Die hohe Kunst der Plünderung

Wie einl ußreiche britische, europäische und US-amerikanische Familien und Konzerne, die mit Hitler vor dem Krieg Handel trieben, auch vom Fall Berlins profitieren und die Schätze der Nazis nicht den alliierten Regierungen in die Hände fallen lassen wollten.

Prinz Bernhards familiäre Beziehungen zu den Thyssens könnten erklären, warum der Prinz sich 1945 gemeinsam mit einer niederländischen Geheimdienst­abordnung nach Berlin in die russische Besatzungszone begab, um einen Stoß „belastender Schuldscheine“ zu bergen, die Fritz Thyssen gehörten und „geheimes Thyssen-Eigentum“ nachwiesen. Dieser kleine Gefallen wurde unter dem Vorwand durchgeführt, der wagemutige Prinz sei ausgerückt, um die von den Nazis gestohlenen niederländischen Kronjuwelen zurückzugewinnen. Die Scheine wurden zurück in die Niederlande gebracht und in der Bank voor Handel en Scheepvaart in Rotterdam hinterlegt, hinter der sich ebenfalls Thyssen verbarg. Diese als „Operation Juliana“ bekannt gewordene List war ein Schlag ins Gesicht alliierter Inspektoren, die die „fehlenden Stücke des Thyssen-Vermögens“ zurückzuerobern versuchten.29

Der US-Rechtsberater der Rotterdamer Bank war Allen Dulles, der das Schweizer OSS-Büro in Bern verlassen hatte, um US-Geheimdienstchef im Nachkriegsdeutschland zu werden.

Der Zaun um die Rose

Die Familie Lippe scheint mit zahlreichen Unternehmen in Kontakt zu stehen, die über Geheimdienstverbindungen verfügen. Man nehme beispielsweise den Rosenorden, einen Ritterorden, der dem Haus Lippe verliehen wurde. Ein Ableger dieses Ordens ist die Noble Company of the Rose, die „Noble Gefolgschaft der Rose“, die von Ernst August Prinz zur Lippe – einem Cousin ersten Grades von Prinz Bernhard – und Sir Rodney Hartwell gegründet wurde. Heute wird die Auszeichnung dieses Ritterordens ausschließlich und nur auf besondere Einladung hin an Mitglieder eines dubiosen Forschungsinstituts namens The Augustan Society verliehen, das 1957 gegründet wurde und sich vor allem mit Ahnenforschung, Königtum, Adel, Ritterschaft, Wappenkunde und ähnlichen Themen befaßt. Das Institut ist auf einem Anwesen in der kalifornischen Mojave-Wüste nahe Daggett untergebracht.

Das Merkwürdige an diesem Institut ist, daß viele seiner ersten Mitglieder und Urheber während des Krieges für den Geheimdienst, zumeist den OSS, tätig waren. Zu ihnen gehören Crolian Edelen, Robert Formhals, Robert Gayre, John Driscoll, George Balling und Forest Barber. Sie alle waren ehemals „Shickshinny Knights“ – bei diesem Ritterorden handelt es sich um einen sogenannten „Scheinorden“, der für sich beansprucht, dem russischen Großpriorat des Ordens vom Heiligen Johannes zu Jerusalem entsprungen zu sein. Die Shickshinny Knights rühmten sich einiger britischer und US-amerikanischer Militär- und Geheimdienstoffiziere, die mit den Nazis sympathisierten.30

Es wird angenommen, daß die Augustan Society vor allem Geheimdienstinformationen sammelt und daß mehrere Mitglieder der Gesellschaft sich schon drei oder vier Jahre, bevor die Gesellschaft offiziell eine Rechtspersönlichkeit wurde, zusammenfanden (wonach sie um etwa 1954 enstanden sein muß – mehr zu diesem Datum später). Auch wird behauptet, sie sei als Nachrichtendienst nur eine Tarngesellschaft für den Sovereign Military Order of Malta (SMOM), der offiziell als Souveräner Malteserorden des Vatikan gehandelt wird. Die Augustan Society war ursprünglich in Torrance, Kalifornien, angesiedelt – was in dieser Gegend das Sprichwort in Umlauf brachte: „Wenn man in Torrance niest, sagt jemand auf der Via Condotti ‚Gesundheit’.“ Die Via Condotti in Rom ist die Straße, an der der Palazzo di Malta steht, das Hauptquartier des Malteserordens.

Die Malteserritter sind in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung. Zu ihrem Orden gehörten Nazigrößen wie Dr. Hermann Abs, der im Vorstand der IG Farben sowie der Deutschen Bank saß und auch „Hitlers Zahlmeister“ genannt wurde. Einem der Gründer der Augustan Society, Robert Gayre, verlieh der Malteserorden das begehrte Großkreuz pro Merito Melitensi. Auch der Nazi-Geheimdienstoffizier Reinhard Gehlen (der bereits erwähnt wurde) wurde 1948 vom Malteserorden mit dem Großkreuz geehrt. Ein weiterer Mann, den die Malteser auf diese Weise auszeichnete, war James Jesus Angleton, auf den wir in Kürze zurückkommen werden. Allerdings wurde keiner der Gebrüder Dulles von der Augustan Society geehrt, aus dem einfachen Grund, daß sie protestantisch und nicht katholisch waren.

Es mutet merkwürdig an, daß Martin Bormanns Sohn, Adolf Martin, sich 1946 nach einem Aufenthalt im Kloster Federaun nahe Villach in Österreich zur Priesterweihe entschloß. Das Kloster unterstand Bischof Hudal – einem alten Vatikanvertrauten, der für die „Ratlines“, den „Rattenlinie“ genannten unterirdischen Schienenfluchtweg der Nazis, verantwortlich war. Aufhorchen läßt auch die Tatsache, daß Hudal der „Beschützer“ Adolf Martins sowie noch eines weiteren Mönchs war. Bei diesem anderen Mönch handelte es sich um Bruder Avery Dulles – den Sohn von John Foster Dulles, des älteren Bruders von Allen Dulles. Ist die Welt nicht ein Dorf?

Zudem halfen die Malteserritter Tausenden der schlimmsten Nazis und SS-Angehörigen, über die Rattenlinie zu entkommen und so ihrer gerechten Strafe zu entgehen, die in Nürnberg in Form der Schlinge auf sie wartete. Ursprünglich war die Rattenlinie als unterirdische Schienenstrecke für gesuchte Kriegsverbrecher gedacht, aber bald, so erfuhr ich, wurde sie auch zum Schmuggeln von Gold, Geld und anderer Beute der Nazis verwendet, um die enormen Verluste der Rockefellers durch vor dem Krieg getroffene Investitionen wettzumachen. Rockefeller wurde bei diesem schmutzigen Unternehmen unterstützt von Allen Dulles, Herbert Walker und James Jesus Angleton, dem Leiter des italienischen OSS-Büros, der später Direktor der CIA-Außenstelle in Rom werden sollte. Als solcher fiel der Vatikan in seinen Aufgabenbereich – und so erfuhr er von den homosexuellen Neigungen von Papst Pius XII. (der in den 1920er Jahren Nuntius in Bayern war), eine Information, die er zu Erpressungszwecken nutzte. Es heißt, Allen Dulles, Herbert Walker und James Jesus Angleton hätten durch die „Provisionen“ gut verdient, die die Rockefellers ihnen für das Verschieben von geschmuggelter Ware zukommen ließen. Angleton profitierte mehr noch als die anderen, weil er den Malteserorden, den Geheimdienst des Vatikan, dazu bringen konnte, den US-Geheimdienst zu unterstützen.

Zu den Gönnern der Augustan Society gehören Ernst August Prinz zur Lippe, Dr. Otto von Habsburg aus der alten österreichisch-ungarischen Herrscherlinie und Prinz Emmanuel von Savoyen, der Sohn von König Umberto II. – des letzten italienischen Königs, der nach dem Krieg abdanken mußte, weil er Mussolini unterstützte.31 Prinz Emmanuel ist Großmeister des vom Vatikan gebilligten Ordens des Heiligen Maurice und des Heiligen Lazarus.

Ein weiterer trügerischer Zufall ist, daß der bereits erwähnte Robert Gayre das Oberhaupt des US-amerikanischen Zweigs der rassistischen International Association for the Advancement of Eugenics and Ethnology (IAAEE) war, der internationalen Vereinigung zur Förderung der Eugenik und Ethnologie, die ihr Hauptquartier in Schottland hatte. Die Eugenik war eine Strömung, die die Ideologie und das Denken der Nazis nachhaltig prägte.

Die IAAEE wurde von Lord Malcolm Douglas-Hamilton gegründet, der während des Zweiten Weltkriegs ein Geschwader der Royal Air Force, der britischen Luftwaffe, kommandierte und zudem, über seine Mutter Pamela Bowes-Lyon, mit der englischen Königinmutter verwandt war. Darüber hinaus war Lord Malcolm ein Mitglied des „Cliveden Set“, ein anderer Name für die Oxforder Rhodes/Milner-Gruppe – die Hitler und seine Ziele unterstützte. Auch hatte er die Ehre, der Bruder des Herzogs von Hamilton zu sein, der, wie wir ja bereits wissen, Rudolf Heß nach dessen Landung in Schottland 1941 beherbergte.

Oberst Gayre gründete den Edinburgher Orden vom Heiligen Lazarus zu Jerusalem, und der US-Zweig dieses Ordens wurde von Lord Malcolm Douglas-Hamilton ins Leben gerufen. Robert Gayre war zudem Vizepräsident der International Commission for Orders of Chivalry (ICOC), der internationalen Ritterorden-Kommission. Der VI. Internationale Kongress der ICOC wurde 1962 in Edinburgh unter dem Ehrenvorsitz des Herzogs von Edinburgh und der Leitung des Herzogs von Hamilton abgehalten.

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