Love, Peace und CIA (Teil 2): Die Stars des Laurel Canyon - jung, berühmt und … tot

„Scheiße, ich meine, der hat doch sogar einmal Neil [Young] vorgespielt, verdammt.“

Graham Nash erklärt dem Autor Michael Walker, wie eng Charlie Manson der Laurel-Canyon-Szene verbunden war.

Im Laurel Canyon zu wohnen, bedeutete in den Sechziger Jahren ein aufsteigender Stern am Himmel der Pop-Musik zu sein. Für allzu viele junge Talente endete der schnelle Aufstieg jedoch bald in einer schnöden Holzkiste. Die Liste der Todesfälle mit unnatürlicher Ursache ist atemberaubend und erlaubt einen Blick auf den verstörenden Hintergrund der Flower-Power-Bewegung, der den Fans komplett verborgen blieb.

Während der zehn Jahre, in denen Bruce, Navarro, Mineo, Linkletter, Stevens, Tate, Sebring, Frykowski und Folger der Tod ereilte, erwischte es auch noch eine ganze Menge anderer Leute, die mit Laurel Canyon zu tun hatten – oft sogar unter sehr zweifelhaften Umständen. Einige Namen auf der Todesliste:

  • Marina Elizabeth Habe: Ihr zerstückelter Leichnam wurde am 30. Dezember 1968 im Buschwerk am Mulholland Drive, ein kleines Stück westlich vom Bowmont Drive, entdeckt. Die zum Zeitpunkt ihres Todes erst 17-jährige war die Tochter von Hans Habe, der um 1940 aus dem faschistischen Österreich in die USA emigriert war. Kurz danach heiratete er eine Erbin des Konzerns General Foods und begann am Military Intelligence Training Centre [Ausbildungszentrum des Militärischen Geheimdiensts] in Camp Ritchie psychologische Kriegsführung zu studieren. Seine neugewonnenen Kenntnisse setzte er nach dem Krieg im besetzten Deutschland ein, wo er 18 Zeitungen gründete – zweifellos unter der Leitung desOSS.
  • Christine Hinton: wurde bei einem Frontalzusammenstoß am 30. September 1969 getötet. Damals war sie die Freundin von David Crosby sowie Gründerin und Leiterin des Byrds-Fanclubs. Außerdem war sie die Tochter eines höheren Army-Offiziers, der in der berüchtigten Presidio-Militärbasis in San Francisco stationiert war. Eine andere Freundin Crosbys aus dieser Zeit war Shelley Roecker, die auf der Hamilton-Luftwaffenbasis in Marin County aufgewachsen war.
  • Jane Doe #59: wurde im November 1969 tot im dichten Gestrüpp des Laurel Canyon abgeladen – in Sichtweite des Ortes, wo nicht ganz ein Jahr zuvor jemand „entsorgt“ worden war. Das Mädchen im Teenageralter konnte nie identifiziert werden und war durch 157 Messerstiche in Brust und Hals ums Leben gekommen.
  • Alan „Blind Owl“ Wilson: Der Sänger, Songwriter und Gitarrist der Bluesrock-Band Canned Heat aus Laurel Canyon wurde am 3. September 1970 in seinem Haus im Topanga Canyon tot aufgefunden. Der Fall wurde als Selbstmord durch Überdosis zu den Akten gelegt. Wilson war in den Topanga Canyon übersiedelt, nachdem das Haus der Band im Laurel Canyon – an der Lookout Mountain Avenue, gleich neben dem von Joni Mitchell und Graham Nash – völlig abgebrannt war. „Blind Owl“ war erst 27, als er starb. Etwas mehr als ein Jahrzehnt später starb sein ehemaliger Bandkollege Bob „The Bear“ Hite – der einmal in einem Interview zugegeben hatte, dass er in den Canyons mit mehreren Mitgliedern der Manson-Family Partys gefeiert hatte – im hohen Alter von 36 Jahren an einem Herzinfarkt.
  • Jimi Hendrix: hatte angeblich kurze Zeit im riesigen Anwesen nördlich der Log Cabin gewohnt, bevor er 1968 nach Los Angeles zog. Er starb am 18. September 1970 unter bis heute ungeklärten Umständen in London. Jimi hatte eine Zeitlang bei der 101st Airborne Division derUSArmy in Fort Campbell gedient – eine Tatsache, über die er später nur ungern redete. Amtlichen Unterlagen zufolge wurde er per Gerichtsbeschluss zum Militärdienst gezwungen und nach nur einem Jahr entlassen, weil er angeblich so ein schlechter Soldat gewesen sei. Wenn das wahr ist, muss man sich doch fragen, warum er dann ausgerechnet einer solchen Elite-Luftlandedivision zugeteilt wurde. Und man muss sich auch die Frage stellen, warum man ihn so mir nichts, dir nichts aus seinem angeblich gerichtlich angeordneten Militärdienst entlassen hatte, anstatt Disziplinarmaßnahmen gegen ihn zu ergreifen. Hendrix selbst hat jedenfalls einmal Journalisten erzählt, dass er aus medizinischen Gründen abgemustert habe, nachdem er sich bei einem Fallschirmsprung den Knöchel gebrochen hatte. Einer seiner Biographen behauptete wiederum, dass Jimi vorgegeben habe, homosexuell zu sein, um so seine vorzeitige Entlassung zu erwirken. Die Wahrheit dahinter bleibt leider schwer fassbar. Als Hendrix starb, war der erste Mensch, den seine damalige FreundinMonika Dannemann(die letzte, die ihn lebendig gesehen hatte) anrief, ausgerechnet Eric Burdon von der Band The Animals. Burdon war zwei Jahre zuvor nach L. A. gezogen, wo er Frank Zappas Rolle als „Zirkusdirektor“ übernommen hatte, nachdem Zappa aus der Log Cabin in ein weniger prominentes Haus in Laurel Canyon übersiedelt war.

Innerhalb eines Jahres nach Jimis Tod sprang eine minderjährige Prostituierte namens Devon Wilson – die einen Tag vor seinem Ableben mit Hendrix zusammengewesen war – aus einem Fenster im achten Stock des Chelsea Hotel in New York. Am 5. März 1973 kam ein undurchsichtiger Charakter namens Michael Jeffery, der sowohl Hendrix als auch Burdon gemanagt hatte, bei einer Flugzeugkollision ums Leben. Jeffery hatte zu Lebzeiten gern mit seinen Kontakten zum organisierten Verbrechen und seiner angeblichen Tätigkeit für die CIA angegeben. Nach Jimis Tod war bekannt geworden, dass Jeffery den Großteil der Hendrix’schen Bruttoeinnahmen auf Offshore-Konten auf den Bahamas transferiert hatte, die in Zusammenhang mit dem internationalen Drogenhandel standen. Viele Jahre später, am 5. April 1996, wurde Dannemann – die Tochter eines reichen deutschen Industriellen – in der Nähe ihres Hauses in ihrem mit Abgasen gefüllten Mercedes tot aufgefunden.

  • Jim Morrison: wohnte eine Zeitlang in einem Haus am Rothdell Trail, gleich hinter dem Laurel Canyon Country Store, und starb am 3. Juli 1971 in Paris – oder auch nicht. Was an diesem Tag wirklich passierte, ist bis heute Stoff für zahlreiche Gerüchte und Spekulationen; im Laufe der Jahre wurden immer neue Versionen seiner Todesumstände veröffentlicht. Genau weiß man nur, dass Admiral George Stephen Morrison genau an besagtem Tag Hauptredner bei der offiziellen Außerdienststellung des Flugzeugträgers USS Bon Homme Richard war, von dem aus er sieben Jahre zuvor den Tonkin-Zwischenfall mitinszeniert hatte. Einige Jahre nach Jim Morrisons Tod starb auch seine Lebensgefährtin Pamela Courson sehr plötzlich, angeblich durch eine Heroinüberdosis. Zu Lebzeiten hatte sich Morrison – genau wie Hendrix – intensiv mit okkulten Lehren befasst und war vor allem von Aleister Crowleys Werken begeistert gewesen. Supergroupie Pamela DesBarres hat auch einmal behauptet, dass er „alles über Inzest und Sadismus gelesen hat, was er in die Finger kriegen konnte“. Zum Zeitpunkt seines (angeblichen) Todes war Morrison übrigens 27 Jahre alt, ebenfalls genau wie Hendrix.
  • Brandon De Wilde: war sehr gut mit David Crosby und Gram Parsons befreundet und starb am 6. Juli 1972 bei einem bizarren Autounfall in Colorado: sein Kleinbus pflügte sich geradezu unter einen Tieflader. DeWilde war in den Fünfzigern und seit seinem achten Lebensjahr ein gefragter Kinderdarsteller gewesen, den man neben einigen der größten Hollywood-Stars auf der Leinwand sehen konnte – u. a. Alan Ladd, Lee Marvin, Paul Newman, John Wayne, Kirk Douglas und Henry Fonda. Um 1965 schloß er sich den „jungen Wilden“ von Hollywood an, durch die er wiederum Crosby, Parsons und andere Mitglieder des Laurel-Canyon-Clubs kennenlernte. Er verließ diese Welt mit nur 30 Jahren.
  • Christine Frka: Moon Unit Zappas früheres Kindermädchen und ehemalige Haushälterin der Familie Zappa in der Log Cabin; ging am 5. November 1972 an einer angeblichen Rauschgiftüberdosis zugrunde – obwohl einige ihrer Freunde Fremdeinwirkung hinter ihrem Tod vermuteten. Frka war als „Miss Christine“ ein Mitglied der von Zappa ins Leben gerufenen GTO gewesen – einer Art Musikgruppe, die sich zur Gänze aus sehr jungen Groupies zusammensetzte. So inspirierte sie auch den Song „Christine’s Tune: Devil in Disguise“ von Gram Parsons’s Band The Flying Burrito Brothers. Als sie starb, war Frka höchstens Anfang zwanzig.
  • Danny Whitten: Gitarrist / Sänger / Songwriter der Band Crazy Horse, mit der Neil Young lange Zeit zusammenspielte. Er starb am 18. November 1972, ebenfalls an einer Überdosis. Einer Rock’n’Roll-Legende zufolge soll Young ihn ein paar Stunden vorher während einer Probe in San Francisco gefeuert haben. Angeblich haben Young und Jack Nietzsche – Phil Spectors früherer Hauptassistent – Whitten danach 50 Dollar in die Hand gedrückt und ihn in die nächste Maschine nach San Francisco gesetzt. Whitten war 29.

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