Im ersten Teil dieses Artikels habe ich Indizien dafür vorgelegt, dass die Arbeiten von Thomas Townsend Brown zur Elektrogravitation von der US Air Force und wahrscheinlich auch anderen Gruppierungen oder Organisationen durchaus ernst genommen wurden. Ich habe auch einige neuere Heimexperimente mit Liftern vorgestellt, die besonders gut die Schlussfolgerung untermauern, dass ein elektrisches Feld die auf ein Objekt wirkende Schwerkraft beeinflussen kann. Die gemessenen Werte haben dabei gezeigt, dass es sich nicht um den bekannten (und oft als Gegenargument angeführten) Ionenwind-Effekt handeln kann, der einen Schub erzeugt, indem die Luftmoleküle vom elektrisch geladenen Gefährt abgestoßen werden.
Bevor wir uns anderen Bereichen zuwenden, die mit Antigravitationsforschung, -effekten und -technologie zu tun haben, sei hier kurz angemerkt, dass in den 1950er-Jahren – etwa um die Zeit, als das „Project Winterhaven“ startete – in etlichen amerikanischen Publikationen Artikel erschienen, die sich mit Antigravitationsprojekten oder -studien befassten. Die Zeitschrift Young Men – The Magazine for Tomorrow’s Technicians and Engineers brachte in ihrer Ausgabe vom November 1956 beispielsweise einen Beitrag mit dem Titel „The G-Engines Are Coming!“ 1 In diesem Artikel von einem gewissen Michael Gladych heißt es, dass „die Gravitationsforschung von Glenn L. Martin Aircraft Co., Convair, Bell Aircraft, Lear, Inc., Sperry Gyroscope und mehreren anderen amerikanischen Flugzeugherstellern unterstützt wird, die wohl keine Dollarmillionen für Science-Fiction ausgeben würden“. Im selben Text erfährt man, dass Lawrence D. Bell, der berühmte Konstrukteur von raketenbetriebenen Forschungsflugzeugen, gesagt hat:
„Wir arbeiten schon mit Nuklearbrennstoffen und Geräten, um die Schwerkraft aufzuheben.“
Erwähnt wird in dem Artikel zudem, dass Bill Lear „sich bereits mit der Kontrolle der Gravitation beschäftigt“.
Noch bedeutender ist vielleicht ein Artikel aus Mechanix Illustratedvom Juni 1957 von G. Harry Stine mit der Überschrift „ANTI-GRAVITY: Power of the Future“.2 In diesem Beitrag wird auch der Einsatz von Elektrogravitation andeutungsweise behandelt:
„Man hat Flammenstrahlgeneratoren entwickelt, die die in Raketenstrahlen entdeckte elektrostatische Ladung nutzen und Ladungen bis zu 15 Millionen Volt erzeugen können. In Sachen Gravitationsantrieb wurden etliche wichtige Dinge entdeckt – etwa dass die Antriebskraft nicht nur auf den Teil des Schiffs wirkt, den sie mit Schub versorgt, sondern auf alle Teile innerhalb des durch den Gravitationsantrieb erzeugten Schwerefelds.“
Auch die Wirkung der G-Kräfte wird behandelt.
Schließlich erschien noch ein Artikel in Practical Mechanicsin der Ausgabe vom Oktober 1961, der den Titel „ANTI-GRAVITY: The Science of Electro-Gravitics“ trug.3 Der Verfasser schreibt darin:
„Ein Antigravitationsgerät ist nicht unmöglich; viele Länder, auch Russland, untersuchen gerade diesen neuen Ansatz in der Luftfahrt. Kanada hat sein ,Project Magnet‘, bei dem es um die Herstellung eines Antigravitationsgeräts geht, das auf dem Prinzip der Elektrogravitation beruht.“
Ich würde behaupten, dass die Anmerkung zu „Project Magnet“ nicht ganz korrekt ist. Im ersten Teil des vorliegenden Artikels wurde das „Top-Secret-Memorandum“ des für die kanadische Regierung tätigen Funktechnikers Wilbert Smith über die Geheimhaltungseinstufung des Ufo-Themas erwähnt. Smith schlug im selben Memorandum die Einrichtung eines Forschungsprojekts vor, das dann tatsächlich realisiert wurde. Dabei ging es aber nicht ausdrücklich um die Untersuchung von Antigravitationseffekten, sondern Smith regte vielmehr die Befassung mit dem Phänomen Ufos bzw. fliegende Untertassen im Allgemeinen an. Es stimmt jedoch, dass Smith Experimente erdachte und durchführte, die seiner Aussage nach bewiesen haben, dass das Gewicht eines Objekts durch Verwendung einer sehr schnell rotierenden Scheibe reduziert werden kann. Diese Forschungsarbeit ist auf der Website von William Treurniet dokumentiert.4
Die Douglas Aircraft Corporation und das Projekt BITBR
Nicht lange nach den angeführten Artikeln – das heißt in den späten 1950ern und frühen 1960ern – ging die Diskussion über die Entwicklung von Antigravitationstriebwerken und elektrogravitischen Antrieben stark zurück. In der Öffentlichkeit der „weißen Welt“ war davon kaum die Rede. In meinem Buch „Finding the Secret Space Programme“ beschreibe ich aber eine weitere Episode, von der ich im März 2005 erfahren habe. Im Zuge meiner Korrespondenz mit dem kanadischen Rechercheur und Autor Grant Cameron erwähnte er, dass ihn jemand wegen diverser Dokumente kontaktiert hatte, die in den Besitz der besagten Person gelangt seien und vordem der Douglas Aircraft Ltd. gehört hätten. Aus diesem Unternehmen wurde später McDonnell Douglas, das 1996 von Boeing erworben wurde.5 Da Grants Website ein ernsthaftes Unterfangen war, Teile der Wahrheit über das Wissen der US-Regierung (und anderer Regierungen) zum Thema Ufos und Außerirdische aufzudecken, war er der richtige Ansprechpartner, wenn es darum ging, die Authentizität offiziell wirkender Dokumente im Zusammenhang mit der Ufo-Forschung zu beurteilen. Das war auch hier der Fall. Grant gab meine Kontaktdaten also einem Mann namens Louis weiter, und ich gab ihm die FTP-Log-in-Daten für meinen Computer. Nach Angaben von Louis waren die Dokumente in einer Scheune gefunden worden, die eventuell einmal einem Angestellten von Douglas Aircraft gehört hatte, der in der Zwischenzeit verstorben oder umgezogen war. Der neue Eigentümer des Grundstücks hatte die Unterlagen entdeckt und für 31 Dollar auf Ebay verkauft!
Wie es scheint, entstand das Projekt, aus dem diese Dokumente hervorgegangen sind, unter ähnlichen Umständen wie Smiths „Project Magnet“, aber nicht in einer Behörde, sondern in einem Privatunternehmen. Das bedeutet, dass es dort offensichtlich jemand Qualifizierten gab, der erkennen konnte, dass das Phänomen Ufos bzw. Außerirdische einen realistischen Aspekt hat, der einer ernsthaften wissenschaftlichen Erforschung würdig ist – und dass diese Person auch ihre Vorgesetzten davon überzeugen konnte. So entstand das Projekt BITBR, eine Abkürzung von „Boys in The Back Room“.
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