Der 21.12.2012: Götterdämmerung am Ende der Zeit?

Der französische Philosoph und Kulturkritiker Jean Baudrillard schlug in seinem Essay „Das Jahr 2000 findet nicht statt“ vor, das Jahr 2000 einfach auszulassen und zu überspringen; zu symbolschwer  und belastend für die Menschen wäre jene Zäsur der Jahrtausendwende, der Einzug in ein neues Millennium. Jetzt steht mit 2012, genau am 21.12.2012, wieder ein beunruhigendes Datum vor der Tür: Der Weltuntergang, der universale planetarische und vielleicht auch kosmische End-Kollaps ist nah, Internet-Portale und verschiedene Websites sind voll mit Prophezeiungen, Weltuntergangsgeläute und Überlebenshilfen zum Schicksalsjahr 2012. Das ZDF plant am 21.12. den Weltuntergang in einer moderierten Live-Sendung zu begleiten. Time must have a Stop, but the Show must go on …

Es sind die 2012-Apokalyptiker (und nicht alle Y12) der Weltuntergangsszenarien, die die Faszination an der Explosion der apokalyptischen Zeitbombe mit der obzönen Lust am Freud'schen Todestrieb zur Manifestation des Thanatos mischen. Immerhin einen Tod werden wir in Bolivien erleben: hier wird ganz offiziell durch die bolivianischen Aymara-Indianer am 21.12. – in Solidarität und Einklang mit dem Ende der langen Zählung der Maya, den Nachbarn im Norden – das Verbot von Coca-Cola und das Ende des Kapitalismus ausgerufen.

Für die antiken Völker war der Motor der Zeitenwende, das Regelwerk, dass die Auf- und Abfolge der Weltzeitalter steuert, die Präzession. Und heute wissen wir von den Naturwissenschaften, dass Präzession eine Rolle im langfristigen Prozess des Klimawandels durch die Veränderung des Strahlungshaushaltes der Erde spielt, wie der serbische Forscher Milutin Milankowitch in den Milankowitch-Zyklen schon frühzeitig darlegen konnte. Nicht nur Treibhauseffekt und Kohlendioxid als stärkste Faktoren des heutigen Klimawandels, sondern auch die langfristigen astronomischen Zyklen der Präzession, der Exentrizität (Erdbahnzyklus) und die Schiefe der Ekliptik (Achsenneigung) beeinflussen den Mechanismus der Weltklimata. Und vielleicht erwartet uns wieder eine galaktische Superwelle mit erhöhtem Ausstoß von Gamma- und kosmischen Strahlen direkt aus dem kosmischen Kernzentrum, wie es der für die UN tätig gewesene Physiker Paul A. LaViolette in vielen Büchern – ohne Maya-Referenz – vermutet hat. Diese Elektronen-Kaskaden würden weltweit die elektronische Kommunikation stören und letztlich auch das Klima beeinflussen. Oder die verstärkten solaren Winde, die sich zu Sonnenstürmen entwickeln können und gerade in den Jahren 2012 – 2014 ihre höchste Intensität erfahren, wie Dieter Broers aufgrund von Berichten der NASA berichten kann. Diese Sonnenstürme könnten das gesamte Stromgeneratorennetz der Zivilisationen zerschmelzen.

Die letzte Gamma-Superwelle war nach LaViolette vor etwa 18.000 Jahren und brachte gewaltige Klimaveränderungen. Nach Ansicht des Wissenschaftlers entwickelt sich bei erhöhter Aktivität der Strahlung ein blaues Licht, das verstärkt aus dem galaktischen Zentrum strömt. Das korrespondiert vielleicht mit dem Auftauchen eines blauen Sterns am Ende der Zeiten in den Weissagungen der Hopi-Indianer? Eine Parallele oder gar Synthese von Wissenschaft und Mythos am Ende der Zeit?

Eine Wahrheit anderer Ordnung

Die Koinzidenzen sind erstaunlich. Eine Weiterführung und Bestätigung von De Santillana und von Dechend, die in „Hamlet’s Mill“ den Mythos als Form des menschlichen Wissens untersuchten und diese Form als gleichwertig mit wissenschaftlicher Erkenntnis setzten, so wie es Platos Sokrates und der Ethnologe Claude Levi-Strauss auch getan haben. Sokrates spricht vom mythischen Wissen als Wahrheit einer andern Ordnung im Vergleich mit wissenschaftlicher Wahrheit.

Aveni sieht jedoch im Werk von Santillana und Dechend nur einen kosmischen Determinismus und ein Ahnenerbe für die pseudowissenschaftliche kosmische Untermalung des Weltzerstörungs- und Erneuerungsszenarios der gnostischen New-Age-Propheten. Eigentlich schade und nicht weit genug gedacht, denn das 1969 vor der New-Age-Generation veröffentlichte Buch eröffnete erstmals die Perspektive, dass der Mythos und die Mythen der antiken Völker astronomisch zu lesen wären, ein Ansatz, der auch für den Archäoastronomen Aveni interessant sein könnte. Die Verschiebung des Frühlingspunktes durch Präzession – deshalb auch Präzession der Tagundnachtgleiche – führt zu mehr oder weniger kataklystischen und dramatischen Weltunfällen und zu neuen Zeitordnungen.

Interessanterweise haben die Maya sich dabei nicht – wie andere Kulturen – auf den Frühlingspunkt fokusiert, sondern auf die Wintersonnenwende und ihre Position im Schwarzen Loch (Xibalba) innerhalb der Milchstrasse und der Galaxis. Hier wäre eher von Präzession der Solstitien (Sonnenwenden) die Rede. Die Sonne erfährt gerade in diesen Jahren auf ihrer Ekliptik einen maximalen Annäherungspunkt und Schnittpunkt mit der schwarzen Wölbung (Dark-Rift) der Milchstrasse und des galaktischen Zentrums – Galactic Alignment. In der wissenschaftlichen Fachwelt gilt allgemein, dass die Maya darüber nichts wussten und diese Koinzidenz nur ein rein zufälliges Phänomen darstellt. Wenn aber die Maya die galaktische Ausrichtung bewusst berechneten in ihren Präzessions-Kalkulationen, dann ist das genial, eigentlich unglaublich, einfach unfassbar. Eine Kultur projiziert das Ende eines Long-Count-Zyklus mehr als 1.000 Jahre nach ihrem kulturellen Zerfall, möglicherweise wegen dieser bestimmten Konstellation zur Öffnung des Star-Gates… – das ist Denken am Rande des Undenkbaren!

Sei es wie es sei, auf jeden Fall wäre auch die kataklystische Apokalypse ein Prozess und fällt nicht auf einen bestimmten Tag (und hat mit der Maya-Kultur auch nichts direkt zu tun). Auch ein Polsprung und die Umkehrung des magnetischen Feldes auf der Erde – was ja auch als kommende Katastrophe gehandelt wird – wäre nicht am Tag X sofort vollzogen, sondern wäre ebenfalls ein Prozess von mindestens 30 Tagen. Die Prophezeiungen und Weissagungen des Weltendes – egal ob von Nostradamos, Schwarzsehern und anderen 2012ologen verkündet – vollziehen sich, wenn sie eintreten sollten, nicht an einem Tag. Apokalypse ist ein Prozess und exaltierte Emotionen und Hysterie nützt uns da gar nichts! Weltzerstörung und -erneuerung sind in zeiträumlichen Prozessen zu verstehen und tragen auch immer die Hoffnung auf positive Wandlung mit sich.

Baudrillard, der das Jahr 2000 überspringen wollte, sagte einmal, wir leben bereits die Tage des Jüngsten Gerichts. Das Jüngste Gericht wäre also längst da! Schauen wir, welche Offenbarungen und Götterdämmerungen es noch für uns hat, aber halten wir die Maya aus unseren apokalyptischen Weltuntergangsszenarien heraus und würdigen stattdessen die geistigen und kulturellen Errungenschaften dieser einzigartigen Kultur, was bisher unter diesen zeitlichen Umständen zu kurz gekommen ist, da diese Kultur bisher fast nur als Protagonist und Pate des Weltunterganges genannt werden durfte.  

Kommentare

08. November 2012, 09:08 Uhr, permalink

Mirko Alexander

Im galaktischen Zentrum befinden sich die Portale, welche in die bereits "gefallene" Spiegel- oder Parallelgalaxie führen. Ashayana Deane nennt das die "Phantommatrix". Von dort aus werden Systeme in unserer Galaxie über eine (sub-)atomare Umprogrammierung (Manipulation der Merkabafelder) in das Reich des "Teufels" integriert. Seit seiner "aktenkundig" gewordenen Rebellion gegen "Gott" schreibt dieser die Software für unsere holografische Arena um und beraubt seine Opfer der Fähigkeit zur Aszension (Zyklische, atomare Transfiguration des biologischen "Raumanzuges" und Aufstieg in höherdimensionale Wirklichkeitsfelder).
Die Mayas wurden wie alle anderen ursprünglichen 12 menschlichen Stämme von den Hybriden des "Teufels" im Zuge des Zerfallsprozess der Atlantischen Zivilisationen überrannt, infiltriert und ihrer ursprünglichen kulturellen Identität beraubt.
Kein Wunder, dass sie bereits vor der "modernen" Astronomie wussten, dass Xibalba Be das Zentrum der Schöpfung ist, der zentrale "Einstieg und die schwarze Straße in die Unterwelt". Das Zentrum der "Schöpfung" hat in dieser Zeitmatrix freilich nicht mehr viel mit dem ursprünglichen Schöpfungsprogramm zu tun.

22. November 2012, 13:12 Uhr, permalink

Brainlag

Xibalba bezeichnet einfach nur die neunstufige Unterwelt der Maya. In einigen Erzählungen der Maya wird Xibalba im Orion-Nebel positioniert. Dieser Nebel ist der uns nächste Emissionsnebel und deswegen kann man ihn schwach mit bloßem Auge sehen, in einer streulichtfreien Zone. Der "Dark Rift" bezieht sich auf eine trennende dunkle Staubspur, die den nördlichen Teil des Nebels durchzieht. Der Orion-Nebel liegt im Sternbild Orion, nicht in Blickrichtung zum galaktischen Zentrum. Am wahrscheinlichsten ist, dass die Auffälligkeit dieses Himmelsbereichs Orion zum zentralen Gestirn zahlreicher Mythen in unterschiedlichen alten Kulturen gemacht hat. Wer sich ein schwarzes Bild malt und irgendwo ein einen farbigen Tupfer macht, dieses Bild dann jemandem zum Anschauen gibt, wird der Betrachter sich zuerst fragen, welche Bedeutung wohl dieser Tupfer hat.

Wer dennoch vom galaktischen Zentrum spricht und irgendwas von "Portal" oder "Zentrum der Schöpfung" faselt, meint damit wohl das superschwere schwarze Loch im Mittelpunkt der Galaxie. Nun, ohne diese schwarzen Löcher gäbe es vermutlich gar keine (Spiral-) Galaxien, insofern verstehe ich die Interpretationen der Esoteriker. Es allerdings ein "Portal" zu nennen, ist grober Unfug. Viele Laien verwechseln schwarze Löcher gerne mit Wurmlöchern, die allerdings bisher rein theoretisch existieren.

23. November 2012, 00:53 Uhr, permalink

Mirko Alexander

Die Schwarzen Löcher unserer Astrophysiker sind doch selbst hochgradig theoretische "Gebilde", die sich mehr einem mathematischen Taschenspielertrick als empirischer Evidenz verdanken. Empirisch sind etwa Entführungen durch Außerirdische weitaus besser belegt, als dieser mathematisch aufgeblasene superschwere Unsinn. Man sollte wissen, wo die Leichen im Keller der Schulwissenschaft liegen, bevor man auf hohem Rosse sitzend auf die "Esoteriker" herabsieht.
Im übrigen interessiere ich mich weder für die Mayas, noch für irgendeine Theorie, sondern - man lege mir diese pointierte Formulierung nicht zum Nachteil aus - für die Wahrheit. Und diese bekommen wir seit gut zehn Jahren auf dem Silbertablett serviert, so detailliert und systematisch, dass einem dabei die Birne qualmt. Nein, ich spreche nicht vom Ashtar Command, nicht von der Galactic Federation of Light, nicht von Drunvalo Melchizedek und auch nicht vom Erzengel Michael. Ihr wisst schon, welche Dame ich hier meine...

Das schulwissenschaftlich haufgeputzte Ego ist hier natürlich schwer beleidigt, weil ihm mit der unverhofften Enthüllung des Rätsels dieser Welt ein Spielzeug abhanden zu gehen droht, mit dem man seit über 150 Jahren nur noch um des Spielens Willens hantiert. Dabei könnten uns die methodologisch ausgebildeten Empiriker dieser Welt von großem Nutzen sein, wenn sie nicht nur auf den dunklen Wegen einer Schattenwissenschaft den multidimensionalen Kosmos und die Rolle des Bewusstseins darin erforschen dürften.

23. November 2012, 15:00 Uhr, permalink

Brainlag

Ich kenne nicht die Bücher von ihrer oben erwähnten Prophetin, insofern kann ich diese "Wahrheit" nicht beurteilen. Genauso können Sie, nach ihrem Geschriebenen zu urteilen, sich kein Urteil über meine ominöse Schulwissenschaft machen, da Sie diese nur von dritter, subjektiver Literatur her kennen. Ich habe Physik studiert und kann dies sehr wohl, sogar vom Boden aus.
Sie dürfen glauben, was Sie wollen. Es hilft sowieso nicht, gegen ihre Überzeugung zu argumentieren, da es Ihnen leicht fallen sollte, jedes Gegenargument für Sie zu ignorieren, mit der Begründung, dass die argumentative Logik, an sich, falsch ist.

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