Anm. d. Red.: Der Artikel wurde ursprünglich von Michael Edward im Internet auf The World Vision Portal veröffentlicht. Den gesamten englischen Artikel finden Sie unter http://worldvisionportal.org/wvpforum/viewtopic.php?f=52&t=1031.
Man sollte Mutter Natur nicht zum Narren halten. Wer denkt, er könne damit durchkommen, wird schnell eines Besseren belehrt. Die Natur schlägt zwar subtil, aber doch auf eine Weise zurück, die die Grundfesten dieser Erde und des Lebens selbst erschüttert. Gott spielen zu wollen ist ein sehr gefährliches Unterfangen.
Mit einer neuen Imagekampagne will British Petroleum (BP) die Öffentlichkeit glauben machen, dass das Unternehmen „über das Erdöl hinaus“ plant, wie das aktuelle Logo suggeriert. BP ist weit mehr als nur ein Erdölunternehmen. Im Folgenden wird berichtet, inwiefern die Aktivitäten von BP vor und während der Katastrophe im Golf von Mexiko „über das Erdöl hinaus“ gingen. Wer eins und eins zusammenzählt, kann sich am Ende ein genaues Bild davon machen, wie offensichtlich BP versucht, Mutter Natur zum Narren zu halten. Doch nun schlägt die Natur zurück und ihre Vergeltung trifft die ganze Welt. Das gefährliche Spiel ist mittlerweile völlig außer Kontrolle geraten. Was im Februar 2010 im Golf von Mexiko seinen Anfang nahm, ist mittlerweile zu einem hausgemachten biologischen Albtraum ungeahnten Ausmaßes geraten.
Synthetische Genomik
Am 13. Juni 2007 schloss BP mit einer Firma namens Synthetic Genomics Inc. mit Sitz in Rockville, Maryland, einen langfristigen Forschungs- und Entwicklungsvertrag und investierte eine nicht genannte Summe in das Unternehmen. Synthetic Genomics wurde dereinst von Dr. J. Craig Venter mitgegründet, um auf Genomik basierende Technologien zu kommerzialisieren.1 Unter Genomik versteht man das Studium der gesamten DNS-Sequenz im Genom eines Organismus. Das Genom enthält alle in den Chromosomen, Genen und DNS-Sequenzen gespeicherten genetischen Informationen.
BP bzw. Synthetic Genomics entnahm DNS aus unterirdisch vorkommenden Kohlenwasserstoff-Substraten (biologischen Organismen im Rohöl) und behandelte diese mit Hilfe eines als DNS-Sequenzierung bekannten Verfahrens.1 Das bedeutet, die DNS aus den Zellen von unterirdisch in Erdöllagerstätten lebenden Mikroben, wie Bakterien oder Viren, wurde im Labor gezüchtet, um ihre chemischen und genetischen Eigenschaften zu bestimmen, zu isolieren und auszuwerten. Daneben wurden weitere Sequenzierungs-Verfahren angewendet, die über die einfache Bestimmung und Isolierung hinausgingen.
Bei dem von BP und Synthetic Genomics geschlossenen Vertrag geht es im Kern um die Entwicklung biologischer Transferverfahren zur Verbesserung der Erdölausbeute.1 Ziel ist die Entwicklung neuer Mikroben, ausgestattet mit im Labor hergestellten Genomen, die den Abfluss von Erdgas und Erdöl aus den Lagerstätten erleichtern sollen. Für Erdölproduzenten wie BP bedeutet eine bessere Ausbeute an Erdöl und Erdgas höhere Gewinne. Das Verfahren zur mikrobiell unterstützten Erdölförderung heißt MEOR (Microbial Enhanced Oil Recovery) .
Mikrobiell unterstützte Erdölförderung
Bei der MEOR werden Mikroorganismen eingesetzt, um zusätzliches Erdöl aus vorhandenen Erdöllagerstätten zu gewinnen. Da die Stoffwechselprodukte der in die Ölquellen eingebrachten Mikroorganismen die Beweglichkeit der Ölmassen und den Ölfluss verstärken, können größere Mengen Öl aus den Quellen gewonnen werden.2
MEOR ist also ein biotechnisches Verfahren, durch das unter Einsatz von Bakterien und Mikroorganismen sowie deren Stoffwechselprodukten die Fließeigenschaften von Erdöl verbessert werden. Andere Verfahren betreffen Genmanipulationen und die Neustrukturierung von DNS-Sequenzen, um so Bakterien mit verbesserten Ölförderqualitäten zu erschaffen.3
In eine Ölquelle eingebrachte Mikroorganismen, die sich zwischen Erdölreservoir und Gestein vermehren, fördern die Erdölausbeute auf folgende Weise:
- Oberflächenaktive Biosubstanzen – Bei der Verstoffwechslung des Öls produzieren die Mikroorganismen schmierige, oberflächenaktive Substanzen. Da diese von biologischen Mikroorganismen stammen, bezeichnet man sie als oberflächenaktive Biosubstanzen. Sie wirken wie Tenside, die das Öl vom Gestein und aus den Nischen lösen.
- Verringerte Viskosität des Öls – Die Mikroorganismen brechen die molekulare Struktur des sehr dickflüssigen Rohöls auf, wodurch es dünnflüssiger wird und sich leichter fördern lässt.
- Bildung von Kohlendioxid – Bei der Verstoffwechslung des Öls erzeugen die Mikroorganismen Kohlendioxid, das sich im Laufe der Zeit ansammelt, das Öl verdrängt und nach oben in Richtung Erdoberfläche drückt.3
Patente angemeldet
Das gemeinsame Projekt von BP und Synthetic Genomics zur Entwicklung neuer Mikroorganismen mit im Labor hergestellten Genomen (synthetische DNS) für die leichtere Förderung von Erdgas und Erdöl aus den Lagerstätten wurde am 13. Juni 2007 der Öffentlichkeit vorgestellt. Wann die Verträge tatsächlich geschlossen wurden, bleibt ein Firmengeheimnis.
Am 31. Mai 2007, knapp zwei Wochen bevor das Unternehmen die Öffentlichkeit informierte, wurde die US-Patentanmeldung Nr. 20070122826 bekannt gegeben, bei der es um Eigentumsschutz für eine Reihe von Basis-Genen sowie einen synthetischen, „freilebenden Organismus, der wachsen und sich vermehren kann“, geht. Mit der Anmeldung als internationales Patent bei der World Intellectual Property Organization (WIPO-Nr. WO2007047148, veröffentlicht am 27. April 2007) wurde um das Patentmonopol für mehr als 100 Länder nachgesucht.4
Antragstellerin war das J. Craig Venter Institut (JCVI), ein gemeinnütziges Unternehmen, das ebenso wie Synthetic Genomics, die Geschäftspartnerin von BP, von dem Wissenschaftler J. Craig Venter gegründet wurde. Beide Firmen haben ihren Sitz in Rockville, Maryland. Sicherlich ist es kein Zufall, dass im Wesentlichen Synthetic Genomics Inc. die Forschungen des JCVI sponsert (bezahlt).1 Da BP mit Synthetic Genomics nicht nur einen Vertrag über Forschung und Entwicklung abgeschlossen hat, sondern auch über Unternehmensanteile in nicht genannter Höhe verfügt, ist offenkundig, wer bei JCVI die Forschungen über synthetische Gene und deren Ergebnisse finanziert.
Sehen Sie, wie langsam ein Bild entsteht?
Kommentare
24. Februar 2011, 13:46 Uhr, permalink
Leviathan
Erstmal: SUPER Artikel!!!
Die haben ein Bakterium gezüchtet, dass Kohlenwasserstoffe frisst? Genau das Zeug, aus dem alle ORGANISCHEN Wesen bestehen.
Die haben also Hunger auf Leben und sind noch von ihrem Schöpfer gegen unser Allheilmittel (Antibiotika) immunisiert worden?
Die spielen nicht Gott, sondern den Anti-Gott. Und dann wollen die Bastarde mit ihrem Heilmittel auch noch Geld verdienen?
Oder soll das ein Versuch zur Bevölkerungsdezimierung werden?
Das sollten wir auf jeden Fall weiter beobachten!
HERZ LICHsT
L
28. Februar 2011, 00:38 Uhr, permalink
Mikrobiologin
Die Antibiotikumsresistenz ... jaja.
Mal abgesehen davon, dass ich das ganze auch nicht unbedingt gut heiße und ein gegen Antibiotika resistentes Bakterium immer Angst verbreitet:
Eine Antibiotikumsresistenz wird im gentechnischen Vorgehen (was hier eindeutig vorliegt) schon aus ganz pragmatischen Gründen in einen Organismus eingeführt: Nur so kann man sehen, dass das Experiment geglückt ist. Die Zellen, die die Geninformation erfolgreich aufgenommen haben, wachsen in Anwesenheit des Antibiotikums - der Rest nicht.
Andererseits leben diese Bakterien offenbar im Meer, das aus vielen Litern Wasser besteht - diese Verhältnisse sind in unserem Körper nicht gegeben, sodass die Nährstoffzufuhr in unserem Körper eher begrenzt ist. Mal abgesehen davon, dass unsere Bausteine noch mehr Elemente in ganz anderer Kombination enthalten als die reinen Kohlenwasserstoffe des Erdöls.
Dass BP hier miese Machenschaften am Laufen hat, möchte ich nicht bezweiflen. Und den Einsatz dieser Bakterien in freier Wildbahn ohne ausgiebige vorherige Tests halte ich auch für untragbar. Wir können nur hoffen, dass die genetische Ausstattung, die die Labormitarbeiter den Bakterien mitgegeben haben, sie in einem Lebensraum ohne Erdöl absterben lassen ...
28. Februar 2011, 10:41 Uhr, permalink
Leviathan
Danke für die Infos!
Könnte man auch einen anderen Indikator nehmen und nicht diese Resistenz? Könnte man ihnen (den Bakterien) nicht einfach grüne Haare wachsen lassen (ich weiß, dass das bei Bakterien keine Haare sind, komm bloß grad nicht drauf, wie die heißen ...)
HERZ LICHsT
L
01. März 2011, 10:57 Uhr, permalink
Mikrobiologin
Also, eigentlich geht das schon. Man kann die dann einfach mit einer Farbe in einem bestimmten Medium selektieren.
Ich weiß leider nicht, wie genau im Detail sie den Organismus künstlich hergestellt haben ...
Das Ding an der ganzen Sache ist auch: es gibt einen Unterschied, ob man ein oder wenige Gene in einen bestehenden Organismus einführt oder ein komplettes Genom künstlich herstellt.
Die Argumentation, die ich bringe, gilt für wenige Gene - bei Genomen bin ich mir nicht ganz sicher, da das erst eine relativ neue Technik ist, die noch nicht weit verbreitet ist. Und sicherlich auch (noch?) recht teuer.
Ich denke, als sie damals die Forschungen anfingen, hofften sie auf diese Weise ein Mittel gegen jedes Unglück zu haben. Aber ohne ausgiebige Tests kann man sich nunmal nie sicher sein, dass es nicht doch einen negativen Einfluss auf höhere Lebewesen bzw. einfach das Ökosystem gibt.
Immer diese vorschnellen, nicht zu Ende gedachten Maßnahmen ...! Gerade was Biotechnologie angeht, gerät da schnell eine ganze Branche in Verruf. Siehe die Angst vor "Gen-Gemüse" und generell GVO. Sowas will ich auch nicht essen, aber nicht, weil es gefährlich ist, sondern einfach, weil Firmen damit Bauern von sich abhängig machen, traditionelle Landwirtschaft verdrängen und Patente auf Lebewesen anmelden.
GVOs sind z.T. gängige Mittel in der Forschung, um medizinische und andere naturwissenschaftliche Fragestellungen bearbeiten zu können. Es gibt harte Maßnahmen und Strafen für falsche Arbeit damit - und nur durch falsche Informationspolitik großer Saatgutfirmen wird die Öffentlichkeit scheu gemacht.
Oh. Gehört nicht mehr hierher. Nunja. Vlt. mal woanders ... ;)
02. März 2011, 01:04 Uhr, permalink
Leviathan
Aber trotzdem interessant!
Über GVO habe ich bis jetzt nur Horror-Nachrichten gelesen ...
Auch mal schön, eine andere Perspektive wahrnehmen zu können.
17. März 2011, 15:34 Uhr, permalink
Melanie
@MIkrobiologin
Ob gentechnisch Verändertes gefährlich ist kann man jetzt noch gar nicht oder zumindest nicht sicher wissen. Es gibt keine Langzeitversuche... oder doch die gibts schon die werden nur verheimlicht:
Kühe die seit 3 Jahren Gentechgemüse vespern sind vollkommen am A... zerstörte und zerfressene Organe. Die Berichte darüber findet man leicht im Netz.
Wirtschaft und Natur zerstörende Monokulturen und Agrarmultis gab es schon immer im konventionellen Landbau auch wenn das durch Monsanto und Co sicher noch verschärft wird.
27. Mai 2011, 23:29 Uhr, permalink
panik
Im Golf von Mexiko werden jedes Jahr durch natürliche Vorgänge ca. 20 Mill. Tonnen Öl ins Meer abgegeben ... die Bakterien haben sich darauf eingestellt und so eine Nahrungsquelle gefunden. Die Ölkatastrophe ist somit anders zu sehen, als das Tankerunglück vor Alaska ... denn dort gab es diese Bakterien nicht.
Der Großteil des Öls aus der Bohrinselkatastrophe wurde einfach "gefressen".
Bildung siegt ...
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