Editorial Ausgabe 74

Thomas editLiebe Leser!
Bitcoin: Manche Experten vergleichen die jetzige Zeit mit dem Jahr 1992 – kurz bevor das Internet freigegeben wurde. Die Welle der technischen Innovation, die in den nächsten Monaten losbrechen dürfte, wird genauso umwälzend werden wie damals die Ankunft des Internet. Und sie könnte viele, vielleicht sogar alle, ein wenig reicher machen. „Bitcoin“ ist der Name der bekanntesten Kryptowährung, die in den letzten Monaten eine beeindruckende Wertsteigerung erfahren hat. Doch der Name steht auch synonym für eine neue Technologie: die Blockchain.

Sie ist das eigentlich Revolutionäre dabei. Und die Blockchain wird sehr bald noch viel mehr umfassen als nur Kryptowährungen: Regierungen und große Firmen sind weltweit dabei, alle Güter (also Häuser, Autos, Verträge, Hypotheken, Renten) in der Blockchain zu erfassen und damit alles noch besser berechnen und mit Steuern belegen zu können. Die Blockchain ist eine komplizierte, aber geniale mathematische Idee: Sie erlaubt den fälschungssicheren Übertrag von Gütern von einer Person auf die andere, und das in einem öffentlichen Register, das für alle einsehbar ist, weil es „dezentral“ aufbewahrt wird … also quasi bei jedem, der an diesem Netzwerk teilnimmt. Vorgänge, die bis heute noch das umständliche Ausfüllen von Formularen erfordern und ganze Tage dauern können, bis sie von einem Sachbearbeiter zum nächsten gereicht wurden (denken Sie etwa an die Finanzierung eines neuen Autos) könnten bald durch „Smart Contracts“ in der Blockchain eine Sache von Sekunden oder Minuten werden, wobei alle Einzelheiten bereits vorgedacht und abrufbar sind.

Man kann all diese Entwicklungen als weiteren Schritt zur Versklavung der Menschheit sehen (und unser Leitartikel behandelt genau jene dunkle Seite davon); doch dabei würde man wahrscheinlich auch viele Chancen übersehen, denn eine Technologie an sich ist weder böse noch gut. Es hängt davon ab, was wir damit anstellen und wozu sie uns befähigt. Bei den Geldgeschäften der Zukunft werden keine Banken mehr nötig sein, denn die Blockchain macht sie überflüssig. Hatten wir davon nicht immer geträumt? Etwa die Hälfte der Menschheit, vor allem in der zweiten und dritten Welt, verfügt noch heute über keine Möglichkeit, Geld auf komfortablen und kostengünstigen Wegen zu versenden oder auf einem Konto aufzubewahren, denn es ist immer irgendeine Form von Bank als dritte Partei vonnöten. Die Kryptowährungen werden all jene Menschen an dieses neue System anschließen und ihnen damit erstmalig Zugang zum Markt gestatten und sie geschäftsfähig machen. Ab dann können sie bei AliBaba einkaufen oder bei Ebay mitsteigern.

Für Kleinanleger wie Sie und mich könnten Bitcoin und die anderen Kryptowährungen ein sehr interessantes Potenzial darstellen: Beim heutigen Kurs kostet ein Bitcoin noch etwa 6.500 Euro, aber Visionäre wie John McAfee oder Clif High gehen davon aus, dass der Wert in drei Jahren bei 500.000 oder gar einer Million Dollar pro Bitcoin liegen dürfte. Ich finde, man sollte sich überlegen, ob man bei dieser Gewinnerwartung nicht ein wenig Spielgeld riskieren mag. Viele Kleinanleger könnten so zu Millionären werden. Zumal man sich dabei sogar noch zugutehalten könnte, dem verhassten alten Bankensystem damit seine Lebensenergie, das Geld, zu entziehen, denn man bewegt durch ein Einschwenken auf Kryptowährungen ja einen Teil der verfügbaren Geldmenge in ein neues System, in dem Banken nichts zu melden haben und – je nach Währung – auch weg vom staatlichen Zugriff. Es kommt also wieder mal auf den Standpunkt an, den wir einnehmen wollen. Einerseits: Ja, durch die Blockchain wird man uns noch umfassender als bisher überwachen können. Doch Kryptowährungen könnten uns andererseits auch eine ungeahnte Freiheit bringen – genau wie beim Thema Internet, auf das ebenfalls beides zugleich zutrifft.

Manche warnen davor, dass den digitalen Währungen kein realer Gegenwert entspräche, und dass es sich daher nur wieder um eine weitere Blase handeln könnte, wie schon bei der Tulpenmanie der Holländer. Doch der Wert liegt in den Milliarden von Menschen, die diese Technologie sehr bald so unentbehrlich finden werden wie ihr Smartphone. Ich glaube, momentan kann man sich die Anwendungen der Blockchain in ihrer Vielfalt noch gar nicht vorstellen! Ich selbst habe mich in den letzten Wochen stark in das Thema eingearbeitet, um hier gerüstet zu sein und selbst Bitcoin kaufen und verwenden zu können. Ich habe aber dabei auch festgestellt, dass der Umgang mit diesem neuen Geldsystem eine ganz neue Art von Wachheit erfordert: Wenn man einen Fehler macht, gibt es ja keine Bank, die man dann bitten kann, den Fehler noch zu korrigieren. Was weg ist, ist weg. Doch je schneller man diese neue Verantwortung begreift, desto schneller wird man auch von der neuen Freiheit profitieren, die damit einhergeht. Ich bin jedenfalls aufs Äußerste gespannt – und diesmal ausnahmsweise in Erwartung vieler positiver Entwicklungen.

Alles Gute Ihnen!

Thomas Kirschner

Kommentare

09. Dezember 2017, 17:07 Uhr, permalink

Preuße

Für Bitcoin muß man sich in Sachen PC besonders gut auskennen sonst hat man einen Totalverlust! Ich sage nur Finger davon es sei denn man kennt sich WIRKLICH gut aus in Sachen PC und Sicherheit. Ich lasse da auf jeden Fall die Finger von wenn man selbst diesem Marktplatz (Habe den Namen jetzt nicht parat) gerade 60 Mio Bitcoins per hack geklaut hat, glaubt Ihr da sitzen Amateure?

09. Dezember 2017, 18:45 Uhr, permalink

Franz Hrubes

Was kaum einer weiß, ABER IN DIESEM ZUSAMMENHANG EXTREM WICHTIG IST:

www.epochtimes.de/technik/der-bitcoin-koennte-2020-die-gesamte-elektrizitaet-der-welt-benoetigen-a2290378.html

10. Dezember 2017, 11:22 Uhr, permalink

Daniel

Hier auch noch ein sehr interessanter und warnender Kommentar, der sich mit den neuerlichen "Höchstleistungen" von Bitcoin beschäftigt. Vielleicht ist die Idee der Blockchain nicht schlecht ... aber klar ist ja auch, dass die zunächst einmal vom Großkapital gekapert wird. Irgendwo wollen die hin, mit ihren Fiat-Billiarden, und solange im Finanzsystem nur noch Zahlen ohne realen Gegenwert herumschwirren, kann eigentlich nur der Kleinanleger verlieren. Was sogenannte "Finanzinstrumente" und "Geldanlagen" an sich angeht - für mich sind das inzwischen größtenteils Euphemismen für "Casino". Auch im Fall von Bitcoin: da wird doch nur spekuliert, weil Bitcoins eben rar sind. Mit "Geld" oder "sicheren Transaktionen" hat das doch nichts zu tun. Hier der anfangs erwähnte Kommentar:

kenfm.de/tagesdosis-9-12-2017-bitcoin-alarmstufe-rot-fuer-kleinanleger/

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