Love, Peace und CIA (Teil 2): Die Stars des Laurel Canyon - jung, berühmt und … tot

„Scheiße, ich meine, der hat doch sogar einmal Neil [Young] vorgespielt, verdammt.“

Graham Nash erklärt dem Autor Michael Walker, wie eng Charlie Manson der Laurel-Canyon-Szene verbunden war.

Im Laurel Canyon zu wohnen, bedeutete in den Sechziger Jahren ein aufsteigender Stern am Himmel der Pop-Musik zu sein. Für allzu viele junge Talente endete der schnelle Aufstieg jedoch bald in einer schnöden Holzkiste. Die Liste der Todesfälle mit unnatürlicher Ursache ist atemberaubend und erlaubt einen Blick auf den verstörenden Hintergrund der Flower-Power-Bewegung, der den Fans komplett verborgen blieb.

Kurz nach Fertigstellung der Log Cabin baute ein Kaufhausmogul (manche meinen auch, er sei ein reicher Möbelfabrikant gewesen; vielleicht war der Mann ja in mehreren Geschäftszweigen tätig) genau gegenüber – an der Ecke Laurel Canyon Boulevard und der späteren Willow Glen Road – ein imponierendes, schlossähnliches Herrenhaus. Das Gebäude war mit eher unheimlichen Türmchen, Zinnen und Wällen ausgestattet, und sein Fundament soll von Geheimgängen, Tunnels und verborgenen Räumen geradezu durchlöchert gewesen sein. Auch das zum Anwesen gehörende Grundstück war (und ist immer noch) von Pfaden durchzogen, die zu Grotten, aufwendig konstruierten Steinbauten sowie verborgenen Höhlen und Tunnels führen.

Auch auf der anderen Straßenseite waren die Außenanlagen der Laurel Tavern / Log Cabin mit seltsamen Höhlen und Tunnels gespickt. Michael Walker schreibt in seinem Buch „Laurel Canyon: Im legendären Tal des Rock’n’Roll“:

„Hinter dem Haus und den Hügel hinauf zog sich eine Reihe aus Gipsputz konstruierter Höhlen, die mit Stromleitungen und Glühbirnen ausgestattet waren.“

Mehreren Berichten zufolge verband ein Geheimgang, der unter dem heutigen Laurel Canyon Boulevard entlanglief, die Log Cabin (oder ihr Gästehaus) mit dem Anwesen von Harry Houdini. Viele halten diese Behauptung mittlerweile für ein modernes Märchen, aber angesichts der Tatsache, dass beide Grundstücke für ihre eher ungewöhnlichen – ähem – geologischen Formationen bekannt sind, fällt es nicht schwer, an eine Tunnelverbindung zwischen den Anwesen zu glauben. Die Tavern selbst beschrieb Gail Zappa später als „gigantisch, gewölbeartig und voller Höhlen“.

Als diese beiden recht ungewöhnlichen Bauwerke in dem ansonsten unerschlossenen Canyon errichtet waren und das Lookout Inn auf dem unbewohnten Lookout Mountain aufragte, begann Mann den Canyon als Urlaubs- und Freizeitziel zu vermarkten. Er teilte das Land in Abschnitte auf, denen er Namen wie „Bungalow Land“ und „Wonderland Park“ verlieh, und pries die Gegend als idealen Standort für Ferienhäuser an. Doch das Hotel, die Gaststätte und die zum Verkauf stehenden Grundstücke waren natürlich nicht für jedermann gedacht. Das Rasthaus war im wesentlichen ein Country-Club für – wie Jack Boulware einmal im Mojo Magazine schrieb – „wohlhabende Männer, die einen Ort des Rückzugs suchten“. Und „Bungalow Land“ wurde ganz offen als „niveauvolle Park-Wohnlandschaft auschließlich für ein wünschenswertes Publikum“ beworben.

Und dieses „wünschenswerte Publikum“ setzte sich natürlich in erster Linie aus wohlhabenden Menschen ohne eine allzu dunkle Hautfarbe zusammen.

Wie es auf der Website der heutigen Laurel Canyon Association heißt:

„Die neuen Parzellen wurden nur mit Nutzungsbeschränkungen vergeben. Dabei handelt es sich um kaum verschleierte Versuche, das Eigentumsrecht an den Grundstücken nur männlichen Weißen einer bestimmten sozialen Schicht zugänglich zu machen. Es wird zwar oft von der Bigotterie der Bauunternehmer in unserer Gegend gesprochen – doch wie es scheint, neigten auch einige der Einwohner zu Vorurteilen und Gesetzwidrigkeiten. Dieser Artikel erschien 1925 in einer Lokalzeitung:

Der vor einigen Monaten von selbsternannten ,Weißen Rittern‘ am Lookout Mountain in Hollywood ausgepeitschte Frank Sanceri wurde von den Geschworenen unter Oberrichter Shea von der Anklage freigesprochen, die 11-jährige Astrea Jolley rechtswidrig attackiert zu haben.

Auch vermögende Menschen zog es in den Laurel Canyon. Nach der Schaffung der Hollywood-Filmindustrie im Jahre 1910 wurde der Canyon zum Anziehungspunkt für eine Reihe von ,Kinematographie-Darstellern‘ wie Wally Reid, Tom Mix, Clara Bow, Richard Dix, Norman Kerry, Ramon Navarro, Harry Houdini und Bessie Love.“

Der Verfasser dieser kleinen Laurel-Canyon-Historie will uns ganz offensichtlich glauben machen, dass die „vermögenden Menschen“ nichts mit den gewalttätigen Rowdys zu tun hatten, die den Canyon durchstreiften. Ein Blick auf die Geschichte solcher Gruppierungen in Los Angeles offenbart jedoch ein ganz anderes Bild. Paul Young schreibt in seinem Buch „L. A. Exposed“ über frühe

„Bürgerwehren, die auf eigene Faust gegen Gesetzlose einschritten und oft sogar vom Bürgermeister selbst freie Hand bekamen. Richter Lynch zum Beispiel gründete 1854 mit einigen der führenden Richter, Anwälte und Geschäftsmänner – darunter dem Eisenbahnmagnaten Phineas Banning, der die Banning Railroad baute – die Los Angeles Rangers. Zudem gab es noch die Los Angeles Home Guard, eine weitere blutrünstige, paramilitärische Organisation aus angesehenen Bürgern, und die gefürchteten El Monte Rangers, eine Gruppe texanischer Cowboys, die sich auf die Ermordung von Mexikanern spezialisiert hatte. Derartige Femegerichte legten logischerweise keinen Wert auf die Rechte ihrer Opfer, die oft aus ihren Häusern, Gefängniszellen und sogar Kirchen verschleppt und dann verprügelt, gefoltert, verstümmelt oder kastriert wurden, bevor man sie am nächsten Baum aufknüpfte.“

Ja, liebe Leser, so machen wir das hier an der „linken“ Küste.

Bevor wir weitermachen, muss ich noch erwähnen, dass genau die Hälfte der acht prominenten Einwohner des Laurel Canyon, die auf der Website der Association erwähnt werden, unter zweifelhaften Umständen ums Leben kam – und drei der vier auch noch an Tagen von okkulter Bedeutung. Bessie Love, Norman Kerry, Richard Dix und Clara Bow wurden bei guter Gesundheit alt. Ramon Navarro aber fiel, wie wir bereits in der letzten Folge erfahren haben, am Vorabend von Halloween 1968 in seinem Haus am Laurel Canyon Boulevard einem Ritualmord zum Opfer. Fast ein halbes Jahrhundert zuvor, am 18. Januar 1923, wurde Leinwand-Idol und Frauenschwarm Wallace Reid in einer Gummizelle der psychiatrischen Anstalt, in die man ihn eingeliefert hatte, tot aufgefunden. Der Tod des erst 31-jährigen wurde auf Morphiumsucht zurückgeführt – wobei nie ganz erklärt werden konnte, wie er in einer Irrenhauszelle an seinen Stoff gekommen sein soll.

Tom Mix starb am 12. Oktober 1940 (dem Geburtstag des berüchtigten Okkultisten Aleister Crowley) auf einem einsamen Stück Highway in Arizona, bei einem sprichwörtlichen Unfall durch ruhenden Verkehr. Er traf mit seinem Auto völlig unerwartet auf eine Straßensperre, die wegen Bauarbeiten an einer vermeintlich weggespülten Brücke errichtet worden war. Obwohl sein Auto (wenigstens den meisten Aussagen zufolge) nicht mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs war, schaffte es Mix angeblich nicht mehr, rechtzeitig zu bremsen, und kam von der Fahrbahn ab, während eine Gruppe vorgeblicher „Arbeiter“ danebenstand und zusah. Es war jedoch nicht der Aufprall, der Mix tötete, sondern ein heftiger Schlag auf Nacken und Hinterkopf, scheinbar verursacht durch einen Aluminiumkoffer, der durch den Unfall vom Rücksitz nach vorne geschleudert wurde. Heute erinnert ein Gedenkstein am Straßenrand an den Unfallort. Wenn Sie dort vorbeikommen und sehen wollen, wo Tom Mix gestorben ist, können Sie übrigens auch gleich die Florence Military Reservation – ein militärisches Übungsgebiet – besuchen, die nur einen Steinwurf entfernt ist.

Harry Houdini starb genau an Halloween 1926, angeblich durch eine Blinddarmentzündung, der ein Schlag in den Bauch vorausging. Problematisch an dieser Story ist nur, dass sie aus Sicht der heutigen Medizin eine Unmöglichkeit darstellt. Ein relativ aktuelles Buch über den berühmten Zauberkünstler, „The Secret Life of Houdini“ von William Kalush und Larry Sloman, stellt die Theorie auf, dass Houdini höchstwahrscheinlich vergiftet wurde. Die Tatsache, dass seltsamerweise keine Obduktion durchgeführt wurde, ist ebenso verdächtig wie das „experimentelle Serum“, das man Houdini im Spital verabreichte, oder die Hinweise darauf, dass auch seine Frau Beth vergiftet worden sein könnte, den Anschlag aber überlebte. Am 23. März 2007 stellte Houdinis Großneffe angeblich den gerichtlichen Antrag, den Leichnam des Magiers zu exhumieren. Seine anderen Nachfahren wandten sich jedoch öffentlich gegen diese Idee.

Kommentar schreiben

Folgende Art von Kommentaren sind unerwünscht und werden von uns entfernt:

  • (Schleich-)Werbung jedweder Art
  • Kommentare die nichts zum Thema beitragen
  • Kommentare die der deutschen Sprache nicht gerecht werden
  • Geplänkel mit anderen Kommentarschreibern
  • Kontaktanfragen an die Redaktion (benutzen Sie hierfür bitte das Kontaktformular)

Bitte beachten Sie unsere Datenschutzhinweise