13 Euro für einen Kaffee? Warum Bitcoin (noch) nicht massentauglich ist

kryWer Anfang 2017 bei Bitcoin eingestiegen ist, hatte gut lachen: Es gab weltweite, superschnelle Transaktionen mit Gebühren im unteren Centbereich. Diese zwei Aspekte wurden oftmals als größte alltägliche Vorteile des Bitcoin gegenüber unserem Schuldgeldsystem genannt, in dem man auf Auslandsüberweisungen gut mal eine Woche warten kann – von den entsprechenden Gebühren gar nicht erst zu sprechen.Zudem befand sich die Digitalwährung auf Kletterkurs. Optimisten hatten damals bereits gemutmaßt, der Bitcoin könnte es 2017 schaffen, seinen Wert im Verlauf des Jahres zu verdoppeln und die Marke von 2.000 Dollar zu sprengen.

Was dann geschah, sprengte die Erwartungen in mehrerer Hinsicht: Der Preis ist geradezu explodiert und erreichte im Dezember 2017 sein Allzeithoch bei über 20.000 Dollar. Doch genauso wie der Preis kein Halten mehr kannte, schossen auch Transaktionszeit und -gebühren in die Höhe. Man konnte sich entscheiden, entweder die im Dezember 2017 durchschnittliche Gebühr von etwa 16 Dollar für eine Transaktion zu zahlen oder tage-, manchmal sogar wochenlang auf das Geld zu warten. Teilweise wurden für das einfache Versenden von Bitcoins sogar über 100 Dollar gezahlt.

Würden Sie sich einen Kaffee kaufen, wenn Sie 16 Dollar Gebühren dafür zahlen oder tagelang darauf warten müssten? Wohl nicht. Durch die explosionsartig gestiegene Nachfrage wurde offensichtlich, dass der Bitcoin auf dem derzeitigen Stand der Technik nicht als tägliches Zahlungsmittel für die breite Masse geeignet ist. Doch wo genau liegt das Problem? Hier kommt man nicht umhin, sich die Technologie hinter dem Bitcoin – die Blockchain – genauer anzuschauen.

Stellen Sie sich hierfür eine Perlenkette vor, die Sie mit Ihren Freunden gemeinsam anfertigen. Doch handelt es sich hierbei um eine besondere Kette, denn die einzelnen Perlen sollen Informationen enthalten – in diesem Fall Ihre Kontostände. Also machen Sie sich gemeinsam an die Arbeit. Einer Ihrer Freunde schnitzt die erste Holzperle, ein anderer malt sie an und Sie gravieren die Kontostände auf der ersten Perle ein. Danach hängen sie die Kette an einem öffentlich zugänglichen Ort auf, sodass jeder dorthin gehen und seinen Kontostand einsehen kann. (Damit nicht jeder andere Einblick in Ihre Finanzdaten hat, gravieren Sie nicht Ihren richtigen Namen auf die Kette, sondern nutzen ein Pseudonym.)

Wenn sich die Kontostände ändern, weil Sie zum Beispiel untereinander gehandelt haben, werden die neuen Informationen auf der nächsten Perle eingezeichnet, die anschließend von oben aufgefädelt wird. Genauso funktioniert die digitale Blockchain. In jedem gemeinsam errechneten digitalen Block sind die neuesten Informationen gespeichert. Die Blockchain gehört niemandem und allen zugleich. Sie gehört der Community, die sie nutzt – genau wie unsere Perlenkette. Es ist ein dezentrales System, an dem Computer auf der ganzen Welt mitrechnen können, um den jeweils nächsten Block zu kreieren – genauso wie jeder mithelfen könnte, die nächste Perle zu gravieren.

Dieses System eignet sich als dezentraler Speicher einiger weniger Informationen hervorragend. Sobald aber endlos viele Daten neu hinzukommen, wie es beim regelmäßigen Zahlungsverkehr nun mal der Fall ist, stößt die Technik an eine Grenze.

Bei unserer Perlenkette wären die einzelnen Perlen schlichtweg zu klein, um alle Datentransfers gut lesbar darauf abzubilden. Auf dasselbe Problem stößt die Blockchain, wie sie beim Bitcoin angewandt wird: Ein Block ist ein Megabyte groß und bietet Platz für etwa 2.500 Transaktionen; die Berechnung eines Blocks dauert durchschnittlich zwischen acht und zehn Minuten – nicht gerade schnell für einen stetigen Strom von Finanzdaten. Bei weniger als sieben Transaktionen pro Sekunde funktioniert das System. Gibt es allerdings mehr Datentransfers, bleibt für diese nur die Warteschlange. Es sei denn, Sie drängeln sich vor, indem Sie höhere Gebühren zahlen. Das geht, weil diejenigen, welche die Blockchain berechnen (die „Miner“) Ihre Transaktion dann vermutlich den weniger profitablen Möglichkeiten vorziehen – und auf diese Weise kamen die astronomischen Transaktionsgebühren für die einen und die ewigen Wartezeiten für die anderen im Dezember 2017 zustande.

Ein Weg, um die Zahlungen wieder schnell und günstig zu machen, wäre es, die Perlen zu vergrößern, damit mehr Daten darauf passen. Genau das wird auch bei der Blockchain immer wieder getan. Eine solche Vergrößerung gab es zum Beispiel im Sommer 2017 bei einer Abspaltung vom Bitcoin namens „Bitcoin Cash“, dessen Blockgröße von ursprünglich einem Megabyte auf acht angehoben wurde. Doch gibt es hier zahlreiche Interessenkonflikte. Hätten Sie beispielsweise, als jemand, der die Holzperlen anfertigt, Interesse an deren Vergrößerung? Das bedeutet schließlich mehr Arbeit für Sie.

Zudem: Selbst wenn Sie immer größere Perlen herstellen würden, wäre irgendwann ein Limit erreicht. Man stelle sich nur vor, alle Finanztransaktionen der gesamten Menschheit sollten darauf passen. Wie groß müssten diese Perlen werden – reicht die Größe eines Medizinballs oder müssten wir gleich mit den Dimensionen eines Einfamilienhauses planen?

Eine unendliche Vergrößerung der Blöcke ist schwer vorstellbar, wenn nicht unmöglich. Dies ist eine der größten technischen Herausforderungen des Bitcoin und nennt sich das „Skalierungsproblem“.

Diese Herausforderung führt zu einer grundsätzlichen Frage darüber, welchen Zweck der Bitcoin überhaupt erfüllen möchte. Hier scheiden sich die Geister. Die einen sehen in ihm digitales Gold, das lediglich die Funktion der Wertspeicherung erfüllen soll. Die Transaktionsgebühren könnten in dem Fall ruhig hoch sein, und eine niedrige Geschwindigkeit von Datentransfers wäre ebenfalls kein größeres Problem. Es ginge lediglich darum, sein Geld in Bitcoin sicher parken zu können, um bei Bedarf größere Summen abzuheben. Bei dieser Version gäbe es im Prinzip keinen Reformbedarf für den Bitcoin.

Die anderen sehen in ihm jedoch das tägliche Zahlungsmittel der Zukunft. Bei diesem Ansatz hat es die Digitalwährung schon schwerer. Zum einen müssten die ihr innewohnenden technischen Schwierigkeiten gelöst werden, und zum anderen tritt hier eine immer stärker werdende Konkurrenz auf den Plan. Längst gibt es zahlreiche andere Coins wie etwa „Dash“ (= Digital Cash), die sich auf den täglichen Zahlungsverkehr spezialisiert haben. Diese alternativen Coins – sogenannte „Altcoins“ – stellen meist technische Weiterentwicklungen des Bitcoin dar und haben bereits ihre eigenen Antworten auf dessen Probleme gefunden. Denn der Bitcoin ist zwar der First Mover und somit auch der bekannteste und gewissermaßen innovativste Coin, technisch hinkt er jedoch vielen der bereits über 1.500 offiziell gelisteten Kryptowährungen hinterher.

Die Dezentralität ist eine der größten Stärken des Bitcoin, zugleich aber auch eine große Schwäche. Denn um etwas Grundlegendes am System zu verändern, bedarf es der Zustimmung zahlreicher Parteien innerhalb der Community. Einen Kompromiss zu finden, auf den sich alle einigen können, ist bei den vielen unterschiedlichen Interessen eine Mammutaufgabe.

Eine der großen Hoffnungen der Fraktion, die sich Bitcoin als tägliches Zahlungsmittel wünschen, ist das „Lightning-Network“. Dieses bietet eine Möglichkeit, kleinere, einzelne Finanztransfers abseits der Blockchain zu tätigen. Wenn Sie also einen Kaffee kaufen, benötigen Sie dafür nicht mehr die Zustimmung des gesamten Netzwerks, sondern eröffnen einen Zahlungskanal gemeinsam mit dem Verkäufer. Wenn Sie beide dem Geschäft zugestimmt haben, können Sie den Kanal nach dem getätigten Geschäft wieder schließen und anschließend die Blockchain über die neuen Kontostände informieren.

Grundsätzlich liegt dem Lightning-Network ein sinnvoller Gedanke zugrunde. Wenn Sie einen Kaffee kaufen, braucht schließlich nicht die ganze Mensa dem Geschäft zustimmen – wenn Sie und der Verkäufer einverstanden sind, reicht das ja.

Doch ganz so einfach ist es natürlich nicht. Das Lightning-Network birgt auch Gefahren in sich. Welche das sind und welche Verbindung zwischen dem Lightning-Network und den Bilderbergern besteht, schildere ich Ihnen bei meiner nächsten Reise durch den Kryptokosmos.

Ihr Kryptokosmonaut

Max

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