Die neue Weltfinanzordnung

Als Antwort auf die derzeitige Wirtschaftskrise werden die Pläne für eine Neue Weltordnung im Finanzwesen noch schneller umgesetzt. Vorgesehen sind eine globale Zentralbank und gemeinsame Währungen - oder gleich eine Weltwährung.

Die Entstehung gemeinsamer Währungen

Am 1. Januar 1999 führte die Europäische Union den Euro als ihre Gemeinschaftswährung ein. In den Jahren danach hat der Euro immer mehr an Bedeutung gewonnen. Er soll jedoch nicht die einzige gemeinsame Währung bleiben. Es gibt Bestrebungen und Aufrufe, in verschiedenen Regionen der Welt weitere gemeinsame Währungen ins Leben zu rufen.

2007 erschien in Foreign Affairs, der Zeitschrift des Council on Foreign Relations [CFR; Rat für auswärtige Beziehungen] ein Artikel mit dem Titel „Das Ende der Landeswährungen“, der von der Schwankungsanfälligkeit der internationalen Devisenmärkte ausging und behauptete, dass bisher nur sehr wenige „echte“ Lösungen für das Problem aufeinanderfolgender Währungskrisen vorgeschlagen worden seien. Der Autor stellte die Frage: „Wird die Wiedereinsetzung der staatlichen Hoheitsgewalt der finanziellen Instabilität ein Ende setzen?“

Und er gab auch gleich die Antwort darauf:

„Dabei handelt es sich um eine gefährliche Fehldiagnose […] Der richtige Weg ist nicht die Rückkehr in eine mythische Vergangenheit der Finanzhoheit, in der die Staaten in seliger Unwissenheit über das Geschehen im Rest der Welt Zinssätze und Wechselkurse bestimmen. Die Staaten müssen sich vielmehr von der verhängnisvollen Vorstellung lösen, dass ihre nationale Unabhängigkeit die Verpflichtung mit sich bringe, auf ihrem Territorium selbst Geld herzustellen und seine Verbreitung zu kontrollieren. Landeswährungen und globale Märkte passen einfach nicht zusammen, sondern führen in Kombination zu einem tödlichen Gebräu aus Währungskrisen und geopolitischen Spannungen, die wiederum einem schädlichen Protektionismus Tür und Tor öffnen. Um sicher globalisieren zu können, sollten die Staaten ihren monetären Nationalismus aufgeben und unerwünschte Währungen – die Ursache für einen Großteil der heutigen Instabilität – abschaffen. [...]

Monetärer Nationalismus und Globalisierung sind schlichtweg unvereinbar. Und das war schon immer so, auch wenn es erst in den 1970er Jahren augenscheinlich geworden ist, als sämtliche Staaten der Welt ihre Währungen im Wesentlichen wertlos gemacht haben. [...] Da eine wirtschaftliche Entwicklung außerhalb der Globalisierung nicht mehr möglich ist, sollten die Staaten den monetären Nationalismus aufgeben und ihre Landeswährungen durch den Dollar oder den Euro ersetzen. Die asiatischen Länder wiederum sollten sich auf eine multinationale Währung einigen, die in einer vergleichbar großen und volkswirtschaftlich breitgefächerten Region Gültigkeit besitzt."5

Der Verfasser ist im Grunde der Ansicht, dass gemeinsame Währungen die Lösung seien. Laut einem Bloomberg-Bericht vom Oktober 2008 „sagte Ewald Nowotny, Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank, dass sich zwischen Asien, Europa und den USA ein ,tripolares‘ Weltwährungssystem entwickle und er skeptisch sei, ob der US-Dollar je seine zentrale Bedeutung zurückgewinnen könne“.6

Die Union Südamerikanischer Nationen

Die Union Südamerikanischer Nationen (UNASUR) wurde am 23. Mai 2008 gegründet. Ihr Hauptsekretariat befindet sich in Ecuador, das Parlament soll in Bolivien und die "Bank des Südens" in Venezuela eingerichtet werden. Die BBC berichtete:

„Die Führer zwölf südamerikanischer Staaten haben eine Gebietskörperschaft gegründet, die die wirtschaftliche und politische Integration innerhalb der Region beschleunigen soll […] Mitglieder der UNASUR sind Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Ecuador, Guyana, Kolumbien, Paraguay, Peru, Suriname, Uruguay und Venezuela.“7

Wenige Tage nach Bekanntgabe der UNASUR-Gründung sagte der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, dass "die Mitglieder der Union im Rahmen der Integrationsbestrebungen innerhalb der Region eine gemeinsame Währung anstreben.“ Der Präsident wurde mit folgenden Worten zitiert:

„Wir werden so vorgehen, dass wir in Zukunft eine gemeinsame Zentralbank und eine gemeinsame Währung haben werden.“8

Der Golf-Kooperationsrat und eine Regionalwährung

2005 kündigte der Golf-Kooperationsrat (GCC), ein regionaler Handelsblock aus den Staaten Bahrain, Kuwait, Oman, Katar, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, seine Absicht an, bis 2010 eine Gemeinschaftswährung schaffen zu wollen. Ein Bericht besagte:

„Ein wirtschaftlich vereinigter und effizienter GCC ist für große Unternehmen ein deutlich attraktiverer Handelspartner als einzelstaatliche Wirtschaftssysteme, vor allem in Anbetracht der Handelshindernisse, die heute noch in der Region existieren. [...] Die natürliche Folge dieser Entwicklung zu vermehrter Integration ist die Einführung einer gemeinsamen Währung, um den Handel zwischen den einzelnen Staaten zu erleichtern.“

Einer Ankündigung zufolge „haben sich die Zentralbankchefs der Region darauf geeinigt, eine Währungsunion nach dem Vorbild Europas anzustreben“.9

Im Juni 2008 wurde berichtet, dass „die Zentralbankchefs der arabischen Golfstaaten übereingekommen sind, in einem Jahr den Kern einer gemeinsamen Zentralbank zu schaffen, was als bedeutender Schritt in Richtung Währungsunion betrachtet wird. Sie wiesen aber auch darauf hin, dass bis 2010 keine gemeinsame Währung im Umlauf sein werde.“10

Schon 2002 hieß es allerdings, dass „die Golfstaaten sich bezüglich ihres Währungsunion-Vorhabens um Rat an die Europäische Zentralbank wenden“. Im Februar 2008 gab Oman bekannt, dass es sich der Währungsunion nicht anschließen werde. Im November 2008 wurde berichtet, dass die „Endfassung des Währungsunion-Konzepts besage, dass die Golf-Zentralbank von den Regierungen der Mitgliedsstaaten unabhängig sein werde“.11

Im März 2009 hieß es:

„Der GCC solle die Einführung einer Gemeinschaftswährung nicht überstürzen, da die Mitgliedsstaaten erst einen Rahmen für die zu gründende regionale Zentralbank ausarbeiten müssten, sagte Muhammad Al Jasser, Zentralbankchef von Saudi-Arabien. Al Jasser wurde folgendermaßen zitiert: 'Die Europäische Union hat 45 Jahre bis zur Einführung einer gemeinsamen Währung gebraucht. Wir sollten nichts übereilen.'“

Mit der weltweiten Finanzkrise des Jahres 2008 stand die GCC-Währungsinitiative vor neuen Problemen:

„Im vergangenen Jahr stieg der Druck auf die GCC-Mitgliedsstaaten, ihre fixen Wechselkurse aufzugeben, da die Inflation in fünf der sechs Länder auf mehr als zehn Prozent gestiegen ist. Alle Mitgliedsstaaten mit Ausnahme von Kuwait haben ihre Währungen an den Dollar gekoppelt und folgen bei der Festlegung von Zinssätzen meist der amerikanischen Zentralbank."12

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