healthy People 2020‘ spiegelt – einem Zehnjahresplan des Gesundheitsministeriums, das sich die verstärkte Behandlung von Depressionen bei Erwachsenen und die Behandlung psychischer Gesundheitsstörungen bei Kindern auf die Fahnen geschrieben hat.“

Zur Unterstützung dieses Programms hat die US-Regierung ein Präventions-Gremium geschaffen, das „Untersuchungen der psychischen Gesundheit“ bei Kindern im Alter von 12 bis 18 Jahren empfiehlt. Ebenso wie das Programm zur Überwachung der psychischen Gesundheit verwendet auch dieses Gremium das diagnostische und statistische Handbuch für psychische Störungen als Schablone für die Stellung von Diagnosen.23

Schlussfolgerung

Angesichts der Tatsache, dass der amerikanische Staat und die Versicherungsindustrie sich gemeinhin dem Ziel verschrieben haben, die Risiken zu mindern, die nach den Klassifizierungen des diagnostischen und statistischen Handbuchs für psychische Störungen mit Myriaden menschlicher Verhaltensweisen einhergehen, sollten sich der Einzelne und die Gesellschaft insgesamt fragen: „Wo hört diese Überwachung auf?“

Zurzeit kann der Einzelne noch in gewissem Umfang entscheiden, welche gesundheitlichen Informationen er dem medizinischen Überwachungsapparat enthüllen möchte. Doch der zunehmende Einsatz biometrischer Technologien und die rasche Entwicklung hin zur elektronischen, „bargeldlosen“ Abwicklung finanzieller Transaktionen als Norm lassen das Ende dieser bescheidenen kleinen Privatsphäre befürchten und die vollständige Verwirklichung eines weitreichenden panoptischen Netzwerkes erahnen, durch welches persönliche Eigenarten aufgefunden und identifiziert werden können, um so Kandidaten für „Eingriffe“ und Behandlungen zu schaffen.

Um den psychopharmazeutischen Komplex mit seinem ständig wachsenden Zugriff auf die Gesellschaft an den Pranger zu stellen und sich ihm zu widersetzen, wird es von entscheidender Wichtigkeit sein, sich vor Augen zu führen, dass dieser Komplex stets durch Werbung und Öffentlichkeitsarbeit darauf hingearbeitet hat, eine bestimmte öffentliche Meinung zu konstruieren und damit das geschaffen hat, was man heute als die gemeinhin akzeptierten Glaubensstandards bezüglich psychischem Wohlbefinden beziehungsweise Krankheit betrachtet. Die Tatsache, dass sich dieses Kartell nun noch stärker auf die Strukturen des staatlichen Gesundheitswesen stützen kann und selbst zur zentralen Komponente der staatlich kontrollieren medizinischen Strategie geworden ist, lässt vermuten, dass sich eine vollumfängliche pharmakologische Technokratie etablieren wird, die durch fortgesetzte Verführung der Massen und staatliche Edikte, Scheinbehandlungen und Scheinmedikamente das Vakuum einer verfehlten, unerfüllten Existenz zu füllen sucht.

Endnoten

  1. Peter R. Breggin verwendete diesen Begriff erstmalig in seinem Buch „Brain-Disabling Treatments in Psychiatry: Drugs, Electroshock, and the Psychopharmaceutical Complex“ (New York: Springer Publishing Company, 2007).
  2. Fromm, Erich: „The Sane Society“ (New York: Rinehart and Company, 1955), S. 64
  3. Roan, S.: „One in Five US Adults Takes Medication for Medical Disorder“ inLos Angeles Times, 16.11.2011; http://tinyurl.com/7qusku3
  4. Pratt, L. A. et al.: „Antidepressant Use in Persons Aged 12 and Over: United States, 2005-2008” (Hyattsville, MD, USA: National Center for Health Statistics, 2011) , NCHS-Datenveröffentlichung Nr. 76; http://tinyurl.com/3swqdfa
  5. Healy, D.: „The Creation of Psychopharmacology“ (Cambridge, MA: Harvard University Press, 2002), S. 66f.
  6. Pratt, L. A. et al.: „Antidepressant Use …“
  7. Kelland, K., Hirschler, B.: „Antidepressants Give Drugmakers The Blues“ aufReuters.com, 23.3.2012; http://tinyurl.com/8pj9doj
  8. Goldacre, B.: „The Drugs Don’t Work: A Modern Medical Scandal” inThe Guardian, Vereinigtes Königreich, 21.9.2012; http://tinyurl.com/9f3qkcg
  9. Rappoport, J.: „An Interview with Ellis Medavoy (alias) About Power“, in „The Matrix Revealed”, Bd. 1 (CD), 2012, http://nomorefakenews.com/
  10. Begley, S.: „What Goes Into A Brand Name? A Letter at a Time” inThe Wall Street Journal, 31.8.2002, S. D1; „StrawBerry Is no BlackBerry: Building Brands Using Sound” inThe Wall Street Journal(online), 26.8.2002; http://tinyurl.com/8l6fdbb. Der Abschnitt ist entnommen aus einem Diskurs in James F. Tracys „Between Discourse and Being: The Commodification of Pharmaceuticals in Late Capitalism“ inThe Communication Review, 2004, 7(1):15-34.
  11. Begley, ebd.
  12. Landers, P.: „Drug Companies Push Japan to Change View of Depression“, inThe Wall Street Journal, 9.10.2002, S. A1
  13. Healy, D.: „The Creation of …“, S. 66f.
  14. Landers, P.: „Drug Companies…“
  15. Breggin, P. R.: „The Anti-depressant Fact Book: What Your Doctor Won’t Tell You About Prozac, Zoloft, Paxil, Celexa and Luvox“ (Cambridge, MA: Perseus Books, 2001), S. 135
  16. Glader, P., „From the Make of Effexor: Campus Forums on Depression“ inWall Street Journal, 10.10.2002, S. B1
  17. Lane, C.: „Bitterness, Compulsive Shopping, and Internet Addiction: The diagnostic madness of DSM-V“ auf Slate.com, 24.7.2009; http://tinyurl.com/9y7caom; MacGregor, L. / Reuters: „Digital Age Overload: ,Internet Addiction‘ to be Classified as Mental Illness” aufRT.com,1.10.2012; http://bit.ly/U45nw0
  18. Kelley, M.: „Marine Veteran Brandon Raub Sentenced to Up to 30 Days in Psych Ward for Facebook Posts“ inBusiness Insider, 20.8.2012; http://tinyurl.com/bwtjtrm
  19. Grohol, J. M.: „What the Affordable Care Act Means to Mental Health“ aufPsychCentral, 29.6.2012; http://tinyurl.com/92zmeyi
  20. Kelland, K.: „Nearly 40 Percent of Europeans Suffer Mental Illness“ aufReuters.com, 4.9.2011; http://tinyurl.com/3dqpn6j
  21. Friedman, M., Williams, K.: „Supreme Court Decision Benefits People with Mental Illness“ inHuffPost Healthy Living, 29.6.2012; http://tinyurl.com/969amvu
  22. Reeves, W. C. et al.: „Mental Illness Surveillance Among Adults in the United States”, Centers for Disease Control, Public Health Surveillance Program Office, 2.9.2011, 60(3):1-32; http://tinyurl.com/csch69m
  23. Pratt, L. A. et al.: „Antidepressant Use …“

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