Das Rätsel der Pinieninsel

piIn Heft 73 haben wir Teile eines mutmaßlich geleakten DIA-Dokuments veröffentlicht, das Auszüge aus Gesprächsprotokollen mit einem Außerirdischen enthält, der bei einem Ufo-Absturz in Aztec, New Mexico, geborgen worden sein soll. Dieser erzählte unter anderem davon, dass seine Vorfahren vor 11.500 Jahren eine Betonlandebahn auf der Pinieninsel im Pazifischen Ozean errichtet hätten, von der noch heute „Fundamente“ erhalten seien. Der Autor und Rechercheur Warren P. Aston hat die Spur weiterverfolgt und sich schließlich selbst auf die Pinieninsel begeben, wo er auf ein Rätsel stieß, das seit seiner Entdeckung vor 60 Jahren einer plausiblen Erklärung harrt.


„Die Grabhügel in Neukaledonien sind zweifelsohne das Ergebnis menschlicher Aktivitäten, die jedoch in den Überlieferungen der Einheimischen keine Spuren hinterlassen haben. Bedenken Sie bitte, dass die Herstellung und Nutzung von Kalk bis zum Eintreffen der Missionare 1843 den Ureinwohnern völlig unbekannt war. Das Ausmaß der notwendigen Arbeitsleistung zur Errichtung dieser Monumente ist verblüffend. Wenn man davon ausgeht, dass ein Grabhügel durchschnittlich ein Volumen von 200 Kubikmetern hat und sich allein auf der Pinieninsel mehr als 300 Grabhügel befinden, so erfordert die Errichtung eine Menge Arbeiter. Aufgrund ihrer Anzahl hätten die Arbeiter jedoch Spuren ihrer Laufwege, ihrer Leben und ihrer diversen Tätigkeiten hinterlassen müssen […] Weder an der Außen- noch an der Innenseite des Grabhügels konnten wir bis heute Spuren, Beweise oder irgendwelche Überreste davon entdecken.“

Chevalier schloss mit der folgenden ausgesprochen scharfsinnigen Beobachtung:

„Eine letzte Frage taucht noch in unseren Köpfen auf: Die Erbauer dieser Grabhügel wussten genau, wie sie diese Zylinder mithilfe von Mörtel zu errichten hatten. Warum setzten sie dieses Wissen dann nicht für andere Arbeiten, für die Umsetzung anderer Projekte, etwa ihrer Wohnstätten, ein […]? Haben sie dieses Wissen nur für die Errichtung der Grabhügel genutzt? Wollten sie diese Bauwerke damit zu etwas Besonderem machen, vielleicht sogar zu etwas Heiligem?“

Hätten Luc Chevaliers Nachfolger diesen Fragen mehr Aufmerksamkeit gewidmet, hätten wir deutlich schneller mehr über diese Konstruktionen erfahren. Vor allem aber hätten wir damit das jahrelange Ignorieren und Verschleiern von Tatsachen in den diversen Kommentaren vermieden.

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Der Ausgrabungsbericht von Chevalier enthält ein vollständiges Bild des inneren Aufbaus eines Erdhügels. Die ringförmigen eisernen Noppen und das spitze, unter dem Kern befindliche Objekt sind klar erkennbar. (Bildquelle: http://tinyurl.com/ydyssdbp)

Zu Anfang wurden die Forschungsergebnisse nämlich von der Wissenschaft anerkannt. Die Zusammensetzung des Betons wurde in Chevaliers Bericht von 1963 veröffentlicht, die Radiokarbondatierungen (mit einer Altersangabe von 7.070 bis 12.900 Jahren) offiziell 1966.8 Basierend auf diesen Informationen nahm der Archäologe Richard Shutler jr. als gegeben an, dass „vor etwa 10.000 Jahren ein nicht der austronesischen Kultur zugehöriges Volk des präkeramischen Neolithikums auf Melanesien, Neukaledonien sowie der Pinieninsel gelebt und dort Grabhügel errichtet hatte“.9

Andere Forscher stimmten dem zu. So schlussfolgerten beispielsweise die Anthropologen Brookfield und Hart:

„Es scheint hier bereits früher – vielleicht sogar viel früher – Bewohner gegeben zu haben […,] die Grabhügel aus Beton mit Korallenkalk errichtet hatten.“10

In seinem Buch „Where the Waves Fall“ aus dem Jahr 1984 schrieb der Historiker Kerry Ross Howe:

„Neukaledonien liefert eine der spannenderen Fragen aus der Archäologie Ozeaniens: […] die konischen Grabhügel mit ihren zylindrischen Kernen aus hartem Kalkmörtel. Sie sind eindeutig von Menschen gemacht […] Radiokarbondatierungen schätzen das Alter dieser Konstruktionen auf rund 7.000, 9.500 und 13.000 Jahre.“11

In der akademischen Welt veröffentlichten John R. H. Gibbons und Fergus G. A. Clunie einen Artikel darüber im Journal of Pacific History. Darin räumten sie ein, dass zumindest ein paar der 400 Erdhügel von Menschenhand stammten.12

Auch weitere bahnbrechende Arbeiten zu diesem geheimnisvollen Thema akzeptierten die ersten Forschungsergebnisse als Tatsachen. Den vollständigsten Überblick über die Bemühungen, das Rätsel um die Hügel zu lösen, liefert der von Roger Green und J. S. Mitchell im Jahr 1983 veröffentlichte Artikel „New Caledonian Culture History: A Review of the Archaeological Sequence“ (Die Kulturgeschichte Neukaledoniens: Ein Überblick über die archäologischen Abläufe). In vielerlei Hinsicht ist dieser Bericht auch der wahrheitsgetreuste.

Ganz zu Anfang nehmen Green und Mitchell sinnvollerweise als gegeben an, dass die Betonkerne ein wichtiger Hinweis auf einen „kulturellen“ Ursprung der Hügel sind. Versuche, diese Kerne als „natürlich“ einzuordnen, wiesen sie anhand der von Chevalier durchgeführten Analyse des Betons zurück. Des Weiteren hielten die beiden fest, dass die ältesten Datierungen auf ein paar Schneckengehäuse zurückzuführen seien, die sich sowohl außen an den Kernen als auch in der Zementmischung befunden hätten. Das könnte zu Ungenauigkeiten bei der Altersbestimmung geführt haben, wodurch eine Entstehung in jüngerer Zeit, näher am allgemein akzeptierten Zeitraum für die Besiedelung der Region, durchaus denkbar wäre.

Wichtig ist, dass sie, ungeachtet der ihrer Meinung nach jüngeren Datierung, immer noch davon ausgingen, die Hügel wären von Menschen gemacht:

„Es scheint daher angebracht zu sein, auch weiterhin die Errichtung von zumindest ein paar dieser Grabhügel mitsamt ihrer Zylinder und den übrigen Ausstattungsmerkmalen menschlichen Aktivitäten zuzuschreiben. Es gibt zu viele Indizien, die sich mit keinem wie auch immer gearteten natürlichen Ereignis erklären lassen.“13

Es war allerdings nur eine Frage der Zeit, bis diese Fakten, die den allgemein gültigen Paradigmen widersprachen, infrage gestellt wurden.14 Nachdem die Knochen einer Großfußhuhnart in Neukaledonien gefunden worden waren, lieferten Francois Poplin und Cecile Mourer-Chauvire dann eine ganz andere Erklärung für die Hügel.15 Sie erklärten, im Grunde handle es sich bei den Hügeln um Nester, die eine heute ausgestorbene Vogelart gebaut hätte, um darin ihre Eier auszubrüten. In der Kurzfassung ihres Artikels kamen Poplin und Mourer-Chauvire zu dem Schluss, dass „die Hypothese mit den Riesenvögeln genauso sinnvoll ist wie die Theorie, diese Hügel seien von einem prähistorischen Volk errichtet worden, das die Kunst des Zementmischens beherrschte“.

Dieser eher vorsichtige Vorschlag einer Erklärung fiel auf fruchtbaren Boden – unter anderem, weil sich der einflussreiche Archäologe und Co-Autor des oben erwähnten Artikels aus dem Jahr 1983, Roger Green, diesem naturnahen Ansatz anschloss. Das geht aus einem seiner Artikel aus dem Jahr 1988 hervor: „Diese geheimnisvollen Hügel sind für die Vögel gedacht.“16 Der Artikel vermittelt einen guten Eindruck davon, wie man sich die Großfußhuhn-Theorie zurechtlegte, um als Erklärung für die Entstehung der Erdhügel herzuhalten.

Abgesehen davon, dass Green von seiner ursprünglichen Meinung abweicht, muss der Leser bei der Lektüre auch ziemlich gutgläubig sein: Die Betonkerne werden als völlig natürliche Aktivität von Mikroorganismen dargestellt, die es irgendwie geschafft haben müssen, winzige Kalkkügelchen in der Erde, Steine und Schotter zu verkleben.

Später tauchte auch die Idee auf, die brütenden Vögel hätten Pflanzenreste in die Erdhügel gestopft, deren Verrottungsprozesse die Eier gewärmt hätten. Vor Kurzem wurde dieses Erklärungsmodell neuerlich geändert: Nun sollten die Großfußhühner ihre Fäkalien ausschließlich in ein Loch oben in den Hügeln fallen gelassen haben. Der Vogelkot diente als Wärmequelle für die Eier. Im Laufe der Zeit, so lautet die Theorie, sei der Kot versteinert und zu dem in unserer Zeit gefundenen „Zement“ geworden.

Trotz Greens Meinungsumschwung ist die Großfußhuhn-Theorie nicht in der Lage, die tatsächlich von qualifizierten Archäologen gemachten Funde in den Hügeln zu erklären: die Zusammensetzung des Betons und die eisernen Artefakte unter dem und rund um den Kern. Die Befürworter der Großfußhuhn-Theorie stören sich auch nicht daran, dass bisher keinerlei Eierschalen oder andere Spuren von Vögeln in den Hügeln gefunden wurden.

In den Kommentaren der vergangenen Jahrzehnte lassen sich verschiedene Strategien erkennen, die von schlichtem Leugnen bis hin zu subtileren, nicht so offensichtlichen Vorgehensweisen reichen. Als Folge davon sind auch im Jahr 2018 die Ansichten der Archäologen zu Neukaledonien zwiespältig oder sogar widersprüchlich.

Ein Forschungsbericht aus dem Jahr 1995 von Janelle Stevenson und John R. Dodson betrachtete eine frühere Besiedelung der Region angesichts von Hinweisen auf eine menschliche Inbesitznahme der Salomonen-Insel Buka vor etwa 28.000 Jahren durchaus als möglich. Sie berichteten auch über die auseinandergehenden Meinungen über die Entstehung der Erdhügel und hielten fest, dass „keinerlei Kulturgüter oder Überreste von Vögeln“ gefunden worden waren. Die direkte Bezugnahme auf die Betonkerne wurde in dem Bericht jedoch vermieden.17 1999 schrieb Stevenson, über eine Besiedelung vor der Lapita-Kultur (vor etwa 3.200 Jahren) würde weiter spekuliert werden, „solange von einem menschlichen Ursprung der sogenannten Grabhügel Neukaledoniens ausgegangen wird“. Sie bezog sich dabei auf einen Artikel von Christophe Sand.18

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