Das Ende des Alterns

alternDer Harvard-Forscher Dr. David A. Sinclair gilt als ein Vordenker in Sachen Lebensverlängerung und Erhaltung der Gesundheit. Im Interview erläutert er, warum Fasten für ihn eine der Grundlagen der Langlebigkeit ist, und spricht über sein neues Buch „Das Ende des Alterns“.

Joseph Mercola: Ihr Buch zeigt so viele Möglichkeiten auf, endlich einmal wirksam gegen die Königin aller Krankheiten – das Altern – vorzugehen. Sie schreiben zum Beispiel, dass Kalorienrestriktion die einzig nachgewiesene nichtpharmakologische Methode ist, die Lebensdauer konsequent zu verlängern und sich vor vielen altersbedingten Erkrankungen zu schützen. Auch vom intermittierenden oder Intervallfasten ist ausführlich die Rede. Konnten Sie ermitteln, wann und wie oft man weniger Nahrung zu sich nehmen soll – und wie man das Fasten am besten in sein Leben integriert?

David Sinclair: Wir wissen seit wahrscheinlich mehr als 5.000 Jahren, dass ein wenig Hungern gut für uns ist. Das ist keine revolutionäre neue Erkenntnis. Neu daran ist nur die Entdeckung der biochemischen Pfade, die dem Schutz vor Krankheit und Altern zugrunde liegen. Es gibt immer mehr Studien an Tieren und Menschen, die uns deutlich zeigen, welche Ernährungsweise die beste ist.

Trotzdem lässt sich die Frage nach dem Wie nur schwer beantworten, weil sie ja nicht nur einen wissenschaftlichen, sondern auch einen sozialen Aspekt hat. Wir essen gerne und folgen dabei normalerweise der Tradition, drei Mahlzeiten am Tag zu uns zu nehmen. Es ist gar nicht einfach, von dieser Gewohnheit abzuweichen. Kalorienrestriktion bei Mensch und Tier bedeutet, dass man 20 bis 30 Prozent weniger zu sich nimmt, als Ärzte oder Tierärzte empfehlen würden. Das war auch für mich ein Kampf – und ich würde es nicht empfehlen, weil man dabei permanent Hunger hat. Daran kann man sich wahrscheinlich irgendwann gewöhnen, doch so weit bin ich nie gekommen. Ich habe nach einer Woche aufgegeben, weil ich zu hungrig war.

Danach schränkte ich meine Ernährung viele Jahre lang nicht ein. Ich hatte Kinder, da ist so etwas sehr schwierig. In letzter Zeit fiel es mir jedoch sehr leicht, eine Mahlzeit am Tag auszulassen. Ich habe beispielsweise morgens keinen Hunger, bei anderen ist das wiederum abends so. Wenn man es also von 19 Uhr bis am nächsten Tag zur Mittagszeit durchhält, ist das auf lange Sicht, aber auch kurzfristig sicher ein Gewinn. Das haben auch Tierversuche bewiesen. Bei anderen Leuten tragen andere Ernährungsweisen eher dazu bei, ihre Biologie und ihre biochemischen Marker zu verbessern, zum Beispiel das 5:2-Fasten.

JM: Die Methode von Michael Mosley …

DS: Genau. Die ist auch durchaus machbar, vor allem, wenn man sie mit zuckerfreien Limonaden oder auch nur einer Flasche Wasser unterstützt. Dann gibt es aber auch die extremeren Methoden, bei denen man alle paar Monate eine ganze Woche hungert. Das habe ich noch nie ausprobiert, würde es aber gerne einmal versuchen. Wenn man es schafft, würde eine solche Methode meiner Ansicht nach am besten funktionieren. Sie löst nämlich nicht nur die kurzfristigen Pfade aus, die wir in meinem Labor untersucht haben. Eine Woche bringt den Körper stattdessen dazu, seine eigenen Proteine aufzuzehren – das nennt man Autophagie, also den Verzehr von biologischem Material, üblicherweise Proteinen. Laut Aussage vieler Menschen, die solche Fastenkuren gemacht haben, setzt nach drei Tagen außerdem eine Euphorie ein, die einen zusätzlichen Schub verleiht.

Ich möchte aber gern auf die dahinterstehende Funktionsweise zurückkommen. In meinem Labor erforschen wir seit 20 Jahren die Gene, die auf Diäten, Fasten oder Kalorienrestriktion ansprechen. Dabei haben wir erkannt, dass der Körper auf echte oder vermeintliche Widrigkeiten reagiert, indem er seine Abwehrmechanismen aktiviert. Das verändert eine Reihe von Genen, die zur Verteidigung unseres Körpers eingeschaltet werden. Bei vielen Tieren – von Würmern und Fliegen bis hin zu Mäusen und Ratten – hat sich gezeigt, dass diese Abwehrmechanismen ausgesprochen gut vor Krankheiten wie Diabetes, Krebs, Herzkrankheiten und sogar Demenz und Alzheimer schützen können. Die moderne Medizin wird mit diesen Krankheiten nur schwer fertig. Anscheinend kann man den Körper aber durch Fasten dazu bringen, sie selbst zu bekämpfen.

Den vollständigen Artikel können Sie in NEXUS 88 lesen. Die Ausgabe können Sie hier erwerben.

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