Der 21.12.2012: Götterdämmerung am Ende der Zeit?

Der französische Philosoph und Kulturkritiker Jean Baudrillard schlug in seinem Essay „Das Jahr 2000 findet nicht statt“ vor, das Jahr 2000 einfach auszulassen und zu überspringen; zu symbolschwer  und belastend für die Menschen wäre jene Zäsur der Jahrtausendwende, der Einzug in ein neues Millennium. Jetzt steht mit 2012, genau am 21.12.2012, wieder ein beunruhigendes Datum vor der Tür: Der Weltuntergang, der universale planetarische und vielleicht auch kosmische End-Kollaps ist nah, Internet-Portale und verschiedene Websites sind voll mit Prophezeiungen, Weltuntergangsgeläute und Überlebenshilfen zum Schicksalsjahr 2012. Das ZDF plant am 21.12. den Weltuntergang in einer moderierten Live-Sendung zu begleiten. Time must have a Stop, but the Show must go on …

Das Ende des Maya-Long-Count mit seinen Zukunftsprojektionen spiegelt eigentlich unsere Ängste,  Sehnsüchte und Heilserwartungen wider. Was den Weltuntergang und die Apokalypse angeht, haben wir unsere eigenen jüdisch-christlichen religiösen Wurzeln innerhalb unserer eigenen Kultur, z.B. die Lehre bzw. Denkströmung der Chiliasten (griechisch chilioi = tausend) und Millennarier (lateinisch mille), die um das tausendjährige Reich ringen und  auf Gottes Eingreifen und Rückkehr auf die Erde (Götterdämmerung) hoffen, für die endgültige Erlösung nach der Apokalypse des finalen Moments des Eschatons. Und in diese chiliastische Tradition passt natürlich das exakte Datum der Maya - 13.0.0.0.0.  oder  21.12.2012 - ganz genau, um sich auf diese Endzeit vorbereiten zu können. Gibt es doch endlich ein ganz genaues Datum, das uns die Maya liefern, für das Jüngste Gericht!

Der Schriftsteller Gustav Meyrink hat in seinem okkulten Schlüsselroman „Das Grüne Gesicht“ bereits 1916 die apokalyptische Katastrophe ohne Maya-Prophezeiung aufgenommen, das Ende der Welt beschrieben und die Stadt Amsterdam untergehen und abschleifen lassen wie einen mürben Stein. Das unabwendbare Ende der Welt und die Sehnsucht nach dem Gott, der vom Himmel steigt, ist ein Themensegment in diesem Roman.

Denken am Rande des Undenkbaren

Ohne den Maya-Kalender vorher gekannt zu haben, hat der utopische Visionär und kreative Querdenker Terence McKenna eine geschichtliche Schockwelle, eine fraktale Zeitwelle – Timewave Zero , die endgültige globale Krise – berechnet und kommt in seiner zeitkinetischen Extrapolationskurve auf das Jahr 2012 für die Offenbarung des Eschaton, also für das Kommen der letzten Dinge. Die Zeit beschleunigt sich und die Dinge verdichten sich auf einen Kulminationspunkt zu. Die von den Menschen der Moderne herbeigeführte planetare Krise (Bevölkerungswachstum, Waffen- und Nukleartransfer, Krankheiten, ökologische Zerstörung, bei McKenna gab es Ende der 90er den Faktor Euro-Finanzkrise und Banken-Finanz-Crash noch gar nicht) strebt auf ihren Höhepunkt zu. Der Sprung in den Hyperraum zu einer neuen Singularität und ontologischen Seinsordnung am Ende der Geschichte stehe kurz bevor. Nicht einmal die Bewusstseinserweiterung kann uns noch retten, der Mensch stellt eine andere Existenzordnung auf der Welt dar und die Fahrt ans Ende der Geschichte wird ein anstrengendes Erlebnis werden. Die einzige wirkliche Hoffnung wäre die Wiederaufnahme – und hier insbesondere der Initiationsgedanke und die psychedelischen Seelenreisen – des Schamanismus, um die spirituellen Quellen wieder zu entdecken. Das sind die Prophezeiungen nicht aus einem esoterisch-mythischen Dokument, nicht aus dem Geiste der Metaphysik, sondern eine Extrapolation von Kurven, sprich: Krisen, im geschichtlichen Prozess, gekoppelt mit den Hexagrammen des chinesischen I Ging.

Terence McKenna gilt (bzw. galt, er verstarb im Jahre 2000) als Visionär und Denker am Rande des Undenkbaren. Dennoch auffallend und sehr bemerkenswert ist die zeitliche Koinzidenz seines universellen Kollapses mit dem Maya-Datum 13.0.0.0.0 = 21.12.2012, das er bei der Ausarbeitung seiner Zeitkurven nicht kannte. So bezieht sich McKenna auch auf eine besondere astronomische Konstellation zur Wintersonnenwende am 21.12.2012: Der Sonnenaufgang im Sternbild Schütze erfolgt in einer aufsteigenden Windung der Galaxis und steht in Konjunktion mit dem galaktischen Zentrum. McKenna spricht von der Eklipse der winterlichen Sonnenwendsonne mit dem galaktischen Zentrum.

Der 2012-Prophet und New-Age-Hohepriester José Argüelles erkennt darin das galaktische Energiestrahlenbündel, das die galaktische Synchronisation und die harmonische Konvergenz steuert, die nach ihm seit 1987 eingeleitet wurde und 2012 ihren Höhepunkt erreicht. Kosmische Zeit und menschliche Geschichte kommen am Ende der Zeiten zusammen, intensive Wandlung bestimmt diesen Zeitraum. Die Geburt des „Homo Luminoso“, des Lichtmenschen, steht unmittelbar bevor.

Galactic Alignment und Präzession

In der Tat: Der Sonnenaufgang am 21.12.2012 schneidet im Sternbild Schützen den galaktischen Äquator, die mittlere Linie innerhalb der Milchstrasse und das galaktische Zentrum. Das wird in der Y12-Literatur auch „Galactic Alignment“ genannt. Dieses Phänomen hat zu verwirrenden Beschreibungen geführt, wie z.B. eine besondere Planetenkonstellation, die nur am 21.12.2012 vorkomme und dann erst wieder in 26.000 Jahren. Mit der Anordnung der Planeten hat das Datum aber nichts zu tun, sondern mit dem Phänomen der Präzession. Die Sonne verändert mit der Zeit ihre Position in den Sternenbildern und erreicht jetzt den galaktischen Äquator und das galaktische Zentrum im Sternbild „Schützen“ zur Wintersonnenwende. Die Sonne steht aber in diesem besonderen Himmelsbereich schon seit ca. 1980 und wird bis 2016 dort sein, also 36 Jahre. (andere Berechnungen sprechen von 1983  bis 2019), die Präzession hat die Milchstrasse zum Kreuzpunkt mit der Ekliptik verschoben. Die galaktische Ausrichtung (Galactic Alignment) ist ein Zeitraum, kein konkreter Zeitpunkt, der uns in (post)modernen Zeiten wieder erreicht hat.

Tatsächlich war die Wintersonnenwende davor in diesem zentralen galaktischen Himmelsbereich vor 25.000-26.000 Jahren, als unsere Vorfahren Mammuts jagten und Venus-Amulette und -Figuren anfertigten. Das ist ein Zyklus der Präzession der Tagundnachtgleiche (Äquinoktien). Präzession meint die Kreiselbewegung der Erdachse um sich selbst in einem Zeitraum von 25.000-26.000 Jahren und verursacht die Veränderung der Position der Sternenbilder und so auch die Rücklaufbewegung des Frühlingspunktes, also des Schnittpunktes zwischen Himmelsäquator und der Ekliptik, der scheinbaren Laufbahn der Sonne am Himmel. Folge: der Sonnenaufgang der Äquinoktien (und Sonnenwenden/Solstitien) innerhalb der Tierkreiszeichen (Sternenbilder), eine „Sonnenstunde“ im Zodiak, verändert sich im Durchschnitt alle 2.150 oder 2.160 Jahre (zwölfmal 2.150 = 25.800 Jahre, also die Dauer eines Präzessionszyklus).

Bei den alten Ägyptern (4000-2000 v.u.Z.) lag der Frühlingspunkt im Sternbild „Stier“, die Sonne wurde vom Stier „getragen“, die alten Griechen (2000 v.u.Z.) fixierten Aries, also „Widder“ und zum Eintritt ins christliche Zeitalter (Anno Domini, AD) kam das Sternbild der „Fische“ und bald wechselt die Sonne zum Frühlingsbeginn der Tagundnachtgleiche in das Sternbild „Wassermann“. Darauf bezieht sich das Musical „Age of Aquarius“, das das neue Zeitalter anpreist. Man spricht auch von einem Platonischen Jahr, wobei die Sonne alle Frühlingspunkte 2.150 bzw. 2.160 Jahre lang durchquert und nach 25.800 bzw. 25.920 Jahren wieder zum Ausgangspunkt zurückkehrt. Allerdings wird die Erfindung der Präzession nicht Plato, sondern einem anderen Griechen, Hipparchus (190 – 125 BC) allgemein zugeschrieben. Der Zyklus variiert und beschleunigt sich auch über die Zeit, deshalb sind ungefähre Werte angegeben, der moderne Durchschnittswert sind 25.770,1 Jahre, so der Astronom Anthony Aveni. Heute ist unser Polarstern Polaris im Ursa Minor (Kleine Bärin), in 14.000 Jahren wird Wega diese Position einnehmen und Sternenkarten der ferneren Zukunft drehen sich dann um diesen hellen Stern des heutigen Sommerdreiecks.

Kannten die Maya das Phänomen der Präzession? Eine knifflige Frage, die in der Fachwelt nicht einheitlich beantwortet und noch hart diskutiert wird, so beispielsweise in Anthony Aveni’s letztem Buch „The End of Time“. Es spricht allerdings sehr viel dafür, dass die genialen Maya-Astronomen über Präzession Bescheid wussten. Ob sie Präzession auch als Zyklus (ca. 26.000 Jahre) verstanden, ist eine andere Frage, obwohl für die Maya Zeit und Kalender in Zyklen ausgedrückt und in zeitliche periodische Übereinstimmung mit „Supernummern“ – gemeinsame Vielfache von verschiednen Kalendern – gehoben wurde. Die Maya erhoben  exakte Berechnungen für den Venus- und Mondumlauf, die mit modernen Astrophysikern konkurrieren können, wie der große Archäoastronom Aveni gern attestiert.

Kommentare

08. November 2012, 09:08 Uhr, permalink

Mirko Alexander

Im galaktischen Zentrum befinden sich die Portale, welche in die bereits "gefallene" Spiegel- oder Parallelgalaxie führen. Ashayana Deane nennt das die "Phantommatrix". Von dort aus werden Systeme in unserer Galaxie über eine (sub-)atomare Umprogrammierung (Manipulation der Merkabafelder) in das Reich des "Teufels" integriert. Seit seiner "aktenkundig" gewordenen Rebellion gegen "Gott" schreibt dieser die Software für unsere holografische Arena um und beraubt seine Opfer der Fähigkeit zur Aszension (Zyklische, atomare Transfiguration des biologischen "Raumanzuges" und Aufstieg in höherdimensionale Wirklichkeitsfelder).
Die Mayas wurden wie alle anderen ursprünglichen 12 menschlichen Stämme von den Hybriden des "Teufels" im Zuge des Zerfallsprozess der Atlantischen Zivilisationen überrannt, infiltriert und ihrer ursprünglichen kulturellen Identität beraubt.
Kein Wunder, dass sie bereits vor der "modernen" Astronomie wussten, dass Xibalba Be das Zentrum der Schöpfung ist, der zentrale "Einstieg und die schwarze Straße in die Unterwelt". Das Zentrum der "Schöpfung" hat in dieser Zeitmatrix freilich nicht mehr viel mit dem ursprünglichen Schöpfungsprogramm zu tun.

22. November 2012, 13:12 Uhr, permalink

Brainlag

Xibalba bezeichnet einfach nur die neunstufige Unterwelt der Maya. In einigen Erzählungen der Maya wird Xibalba im Orion-Nebel positioniert. Dieser Nebel ist der uns nächste Emissionsnebel und deswegen kann man ihn schwach mit bloßem Auge sehen, in einer streulichtfreien Zone. Der "Dark Rift" bezieht sich auf eine trennende dunkle Staubspur, die den nördlichen Teil des Nebels durchzieht. Der Orion-Nebel liegt im Sternbild Orion, nicht in Blickrichtung zum galaktischen Zentrum. Am wahrscheinlichsten ist, dass die Auffälligkeit dieses Himmelsbereichs Orion zum zentralen Gestirn zahlreicher Mythen in unterschiedlichen alten Kulturen gemacht hat. Wer sich ein schwarzes Bild malt und irgendwo ein einen farbigen Tupfer macht, dieses Bild dann jemandem zum Anschauen gibt, wird der Betrachter sich zuerst fragen, welche Bedeutung wohl dieser Tupfer hat.

Wer dennoch vom galaktischen Zentrum spricht und irgendwas von "Portal" oder "Zentrum der Schöpfung" faselt, meint damit wohl das superschwere schwarze Loch im Mittelpunkt der Galaxie. Nun, ohne diese schwarzen Löcher gäbe es vermutlich gar keine (Spiral-) Galaxien, insofern verstehe ich die Interpretationen der Esoteriker. Es allerdings ein "Portal" zu nennen, ist grober Unfug. Viele Laien verwechseln schwarze Löcher gerne mit Wurmlöchern, die allerdings bisher rein theoretisch existieren.

23. November 2012, 00:53 Uhr, permalink

Mirko Alexander

Die Schwarzen Löcher unserer Astrophysiker sind doch selbst hochgradig theoretische "Gebilde", die sich mehr einem mathematischen Taschenspielertrick als empirischer Evidenz verdanken. Empirisch sind etwa Entführungen durch Außerirdische weitaus besser belegt, als dieser mathematisch aufgeblasene superschwere Unsinn. Man sollte wissen, wo die Leichen im Keller der Schulwissenschaft liegen, bevor man auf hohem Rosse sitzend auf die "Esoteriker" herabsieht.
Im übrigen interessiere ich mich weder für die Mayas, noch für irgendeine Theorie, sondern - man lege mir diese pointierte Formulierung nicht zum Nachteil aus - für die Wahrheit. Und diese bekommen wir seit gut zehn Jahren auf dem Silbertablett serviert, so detailliert und systematisch, dass einem dabei die Birne qualmt. Nein, ich spreche nicht vom Ashtar Command, nicht von der Galactic Federation of Light, nicht von Drunvalo Melchizedek und auch nicht vom Erzengel Michael. Ihr wisst schon, welche Dame ich hier meine...

Das schulwissenschaftlich haufgeputzte Ego ist hier natürlich schwer beleidigt, weil ihm mit der unverhofften Enthüllung des Rätsels dieser Welt ein Spielzeug abhanden zu gehen droht, mit dem man seit über 150 Jahren nur noch um des Spielens Willens hantiert. Dabei könnten uns die methodologisch ausgebildeten Empiriker dieser Welt von großem Nutzen sein, wenn sie nicht nur auf den dunklen Wegen einer Schattenwissenschaft den multidimensionalen Kosmos und die Rolle des Bewusstseins darin erforschen dürften.

23. November 2012, 15:00 Uhr, permalink

Brainlag

Ich kenne nicht die Bücher von ihrer oben erwähnten Prophetin, insofern kann ich diese "Wahrheit" nicht beurteilen. Genauso können Sie, nach ihrem Geschriebenen zu urteilen, sich kein Urteil über meine ominöse Schulwissenschaft machen, da Sie diese nur von dritter, subjektiver Literatur her kennen. Ich habe Physik studiert und kann dies sehr wohl, sogar vom Boden aus.
Sie dürfen glauben, was Sie wollen. Es hilft sowieso nicht, gegen ihre Überzeugung zu argumentieren, da es Ihnen leicht fallen sollte, jedes Gegenargument für Sie zu ignorieren, mit der Begründung, dass die argumentative Logik, an sich, falsch ist.

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