Love, Peace und CIA (Teil 2): Die Stars des Laurel Canyon - jung, berühmt und … tot

„Scheiße, ich meine, der hat doch sogar einmal Neil [Young] vorgespielt, verdammt.“

Graham Nash erklärt dem Autor Michael Walker, wie eng Charlie Manson der Laurel-Canyon-Szene verbunden war.

Im Laurel Canyon zu wohnen, bedeutete in den Sechziger Jahren ein aufsteigender Stern am Himmel der Pop-Musik zu sein. Für allzu viele junge Talente endete der schnelle Aufstieg jedoch bald in einer schnöden Holzkiste. Die Liste der Todesfälle mit unnatürlicher Ursache ist atemberaubend und erlaubt einen Blick auf den verstörenden Hintergrund der Flower-Power-Bewegung, der den Fans komplett verborgen blieb.

  • Bruce Berry: Den Roadie für die Band Crosby, Stills, Nash & Young riss im Juni 1973 eine Heroinüberdosis (wie gehabt …) aus dem Leben. Berry war kurz zuvor nach Maui geflogen, um Stephen Stills eine Kokainlieferung zu bringen und von Crosby und Nash umgehend nach L. A. zurückgeschickt worden. Berry war der Bruder von Jan Berry von der Surfband Jan and Dean. (Dean Torrence, der „Dean“ von Jan and Dean, hatte bei der fingierten Entführung von Frank Sinatra, Jr. – kurz nach dem JFK-Attentat – eine Rolle gespielt. Diese inszenierte Entführung war ein besonders lahmer Versuch, die Öffentlichkeit nach dem ersten Schock von den vielen offenen Fragen über den Präsidentenmord am Dealey Plaza abzulenken.)
  • Clarence White: hatte als Gitarrist bei den Byrds gespielt; wurde am 14. Juli 1973 von einem alkoholisierten Autofahrer überfahren und getötet. White war in der Nähe von Lancaster aufgewachsen, ganz in der Nähe des Ortes, wo auch Frank Zappa seine Teenagerzeit verbracht hatte. Mindestens einer seiner engsten Angehörigen arbeitete auf der Edwards Air Force Base. Der Autofahrer, der den 29-jährigen Clarence ums Leben gebracht hatte, wurde zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt und verbrachte keinen Tag im Gefängnis.
  • Gram Parsons: ehemals Mitglied der International Submarine Band, der Byrds und der Flying Burrito Brothers. Starb am 19. September 1973 im Hotel Joshua Tree Inn, angeblich an einer Speedball-Überdosis. Nur zwei Monate vor seinem Tod war Parsons Haus im Topanga Canyon bis auf die Grundmauern abgebrannt. Nach seinem Tod stahl Phil Kaufman, der Roadmanager der Burritos, Parsons Leichnam vom Los Angeles International Airport, brachte ihn in die Wüste zum berühmten Joshua Tree und verbrannte ihn dort rituell, pünktlich zur herbstlichen Tag- und Nachtgleiche. (Kaufman war zuvor ein Gefängniskumpel von Charlie Manson in Terminal Island gewesen; als er 1968 von dort entlassen wurde, nahm er gleich wieder Kontakt mit seinem ein Jahr vorher entlassenen alten Freund auf.)

Als Gram starb, hatte es in seiner Familie bereits einige sehr fragwürdige Todesfälle gegeben: Kurz vor Weihnachten 1958 hatte Parsons Vater Gram, seine Mutter und seine Schwester zu Familienangehörigen nach Florida geschickt. Am folgenden Tag, gleich nach der Wintersonnenwende, fing sich „Coon Dog“ einen Kugel in den Kopf ein. Sein Tod wurde behördlich als Selbstmord eingestuft; die Familie hatte er angeblich weggeschickt, um ihr soviel Kummer und Schmerz wie möglich zu ersparen. Natürlich wäre es auch möglich, dass „Coon Dog“ genau gewusst hat, dass seine Tage gezählt waren, und seine Familie nur aus der Schusslinie bringen wollte. Im darauffolgenden Jahr – 1959 – heiratete Grams Mutter wieder. Ihr neuer Mann war ein gewisser Robert Ellis Parsons, der Gram und seine Schwester Avis adoptierte. Sechs Jahre danach, im Juni 1965, starb Grams Mutter noch am selben Tag, an dem sie wegen einer plötzlichen Erkrankung ins Spital gebracht wurde. Zeugenaussagen zufolge starb sie „fast sofort“ nach einem Besuch ihres Ehemanns Robert Parsons. Viele der ihr nahestehenden Personen waren davon überzeugt, dass Parsons etwas mit ihrem Tod zu tun gehabt hatte; kurz danach heiratete Robert dann auch die jugendliche Babysitterin seiner Stieftochter. Nach dem Tod der Mutter ging Gram kurz an die Universität Harvard und startete dann seine Musikkarriere, indem er die International Submarine Band gründete, die sehr bald im Laurel Canyon – wo sonst? – landete. Als Gram 1973 im Alter von nur 26 Jahren starb, hinterließ er seine kleine Schwester Avis als einzige überlebende Familienangehörige. Avis wiederum schied mit 43 Jahren aus dem Leben: sie starb 1993, angeblich bei einem Bootsunfall.

  • „Mama“ Cass Elliot: die „Erdmutter“ des Laurel Canyon, zu deren Freundeskreis Musiker, Manson-Anhänger, Hollywood-Nachwuchsstars, der reiche Sohn eines Beamten aus dem Außenministerium, Songwriter, diverse Dealer und einige ausgesprochen widerwärtige Typen, die vom Los Angeles Police Department (LAPD) einmal als „eine Art Killertruppe“ bezeichnet wurden, gehörten. Sie starb am 29. Juli 1974 in der Londoner Wohnung von Harry Nilsson, einem bewährten Saufkumpan von John Lennon in Laurel Canyon und am Sunset Strip. Für Laurel-Canyon-Verhältnisse hatte Cass mit ihren 32 Jahren ein langes und arbeitsreiches Leben hinter sich. Vier Jahre nach ihrem Tod starb in genau demselben Zimmer genau derselben Londoner Wohnung (die nach wie vor Harry Nilsson gehörte) Who-Drummer Keith Moon am 7. September 1978. Ersten Presseberichten zufolge soll Cass an einem Schinkensandwich erstickt sein; die offizielle Todesursache lautete jedoch auf Herzversagen. Wahrscheinlich könnte man ihre wahre Todesursache aber unter „wusste über zu viele Hintergründe Bescheid“ ablegen. Moon starb angeblich an der massiven Überdosis eines Medikaments, das beim Alkoholentzug eingesetzt wird. Auch er hatte – wie Cass – einmal in Laurel Canyon gewohnt.
  • Amy Gossage: Wurde am 13. Februar 1975, als sie Graham Nashs Freundin war, in ihrer Wohnung in San Francisco ermordet. Die gerade erst 20-jährige wies fast 50 Stichwunden auf und war bis zur Unkenntlichkeit verprügelt worden. Amys Vater, ein prominenter Werbe- und PR-Mann, war 1969 an Leukämie gestorben. Kurz darauf wurde ihre Schwester bei einem Autounfall getötet. Im Mai 1974 starb dann auch ihre Mutter, die Tochter einer wohlhabenden Bankiersfamilie, angeblich an Leberzirrhose. Übrig blieben nur Amy, die damals 19 war, und ihr 20-jähriger Bruder Eben; beide waren angeblich schwer drogenabhängig. Den brutalen Mord an Amy hängte man schlauerweise gleich Eben an. Die Polizei hatte auf der Veranda von Ebens Wohnung der Einfachheit halber blutbefleckte Kleidungsstücke sowie einen Hammer und eine Schere gefunden – was sehr danach aussah, als hätte ihm jemand die Gegenstände untergeschoben. Später sagte ein Freund Ebens ahnungsvoll: „Wenn Eben sie wirklich ermordet hat, weiß er garantiert nichts davon.“
  • Tim Buckley: Singer / Songwriter, unter Vertrag bei Frank Zappas Plattenlabel, gemanagt von Herb Cohen, verstorben am 29. Juni 1975, angeblich an einer Überdosis. Buckley war in einer Folge der TV-Serie „The Monkees“ aufgetreten und kam wie Monkees-Mitglied Peter Tork (und so viele andere aus dieser Geschichte) aus Washington,DC.Er war zum Zeitpunkt seines Todes erst 28 Jahre alt. Sein Sohn Jeff Buckley, ebenfalls ein fähiger Musiker, konnte dem Leben ganze zwei Jahre mehr abringen als sein Vater: Er starb erst mit 30 einen bizarren Ertrinkungstod – am 29. Mai 1997.
  • Phyllis Major Browne: Die Ehefrau des Songwriters Jackson Browne starb am 25. März 1976, angeblich an einer Barbiturat-Überdosis. Ihr Tod wurde – das können wir mittlerweile alle mitsingen – als Selbstmord zu den Akten gelegt. Sie war 30.

Es gibt noch ein paar weitere merkwürdige Todesfälle, über die wir an dieser Stelle berichten können, auch wenn sie nur indirekt mit der Laurel-Canyon-Szene zu tun hatten. Eine lobende Erwähnung haben sie trotzdem verdient, vor allem die Fälle Bobby Fuller und Phil Ochs – ersterer, weil er ein besonders gutes Beispiel für die mustergültige Arbeit desLAPDist, und letzterer, weil wir durch ihn eventuell das Phänomen Laurel Canyon etwas besser verstehen lernen:

  • Bobby Fuller: Sänger, Songwriter und Gitarrist für die Bobby Fuller Four. Wurde am 18. Juli 1966 in seinem Auto in der Nähe von Grauman’s Chinese Theater tot aufgefunden, nachdem ihn der mysteriöse Anruf eines Unbekannten zwischen zwei und drei Uhr morgens aus seiner Wohnung gelockt hatte. Am bekanntesten ist Fuller für seine Hitnummer „I Fought The Law“, die sich gerade in den Charts nach oben arbeitete, als er mit 23 Jahren angeblich Selbstmord beging. Auf Gesicht, Brust und Schultern des Toten wurden zahlreiche Schnittwunden und Hämatome festgestellt, sein Mund war blutverkrustet, und er hatte eine Haarfraktur in der rechten Hand. Er war gründlich mit Benzin übergossen worden, das auch in Mund und Hals gefunden wurde. Auch im Wageninneren war Benzin verschüttet worden, und am Beifahrersitz lag ein offenes Streichholzbriefchen. Es lag klar auf der Hand, dass Fullers Mörder vorgehabt hatte(n), das Auto anzuzünden, aber durch irgend jemanden oder etwas vertrieben worden war(en). DasLAPDging trotzdem von Selbstmord aus, obwohl der Befund des Gerichtsmediziners besagte, dass das Benzin nach Bobbys Tod verschüttet worden war. Später verkündete die Polizei allerdings, dass es sich um einen Unfall gehandelt haben müsse – und versuchte gar nicht erst, eine Erklärung dafür zu finden, wie Fuller sich nach seinem unbeabsichtigten Selbstmord unabsichtlich mit Benzin übergossen hatte. Eine von Fullers engsten Vertrauten zum Zeitpunkt seines Todes war eine Prostituierte namens Melody, die im PJ’s-Nachtclub arbeitete, wo Bobby öfters aufgetreten war. Und einer der Besitzer dieses Clubs war Eddie Nash, der viele Jahre später das „Wonderland“-Massaker inszenieren sollte. Ein paar Jahre nach Bobbys Tod begann sein Bruder, der Bassist Randy Fuller, mit dem Schlagzeuger Dewey Martin zusammenzuarbeiten, der früher bei Buffalo Springfield gespielt hatte.

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